Ein Freund.Mit Keckheit und den klugen Sprüchen, oft gepaart mit penetranten Fleischgerüchen, was ist, wenn sich der Widerstand erregt und im Herzen der Aufruhr sich nach oben bewegt? Das ist, wenn Hoffnung wieder leer ausgeht und mit ihr das Gute im Ansatz gleich verweht. Die besserwisserischen Ketzer und falschen Teufelsreiter sind’s, sie stehen – wie immer – gespreizt auf den Sprossen der angelegten Leiter.
Kritiker.Und von denen gibt es unbesehen viele, die schwadronieren und doch nichts wissen, sich festhalten am nächstbesten Besenstiele und schwätzen, was andere gar nicht vermissen. Da kommen Worte, dass die Haare zu Berge stehen, denn sie verderben Land und Leute und die Kinder durch ihr Geschwätz, das hört erst recht ein Blinder, und auch ihr solltet sie hören und auch sehen.
Für die andern werden dagegen die Tage länger, die Härte der Arbeit macht sie dünn und bänger und das schon in den Jahren der frühen Jugend. Denn weggeglitten ist die kostbare Tugend, verschleudert ist der Rat der Alten und der Weisen, dass sie hastig greifen nach dem scharfen Eisen, weil sie von Achtung und Kultur nichts wissen und meinen, dass sie das Eisen hantieren müssen.
Stophos.Was sind das für wunderliche Dinge mit dem Eisen und der scharfen Klinge, das sie auf und ab mit ihren Händen schwingen und Angst und Schrecken in die Häuser bringen. Dazu könnt’ ich noch manches mehr erzählen, was Menschenhände sonst noch wählen, denn auch der Narr ist mit dem Geist verwandt, das ist im Saale hier doch wohl bekannt.
So sehen die Dinge anders aus und sind oft eckig, da werden Dinge auch schnell fleckig, andere dreckig,
wenn Hände sie wie aus den Lüften greifen und die Finger sich am Trigger fest versteifen. Was kommen wird, es ist schon da, da macht euch keine Sorgen. Es ist, ich sag’s noch einmal klipp und klar, die Nacht liegt vor dem Morgen.
Bittsteller.Ich bitte Euch um Eure Gunst, gebt zurück, was eure Horden nahmen an Leben, Gut und teurer Kunst, was uns die großen Werte waren. Ich stehe hier mit leeren Händen und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Zerfetzte Tücher hängen an allen Enden, wo aus den Löchern der Tod und Unrat quoll.
Herr [ zeigt auf Stophos ].Nun, was kannst du mir da raten und das in klaren Worten für die nächsten Taten, denn im Volke ist das Elend groß, keiner begegnet dem andern mehr zum Trost. Du aber bist doch weltengescheit, sag und setz die Worte ohne Eitelkeit, damit am Schluss der Kopf versteht, was hier in all dem Elend vor sich geht.
Stophos [ mit ausfahrender Handbewegung ].Wenn Ihr’s so meint, dann will ich’s tun. Es ist die hohe Kunst, der keiner mehr die Achtung zollt. Ich stimm’ euch zu, dass leichter ist das Sagen, denn keiner will die Verantwortung in voller Bürde tragen. Ihr seht es selbst, wie die Menschen fluten und aus dem Land der Väter in fremde Länder drängen. Dazu kommen die Herren mit den harten Ruten, die die Völker schlagen, sie zwängen und erhängen.
So war’s schon zu der Römer Zeiten, dass Menschen bluten, flüchten bis hin ins Heute. Millionen hält der Boden schon begraben, doch die Herren drängen gierig, um noch mehr zu haben. Da frag’ ich Euch, wo ist der Schlüssel, um die Schatulle mit der Weisheit aufzuschließen? Nur zeigt nicht auf die verbeulte Schüssel, um in dieses Blech den abgestandenen Sud zu gießen.
Ich lege den Finger auf den Punkt und sage euch, neben dem Prunk ist vieles Schund, solange die Herren von den hohen Rössern mit den Ruten schlagen auf wehrlose Völker in deren Not und ihren Qualen. Denn verbeulte Blech- und leere Essensschalen entsprechen nicht den großen Sprüchen vor den Wahlen. Wie es enden soll mit dem Elend und den Schrecken, da beißen sich noch fest die Zecken.
