Christian Quaing
Die Gesellschaft der Schatten
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Inhaltsverzeichnis
Titel Christian Quaing Die Gesellschaft der Schatten Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog Prolog Wir existieren seit Jahrhunderten. Wir leben und operieren im Verborgenen. Wir sind eins mit der Dunkelheit und gehen unsichtbar durch die Zeit. Unser Feind ist die Verdorbenheit. Wir bekämpfen sie in allen Winkeln dieser Erde. Wir sind die Schlächter der Schlächter, die Waffe gegen die Ruchlosigkeit des Bösen. Wo immer es die Welt des Guten durchkreuzt, sind wir zur Stelle. Wir sind die Heilung und die Hoffnung, die Zukunft der Tugend und der Ehrlichkeit. Wir sind das Ende der Nacht und der Anfang des Lichts. Wir sind die ´Gesellschaft der Schatten´.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Epilog
Impressum neobooks
Wir existieren seit Jahrhunderten. Wir leben und operieren im Verborgenen. Wir sind eins mit der Dunkelheit und gehen unsichtbar durch die Zeit. Unser Feind ist die Verdorbenheit. Wir bekämpfen sie in allen Winkeln dieser Erde. Wir sind die Schlächter der Schlächter, die Waffe gegen die Ruchlosigkeit des Bösen. Wo immer es die Welt des Guten durchkreuzt, sind wir zur Stelle. Wir sind die Heilung und die Hoffnung, die Zukunft der Tugend und der Ehrlichkeit. Wir sind das Ende der Nacht und der Anfang des Lichts. Wir sind die ´Gesellschaft der Schatten´.
Hamburg (Deutschland)
Langsam aber sicher legte sich das geschäftige Treiben des Tages, und die Stadt kam zur Ruhe. Das stetige Gedröhne der bei Tag hoffnungslos überfüllten Schnellstraßen kam zwar nicht gänzlich zum Erliegen, aber der Lärm ebbte ab, und so etwas wie Abendstimmung machte sich breit. Die Lichter des nahen Containerhafens, in dem der Betrieb die ganze Nacht hindurch weiterging, erhellten den Horizont, und auf der Reeperbahn, dem Rotlichtviertel der Stadt, herrschte nun Hochbetrieb. In den Wohn- und Geschäftsvierteln aber wurden die Jalousien heruntergelassen, Lichter und Fernsehgeräte wurden ausgeschaltet, Autos in Garagen gefahren und betrunkene Kneipengänger nach Hause geschickt. Hin und wieder wehte der Wind die Geräuschkulisse eines im Fußballstadion gerade zu Ende gehenden Rockkonzertes in die offen stehenden Schlafzimmerfenster. Nahe des Flughafens war das allgegenwärtige Pfeifen der Flugzeugturbinen zu hören, und an manchen Hausecken trieben sich noch pöbelnde Jugendliche herum und erschwerten den vom Arbeitstag müden Anwohnern die sehnlichst herbei gewünschte Nachtruhe. Vereinzelt durchdrangen heulende Sirenen die warme Sommerluft, auf der Jagd nach flüchtenden Kleinkriminellen oder um irgendwo irgendwem irgendwie zu helfen. Eine ganz normale Nacht in Deutschlands zweitgrößter Stadt.
Die meisten Einwohner der Stadt würden allerdings wohl mit einem klaren ´NEIN´ antworten, wenn man sie fragen würde, ob Fallschirmspringer in der Hamburger Nacht normal wären. Aber tatsächlich: Hoch über den Dächern der Innenstadt war ein schlanker, wendig anmutender, schwarzer Fallschirm zu sehen. Die Lichter des Hafens ließen ihn immer wieder im noch dunkleren Schwarz des Nachthimmels aufblitzen. Zielstrebig bewegte er sich auf das Banken- und Geschäftsviertel zu, wobei er rasch an Höhe verlor. Wer unter dem Fallschirm hing, war angesichts der Dunkelheit nicht zu erkennen, aber die Person, die ihn steuerte, verstand ihr Handwerk. Geschickt korrigierte sie die vom böigen Wind verursachten Kursabweichungen. Als der Schirm langsam in die Hochhausschluchten des Bankenviertels hinab sank, steuerte er mit wendigen Manövern zwischen den Fassaden der Häuser hindurch und näherte sich dabei langsam dem fünfzehnstöckigen Büropalast der ´M&T-Versicherungs AG´, in dessen gläserner Fensterfront sich die Lichter der Straßen widerspiegelten. ´M&T´ hatte gleich nach seiner Errichtung vor wenigen Jahren mehrere Etagen des imposanten, die Speicherstadt Hamburgs beherrschenden Gebäudes gemietet. Außerdem befanden sich hier noch die Büroräume einer großen Anwaltskanzlei, einer Reederei und einer Baufirma.
