Elisa Scheer - Lösung

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Der selbst ernannte Womanizer Achim Wenzel wird tot im Hinterhof einer übel beleumundeten Kneipe gefunden. Niemand trauert besonders um ihn, aber offenbar hat auch niemand ein besonders ausgeprägtes Motiv – und alle haben ein Alibi. Gibt es einen Zusammenhang mit den merkwürdigen Anschlägen auf die harmlose Doktorandin Laura Cranz? Sie selbst verdächtigt zunächst den Mann, der sie aus ihrer WG gedrängt hat und auf den sie entsprechend wütend ist. Die Kripo ist erst einmal ratlos, aber Laura erkennt allmählich ihren Irrtum und trägt am Ende selbst zur Lösung bei…

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Alles frei erfunden!

Ähnlichkeiten oder Übereinstimmungen mit real existierenden Personen, Firmen o.ä. sind purer Zufall.

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Lösung. Kriminalroman

Elisa Scheer

published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

Copyright: © 2015 Elisa Scheer

ISBN 978-3-7375-6280-5

Freitag, 15.04.2005 - 19:00

„Schnucki, ich krieg noch ein Weißbier!“

„Sag nicht immer Schnucki zu mir“, war die mürrische Antwort. „Hast du echt schon wieder nichts mehr im Glas? Das war schon dein drittes und du bist noch keine Stunde hier.“

„Na und? Lass mich doch, wenn´s mir schmeckt“, meinte Achim Wenzel beleidigt. „Und besoffen bin ich noch lange nicht!“ Zu Bekräftigung ließ er einen prachtvollen Heferülpser hören.

„Saubär!“, schimpfte die Bedienung und stellte ihm ein frisches Weißbier hin. Die Kumpels johlten begeistert: „Sauber, Achim!“ Achim strahlte beifallheischend in die Runde. „Man muss den Mädels schließlich zeigen, wo´s langgeht!“

„Genau!“ stimmte der lange, dünne Ulli mit dem arg gelichteten Haar zu. „Mensch, ich hab da gestern eine aufgerissen, ich sag euch -!“

„Erzähl! Ordentlich was dran?“ Hajo vollführte entsprechend ausladende Handbewegungen vor seiner Brust. „Logisch!“, krähte Ulli, der zu den ersten beiden Weißbieren auch einen Obstler gekippt hatte. „Weich und willig. Wie die Weiber sein müssen.“

„Nix gegen meine Cora“, trumpfte Achim auf. „Die ist jetzt echt zahm geworden. Und vorgestern hab ich mit ihr -“, er beugte sich vor und raunte seinen Kumpels etwas ins Ohr. Die fielen mit weit aufgerissenen Augen auf ihre Stühle zurück. „Ehrlich? Mann...!“

„Da würde mir meine aber was husten“, gestand Dieter.

„Nicht fragen, einfach machen“, verkündete Achim. „Und darauf kriege ich jetzt auch noch einen Schnaps. Schnucki!!“

„Alter Depp. Wenn dir deine Alte mal eins mit dem Nudelholz überzieht, hast du´s echt nicht besser verdient. Da, erstick dran!“ Sie knallte ihm einen Obstler hin. Achim kippte den Schnaps und kicherte. „Die ist so blöd...! Die Cora ist doch gar nicht meine Alte. Meine Alte, die hat schon gar nichts mehr zu melden. Die soll sich um die Blagen kümmern und die Klappe halten.“

Dieter seufzte: „Weiber!“, und alle vier ergaben sich ihrem Leid, bis Achims Handy die Melodie von Zehn nackte Frisösen dudelte. Neues Gejohle. Er nahm ab, lauschte und starrte etwas verwirrt auf das Display. „Ach so... SMS.“

Er tippte herum und las stirnrunzelnd, dann steckte er das Handy wieder ein und erhob sich nicht ohne Probleme. „Muss mal eben... komm gleich wieder. Dann schmeiß ich ne Runde, versprochen...“

Er tappte in Richtung Toiletten. „Jetzt muss ihn schon eine anrufen und ihn erinnern, pissen zu gehen“, gackerte Hajo. „Der kommt langsam auch ganz schön runter.“

„Dabei ist er gerade mal dreißig“, fügte Dieter hinzu.

„Naja, der Suff eben.“ Uli nickte weise mit dem Kopf. „Glaubt ihr, er weiß nachher noch, dass er eine Runde schmeißen wollte?“

Freitag, 15.04.2005: 19.15

Der Reifen hatte zu wenig Luft. Überhaupt brauchte das ganze Fahrrad mal wieder eine gründliche Überholung. Wütend stieg Laura ab und schob.

Typisch! Erst der hastige Umzug in diese grässliche Popelbude – ach, wie schön war es in der WG gewesen, als die WG eben noch eine richtige WG gewesen war! Dann die blöden Sprüche von Professor Theilhammer über ihre Willehalm -Arbeit, und jetzt gab auch noch das Scheißfahrrad den Geist auf, dabei war es weder alt noch nachlässig gepflegt.

Sie war zurzeit einfach schlecht bestrahlt.

