„Gut, dann macht ein Foto und schickt es mir per Email. Vielleicht bekomme ich ja einen eindeutigen Standort heraus. Was macht Ihr in der Zeit?“
Ich wusste es selbst noch nicht, deshalb sagte ich spontan: „Wir fliegen zunächst zurück nach Hause. Ich denke, von dort aus können wir leichter organisieren und handeln. Sollen wir dann zu Euch kommen?“
Einen Moment schwieg Klaus, um dann zu sagen: „Kommt direkt zu uns und spart Euch die Mail. Wenn man einen Gegenstand in der Hand hat, fallen einem oft noch deutlichere Hinweise auf. Ich lasse Euch ein Zimmer herrichten, dann könnte Ihr Euch auch von dem Flug erholen.“
Was sollte ich dazu sagen. So nah an meinem eigenen Bett wollte ich dann schon auch darin schlafen. Und Jo sah meine Gesichtszüge.
Er lächelte mich an und flüsterte: „Wir schlafen bei Dir.“
Entschlossen aber liebevoll lehnte ich also Klaus’ Angebot ab, versprach jedoch, dass wir umgehend mit dem Schwert vorbei kämen.
Nachdem ich aufgelegt hatte, äußerte ich meine Bedenken.
„Jo, wir haben bisher niemandem das erste Original gezeigt. Ich weiß nicht, ob wir das dürfen. Und ich habe keine Ahnung, ob wir von unserem Wasserwesen hier auch eine so perfekte Kopie bekommen können, wie bei dem ersten Schwert im Museum.“
Verwirrt schaute er mich an: „Traust Du meiner Familie nicht?“
Ich seufzte: „Das hat nichts mit mangelndem Vertrauen zu tun. Aber Du hast auch da Recht. Es fällt mir schwer zu vertrauen. Dir traue ich auch nur von Anfang an, weil die Bäume Dir einen guten Leumund verschafft haben. Aber zurück zu den Schwertern. Meine Sorge ist mehr mit dem Bewusstsein verbunden, dass wir unbedingt die Originale brauchen und mit der Angst, uns könnte ein Original gestohlen werden, wenn wir damit herumspazieren. Schlimm genug, dass wir es jetzt mit in unser Gepäck packen müssen.“
Jo lächelte. „Dagi, Du bist süß. Meinst Du nicht, dass Luna nicht zulassen wird, dass uns ein gefundenes Schwert wieder abhanden kommt?“
Entsetzt sah ich ihn an. „Also, wenn Luna uns die ganze Zeit beobachtet, dann kann sie uns auch helfen. Außerdem fände ich es nicht so richtig lustig. Ich könnte mich nicht mehr so ungezwungen bewegen.“
„Nun, ich glaube zumindest, dass sie irgendwie über uns wacht.“
Entrüstet gab ich zurück: „Dann kann sie uns auch jetzt bei der Entschlüsselung helfen!“
Etwas wütend drehte ich mich um und verschwand im Bad unseres Zimmers.
Jo schien meine Wut zu verstehen, und erklärte sanft: „Dann lass sie uns rufen und fragen. Vielleicht hört sie uns.“
Faszinierend, ich konnte ihn anfauchen, und er blieb ruhig.
Als ich aus dem Bad kam, hatte ich mich etwas beruhigt.
„Dann versuchen wir das. Vielleicht können wir dann Zeit sparen.“
Jo schüttelte den Kopf. „Wenn das Schwert an einem Ort ist, wo wir ein Visum benötigen, müssen wir erst Heim. Aber dann können wir effektiver die Zeit nutzen.“
Kurzer Hand buchte ich also unsere Heimflüge.
Von Cairns aus flogen wir zunächst nach Sydney. Leider hatten wir wieder keine Zeit, uns die Stadt anzuschauen. Denn unser Flieger nach Singapur sollte bereits eine Stunde später starten. Aber ich nahm mir fest vor, irgendwann würde ich die Stadt sehen. Auch wenn ich noch nicht wusste, wann das sein könnte.
Auch in Singapur war unser Aufenthalt nur kurz. Ich hätte mir gern die Beine vertreten, zumal der Flug nach Deutschland lang war. Doch irgendwie fügte sich alles so gut, dass wir bereits zwei Tage später mit den bereits gefundenen Schwertern in den Wald gingen und in der versteckten Burg nach Luna riefen. Warum wir extra dorthin gingen, um sie zu rufen, weiß ich heute auch nicht mehr.
Es dauerte eine Weile, bis sie erschien. Und sie wirkte etwas zerknittert.
Entsetzt fragte ich: „Was ist passiert?“
Luna lächelte: „Nichts, die Zeit macht mir zu schaffen. Aber Eure Suche braucht einfach Zeit, Ihr könnt ja nicht selbst fliegen.“
Überrascht stieß ich ein „Oh“ hervor und beschloss, Urlaube in entsprechenden Gegenden definitiv zu verschieben. Wenn Luna mit der Zeit an Kraft verlor, mussten wir schneller werden. Eine kraftlose Luna würde am Ende nicht helfen können.