Herr [ mit Blick auf Stophos ].So fass’ dich kurz, zu lang ist deine Rede, damit die Zeit nicht ohne Sinn verstreicht. Du siehst, über dem gefüllten Saal ist Licht, da braucht es der großen Umwege nicht. Und das siehst du auch, hier hat keiner einen dicken Bauch. Was ich damit sagen will, keiner isst dem andern etwas weg.
Stophos [ mit aufsässigem Gesicht ].Auch Ihr seht an meiner Körperform, dass ich halte die gebotene Essensnorm, denn die Façon ist mit dem Körper zu halten, das bei den Jungen wie bei den Alten. Was ich damit sagen will, es gibt die hohen Kreise, die drehen sich um sich selbst, dass sie nicht merken, dass unter ihnen noch andere Kreise sind.
Groß kann die Kunst nicht sein, dass sich die Kreise gegenseitig bemerken. Doch keiner werfe auf den andern den Stein, um sich im Rampenlicht der Eitelkeit zu spreizen. Denn jedem soll das sein, was ihm gebührt, was oft weniger ist, als was er selbst im Schilde führt. So muss Schluss sein mit dem Drunter- und Darüberschieben, und Schluss muss sein mit dem dauernd falschen Sieben.
Leute [ im Gemurmel ].Was meint er mit dem Drunter- und Darüberschieben? Wieder wird da maßlos übertrieben, wo sowieso der Grund und Boden fehlt, um zu sehen, was dem einen oder anderen gehört.
Kommt der noch mit seinen Sprüchen, auf die wir gern verzichten, und verführt sie zu den Flüchen, die zur Lösung nichts verrichten.
Stophos [ hält die Hand hinter das rechte Ohr ].Da stehen sie wieder im Gestammel, das Loch im Wissen schreckt sie bis zum Stotterbammel, weil sie weder sehen und auch nicht hören und der eine gar nicht merkt, wie die andern stören, dass sie sich in die Ohren flüstern, als wären sie Zwillinge von verstummten Geschwistern. Dabei schmeckt der Wortsalat nicht gut, ist fade und welk ohne Gewürz und Mut.
Kritiker [ mit erhobenem Finger ].Sind Jupiter und Saturn auch groß, dem nackten Auge sind sie fern und klein. Was ist das für ein Daseinslos, wenn der Narr sich aufputzt, und das noch fein! Werden wir nicht alle im Spott verschaukelt, uns schöne Worte so früh nur vorgegaukelt, was die Wirklichkeit nicht ist und so auch nicht stimmt, dass die gesprochene Silbe sogleich verrinnt.
Stophos [ mit abweisender Handbewegung ].Der kommt sich ja noch gescheiter vor, als wäre ich ein lächerlicher Tor, der nichts zu sagen hätte zur verkoksten Sache, wofür die jungen Kerle stehen stramm die Wache. Wenn das so ist und das Gemurmel weitergeht, dann sollen sie selbst ihre Sache machen, wie sie steht, und ich verziehe mich mit meinem Gepäck und Gruß: Servus! Macht alleine euren Dreck!
Herr.So einfach kommst du hier nicht weg mit deinen Sprüchen und zynischen Späßen. Zeige, was du kannst, auf dass wir säßen an milden Wassern auf ruhigem Steg.
Stophos [ mit trotzendem Blick ].Den Weg zum Steg, den müsst Ihr selber finden, da kann ich Euch nicht mehr verkünden als das, was ich schon sagte. Auch dachte ich, es war verstanden, weil keiner weiter fragte. Doch schaut hinaus, dann seht Ihr selbst, wie sie pflügen die fremden Äcker, und die andern lügen, die auf hohen Rössern sitzen mit dem tagtäglichen Profit, der ihnen schlichtweg in die Hände fällt.
Und wenn Ihr es nicht glaubt, bedenket in der aufgesetzten Blindheit, denn so ist’s, dass der Rutenmann raubt, was ihm nicht gehört trotz vorgetäuschter Taubheit. Stege an milden Wassern wird es nicht geben, solange Menschen sich durch Erpressung und Raub erheben, sich den Wehrlosen auf die knochigen Schultern setzen und mit ihren Lügen sie und das Volk verhetzen.
Erster Minister.Es ist das Blut, das gegen Wände spritzt. Es ist das Blut der Besitz- und Wehrlosen, da mögen sich die Besitzenden liebkosen. Das Elend nimmt mit wachsender Armut seinen Lauf, es schreit zum Himmel, während die andern oben auf dem Schimmel die Peitsche schwingen mit dem harten Knauf.
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