So kam es, dass der Begriff Inklusion nun eher auf gemeinschaftliche Schulen zwischen der ersten und zweiten Welt angewandt wurde. So eine Schule wie die Albert-Einstein-Schule.
Früher dachte die Menschheit wohl, die Computer würden ihre eigene Intelligenz entwickeln. Künstliche Intelligenz wurde es genannt. Das Thema hat die Menschen schon immer fasziniert. Sie gaben sich nicht damit zufrieden, die einzige Art im Universum zu sein, die einen höheren Verstand besitzt. Zudem war und ist es so, dass ein biologischer Mensch nicht im großen Kollektiv denken kann. Es fällt ihm schwer, über viele Generationen hinweg zu denken. Er denkt vielleicht noch an die eigenen Kinder und deren Kinder ... Aber schon über diese Generation hinweg sinkt seine emotionale Bindung. Biologische Menschen sind egoistisch.
Nun, vielleicht gibt es noch mehr und anderes Leben da draußen; eine weitere, andere Intelligenz? Aber bis heute ist die große Alieninvasion ausgeblieben. Man darf vielleicht annehmen, dass dort draußen vielleicht etwas ist. Aber den Weg zu uns hat es tatsächlich noch nicht gefunden. So spielt sich alles Außerirdische nur im Geist, in der grenzenlosen Fantasie, ab. Inzwischen halt nicht mehr in der biologisch-menschlichen Fantasie allein.
Bekannterweise soll sich der menschliche Verstand durch die Evolution entwickelt haben: „Der Mensch stammt vom Affen ab!“
Und in der Vergangenheit hat er seine Vorfahren - jegliche Affenarten - so gut wie ausgerottet. Es konnte niemals sicher nachgewiesen werden, dass es tatsächlich so ist. Die Suche nach dem sogenannten „Missing Link“ - dem Bindeglied des Affen zum Menschen - ist erfolglos geblieben. Leider kann nicht gesagt werden, wann der erste Mensch auf der Welt sich über die Tierwelt emporgeschwungen hat und die Erde unterjocht hat - wie in einem alten, sehr alten Buch mit dem Namen 'Bibel' gesagt wurde: „Gehet hin und machet euch die Erde untertan“.
Dies wurde in Tausenden von Jahren auch in stetig steigendem Maße praktisch angewandt. So lange, bis die eigene Heimatwelt, die Erde, schließlich fast zerstört war. Was Kriege und Waffen nicht geschafft haben, hat schließlich die steigende Population fast erledigt. Aus einer Milliarde wurden zehn Milliarden und noch viel mehr - Tendenz steigend, … damals. Das Problem ist noch immer nicht vollständig im Griff. Aber das ist auch nicht möglich. Der Mensch kann niemals perfekt sein, so funktioniert Evolution nicht. Wenn keine Mutation mehr nötig wäre, dann würde die Evolution stoppen. Dieses Szenario ist nicht realistisch.
Lange Zeit, vielleicht immer noch, dachten alle, die künstliche Intelligenz würde mit den Menschen ähnlich verfahren. Sofern es so etwas wie künstliche Intelligenz überhaupt gab oder gibt. Sie würde als evolutionäre Weiterentwicklung des fleischlichen Menschen die Führung auf der Welt übernehmen und schließlich den Menschen ausrotten. Unzählige Filme, Bücher, wissenschaftliche Arbeiten, Berichte und Interviews mit damaligen hochrangigen Politikern und Wissenschaftlern behandeln dieses Thema. Die Gefahr war vielleicht gegeben und die Voraussetzungen waren vorhanden, oder in der Entwicklung?
Jedoch, es entwickelte sich bekanntermaßen ein wenig anders. Zudem wäre ein solches Verhalten einer künstlichen Intelligenz irgendwie nicht rational gewesen.
Der Gong ertönte, die Kinder strömten in die Klassenräume. Jochen unterrichtete heute - in der 2. Schulstunde - die Klasse 4b, bestehend aus 25 Kindern. Elf Jungen und Zwölf Mädchen waren in dieser Klasse. Zwei Kindern war es gleich, ob sie Mädchen oder Jungen waren. Acht Kinder haben sich bisher entschieden, ihr ursprüngliches Geschlecht bei zu behalten. Das war nicht weiter schlimm und durchaus positiv. Die physikalischen Gegebenheiten zur Entwicklung zum Mann oder Frau mögen vielleicht nicht mehr gegeben sein, aber es war und ist auch immer eine Haltung des Geistes ob eine Person sich wie eine Frau, oder wie ein Mann fühlt. Die individuelle Einstellung einer Person war schon immer ein hohes Gut der Menschheit - daran hatte sich nichts geändert. Nein es hatte sich eher durch die neuen Spielregeln, die mit der zweiten Welt dazu kamen, noch verstärkt.
