1 ...7 8 9 11 12 13 ...17 Werner Blöhmer verzog das Gesicht. »Ja, das hat er wohl, aber nicht mir persönlich. Ich habe das erst ein paar Tage später erfahren, von ein paar Leuten aus dem Haus hier, mit denen Eckermann gesprochen hat. Börder musste sich angeblich ins Ausland absetzen, aber so weit ist er wohl nicht gekommen.«
»Was meinen Sie damit, dass Herr Börder nicht so weit gekommen ist?«, fragte Werner Tremmel.
»Naja, Sie haben doch gesagt, dass man ihn tot im Wald gefunden hat.«
»Stimmt, das haben wir gesagt.« Werner Tremmel nickte.
*
Hausmeister Blöhmer sah den beiden Kriminalern nach. Patrick Arnold und Werner Tremmel gingen zu ihrem Dienstwagen. Tremmel setzte sich ans Steuer. Sie fuhren in die nächste Seitenstraße und parkten dort sofort wieder, direkt neben einem riesigen Rhododendron, der jetzt Ende Juli in einem tiefen Violette blühte.
Werner Tremmel stellte den Motor ab. »Rainer Eckermann, der stand doch auch auf deiner Liste.«
Patrick nickte. »Der Kollege Leidtner hat das Umfeld unseres Opfers abklopfen lassen. In dem Bericht wurden dieser Rainer Eckermann und ein paar andere genannt. Eckermann haben wir gleich ganz oben auf die Liste gesetzt.«
»Treffer!«, sagte Werner Tremmel und lächelte. »Gute Arbeit, Patrick. Dann haben wir also unseren Tatverdächtigen. Passt doch alles zusammen. Der Streit im Februar, das fast zeitgleiche Verschwinden von Ken Börder, Rainer Eckermanns Rolle bei der Wohnungsauflösung, die Lüge, als er behauptet, dass Ken Börder sich ins Ausland abgesetzt hat. Da kommt einiges zusammen.«
»Soll ich Thomas anrufen, der hat bestimmt schon die Adresse und alles recherchiert?«
Werner Tremmel schüttelte den Kopf. »Das kannst du doch selbst ganz fix herausfinden. Ich will in diesem Fall ohne Umwege Nägel mit Köpfen machen.«
»Und das heißt?«, fragte Patrick.
»Der Chef soll beim Staatsanwalt einen Haftbefehl beantragen. Das muss jetzt schnell gehen. Du kannst dich inzwischen um die Daten von Rainer Eckermann kümmern.«
Werner Tremmel zückte sein Handy, öffnete die Fahrertür und verließ den Wagen. Er stellte sich hinter den Rhododendron und begann sein Telefonat. Patrick zögerte, dann rief er Thomas im Präsidium in der Keithstraße an und berichtete ihm von dem Gespräch mit Hausmeister Blöhmer.
»Fazit, es gibt eine Spur zu einer der Personen aus Ken Börders Umfeld«, sagte Patrick schließlich.
»Rainer Eckermann«, wiederholte Thomas. »Ich war nicht ganz untätig, obwohl Tremmel mich ja verhungern lässt ...«
»Komm, schieb das doch beiseite«, versuchte Patrick Thomas zu beschwichtigen. »Das wird sich irgendwann noch wieder ändern. Werner braucht immer etwas länger, um mit einem neuen Kollegen warm zu werden.«
»Ich will gar nicht mit ihm warm werden, ich will meine Arbeit machen.« Thomas holte Luft. »Ich habe jedenfalls weiter recherchiert. Was brauchst du?«
»Wo finden wir diesen Rainer Eckermann, oder hast du schon Kontakt aufgenommen?«
»Nein, nein, ich habe nur die Personendaten von Ingo Bayer und Rainer Eckermann abgefragt. Diesen Söhnke Robrak wollte ich mir gleich vornehmen. Dann sollten wir Lars auch noch einmal bemühen.«
»Deinen Kontakt zum Personenerkennungsdienst?«, fragte Patrick.
»Ja, Lars Meier«, bestätigte Thomas. »Natürlich müsste Tremmel sein Okay geben, wenn Lars tiefer einsteigen soll.«
»Das wird er machen. Jetzt interessiert uns erst einmal, wo wir Rainer Eckermann finden können.«
»Gut, soll ich es Tremmel schicken?«, fragte Thomas.