´M&T´ war ein international tätiger Kapital- und Risikokreditversicherer, der sich vor allem auf die Absicherung finanziell bedeutsamer, gleichzeitig aber brisanter Exportgeschäfte spezialisiert hatte. Auf diesem Gebiet genoss die Versicherung eine geradezu monopolistische Stellung, die sich in ihrem enormen Einfluss auf das Börsen- und Bankengeschehen in der ganzen Welt niederschlug. Schlagzeilen hatte es dabei unter anderem gegeben, als ´M&T´ inmitten der Euro-Krise einige großvolumige Auslandsgeschäfte der griechischen Staatsregierung versichert und sich damit den Unmut der restlichen EU-Staaten zugezogen hatte. Ebenso war man in die Kritik geraten, als deutsche Waffenlieferungen nach Syrien abgesichert wurden, während der syrische Diktator Assad gleichzeitig seine eigene Bevölkerung abschlachten ließ. Dem Erfolg von ´M&T´ hatte dies jedoch keinen Abbruch getan. Der Konzern schrieb traumhaft gute Zahlen und ließ die Kassen seiner Aktionäre laut klingeln. Geld war nun einmal mächtiger als Moral.
Der Fallschirm hielt genau auf die Fensterfront des Bürogebäudes zu und sank dabei einem der mittleren Stockwerke entgegen. Hätte jemand unten auf der Straße in diesem Augenblick nach oben in den Nachthimmel geschaut, hätte er den nächtlichen Besucher vielleicht sogar erkennen können. In seinem schwarzen, einteiligen Tarnanzug blieb der Fallschirmpilot jedoch nahezu unsichtbar, und da auf der Straße nichts los war, konnte er unbemerkt auf das Bürogebäude zugleiten. Knappe dreißig Meter vor der gläsernen Front zog er mit einer Hand einen pistolenähnlichen Gegenstand aus seinem Gürtel und zielte damit auf eines der Fenster im neunten Stockwerk. Mit einem leisen PLOPP löste sich ein Bündel von Geschossen aus dem Pistolenlauf. Die einzelnen Geschosse – es waren mehrere Dutzend - streuten sogleich kreisförmig auseinander und klatschten einen Augenblick später an das anvisierte Fenster.
FLUPP FLUPP FLUPP ...
Die Geschosse blieben an der Fensterscheibe haften, wobei sie einen Kreis von etwa sechzig Zentimetern Durchmesser bildeten. Zwischen den einzelnen Geschossen blieb ein Abstand von wenigen Zentimetern. Die Person unter dem Fallschirm verlangsamte nun ihren Fall, hielt dabei aber weiter auf das beschossene Fenster zu.
Plötzlich begann die Fensterscheibe leicht zu vibrieren. Die Geschosse sandten einen für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbaren Piepton aus. Seine Frequenz war so hoch, dass das Glas unter den anhaftenden Geschossen aufbrach und ein kreisrunder, millimetergenauer Schnitt entstand. Zwei Sekunden später erreichte der Fallschirm das Gebäude. Mit katzenhafter Anmut landete der Pilot rechts neben dem kreisförmigen Geschossmuster an der Fensterscheibe und blieb daran kleben. Der Fallschirm löste sich im Augenblick der Landung von dem Rucksack auf seinem Rücken und verschwand flatternd im Dunkel der Nacht. Wie Spiderman in seinen Comics hing die Person nun an der gläsernen Front des Gebäudes. Ihre mit an- und ausschaltbaren Saugnäpfen versehenen Handschuhe und die ebenso ausgestatteten Spezialschuhe gewährten einen sicheren Halt. Unter dem hautengen Tarnanzug zeichneten sich die schlanken Körperkonturen einer Frau ab.
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