„Im dunklen Wald,
da hausen die Räuber!
Und in einem schmalen Tale,
nahe dem Orte Brunkensen,
da hauste einer,
dessen grausames Treiben
ihn zur schaurigen Legende werden ließ!“
Das heutige Deutschland im Spätmittelalter…
Ein junger, mysteriöser Fremder namens Kaspar taucht an einem regnerischen Abend im kleinen Dorf Brunkensen auf. Die verängstigten Gäste im dortigen Wirtshaus berichten ihm zu später Stunde von einem schauerlichen Räuberhauptmann, Lippold genannt, der schon seit langer Zeit mit seiner blutrünstigen Bande das gesamte Gebiet rundum in Angst und Schrecken versetzt! Menschen werden überfallen, kaltblütig ermordet, oder verschwinden einfach und tauchen niemals wieder auf!
Zusammen mit seinem alten Freund, dem Schmied, beschließt der mutige Kaspar schließlich, den Leidgeprüften zu helfen und den geheimen Unterschlupf der Räuberbande für sie ausfindig zu machen! Doch begibt er sich dadurch nicht in die einzige Gefahr, die er noch zu meistern haben wird, denn ein weitaus gefährlicheres, uraltes und mächtiges Übel wartet schon seit langer Zeit nur noch auf den richtigen Moment!..
Tauchen Sie ein in eine faszinierende Welt voller Sagen, Legenden und Märchen, wie Sie sie so sicher noch nicht kennengelernt haben!
Riccardo Timpanaro
Kaspar's
sagenhafte
Abenteuer
»Räuber Lippold«
Impressum
© Mai 2017 by Riccardo Timpanaro, 31061 Alfeld Leine
Originalausgabe (E-BOOK - Version)
Umschlaggestaltung / Satz: Riccardo Timpanaro
Lektorat / Korrektorat: D. Hoffmann / H.- H. Reuter
Published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN: 9783745089141
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
www.Kaspars-sagenhafte-Abenteuer.de
Printed in Germany
Ich widme dieses Buch:
SAM
Hans- Henning
Tobi
und bedanke mich bei:
Frau D. Hoffmann
»Mag das Böse sich noch so sehr vervielfachen,
niemals vermag es das Gute ganz aufzuzehren!«
Thomas von Aquin (1224 – 1274)
Die entgangene Mahlzeit Kapitel 1
Ein Buch aus Haut Kapitel 2
Ein Fest am Fuße des Weinbergs Kapitel 3
Das Wirtshaus in Brunkensen
Die Schmiede unter den Klippen
Die Burgruine über der Gleene
Ein wahrhaft ungutes Gefühl
Begegnung am Bach
Die Melodie des Spielmanns
Gefangen in der Räuberhöhle
Freudiges Wiedersehen im Wirtshaus
Räuber Lippolds Weib
Auf dem Weg in die Stadt
Die letzte große Aufgabe
Keine schöne Aussicht
Alles Gute kommt von oben
Die Wege trennen sich
Kapitel 1
Ein übelfauliger Geruch, der Gestank von Verwesung und Tod, kroch ihm in die Nase, und es ekelte ihn.
Die sich ihm langsam nähernde Kreatur war in der Dunkelheit nun immer deutlicher zu erkennen, und ihm wurde schmerzlich bewusst, dass er nicht mehr träumte. Nein, dies war kein Traum mehr! Dies war der wahr gewordene Albtraum!..
Knorrige, bleichlichgrüne Hände kamen aus dem Nichts hervorgekrochen, und unnatürlich lange Finger legten sich um die Stäbe des großen Eisenkäfigs, in dem der Junge wie ein hilfloses Vögelchen gefangen gehalten wurde. Die spitzen Fingernägel kratzten begierig am rostigen Metall.
»Ist es wach?«, krächzte die unheimliche Gestalt.
Der Junge zuckte ängstlich zusammen.
»Hast lang genug geruht, Bürschchen!«
Im Hintergrund loderte ein kleines Feuerchen unter einem großen, vor sich hindampfenden Kessel.
»Es ist Zeit… Zeit zu fressen. Dich!!! Mit Haut und Haar!«, kicherte die alte Hexe.