»Das lass mal lieber«, sagte Patrick schnell. »Verstehe das nicht falsch, aber es reicht, wenn ich die Infos habe.«
Thomas schwieg für ein paar Sekunden. »Ist raus.«, sagte er schließlich.
Patricks Handy kündigte wenig später den Eingang einer E-Mail an. Er las sich das Dossier durch, das Thomas zusammengefasst hatte. Dann näherte sich ein Schatten. Werner Tremmel öffnete die Fahrertür, setzte sich wieder in den Dienstwagen und schüttelte den Kopf.
»Scheiß Bürokratie«, fluchte er. »Natürlich sollte ich mich selbst im Büro des Staatsanwaltes melden. Wenn man einmal Rückendeckung von einem Vorgesetzten benötigt. Da sollen die sich hinterher aber nicht wundern, wenn man dann immer alles im Alleingang macht.«
»Und was sagt der Staatsanwalt?«, fragte Patrick vorsichtig.
»Nichts, der konnte nichts sagen, ich bin beim Assi gelandet, oder wie der sich schimpft. Assi oder Referent oder Bürokratenheini.« Werner Tremmel schüttelte erneut den Kopf. »Jetzt heißt es warten.«
Patrick nickte. »Aber wir können Rainer Eckermann doch schon einmal auf den Zahn fühlen.«
»Das ist nicht das Problem«, raunte Werner Tremmel. »Ich will den Mann dingfest machen, und zwar sofort. Ich habe da so ein Gefühl.«
Patrick überlegte. Er zögerte kurz. »Ich habe mir jedenfalls schon einmal die Personendaten besorgt. Rainer Eckermann wohnt in Tegel. Er ist Taxifahrer bei einem privaten Taxendienst, der seine Zentrale in Berlin-Lichtenberg, in der Nähe der Deutschen Post Zentrale in der Buchberger Straße hat. Vielleicht arbeitet er ja gerade.«
»Hast du die Nummer?«
Patrick nickte. »Soll ich mich nach ihm erkundigen?«
»Ja, aber ganz vorsichtig«, sagte Werner Tremmel. »Ich will nicht, dass irgendjemand Eckermann warnt.«
»Ich mach das schon.« Patrick tippte die Nummer des Taxidienstes in sein Smartphone ein und stellte das Telefon auf laut, während die Verbindung gewählt wurde.
»Taxiservice Lichtenberg, wo können wir Sie hinfahren?«, trällerte eine Frauenstimme.
»Guten Tag, ist Rainer Eckermann heute unterwegs?«, fragte Patrick, ohne seinen Namen zu nennen.
»Geht es um einen Krankentransport?«
»Bitte?«, fragte Patrick überrascht.
»Haben Sie ein Transportabo bei Herrn Eckermann. Wir können Ihnen auch einen anderen Fahrer vermitteln. Benötigen Sie einen liegenden Transport?«
»Oh, ich glaube das ist ein Missverständnis. Ich wollte eigentlich nur wissen, wo ich Herrn Eckermann erreichen kann, ob er gerade Taxi fährt.«
»Warten Sie, ich schaue nach.« Durch das Telefon war Tastaturklappern zu hören. Dann meldete sich die Dame des Taxidienstes nach ein paar Sekunden wieder. »So, Herr Eckermann ist diesen Monat nur nachts gefahren. Er hatte gestern frei, weil er am Freitag wieder die Tagschicht übernimmt.«
»Also ist er jetzt zu Hause?«, fragte Patrick und sah Werner Tremmel an.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wollen Sie eine Fahrt anmelden? Herr Eckermann hat morgen noch keine Terminfahrten. Wo dürfen wir Sie abholen, wann soll das Taxi bei Ihnen sein?«
»Nein, nein«, sagte Patrick schnell, »nicht nötig.«
»Herr Eckermann fährt die 533, das ist ein Großraumtaxi, ein Mercedes Vito. Das sollten Sie bitte bedenken, falls Sie Herrn Eckermann als Fahrer wünschen.«
»Und was bedeutet das?«, fragte Patrick.
»Falls Sie einen liegenden Transport benötigen müssen Sie den bitte rechtzeitig vorher anmelden. Ansonsten kann Herr Eckermann eine Gruppe bis zu sieben Personen mitnehmen.«
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