Valérian Vandyke - Hüte dich vor den wilden Tieren

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Hüte dich vor den wilden Tieren: краткое содержание, описание и аннотация

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Vom Dachgeschoss eines Wohnhauses fällt dem Studenten Borman buchstäblich ein Mann vor die Füße. Aus der Hand des Sterbenden löst sich ein kleiner Metallzylinder, den Borman reflexartig an sich nimmt. Doch er ahnt nicht, dass um diesen Gegenstand bereits ein erbitterter Beschaffungskampf im Gange ist. Schon Sekunden später ist er darin verwickelt und der brisante Inhalt des Gegenstands beginnt, alles, was er bis dahin für Realität gehalten hat, auf den Kopf zu stellen. Zunehmend leidet er an Halluzinationen, die von der Wirklichkeit nicht zu unterscheiden sind. Ohne die Hilfe der geheimnisvollen Nuria, die ihn anfangs verfolgt und beinahe tötet, gäbe es wohl keine Chance die Halluzinationen zu beenden und damit sein Leben zu retten – behauptet Nuria. Doch kann er dieser Frau, zu der er sich mehr und mehr hingezogen fühlt, tatsächlich trauen?
In einer Klinik mit überwiegend wahrnehmungsgestörten Patienten ereignen sich unerklärliche Unfälle mit Todesfolge. Als die gerade eingestellte Therapeutin Sarah sich dafür interessiert, erhält sie seltsame und bedrohliche Botschaften, die immer mit denselben Worten enden: «Hüte dich vor den wilden Tieren!» Doch Sarah lässt sich auch dann nicht davon beeindrucken, als sie selbst beginnt, an Halluzinationen zu leiden. Es beginnt ein abenteuerliches Verwirrspiel der Sinne.

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Hüte dich

vor den

wilden Tieren

Valérian Vandyke

Roman

Impressum

Hüte dich vor den wilden Tieren

Valérian Vandyke

Copyright: © 2014 Valérian Vandyke

published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.deISBN 978-3-8442-8566-6

Umschlaggestaltung: Marlon Grey

Prolog

Die tiefliegende Sonne des Spätsommertages tauchte die umliegenden Getreidefelder in ein honigfarbenes Licht. Wie ein warmes, feuchtes Tuch lastete die schwüle Luft schwer auf der Landschaft und nötigte die Grillen zu einem lautstarken Crescendo. Der Asphalt war noch immer heiß genug um die Straße durch zahlreiche Luftspiegelungen trügerisch mit einer kühlen Flüssigkeit zu überziehen, die sich beim Näherkommen in Nichts auflöste; schneller als sie in Wahrheit hätte verdunsten können.

Der Traktor mit dem vollgeladenen Heuwagen kämpfte sich mit quälender Langsamkeit den sanften Hügel hinauf und schob sich, umgeben von einer flirrenden Aura, stampfend und rumpelnd durch die dichte, heiße Luft. Aus entgegengesetzter Richtung näherten sich zwei Fahrzeuge mit angemessener hoher, aber nicht gerade besorgniserregender Geschwindigkeit. Der Traktorfahrer konnte keinen der beiden Personenkraftwagen wahrnehmen. Schon gar nicht akustisch, denn der Lärm seines Diesels erstickte gnadenlos die Durchdringungsversuche anderer Geräusche im Keim. Während der Wagen, der sich frontal näherte, noch immer durch die Hügelkuppe verdeckt wurde, befand sich der zweite noch im breiten Sichtschatten der weit überstehenden Ladung des Anhängers. Ausschließlich das unglückliche Zusammentreffen sämtlicher Voraussetzungen führte schließlich dazu, dass aus einer harmlos erscheinenden Begegnung dreier Fahrzeuge ein groteskes Ballett mit weniger harmlosen Folgen wurde. Der von hinten heraneilende Wagen setzte gerade zum Überholen an, als der Traktorfahrer, der sich noch immer auf einer einsamen Landstraße wähnte, spontan nach links schwenkte, um auf einen schmalen Feldweg abzubiegen. Im selben Moment erreichte der zweite Wagen die Spitze der Kuppe und der Fahrer sah sich plötzlich auf eine Strohwand zurasen, die seine gesamte Fahrspur blockierte. Beide Wagen wurden, wie auf ein geheimes Kommando hin, in perfekter Choreografie herumgerissen um dem Anhänger auszuweichen und im gleichen Sekundenbruchteil durch eine reflexartige Vollbremsung außer Kontrolle gebracht. Es folgte ein nahezu vollendeter Pas de Trois, bei dem der Traktor samt Anhänger die unrühmliche Rolle des fliehenden Schurken übernahm und die beiden Personenwagen sich wie ein tanzendes Liebespaar aufführten. Beide Autos begannen sich sofort im Gegensinn um die jeweils eigene Achse zu drehen, wobei sie sich weiterhin unaufhaltsam aufeinander zu bewegten. Der zwischen ihnen befindliche Anhänger gab exakt in dem Moment den Weg frei, als sich die beiden Flanken der Fahrerseiten theatralisch zu einem finalen Kuss trafen.

