Ulrich Wißmann - Tanz mit Schlangen

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Beim Schlangentanz, einem archaischen Ritual der Hopi-Indianer, wird ein Ältester des Stammes getötet. Obwohl zunächst alles auf einen Unfall hindeutet, alarmiert die Familie die Polizei. FBI-Agent Caldwalder und sein Kollege Frank Begay von der Navaho-Stammespolizei werden misstrauisch, denn das Opfer hatte Zeit seines Lebens gegen die Kohleförderung auf dem heiligen Berg der Hopi gekämpft und sich mit mächtigen Firmen angelegt. Aber auch im eigenen Stamm hatte er als Traditionalist nicht nur Freunde. Die Polizisten ermitteln in beide Richtungen und begegnen einer Mauer des Schweigens. Bis sie herausfinden, dass es schon vorher einen Mord gegeben hat …

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Ulrich Wißmann

Tanz mit Schlangen

Tödliche Zeremonie bei den Hopi

Tanz mit Schlangen

Tödliche Zeremonie bei den Hopi

Ethno-Krimi

von

Ulrich Wißmann

Impressum Tanz mit Schlangen Ulrich Wißmann TraumFänger Verlag Hohenthann - фото 1

Impressum

Tanz mit Schlangen, Ulrich Wißmann

TraumFänger Verlag Hohenthann, 2015

eBook ISBN 978-3-941485-50-1

Lektorat: Michael Krämer

Satz und Layout: Janis Sonnberger, merkMal Verlag

Datenkonvertierung: readbox, Dortmund

Titelbild: Astrid Gavini

1. Auflage Juli 2016

Copyright by TraumFänger Verlag GmbH & Co. Buchhandels KG, Hohenthann

Produced in Germany

INHALT

TOKPELA: ERSTE WELT

TOKPA: ZWEITE WELT

KUSKURZA: DRITTE WELT

TUWAQACHI: VIERTE WELT

wwwtraumfaengerverlagde Die Handlung ist frei erfunden und jegliche - фото 2

www.traumfaenger-verlag.de

Die Handlung ist frei erfunden und jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Ereignissen und Personen wäre rein zufällig.

Vorwort

Wie auch in den vorangegangenen Büchern um den Navaho-Polizisten Frank Begay sind die Geschichte des Romans und die handelnden Personen frei erfunden.

Die beschriebenen historischen, politischen und ethnologischen Sachverhalte aber entsprechen den Tatsachen. Die Kohleförderung auf der Black Mesa fand über Jahrzehnte in gigantischem Umfang gegen den Widerstand der traditionellen Hopi und Navaho statt. Sie führte zum Absinken des Wasserspiegels der gesamten Gegend und damit zur Einschränkung der Landwirtschaft der indianischen Bewohner. Und tatsächlich gibt es Bestrebungen, die Förderung wieder aufzunehmen und sogar zu erweitern. Der Kampf der Hopi (und anderer Völker) um Selbstbestimmung, Erhalt ihrer Umwelt und oft genug das nackte Überleben geht weiter.

TOKPELA: ERSTE WELT

Westen/Gelb

I

Im Südwesten des nordamerikanischen Kontinents, auf dem Colorado Plateau, einer gebirgigen Hochfläche, die im Sommer in drückender Hitze und im Winter in eisiger Kälte erstarrt daliegt, erheben sich drei langgezogene, dunkle und karge Höhenzüge. Auf diesen Mesas, wie die ersten spanischen Reisenden die Tafelberge nannten, die sich aus der umgebenden Wüste erheben, liegen bis heute die Dörfer des Volkes der Hopi.

Nach langen Wanderungen, die die Vorfahren der Moqui, oder wie sie heute meist genannt wurden, Hopi, von Küste zu Küste und bis in die entferntesten Winkel des Kontinents geführt hatten, waren die Klans des Stammes schließlich hier zusammengekommen. Drei Welten hatten die Ahnen des Volkes durchlebt, in denen sie sich der Aufgabe, die ihnen gestellt war, nicht als würdig erwiesen hatten. Nur den Aufrechten unter ihnen, die in Bescheidenheit und Demut gegenüber der Schöpfung und ihrem Schöpfer gelebt hatten, wurde der Aufstieg in die nächste Welt ermöglicht. In der jetzigen, vierten Welt, Tuwaqachi, kamen die Hopi in dieser kargen und menschenfeindlichen Landschaft zusammen.

Ihr Schöpfer, Taiowa, hatte sie schließlich hierher geführt, fernab von den fruchtbaren Böden und dem regenreichen Klima anderer Gegenden, in denen sie gesiedelt hatten. Massau, der göttliche Verwalter der vierten Welt und Hüter des Landes, wies ihnen dieses trockene und unfruchtbare Land, um darauf in Einfachheit und Demut vor der Schöpfung zu leben.

