Erwin Kostna - Und Morgen bin ich Bodyguard

Es soll bitte keiner behaupten, Personenschützer wären Unmenschen, die ihre exponierte Stellung ausnützen, um legalisiert Waffengewalt gegen unschuldige Attentäter anzuwenden. Das wäre ja noch schöner!

Leider hatte ich bis heute keine Gelegenheit, vielleicht aber auch kein gesteigertes Interesse, mit Frau K. persönlich über ihre Einstellung zu den eigentlichen Aufgaben ihrer eigenen Personenschützer zu sprechen. Quasi aus rein persönlichem Interesse würde ich vielleicht gerne wissen wollen, welche Anweisungen für den Fall eines Übergriffes auf sie vorliegen und zu welchen gesundheitlichen Kompromissen Frau K., unter Berücksichtigung der humanitären Selbsthilfe aller Attentäter dieser Welt, bereit wäre.

Grundsätzlich wäre das aber auch unbedeutend, weil es schon alleine der Berufskodex der Kollegen verbietet, sich an solch unqualifizierte und infrage zu stellende Anordnungen zu halten.

Thema Recht

Kommen wir nun zum Thema Recht.

Dies ist ein Bereich, der besonders hohe Anforderungen an das Verständnis und Wissen eines Personenschützers stellt. In unserem Beruf werden Sie ständig mit Situationen konfrontiert sein, in denen alleine Ihr Rechtswissen über Freiheit, oder Gefängnis entscheiden wird. Deshalb muss und sollte jeder Personenschützer seine Kenntnisse auf diesem Gebiet ständig aktualisieren, um dieser drohenden Gefahr zu begegnen.

Es würde wohl alleine ein ganzes Buch füllen, würde ich Ihnen alle bedeutsamen Grundlagen der staatlichen Rechtsgewalt aufzählen wollen, die für uns im Beruf des Personenschützers relevant werden könnten. Deshalb werde ich Ihnen jetzt beispielhaft einen äußert extremen Fall schildern, den Sie bitte erst einmal für sich persönlich abwägen. Danach dann sollten Sie für sich entscheiden, wie Sie sich in dieser Situation, als begleitender und verantwortlicher Personenschützer, wohl korrekt verhalten würden.

Zur Vereinfachung und aufgrund der Tatsache, dass nicht jeder von Ihnen bereits fundierte Rechtskenntnisse besitzt, habe ich jeweils drei Lösungsvorschläge ausgearbeitet, die Ihnen die Entscheidung ein wenig erleichtern sollen. Sofern ich hier auf die Unterscheidung von männlicher und weiblicher Anrede verzichte, bewerten Sie meine Ausführungen bitte geschlechtsneutral und fühlen sich trotzdem alle angesprochen und nicht in Ihrer Geschlechterrolle diskriminiert. Dies sei nur der Form halber erwähnt, weil ich glaube, mich fern zu erinnern, dass auch hier die Grünen – oder war es diese bekannte Frauenrechtlerin? Oder waren es etwa beide in trauter Zweisamkeit? – entsprechenden Wert auf alle Ausformulierungen im zugeordneten Geschlechtsbereich legten. »Transgender« stand als dritte Alternative zum Zeitpunkt des Schreibens für mich leider noch nicht zur Debatte und fand deshalb keinerlei Berücksichtigung in diesem Buch. Zumal es ja auch erst später mit der Bundeswehrreform so richtig ins Gespräch kam und deshalb auch für meine Ausformulierungen eher nebensächlich erschien.

Steuerrechtlich mag das Ganze ja letztlich auch nur für Frau – ach wie hieß die denn bloß noch mal? Die mit der Frauenzeitung meine ich. Na, Sie werden schon wissen. – von bedeutender Relevanz sein. Weil: Steuerrechtlich ist es tatsächlich von großer Bedeutung, dass beispielsweise im steuerlichen Strafverfahren sofort ersichtlich ist, ob S ie nun ein Er oder eine Sie ist; oder Sie dann doch Er . Und über alles Weitere sollten dann die diskutieren, die sich gerne näher kennenlernen wollen und erst im Anschluss die Rollen-und Geschlechtsverteilung bindend verabreden möchten.

Aus der Nummer bin ich jedenfalls ab sofort raus. Ich schreibe ja schließlich dieses fundierte Fachbuch nicht, um meine Autorengehälter in Schadensersatzverpflichtungen zu investieren, weil ich mich dem Vorwurf ausgesetzt sehe, nicht die nötige Achtung vor dem weiblichen Geschlecht zu haben. Und natürlich auch vor allen anderen Menschen, die ich als medizinischer Laie jetzt und sofort weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zuordnen kann.

Daher an einfach alle da draußen: Unsere Verteidigungsministerin begrüßt jeden einzelnen von Euch aufgrund der Offenheit der neu strukturierten Bundeswehr recht herzlich in ihrer Mitte und als gleichberechtigte Partner bei der Sicherung Deutschlands und der Welt. Und ich als mobiler Reservist behaupte keinesfalls etwas anderes. Damit zurück zum aktuellen Thema Personenschutz und zu einem ersten interessanten Übungsfall für Sie.

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