Über einen staubigen Pfad liefen sie entlang der nicht einmal einen halben Meter hohen Maispflanzen, von der jede nur einen einzelnen Kolben trug. Trockene Erde war um die Schösslinge herum aufgehäuft und Blechstücke, an manchen Pflanzen auch glatte Steinplatten, waren neben der Pflanze aufgestellt worden.
„Das ist unsere Art, Mais anzubauen. An den Blechen schlägt sich morgens ein wenig Tau ab. Damit können diese Pflanzen überleben, selbst wenn es monatelang nicht regnet“, erläuterte Charly Caldwalder auf dessen fragenden Blick.
„Deshalb sind die Pflanzen auch so klein. Die normalen, größeren Maispflanzen könnten mit so wenig Wasser nicht auskommen“, fügte Begay hinzu.
„Durch diese Form des Maisanbaus können wir selbst in dieser trockenen Gegend überleben. Für Weiße ist dieses Land einfach nicht ertragreich genug! Deshalb haben sie es uns auch gelassen“, erklärte Charly. „Wir nutzen aber noch viele andere Arten. Wo eine bessere Bewässerung möglich ist, bauen wir auch die großen Maispflanzen an, die Sie kennen“, fügte er lächelnd hinzu.
Die Pflanzen standen mindestens einen halben Meter auseinander, wie Caldwalder jetzt bemerkte, so dass das Feld sich über einen weiten Radius erstreckte. Auch dies diente wohl dazu, den Pflanzen in dieser Wüste genug Wasser zu sichern, dachte Caldwalder. Im Schatten der Felswand wuchsen hier neben Mais auch verschiedene Kürbisse und Bohnen.
Als sie Ethan erreichten, stellte Charly die Männer einander vor. Der Mann erwies sich als zurückhaltender, aber höflicher Gesprächspartner. Charly berichtete ihm, was sie wussten. Ethan schien von der Nachricht schwer getroffen zu sein und musste sich auf einen Felsblock setzen, der im Schatten einer großen Wollpappel stand.
„Wir müssen Sie fragen, ob Sie einen Verdacht haben, wer Ihren Vater getötet haben könnte“, sagte Caldwalder.
„Da habe ich überhaupt keine Ahnung.“
„Hatte Ihr Vater Feinde oder Streit mit irgendjemand?“, fragte Begay.
„Meine Mutter hat Ihnen ja sicher schon erzählt, dass er Streitigkeiten mit einigen eher progressiven Hopi über den richtigen Umgang mit unseren Traditionen hatte. Und ich weiß, dass er sein Leben lang Ärger mit den Leuten von der Black Mesa Coal Mine gehabt hat. Aber da weiß meine Mutter sicher besser Bescheid als ich.“
„Sind Sie auch Mitglied in der Schlangenkiva?“, fragte Caldwalder.
„Nein“, erwiderte Ethan.
„Und Ihre Geschwister?“
„Die Schlangenkiva ist ein Männerbund. Es gibt auch Frauenbünde, aber in die Schlangenkiva hätte meine Schwester nicht eintreten können. Mein Bruder ist auch nicht in der Kiva.“
„War das nicht ein Ärgernis für Ihren Vater?“, fragte Begay.
„Er war sicher traurig darüber. Aber die Mitgliedschaft in einer Kiva bringt viele Aufgaben und Pflichten mit sich. Das wollten Ernest und ich beide nicht.“
„Gab es darüber Streit mit Ihrem Vater?“, fragte Caldwalder.
„Nein. Mein Vater war ein sehr liebevoller und verständnisvoller Mann. Er hätte uns nie gezwungen. Außerdem führen wir ein Leben im Sinne der Traditionen. Damit war unser Vater sehr zufrieden, das weiß ich. Nicht jeder Hopi muss in einer Kiva sein.“
Als die Polizisten das Gefühl hatten, dass Tasajeswas Sohn ihnen nicht mehr viel Neues erzählen konnten, verabschiedeten sie sich freundlich und liefen zu ihrem Wagen zurück.
Sie fuhren wieder den steilen Weg zum Dorf hinauf und Charly führte sie abermals über die Straßen und Wege des Pueblos zu den Häusern von Emma und Ernest Tasajeswa. Während die Tochter mit ihrer Familie in einer Wohnung lebte, die an das Haus der Eltern anschloss, da nach Sitte der Hopi ihr Mann zu ihr gezogen war, wohnte der verwitwete Ernest Tasajeswa, der jetzt wieder seinen Geburtsnamen trug, weitab in dem Haus seiner verstorbenen Frau. Sie trafen beide jetzt zu Hause an, aber auch das Gespräch mit diesen erwachsenen Kindern der Tasajeswas brachte keine Erkenntnisse, die sie nicht schon in den Gesprächen mit Wilma Tasajeswa und ihrem Sohn Ethan gewonnen hatten, und so waren auch diese Befragungen bald beendet. Kurz darauf verabschiedeten sich Begay und Caldwalder herzlich von Charly und verabredeten sich mit dem Hopi für den folgenden Tag. Dann machten sie sich auf die staubige Rückfahrt durch das Hopi-Land.
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