Die Sprache war Englisch. Schade, dass fast alle anderen Sprachen ausgestorben sind. Die wenigen, die noch gesprochen wurden, existierten nur noch in Arbeitsgruppen zur geistigen Flexibilität. Im Laufe der Zeit zeigte sich mehr und mehr, dass die unterschiedlichen Sprachen und Ausdrucksformen die damalige und auch heutige Menschheit stark in ihrer Kommunikationsfähigkeit behinderten. So hatten sich einige Weltsprachen herausgebildet. In der früheren zivilisierten Geschichte der Menschheit war dies Latein, später war es Spanisch, Englisch und Portugiesisch. Weitere Diversifikationen wie Deutsch oder Französisch kamen auch noch dazu. Ebenso Russisch, Polnisch, Griechisch, Italienisch und und und. Dabei waren das nur die Sprachen in der europäischen Kultur. Ähnlich sah es im asiatischen Raum aus: Chinesisch, Indisch, Japanisch und so weiter und so weiter. Und dann gab es auch noch weitere Unterarten wie Hindu, Bayrisch oder Cockney - um nur mal drei Beispiele zu nennen. Kein Wunder, dass die Menschheit lange Zeit nicht so wirklich vorankam und es sogar so weit gekommen war, dass Kriege nur entstanden, weil irgendjemand nur etwas falsch verstanden hatte. 'Sprachen' waren ein Hobby von Jochen. Oder besser gesagt, es war ein lustiger Zeitvertreib, den er mit Christian teilte.
„Guten Morgen, Herr Dr. Schuppien“ erklang es aus fünfzehn Kehlen und mehreren Lautsprecher-Paaren. Die Schüler in der Klasse des „Doc“ - wie er von allen seinen Schülern respektvoll genannt wurde, konnten von außen betrachtet in dieser Klasse fast nicht unterschiedlicher sein. Das es dazu gekommen war, hatte vor allem mit seiner Ausbildung und seiner speziellen Qualifikation zu tun.
Der Doc hatte seinen Werdegang zum Lehrer für ALLE Kinder mit Auszeichnung abgeschlossen. ALLE Kinder konnte und sollte man hier durchaus wörtlich nehmen. Es betraf die Kinder der ersten Welt, der zweiten Welt, behinderte Kinder und schwierigere Kinder. Als schwierige Kinder galten Kinder ohne Eltern. Obwohl dies eigentlich überhaupt nicht mehr üblich war, wurde ihm bei der letzten von zahlreichen Prüfungen und Lehrgängen mitgeteilt, dass er es nicht hätte besser machen können. Dies führte unter anderem dazu, dass er auch zukünftige Lehrer für alle Schüler betreute und ausbildete.
Nun … heute, in dieser Stunde, stand zunächst einmal das Fach 'Kommunikation' auf dem Stundenplan. Früher wurde dieses Thema überhaupt nicht unterrichtet. Inzwischen ist es eines der wichtigsten Fächer in fast jeder Schulform. Es wurde notwendig, um die Kinder früh aneinander zu gewöhnen. Die unterschiedlichen Gruppen profitierten sehr davon. Natürlich war dies auch immer wieder eine Gelegenheit, etwas mehr auf die sozialen Aspekte zwischen den Kindern einzugehen.
Während die 'normalen' Kinder lokal sehr gebunden waren, besaßen die 'virtuellen' Kinder die Möglichkeit, an viele Orte auf der Welt innerhalb von Sekunden zu wechseln. Dies war eines der Vorteile in ihrem Leben, es gab ja schon genug Nachteile. Zu jeder Kommunikationsstunde gehörte daher ein kurzer Bericht mindestens eines Schülers, was er oder sie gestern getan oder erlebt hatte.
Per Zufallsgenerator wurde heute als Erstes Senol ausgewählt. Es war nicht so, dass jedes Mal das Zufallsprinzip gewählt wurde. Manchmal wählte der Lehrer auch ein Kind aus. Jochen hatte ein recht feines Gespür dafür, wann ein Kind das Vorrecht bekommen sollte vor allen Kindern zu sprechen. Einige Kinder sprachen gerne, einige weniger gerne. Aber es war wichtig für das Selbstbewusstsein des Kindes, dass es gelegentlich einmal einfach nur frei etwas erzählen konnte. Senol war heute der erste, er war ein virtuelles Kind.
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