In weitem Umkreis umgeben von den Ruinen der Dörfer und Städte der „Alten“, der Anazasi, die dieses Gebiet vor Zeitaltern bewohnt hatten, fristeten die Hopi seit Jahrhunderten ihr einfaches und entbehrungsreiches Leben im Einklang mit der sie umgebenden Natur und den Gesetzen des Schöpfers. Ihr Leben war bestimmt von der Landwirtschaft im Wechsel der Jahreszeiten und den vielen religiösen Zeremonien, Tänzen und Gebeten, die sie im Rhythmus des Jahreszyklus ausführten, um Regen, Fruchtbarkeit und den Erhalt der Welt sicherzustellen.

Nach dem Glauben des Volkes war es unabdingbar für die Harmonie im Universum, die althergebrachten Rituale des Jahres-Zyklus in der richtigen Weise auszuführen.

Scharen von Anthropologen und Soziologen, die versucht hatten, das komplexe Zeremonialsystem des Volkes zu entschlüsseln und zu verstehen, waren daran gescheitert.

An den meisten dieser Zeremonien durfte kein Fremder teilhaben. Nur bei wenigen unbedeutenderen Tänzen konnten Beobachter zugegen sein. Die wichtigsten Phasen der Rituale aber fanden in den geheimen unterirdischen Versammlungsräumen der verschiedenen Klans, den Kivas, statt. Und dort hatten nur die Angehörigen der jeweiligen Kiva Zutritt, so dass selbst anderen Hopi verborgen blieb, was sich dort ereignete.

Bis heute konnte man aus der Ferne das Flackern der nächtlichen Feuer sehen und gemurmelte Beschwörungsformeln aus den unterirdischen Räumen wahrnehmen, zu bestimmten Zeiten klangen die Gesänge und Trommeln aus den verschiedenen Dörfern herab, und verhallten in der endlosen Landschaft zu Füßen der Mesas.

II

Sie tanzten schweigend in einer auseinandergezogenen Reihe. Im Takt der Trommeln setzten ihre Füße auf dem staubigen Boden auf. Sie hatten zusammen mit den Angehörigen des Antilopenbundes gesungen. Viermal hatten sie die Dorfplaza umrundet. Das Klingen ihrer Kürbisrasseln und der Muschelschalen, die sie an den Beinen trugen, und das Stampfen ihrer fransenbehangenen Mokassins verband sich mit dem uralten Rhythmus, einem Rhythmus, der der Herzschlag der Erde zu sein schien. Sie trugen weiße Ketten über der nackten Brust und waren auf dem Oberkörper und den Armen mit weißen Streifen bemalt. Büschel von Federn steckten in ihren Haaren. Jeder der Männer hielt die Schwungfedern eines Adlers in der Hand und hielt diese beim Tanzen immer wieder über seinen Kopf.

Albert Tasajeswa fühlte sich verbunden mit dem Trommelschlag, mit dem Gesang und mit den Bewegungen der anderen Tänzer. Fast unmerklich wiegte sich sein Körper schlangengleich vor und zurück. Er spürte die Sonne auf seiner Haut, den lauen Wind und die Erde unter seinen Füßen, die Erde, die die Geschichte seines Volkes enthielt. Er nahm die vielen Augenpaare, die auf ihm und den anderen Tänzern ruhten, nicht wahr. Die Menschen des Dorfes, die nicht an dem Tanz teilnahmen, seine Nachbarn und Freunde, hatten sich auf den Dächern der umliegenden Häuser eingefunden, um die Zeremonie zu beobachten. Er war ganz eins mit dem uralten Ritual. Die Reihe der Tänzer hielt jetzt gegenüber den Angehörigen des Antilopenbundes, deren Körper grau und mit weißen Schlangenlinien bemalt waren. Sie standen vor dem Kisi, einer Laube aus Pappelzweigen, wo die Schlangen aufbewahrt wurden. Dort wartete der Wächter über die Schlangen darauf, die Tiere aus ihren Gefäßen zu holen und sie den Männern zu geben.

Der Schlangenpriester trat jetzt aus dem Kisi, mit den weit ausgestreckten Armen eine große Schlange tragend. Er übergab sie dem ersten Tänzer, der die Schlange behutsam mit dem Mund entgegennahm und sofort mit dem Reptil zwischen den Zähnen weiter tanzte. Das Tier schien sich sofort in diese Rolle zu fügen. Es gab ein leises Zischen von sich und hob langsam den Kopf nah an das Gesicht des Mannes, machte aber keine Anstalten zu beißen. Die Schlange schien sich augenblicklich zu entspannen und baumelte nun ganz ruhig aus dem Mund des Tänzers. Einem Mann nach dem anderen gab der Priester eine Schlange in den Mund. Die Tänzer schienen eins zu werden mit den Tieren, die sie trugen, und setzten ihren Tanz in wiegenden, schlangenartigen Bewegungen fort.

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