Und die Pumpe hatte man ihr natürlich schon längst geklaut. Bis in die Emilienstraße war es noch ein ganz schönes Stück, wahrscheinlich würde sie saftig zu spät kommen. Und bei ihrem Glück hatte Bille wahrscheinlich bis dahin längst aufgegeben und war wieder gegangen.

Sie blieb stehen. Bille anrufen! Genau, sie hatte doch irgendwo das Handy! In der Tasche herrschte das übliche Chaos, aber schließlich fand sie es.

Na bravo – kein Saft mehr. War ja wohl nicht anders zu erwarten. Sie warf es in die Tasche zurück und schob mit erhöhtem Tempo weiter. Immerhin war sie doch schon fast an der Uni, an der nächsten Ecke musste schon die Krasse Kati kommen, dieses ekelhafte Pennerlokal. Wenn die Prinzessin Katharina, nach der die Straße hinter der Uni benannt war, wüsste, wozu ihr Name missbraucht wurde, würde sie in ihrem Marmorsarg rotieren. Sie bog um die Ecke und warf fast eine Fußgängerin um.

Die Frau, elegant in ein dunkles Kostüm mit langem Rock gekleidet, taumelte gegen die Hauswand. Laura ließ ihr Rad fallen. „O Gott, das tut mir Leid! Hab ich Ihnen wehgetan? Kommen Sie, ich helfe Ihnen, Sie wären ja fast hingefallen. O du lieber Himmel, Ihr Rock! Das ist Seide, nicht? Und an meinem Reifen war so viel Dreck...“

Die Frau atmete noch etwas stoßweise, aber sie wehrte sofort ab. „Lassen Sie nur, mir fehlt gar nichts. Und den Dreck kann man rausklopfen. Ich hab´s eilig, also wenn es Ihnen nichts ausmacht...“

„Ich will Sie ja gar nicht aufhalten – aber wenn Sie das Kostüm doch in die Reinigung geben müssen – ich heiße Laura Cranz, wie der Siegeskranz, aber mit C. Ich gebe Ihnen noch schnell meine Handynummer, ja?“ Sie wühlte in ihrer Tasche nach dem Notizblock und dann nach einem Kuli. Der dritte funktionierte. Die Frau nahm den Zettel sichtlich ungeduldig entgegen und steckte ihn achtlos ein, ihren Rock flüchtig abklopfend.

„Tut mir Leid“, rief Laura ihr noch nach, dann schob sie ihr Rad weiter, an der Hofausfahrt der Krassen Kati vorbei in die Emilienstraße. Ganz in der Ferne war das rote Ratlos -Schild zu sehen, durch den aufkommenden Nebel etwas unscharf. Laura seufzte und schob weiter.

Freitag, 15.04.2005: 19:30

Noch eine Akte, dann musste endlich Schluss sein, schließlich war Freitagabend. Joe Schönberger schielte zu seinem Chef hinüber, der ganz versunken einige Schriftstücke studierte. Kunststück, seine Freundin war auf Geschäftsreise, da hatte er wohl nichts Besseres zu tun. Er, Joe, leider eigentlich auch nicht. Höchstens die letzte Flasche echtes Pilsner und vielleicht eine Tiefkühlpizza und dann vor den Fernseher. Ach nein – freitags gab´s überall nur Krimis, die reichten ihm tagsüber schon.

Na gut, joggen. Oder was lesen. Jedenfalls knurrte ihm mächtig der Magen. Er seufzte halblaut und heftete einen Bericht der Spurensicherung an die richtige Stelle. Der Fall war doch klar! Fehlte bloß noch die Aussage dieses einen Zeugen. Und der Abschlussbericht. Die Aussage fand er nach heftigem Rühren in den Zetteln auf seinem Schreibtisch, der Abschlussbericht lag immer noch im Druckerschacht. Erleichtert heftete er alles ab, kontrollierte die Akte noch einmal auf Vollständigkeit und warf sie mit einem befriedigten Laut in den Ausgangskorb. Dann stapelte er den übrigen herumliegenden Krempel säuberlich auf, warf ein, zwei irrelevante Rundschreiben weg, pinnte ein wichtigeres an die Korkwand und lehnte sich im Schreibtischstuhl zurück. Jetzt konnte das Wochenende kommen – und wenn er hundertmal keine Ahnung hatte, was er unternehmen sollte.

Der Chef grinste ihm über die Schreibtische hinweg zu. „Fertig? Dann hauen Sie mal ab ins Wochenende. Ich mach hier noch ein bisschen klar Schiff, ich komme nicht gerne in eine leere Wohnung.“

Joe angelte gerade nach seiner Jacke, die hinter seinem Drehstuhl auf dem Boden lag, mit einem Ärmel unter einer Stuhlrolle, als das Telefon klingelte.

„Wehe!“, stöhnte Spengler und nahm ab, weil Joe noch in den Kampf mit Stuhl und Jacke verstrickt war. Er lauschte, seufzte, schrieb sich etwas auf und sagte schließlich Worte, die Joe das Schlimmste befürchten ließen. „Ja gut, wir kommen. In zehn Minuten sind wir da.“

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