»Jungs und Deerns«, forderte Steffi die verbliebenen zehn Personen auf, während sie sich erhob, »jetzt stoßt bitte mal mit mir an auf ...«, als sie mitten im Satz inne hielt. Caro konnte nicht sehen, was hinter ihrem Rücken geschah und starrte nur fasziniert auf die kolossale Veränderung, die sich in diesem Moment auf Steffis Gesicht abspielte. Ein schnelles Kräuseln der Stirn, bevor sie ihre ohnehin großen Augen immer weiter aufriss und sie durch ein Lächeln, das von ihrer gesamten Kopf- und Halsmuskulatur getragen wurde, zum Leuchten brachte. Gleichzeitig hörte Caro, wie sich die Tür zum Atelier öffnete, und dann blickte sie hinter sich und sah Haerviu mit seiner Fotoausrüstung auf dem Bauch den nur noch vom Kerzenlicht beschienenen Raum betreten.
»... auf einen perfekten Abend«, beendete Steffi ihren Satz, hob ihr Glas, stieß mit allen an und kippte ganz benommen vor Erleichterung ihren Wein wie ein Glas Saft hinunter, bevor sie strahlend auf Haerviu zuging und sich einige Meter entfernt von den anderen mit ihm unterhielt.
Den Rest des Abends verbrachte Caro in Mutmaßungen darüber, warum Haerviu das Atelier gleich wieder verlassen hatte. Seine Gründe mussten Steffi überzeugt haben, da sie in der Runde, die sich bis um drei Uhr morgens hartnäckig am Tisch hielt, vor Schlagfertigkeit nur so brillierte. Ben hatte die Feier schon vor Stunden verlassen, weil er am nächsten Tag Dienst hatte, aber Caro blieb im Atelier, bis die Runde sich schließlich auflöste.
»Dann lass mal hören«, sagte sie zu Steffi, nachdem alle anderen gegangen waren und die beiden angefangen hatten, die leeren Gläser und Flaschen in der Teeküche zusammenzustellen.
»Ganz einfach. Sein Auftrag hat länger gedauert als geplant, und er hatte keine Lust, in seinem nüchternen Zustand auf uns angesäuselte eingeschworene Gemeinschaft zu prallen. Dafür treffen wir uns morgen zum Essen.«
»Klingt weise. Und wie fand er deine Glatze?«
»Die hat er mit keinem Wort erwähnt.«
Caro fühlte sich wieder wacher werden. Während sie Gläser spülten, ließ sie mit Steffi den Abend noch ganz unbeschwert Revue passieren. Doch als die beiden gegen vier Uhr das Atelier schließlich in einen annehmbaren Zustand versetzt hatten und sich für einen letzten Drink auf das frisch bezogene Plüschsofa fallen ließen, wurde Caro plötzlich ganz bange ums Herz, weil sie sich bewusst wurde, dass solche Nächte künftig nicht mehr zu ihrem Alltag gehören würden. Nur der beharrliche Gedanke daran, dass sie stattdessen jeden Morgen neben Ben aufwachen würde, konnte verhindern, dass das Gefühl der Bedrückung in diesen frühen Stunden des Tages die Oberhand gewann.
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