So titelte die MZ am 12. Oktober 2004 am Tag nach der Tat. Foto: pd
Kollegen haben sie dann zurück nach München in die Redaktion gebracht; Mitleid haben die „Montagsretter“ allerdings nicht hören wollen. Beate P. glaubt, dass sie einfach auf ein Standardprogramm umgeschaltet habe. Sie wollte nicht überempfindlich wirken, und wies daher alles zurück. Ihre Chefin schickte sie nach Hause, ordnete aber an, die Nummer des Kriseninterventionsteams in den Geldbeutel zu stecken. Eine weise Entscheidung, wie sich schon am folgenden Tag herausstellen sollte.
Am nächsten Morgen, als die Radiojournalistin ihren Morgenkaffee in ihrem Lieblingscafé trank, eine Boulevardzeitung aufschlug und neben der Schlagzeile zur Bluttat ihr Bild unter dem des Täters entdeckte, löste sich der Schock. P. konnte nicht mehr sprechen, plötzlich war sie mit allem überfordert. Der Kellnerin drückte sie nur die Nummer des Kriseninterventionsteams in die Hand. Und dann fuhr auch schon der Krankenwagen vor.
Ihre Chefin hatte das Münchner KIT bereits vorgewarnt – so fiel das erste Aufarbeitungsgespräch noch vor Ort leichter. Angekommen in der Redaktion setzten sich alle drei Beteiligten mit den Experten zusammen und redeten. Lange. P. glaubt, dass ihr genau das schon viel gebracht habe, dass sie dort eingesehen habe, dass sie vielleicht eine Traumatherapie braucht entgegen aller Vorurteile.
Heute ist sie mehr als dankbar darüber, dass sich Menschen ehrenamtlich bei KIT engagieren, um Fremden zu helfen. „Es ist unnötig, sich alleine damit herumzuplagen und Fachleute nicht in Anspruch zu nehmen.“ Bei einer schweren körperlichen Krankheit lehne man Tabletten ja auch nicht ab. Die Journalistin begab sich also zur Therapie. 20 bis 30 Sitzungen, genau weiß sie das nicht mehr. Viel reden, viel weinen, viel schreien, war das. „Klar, das gehört eben dazu.“
Nach dem Prozess gegen Max D. war die Radiofrau nur noch einmal in Amberg. Und kehrte zum Tatort zurück. Dort redete sie mit der Ladenbesitzerin. Den Kontakt habe sie inzwischen aber verloren. „Für mich war es vielleicht leichter, das aufzuarbeiten. Ich war weit weg vom Geschehen.“ Natürlich werde sie diesen Tag wohl nie vergessen. Jeden Tag daran denken, muss sie aber auch nicht. Zum Glück. Durch die Therapie habe sie das abgearbeitet – das sei viel wichtiger. „Verdrängen kostet nur Energie.“
Hinweis: *Namen aller Beteiligter wurden im Text verfremdet.
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