Ulrike Linnenbrink - Herbstliebe

"Erzähl ich dir am Samstag, wenn ich dich - sagen wir so gegen halb acht? - zum Essen abhole. Ich bin spät dran. Hast mich zu lange in deinem Vorgarten schmoren lassen."

Ohne auf mein verblüfftes Gesicht zu achten geht er vor mir her in den Flur, betätschelt Shira in ihrem Korb noch einmal den Rücken, verpasst mir einen schnellen Kuss auf die Wange und hat schon die Türklinke in der Hand.

"Äh ...", versuche ich zaghaft die Einladung zum Essen noch einmal zu thematisieren. "Hab ich das richtig verstanden? Du lädst mich für Samstag zum Essen ein? Du weißt doch gar nicht, ob ich Zeit habe."

"Hast du nicht?"

"Doch, aber ..."

"Na, dann ist ja alles klar", grinst er, streichelt mir noch einmal über die Wange und lässt mich überrumpelt zurück.

Ich schließe die Tür hinter ihm und lehne mich von innen dagegen. Brauche einen Augenblick für den Kampf gegen die Verwirrung der Gefühle in mir.

Shira stellt in ihrem Korb den Kopf schräg und horcht darauf, wie draußen der Entenmotor anspringt. Dann, als das Geräusch sich immer weiter entfernt, sacken ihre Ohren wieder nach unten. Ihre Stirn glättet sich, und sie wedelte, als wolle sie sagen: "Siehst du? So schlimm war das doch gar nicht."

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