Ich fing mich wieder und berichtete, was wir bisher erreicht hatten. Zwischendurch übernahm Jo und schließlich zeigten wir ihr die beiden Schwerter und baten um Rat zu dem Hinweis.
„Zunächst einmal erscheint es mir für Euch mächtig mühsam, jedes Mal ein Visum beantragen zu müssen. Da werde ich gleich etwas tun.“
Sie holte einen Stab, der für mich wie ein Zauberstab aus Eiskristallen aussah, aus den Tiefen ihres Kleides und schnippte zweimal mit den Fingern. Es legten sich zwei leere Blätter Papier auf den steinernen Tisch. Sie berührte erst den einen Bogen, dann den anderen mit ihrem Eiskristallstab und schloss ihre Augen für einen Moment. Leise murmelte sie etwas für mich unverständliches.
Dann reichte sie uns das Papier und sagte: „Dieses Papier verwandelt sich immer in das Visum, welches Ihr gerade benötigt, aber,“ sie hob den Zeigefinger: „nur für die Zeit Eurer Suche. Danach zerfällt es zu Staub und Ihr müsst wieder die normalen Wege gehen, um in die jeweiligen Länder einreisen zu können.“
Wir nickten nur. Was sollten wir auch sagen, dieses Stück Papier erleichterte uns unsere Reisen erheblich. Dann nahm Luna das Wasserschwert in die Hände, drehte es hin und her und sprach auch hier ein paar Worte. Wie von Zauberhand entstand vor unseren Augen ein Bild. Es sah aus wie in Öl gemalt und wirkte sehr alt. Darauf abgebildet waren ein Palast und Statuen, die an das alte Ägypten erinnerten.
Jo wusste sofort, wo dieses Bild war: „Das ist ja Luxor, die Touristenhochburg in Ägypten. Puh, da das Schwert zu finden, wird sicher nicht einfach.“
Ich stöhnte leicht auf. „Ihr wollt mir jetzt nicht sagen, dass wir im Tal der Könige herum irren müssen und das Schwert in einer Pyramide suchen müssen, oder?“
Luna schüttelte ihren Kopf und antwortete: „Warte,“ und zeigte auf das Bild. Es veränderte sich. Zunächst sahen wir Wüste und Dörfer, dann entstand eine Pyramide, und auch die Sphinx erschien.
Nachdem sich das Bild nicht mehr veränderte, erklärte Luna: „Dieses Bild zeigt Euch, wo Ihr suchen müsst. Dort wird Euch Euer Instinkt und Euer Schicksal leiten. Und wenn ich Euch helfen kann, werde ich es tun. Achtet auf die Zeichen.“
Sie lächelte, winkte und verschwand. Leider hatten wir nicht gefragt, was für Zeichen sie meinte.
Mir war jedoch aufgefallen, dass sie jetzt etwas weniger zerknittert wirkte.
Resigniert setzte ich mich auf den Boden und blickte an den Wänden empor. Jo setzte sich dazu und flüsterte ehrfürchtig.
„Da Luna nicht so genau weiß, wo ihre Töchter sind, war das wohl alles was sie tun konnte. Ich vertraue ihr. Wir werden es schaffen.“
Dann setzte er seinen Hundeblick auf, den ich inzwischen so an ihm liebte.
„Ich weiß, wir können es schaffen. Luna würde diese Aufgabe nicht stellen, wenn sie nicht zu schaffen wäre. Aber ich weiß einfach nicht, ob ich wirklich die Kraft dafür habe.“
Jo schmiegte sich sanft an meine Seite.
Sein Gesicht ruhte in meinem Haar, als er flüsterte: „Wenn nicht wir, wer dann?“
Ich spürte einen Kuss auf meinem Kopf. Und damit war meine Verzweiflung auch schon fast wieder verschwunden. Zum ersten Mal nahm ich seinen Arm und legte ihn über meine Schulter. Dann lehnte ich meinen Kopf dagegen und atmete tief ein und aus. Ohne Worte drückte er mich dabei an sich.
Müde marschierten wir zurück zu dem vom Onkel geliehenen Geländewagen und fuhren zu mir nach Hause. Es war ein nobler Wagen, die Marke hatte ich noch nie gehört. Aber der Luxus, den das Auto bot, ließ keine Wünsche offen. Für einen Geländewagen fand ich die Farbe schwarz-grün als Farbe genial gewählt, es war ein Traum von einem Auto. Ich wollte lieber nicht wissen, was dieser Wagen in der Anschaffung kosten würde. Die Innenausstattung war mit beigefarbenem Leder überzogen, dass so weich war, dass ich bei der ersten Berührung erschauderte vor Wohlgefühl. In so einem Wagen konnte ich mir sogar vorstellen lange zu fahren. Auf dem Heimweg lenkte Jo den Wagen und ich, schmiegte mich in die Ledersitze, als würde ich in einem kuscheligen Sofa versinken.
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