Ulrich Fritsch - Der Tanz der Heuschrecken

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Der neue Roman des Schriftstellers Ulrich Fritsch heißt: «Der Tanz der Heuschrecken». Er handelt von einem besonderen Fall der letzten Wirtschafts- und Finanzkrise, die auch heute noch nicht ausgestanden ist. Eines der größten Unternehmen Englands stand vor dem Aus und wurde von einem deutschen Konzern übernommen. Hinter dieser Transaktion verbarg sich ein Insidergeschäft von noch nie gekannten Ausmaßen. Ein Medienfachmann war diesen kriminellen Machenschaften auf der Spur. Ihm halfen die Geliebte eines Bankiers und ein Manager, der in den Tod getrieben wurde. Es ging um das große Geld, um Macht, Gier, Eitelkeiten und eine eigentümliche Liebe.
Die Schauplätze dieser spannenden Handlung: Düsseldorf, Meerbusch, Aachen, London, Zürich, Nischni Nowgorod und die Côte d'Azur.

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Ulrich Fritsch

Der Tanz der Heuschrecken

Roman über den Raubtierkapitalismus

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Inhaltsverzeichnis Titel Ulrich Fritsch Der Tanz der Heuschrecken Roman über - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Ulrich Fritsch Der Tanz der Heuschrecken Roman über den Raubtierkapitalismus Dieses ebook wurde erstellt bei

Vorwort Vorwort Handlung und Figuren des Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig. Früher war ich regelmäßig an der Wallstreet in New York und in der Londoner City. Meine Gesprächspartner sagten oft: Wenn Sie erfolgreich sein wollen, müssen Sie gierig sein und gegebenenfalls Familie und Freunde hinter sich lassen. Einige dieser Bekannten sitzen heute im Gefängnis oder residieren in Luxusorten an der Côte d’Azur, auf den Bahamas oder in der Schweiz. Dieser Einstellung haben wir es zu verdanken, dass unsere Marktwirtschaft fast vor dem Aus stand und wir alle nur mit knapper Not der wirtschaftlichen Katastrophe ent­kommen sind. Umso wichtiger ist es, den Blick für das ethisch und moralisch Vertretbare nicht zu verlieren. Deshalb habe ich diesen Roman geschrieben. Er soll unterhalten, aber auch nachdenklich stimmen. Düsseldorf Ulrich Fritsch

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Impressum neobooks

Vorwort

Handlung und Figuren des Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Früher war ich regelmäßig an der Wallstreet in New York und in der Londoner City. Meine Gesprächspartner sagten oft: Wenn Sie erfolgreich sein wollen, müssen Sie gierig sein und gegebenenfalls Familie und Freunde hinter sich lassen. Einige dieser Bekannten sitzen heute im Gefängnis oder residieren in Luxusorten an der Côte d’Azur, auf den Bahamas oder in der Schweiz. Dieser Einstellung haben wir es zu verdanken, dass unsere Marktwirtschaft fast vor dem Aus stand und wir alle nur mit knapper Not der wirtschaftlichen Katastrophe ent­kommen sind. Umso wichtiger ist es, den Blick für das ethisch und moralisch Vertretbare nicht zu verlieren. Deshalb habe ich diesen Roman geschrieben. Er soll unterhalten, aber auch nachdenklich stimmen.

Düsseldorf

Ulrich Fritsch

Kapitel 1

Leon Petrollkowicz war schon auch ein Verehrer des anderen Geschlechts. Wenn er auf der Königsallee in Düsseldorf den mehr oder weniger betuchten jungen Damen an den warmen Sommertagen einen frivolen Gedanken zuwarf, wenn er an der Universität von Nischnij Nowgorod mit hübschen Rus­sinnen parlierte, wenn er am Strand von St.Tropez mit den wunderschönen Evas baden ging, dann tauchte er zu gerne in den Wonnen der Weiblichkeit unter, dann verehrte er für viele Augenblicke das andere Geschlecht mehr als sich selbst, dann hätte er ganz in Nächstenliebe aufgehen können.