Die Rotation hatte den beiden Wagen reichlich Bewegungsenergie genommen; trotzdem war die verbliebene Geschwindigkeit noch viel zu groß um den Fahrern die Chance auf ein glimpfliches Ende einzuräumen. Mit einem dumpfen Knall kamen die beiden Karossen zum Stehen. Der Traktorfahrer rutschte vor Schreck vom Pedal, was den Motor zum langsamen Absaufen veranlasste. Sofort sprang er vom Bock und lief nach hinten um nachzusehen was passiert war. In einer beinahe gespenstisch wirkenden Szene standen die beiden Wagen Tür an Tür in einer rotierenden Staubfahne, die sie eben noch selbst aufgewirbelt hatten. Die beiden Fahrer, ein Mann und eine Frau, lehnten Kopf an Kopf, genau an der Stelle, wo sich die Seitenscheiben befunden hatten. Fast sah es so aus, als hätten sie sich nur für einen kurzen Augenblick aneinandergeschmiegt um sich im nächsten Moment die Benommenheit abzuschütteln, auszusteigen und sich den Schaden zu betrachten. Als der Traktor, der noch immer heftig hustend nachdieselte, mit einem lauten Knall seinen letzten Schnaufer von sich gab, legte sich eine zeitlose Stille über die Landschaft, die erst Minuten später von dem Signalhorn des eilig herbeigerufenen Krankenwagens zerrissen werden sollte. Während der ganzen Zeit, bis der Notarzt an der Unfallstelle eintraf, starrte der Traktorfahrer traumatisiert zu den beiden Verunglückten hinüber und für einen flüchtigen Moment schien sich der Schein eines zarten Lächelns auf das ihm zugewandte Gesicht zu legen.

*

Bereits vom ersten Augenblick an war ihr der Mann sympathisch, ohne dass sie sagen konnte warum. Wie die meisten Frauen bevorzugte sie eher die großen und schlanken, während dieses Exemplar eher klein, wenn auch nicht zu klein und etwas massiger gebaut war - auch wenn man ihn noch nicht dick nennen konnte. Aber irgendetwas faszinierte sie an seiner Erscheinung, wie er so dastand und sich suchend umblickte. Vielleicht waren es diese schmalen, geheimnisvollen, fast schwarzen Augen mit denen er das Restaurant systematisch abrasterte. Nachdem er vom Eingang aus nicht das fand, wonach er so intensiv Ausschau hielt, setzte er sich in Bewegung, um auch die versteckten Nischen zu inspizieren. Sie konnte nicht umhin, ihm mit ihren Blicken zu folgen. Er war mit einem dunklen, perfekt geschneiderten Anzug bekleidet, der seine überaus gepflegte Erscheinung abrundete. Über dem Arm trug er - fein säuberlich zusammengelegt - einen grauen Trenchcoat. Schnell wurde ihr klar, dass er nicht nach einer Person suchte, mit der er hätte verabredet sein können, sondern lediglich auf einen freien Tisch hoffte, an dem er sich niederlassen konnte. Als er, mit einem gefassten, aber deutlich spürbar enttäuschten Gesichtsausdruck den Rückzug antreten musste, weil alle Tische entweder besetzt oder reserviert waren, winkte sie ihm zu und lud ihn mit einer eindeutigen Geste dazu ein, auf dem freien Stuhl an ihrem Tisch Platz zu nehmen. Für einen kurzen Moment, der nur einen Sekundenbruchteil andauerte, schien er die Frau zu taxieren, bedankte sich aber dann doch nonchalant und nahm den letzten freien Platz dankbar in Beschlag. Es dauerte nicht lange, da fand er sich in ein amüsantes Gespräch mit ihr versponnen. Sie war sehr redselig und schien ein großes Mitteilungsbedürfnis zu verspüren und er, eher von der ruhigen Sorte, schien die Kurzweil offenbar sehr zu genießen. Nach zwei Gläschen Rotwein hatte auch seine Zunge sich etwas mehr gelockert. Im Gegensatz zu einigen Gästen, die manchmal etwas genervt zu ihnen herübersahen, schien es ihm überhaupt nichts auszumachen, dass sie sich keine besondere Mühe gab, ihre Lautstärke zu dämpfen. Auch als sie ihm gestand, psychisch krank zu sein, distanzierte er sich mit keiner Geste von ihrer Gesellschaft und zeigte, im Gegenteil dazu, noch Verständnis und konnte mit einem gewissen Maß an Fachkenntnis sogar das Gespräch darüber vertiefen. Sie erklärte ihm, seit einigen Jahren schizophrene Schübe zu haben und dass sie Rita heiße und jetzt achtunddreißig Jahre alt sei. Die Krankheit habe sich aber bereits in ihrer Jugend durch starke Depressionen angekündigt. Sie sei in der Klinik, ganz in der Nähe, untergebracht, könne sich aber sonst völlig frei bewegen. Sie sprach ganz offen von ihrer Krankheit und erklärte ihm auch die Art ihrer Therapierung, was man in den Sitzungen bespreche und erzählte von der netten Psychologin, die sie betreute. Auch der Mann stellte sich jetzt vor und sagte ihr, er sei zufällig Pharmareferent und auf der Durchreise, weil er an einem Kongress teilnehme, der noch die ganze Woche andauere. Dann erzählte er ihr von neu auf den Markt kommenden Psychopharmaka, die sich allerdings noch in der Testphase befänden, mit denen es möglich sei, jede Art von schizophrener Erkrankung, nicht nur wie bisher zu unterdrücken, sondern gezielt und dauerhaft zu heilen. Sie war natürlich sofort interessiert und so ließ er sich, wenn auch zunächst noch mit Widerstand, dazu überreden, ihr die geeigneten Präparate mitzubringen. Um sicherzugehen, auch die richtigen Medikamente anzuwenden, ließ er sich von ihr das exakte Krankheitsbild schildern. Dann setzten sie ihre Unterhaltung, mit ganz anderen Themen, noch eine Weile fort, um sich schließlich für den nächsten Abend wieder hier zu verabreden.

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