Ein wohliger Schauer der Vorfreude überkam sie, und ein ekelerregend langer Speichelfaden hing ihr spitzes Kinn hinab. Aus den eingefallenen Mundwinkeln stachen ihre fauligen Zähne hervor. Die bleichen Augen prüften neugierig ihre Beute. Sie belauerte den Jungen, wie die Spinne die Fliege, bis die Gier schließlich doch die Oberhand gewann und sie es nicht mehr aushielt.
Mit einem Handgriff, hatte die Bucklige rasch das kleine Türchen des Käfigs geöffnet, packte das hilflose Kind an seinem Hälschen und zerrte es heraus, wie der Fuchs das Mäuschen. Die Alte hielt den Jungen so mühelos in der Luft, dass seine nackten Füßchen dabei knapp über dem Boden zappelten. Er versuchte sich zu wehren, doch half es nichts, sie war um einiges stärker als er, und je mehr Widerstand er ihr leistete, umso fester wurde ihr Griff und er bekam kaum noch Luft.
»Es zappelt gar so wild, das kleine Brätelein!«, krächzte sie belustigt und lockerte ihren Griff erst, als kaum noch etwas von ihm zu spüren war.
Der Junge schnappte hastig nach Luft, bekam aber keine Zeit sich zu erholen.
»Geschlachtet wirst du, dann ist Ruh!!!«, schrie sie und lachte dann so böse, dass es ihm durchs Mark fuhr.
Er wurde durch die Luft geworfen und landete sehr unsanft mitten auf dem großen Holztisch. Es klirrte und schepperte. Von Zauberhand geleitet wanden sich nun kräftige Seile wie Würgeschlangen um seine zarten Arme und Beine, und er schrie auf, als sie ihm die Glieder einschnürten. Tränen der Pein flossen, als er, auf seinem Rücken liegend, an den Tisch gefesselt wurde.
Dieser Anblick schien der Alten zu gefallen. Sie fuhr ihm beinahe liebevoll mit ihren langen Fingern übers Gesicht und sammelte dabei sorgsam eine der frischen Tränen von der rosigen Wange auf. Genüsslich leckte sie den Tropfen von ihrer Fingerspitze und genoss dabei den leicht salzigen Geschmack, dies steigerte ihre Erregung. Lange, viel zu lange, hatte sie schon darben müssen, hatte sich niemand mehr auch nur in die Nähe ihrer Hütte gewagt. Doch nun war es wieder einmal soweit, und sie wollte es genießen, mit allem, was dazugehörte: Vorspeise und Hauptgang!
»Magst du Tiere, Bürschchen?«, kicherte sie.
»Bitte!«, flehte er sie an.
Die Hexe kümmerte dies nicht.
»Ruhig, ruhig!«, versuchte sie ihn mit gespielter Fürsorge zu beruhigen und strich ihm über seinen Mund.
»Als wir in deinem Alter waren, habe wir damit gespielt, ja Bürschchen, das haben wir… Mit Hündchen, Kätzchen, Häschen, Vögelchen…«
»Lass mich doch gehen! Ich will zu meinen Eltern, bitte!«, flehte er sie verzweifelt an.
»Ja, das war stets ein Genuss!«, fuhr sie unbeeindruckt fort.
»Doch nichts im Vergleich zu einem Menschenkind!«
Er wimmerte.
Ein grausiges Stöhnen der Vorfreude kam ihr aus dem Maul gekrochen, denn sie wusste, ihre rissigen Lippen würden bald seine zarte Haut liebkosen und ihre schleimige Zunge seine köstlichen Tränen, den süßen Angstschweiß und sein kostbares Blut genießen. Erst danach würde sie ihr scharfes Messer, welches sie nun auch in die Hand nahm, nehmen oder ihr großes, schweres Beil, um den Körper dann sorgfältig zu zerteilen. Mit ihren schwarzfauligen Zahnstümpfen würde sie an seinem Fleisch nagen. Roh und frisch wollte sie es genießen, ja! Die köstlichen Stücke später, gebraten, gepökelt oder vielleicht auch geräuchert, nach und nach ganz verzehren. Der Gedanke daran den Jungen auszuschlachten, sich mit seinen noch warmen Innereien zu vergnügen, sein frisches Blut zu trinken, steigerte ihre grausige Erregung ins Unermessliche. Wie neugeboren würde sie sich fühlen und wieder mächtig sein, so wie in den alten Tagen. Nicht mehr der klägliche Schatten ihrer selbst sein.
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