1 ...8 9 10 12 13 14 ...17 Beide nickten, doch Ramir hatte Angst vor dieser Begegnung, er hatte Angst vor dem was sein könnte. Allerdings wollte er die Gelegenheit, dieses Rätsel endlich zu lösen, sich nicht entgehen lassen.
Ramir und Darion hatten in ihrem Quartier ein, dem Kaiser würdiges, Buffet
anrichten lassen. Ebenso hatten sie einige Lehrlinge damit beauftragt, etwas vom besten Wein des Klosters kommen zu lassen. Ramir hatte bereits mit seinem Bruder über die Idee von Pymos diskutiert. Sie befanden es für gut, dass endlich eine Revolution durch die veralteten Methoden der Magie ging, aber meinten auch, dass es auf viel Widerstand stoßen würde. Es würde eine harte, lange Arbeit werden die anderen Magier zu überzeugen, dass es nicht nur Magie der Götter gab. Das Treffen stand unmittelbar bevor. Darion sah, wie nervös Ramir war, aber er verstand nicht warum, oder etwa doch? Seine Blicke, Altorens Blicke… aber dass konnte nicht sein.
Es klopfte. Pymos und Altoren standen in der Tür: “Meister Pymos, Meister Altoren …” Pymos unterbrach ihn: “ Darion ich bitte dich, wir kennen uns seit Jahrzehnten. Verkneif dir den Meister wenigstens bei privaten Treffen. Altoren, hast du etwas dagegen?” Er grinste so herzlich, dass es nicht gespielt sein konnte: “ Ich würde mich freuen.”
Der ganze Abend verlief sehr gesellig. Es wurde viel getrunken und als Altoren fragte: “ so, wie genau funktioniert das mit der Gestaltwandlung? Ich denke, es wäre am einfachsten, wenn einer von euch mich in sein Gehirn lässt.“ Dabei guckte er Ramir direkt an und Ramir dachte nur
Er fragt mich. Ich kann es nicht ablehnen. Was soll ich tum? Wenn ich ihn in meine Gedanken lasse, wird er alles erfahren, bei einem direkten Gedankenkontakt kann ich nichts verstecken und abschirmen.
Es kam wie er dachte und Altoren fragte: “Wer von euch hat es als erstes entdeckt? Bestimmt unser Naturtalent Ramir.” Die anderen stimmten zu, er musste es in den Gedanken der anderen gelesen haben. Jetzt würde alles herauskommen. Pymos fragte: “ Ramir? Was ist los? Wir wissen, dass du bescheiden bist. Du darfst das Geheimnis gerne lüften.”
Er stimmte zu. Er hoffte, dass Altoren dichthalten würde.
Als Altoren ihn an den Schläfen berührte, lief ihm ein Schauer der Erregung durch den Körper, dann schloss er die Augen, konzentrierte sich und spürte die Anwesenheit Altorens. Er spürte, dass die Neugier seinerseits gar nicht auf der Gestaltwandlung beruhte, sondern auf ihm selbst. Dann hörte er die Gedankenstimme Altorens: Keine Angst ich werde es niemandem sagen. Danke, du hast mir sehr geholfen. Wir sollten uns treffen, dein Interesse beruht auf Gegenseitigkeit. Ich wette Pymos schafft die Revolution und damit meine ich nicht nur die magischen Belange.
Er suchte sich jetzt noch die Informationen für die Gestaltwandlung, die er brauchte und der ganze Abend verlief sehr locker und entspannt.
Ramir war wesentlich erleichterter und entspannter, er hatte endlich Ruhe gefunden. Einige Persönlichkeiten wurden den Abend noch verkörpert und es wurde viel gelacht.
Nach einer Woche Arbeit war Andru sehr erschöpft und hatte so langsam begriffen, dass er nicht so einfach zu einem Magier wurde. Er hatte jetzt auch verstanden, dass das Urteil Wirklichkeit ist, er wurde tatsächlich in die Gemeinschaft des Lichts aufgenommen und integriert.