Aber im Grundsätzlichen fiel sein Urteil über das andere Geschlecht ganz anders aus. Auch Frauen sind Menschen, sag­te er öfters, und meinte das gar nicht so unernst. Zwar hielt er sich gerne an die positiven Seiten einer Beziehung, doch wenn es zu Störungen kam, dann sah er sehr schnell typisch weibli­che Eigenschaften als die wahren Ursachen an. Er reflektierte dann gerne die Urteile gescheiter Männer und zitierte Strind­berg, Nietzsche, Schopenhauer, Wedekind oder Weininger, die schon manchmal auch Unfreundliches über die Frauen gesagt hatten. Nach seiner unmaßgeblichen Meinung, wie er beschei­den zugab, habe die Frau nur ein Bestreben, durch einen Mann glücklich zu werden, ihn zu lieben, ihn zu bewundern und ihn als Vorbild zu nehmen. Er selbst sei schon bereit, den Frauen dabei zu helfen, müsse sich dann aber an dem spezifisch Weib­lichen reiben, an der Unberechenbarkeit, an der Unlogik, an der diffusen Gefühlswelt, kurzum, seine Männlichkeit erlaube es ihm nur bis zu einem bestimmten Grade, sich mit dem ande­ren Geschlecht auseinanderzusetzen. Ihm reichten schon die vielen kleinen, für ihn typisch weiblichen Randerscheinungen des Alltags. Da war seine Lebensgefährtin Anna. Wenn er mit ihr ausging, musste er in aller Regel spätestens an der dritten Querstraße umkehren, weil der Herd oder das Bügeleisen viel­leicht nicht ausgeschaltet waren. Sobald sie in den oder aus dem Wagen stieg, fiel in der Regel ein Gegenstand auf die Stra­ße, der sich nicht so leicht wiederfinden ließ. Und dann die Lust auf Äußerlichkeit: Auch wenn es noch so kalt war, wurde nur das Notwendigste angezogen, weil sich die unerträgliche Leichtigkeit des Seins auch in der Kleidung widerspiegeln mus­ste.

Leon Petrollkowicz monierte aber auch zu Hause viele Kleinigkeiten. Wenn er früh aufstand, zog er als Erstes alle Rollläden hoch. Unterhalb eines Rollladengurtes war ein Tischchen, auf dem eine wackelige Stele in Form eines filigra­nen schwarzen Körpers stand – der Geniestreich einer Künst­lerin. Wenn man auch nur an dem magersüchtigen Mame­lucken vorbeihauchte, flog er herunter. In den anderen Zim­mern standen Blumen, auch Kakteen, oft gerade da, wo man ständig entlang gehen musste. Manchmal flog eine Vase um, manchmal fuhr ein Kaktus seine Stacheln aus. Selbst auf der Toilette stand vor dem Fenster noch eine wohlriechende Blu­me. Wenn man lüften wollte, musste man sich erst sehr um­ständlich von dem sperrigen Duftspender befreien. Im Gang neben dem Telefon stand eine Tischlampe mit einem viel zu großen Schirm. Wenn man zum Telefon raste, fiel nicht selten die Lampe herunter. Im Laufe der Zeit nahm der Leuchtkörper bizarre Formen an. Aber warum sich wegen dieser Bagatellen den Kopf zerbrechen. An solche, aus männlicher Sicht nicht immer verständliche Unebenheiten auf der Oberfläche des häuslichen Sperrguts gewöhnt man sich im Laufe der Jahre. Warum sich beklagen?

„Sehr richtig, Leon Petrollkowicz“, pflichtete ihm einer sei­ner gescheiten Freunde bei. „Die Frauen wollen es sich und uns doch nur schön machen. Das Funktionale steht dabei nicht immer im Vordergrund. Meine Frau hatte zum Beispiel auf ihrer Kommode im Schlafzimmer neunundneunzig Par­fümflaschen stehen. Bei der hundertsten knallte der Cham­pagnerkorken. Wann würde ich sonst jemals im Schlafzim­mer ein solch prickelndes Erlebnis haben?“ „Es gibt“, so sagte er dann weiter zu Leon, „nicht nur unsere Sicht der Dinge, auch wenn nur diese uns plausibel erscheint. Liebe heißt, dem Weiblichen nicht immer gleich den Stempel unseres Verständ­nisses aufdrücken zu wollen. Selbst in der Quantenmechanik, die auf der Unschärferelation beruht“, sagte der Freund zu Leon und entschuldigte sich für den weit hergeholten Ver­gleich, „kommt man neuerdings zu ganz verblüffenden Er­kenntnissen. Jahrzehntelang war man davon überzeugt, dass die kleinsten aller Teilchen genau definierbare Positionen und Geschwindigkeiten einnehmen. Aber selbst Einstein irrte hier. Bei einem bestimmten System mit gleichen Anfangsbedingun­gen erhält man bei der gleichen Messung einmal das Ergebnis A, einmal das Ergebnis B. War Gott ein weibliches Wesen, das ein Element der Unvorhersagbarkeit oder Zufälligkeit in unsere Welt einführte? Ist es nicht verblüffend, dass Wellen auf Wellen nicht zu stärkeren Wellen führen müssen, sondern dass sich diese Wellen auch gegenseitig aufheben können? Dieses Phänomen der Interferenz haben wir auch im zwi­schenmenschlichen Bereich. Wir meinen, alles kann nur in einer bestimmten Richtung definiert werden, wobei manch­mal genau das Gegenteil ebenso richtig oder zumindest anders ist, als wir glauben annehmen zu müssen.“ Der Freund von Leon war sehr schlau.

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