Golan war einer der anderen Lehrlinge und er hatte sich mit ihm angefreundet. Er war zwar um etliches jünger, doch hatte er es ähnlich schwer wie Andru. Er war ebenso wenig ein Adelskind und keinen Luxus gewohnt. Er hatte nie zu Hofe gelebt, dennoch wurde er aufgenommen, das interessierte Andru. Golan erzählte ihm, dass manchmal auch Kinder oder junge Erwachsene ohne eine großzügige Spende an die Magier des Lichts in die Lehre genommen wurden. Diese Vorfälle würden sich wohl in letzter Zeit häufen. Magier würden durch die gewöhnlichen Wohngegenden ziehen und Menschen auf magisches Potenzial prüfen. Sie würden einige mitnehmen und an der Universität vorstellen. Dort wurde dann entschieden, ob sie aufgenommen wurden oder nicht. Er hatte das Glück genommen zu werden, weil er schon immer intelligent war, ebenso wie er schon immer gutes Verständnis hatte. Als die Magier ihn geprüft hatten, wurden ihm Fragen und Papierbögen über die Götter gegeben und er musste sein Wissen beweisen. Als ihm dann gesagt wurde, dass er aufgenommen wurde, dauerte es nicht lange. Dann war er auch schon im heiligen Kloster zur Arbeit eingeteilt worden.
Andru wusste warum. Er hatte die Magier davon reden hören, dass sie möglichst viele Magier benötigen um die Altmeister zu befreien. Diese Information hatte er auch nur Golan erzählt, alle anderen Lehrlinge, welche die körperliche Arbeit nicht gewohnt waren, suchten jeden Grund, um sich davor zu drücken und oft waren diese Gründe unberechtigt. Golan und Andru wurde, da sie von niedrigem Stand waren, dauerhaft die Schuld für irgendwelche Dinge zugeschoben. Die anderen Lehrlinge hielten zusammen, kannten sich teilweise untereinander schon vor Beginn ihrer Ausbildung, waren allerdings auch bei weitem nicht so reif und erwachsen wie Andru und Golan und diese standen deswegen über solchen kindischen Aktionen.
Andru wusste jetzt auch, dass er nicht mehr lange im Kloster bleiben würde. Er wurde mit Darion nach Dak geschickt. Dieser Befehl war ihm nicht klar, doch befolgte er ihn ohne weiteres, sobald es so weit war. Er sagte zu Golan: “Sofern es mir möglich ist, werde ich versuchen, darauf zu bestehen, dass du uns begleitest. Du bist mein einziger Freund auf Kranon. Wenn ich ehrlich bin, mein erster wahrer Freund überhaupt. Auch in Marilien hatte ich nie einen. Meine alten Freunde haben mich verraten, weswegen ich in die Sklaverei kam und sie ihre Freiheit behielten.”
Er wusste nicht was er dazu sagen sollte, also antwortete er mit einem faden
“Danke” und verrichtete weiter seine Arbeit.
Noch vor Arbeitsbeginn und bei Dunkelheit wurde Andru von Meister Larban geweckt, welchen er, seit er den Dienst im Kloster angetreten hatte, nicht leiden konnte.
Larban fühlte sich über alles erhaben. Wie Andru sich schon dachte, war er erst frisch erwählt worden und testete jetzt seine Grenzen aus.
Andru wurde von ihm hinausgeführt in die Gemächer eines Magiers. Wo jeder einzelne Magier nächtigte, wusste er nicht. Deswegen war ihm auch nicht klar, welchen Wohnbereich er betrat.
Es waren die Gemächer von Meister Altoren. Als er hineintrat, erblickte er jedoch auch Meister Ramir, beide sahen sich sehr vertraut an. Andru ging nicht weiter darauf ein, aber für ihn war es zu vertraut.
Als kurze Zeit später auch Pymos eintrat, wurde Andru etwas anders. Es war das erste Mal seit der Verhandlung, dass er Pymos begegnete und das erste Mal, dass er kein Gefangener ihm gegenüber war. Wie sollte er sich verhalten?
Doch lockerte sich die gesamte Anspannung, als Pymos zu sprechen begann: „Andru, Lehrling des Lichts und des Feuers, du bist einer der wenigen, die von uns persönlich in Privatstunden unterrichtet werden. Wir werden dich etwas lehren, was keiner göttlichen magischen Kraft entspringt, sondern die irdischen Magiequellen nutzt, wie sie die Magier der Ausgeglichenheit, die Diener des Umodes hauptsächlich nutzen.
Auch unter ihnen gibt es zwar Magier, welche ihre Kraft von ihm beziehen, aber nur sehr wenige. Aber das ist ein Wissen, was du in der Universität erlernen wirst. Wir werden dir nun eine Magie zeigen, die noch unerforscht und nicht öffentlich anerkannt ist. Sie wird dir helfen, akzeptiert und nicht entdeckt zu werden. Wir denken, dass du von einigen Marilliern sicherlich erkannt würdest. Deswegen müssen wir deine Identität ändern. Bist du einverstanden, dass wir während des Unterrichts in deinen Geist eindringen? Es wäre von äußerster Wichtigkeit, dass du deinen Organismus dafür voll und ganz verstehst. Dies ist nur möglich, wenn du deine innere Kraft und Welt verstehst.“
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