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© Sarah Smit, 2017
Alle Rechte vorbehalten
Titelbild: Annika Gehrt
Umschlaggestaltung: Sarah Smit
Dies ist ein fiktiver Roman. Namen, Charaktere und Handlung sind frei erfunden. Übereinstimmungen sind rein zufällig.
Ich konnte es kaum glauben! In nur 23 Tagen war schon Heiligabend. Die Zeit rannte nur so davon. Obwohl es noch drei Wochen waren und ich noch regelmäßig zur Schule musste, waren genau diese 23 Tage immer etwas ganz Besonderes für mich. Das lag bestimmt an der Vorfreude. Heute war der erste Dezember und ein Dienstag. Da meine Familie keine Zeit oder Lust hatte etwas mit mir zu unternehmen, wollte ich meinem besten Freund Jannik einen Besuch abstatten. Meistens war es so, dass er hier bei mir rumhing, doch heute wollte er wegen der Kälte das Haus nicht verlassen. Ich wusste einfach nicht, was sein Problem war, denn so kalt war es noch gar nicht. Ich zog mir meine Winterstiefel, meine Mütze und meine Handschuhe an und wickelte mir meinen Schal um den Hals, den meine Mutter extra für mich gestrickt hatte.
„Ich bin bei Jannik!“, rief ich durchs Haus.
Als ich, wie üblich, keine Reaktion darauf bekam, verließ ich das Haus und machte mich auf dem Weg zu ihm. Es war etwas kälter geworden, daher umklammerte ich meinen Oberkörper mit meinen Armen. Somit ging kaum etwas an Wärme verloren und die Kälte kam nicht herein. Ich hatte es von mir aus nicht weit zu Jannik. Nach weniger als zwanzig Minuten konnte ich schon an seiner Haustür klingeln. Ich musste einige Sekunden warten, bis Jannik mir die Tür öffnete. Er stand in einem dicken Wollpullover, eine sehr kuschelig aussehenden Jogginghosen und selbstgestrickten Socken vor mir.
„Du hast dich also wirklich in die Kälte getraut“, stellte Jannik fest und sah mich stolz an.
„Warum auch nicht? Ich mag den Dezember und will auch nicht den ganzen Tag im Haus sitzen, nur weil es kälter geworden ist. Es sind immerhin nur noch 23 Tage bis Heiligabend.“
„Können wir Weihnachten nicht dieses Jahr ausfallen lassen?“, fragte Jannik, während er mich ins Haus ließ.
Er stellte mir jedes Jahr diese Frage und ich konnte wie jedes Jahr nur eins darauf antworten. „Es ist doch nur einmal im Jahr, also stell dich mal bitte nicht so an, du Weihnachtsmuffel.“ Ich verdrehte meine Augen, als ich das sagte. „Ich mag Weihnachten und die Vorweihnachtszeit eben nicht. Ich kann sehr gut darauf verzichten.“
„Was stört dich denn bitte so daran?“, fragte ich ihn.
„Ich weiß auch nicht. Am schlimmsten ist es, dass es im September schon Weihnachtssüßigkeiten gibt, die in der ersten Zeit einfach am besten schmecken und man zu Weihnachten einfach keinen Hunger mehr darauf hat. Dann fangen sie auch gleichzeitig schon um die Zeit damit an, Weihnachtsmusik im Radio zu spielen und jeder meint, genau dann anzufangen, Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Das macht die ganze Vorfreude darauf kaputt. Es wird zudem kalt und irgendwann fängt es auch noch an zu schneien. Das nervt mich eben!“
Ich konnte nicht anders und musste grinsen. „Du hast irgendwie was von dem Grinch. Dir fehlt nur noch die grüne Farbe.“ Jannik streckte mir die Zunge heraus und wir mussten beide lachen. Dann schaffte ich es endlich aus meiner Winterjacke, meinen Handschuhen, meiner Mütze und meinem Schal, da schlug Jannik vor Tee für uns zu kochen. Ich nickte ihm zufrieden zu und folgte ihm in die Küche.
Während er das Wasser für unseren Tee aufsetzte, machte ich es mir auf einem der Küchenstühle gemütlich. Es war mollig warm in der Wohnung und es duftete im ganzen Haus nach Zimt. Ich liebte den Duft von diesem Gewürz und das verstärkte meine Weihnachtsvorfreude noch viel mehr.
„Ich kann einfach nicht verstehen, was du an Weihnachten nicht magst. Das ist immerhin das Fest der Liebe“, stellte ich verwundert klar.
„Ich habe dir doch an der Tür schon gesagt, was mich so daran nervt“, antwortete Jannik abgehackt, der gerade das Wasser in zwei Tassen goss und mir meine Tasse mit Teebeutel in die Hand drückte. Er schien nicht weiter darüber reden zu wollen und ich gab mich ausnahmsweise mal geschlagen. Zumindest für einen kurzen Augenblick.
Hier duftet es voll nach Zimt“, sagte ich zufrieden und atmete den Duft tief ein. „Ich liebe dieses Gewürz.“
„Meine Mutter hat einen Apfelkuchen gebacken. Wenn du willst kannst du gleich ein Stück essen“, schlug Jannik mir vor.
Ich nickte ihm zu und sagte erst mal nichts weiter. Ich musste mir etwas einfallen lassen, um Jannik doch noch von Weihnachten zu überzeugen. So konnte das ja nicht weiter gehen.
„Du, Jannik?“, fing ich mein Gespräch an. Jannik blickte von seinem Tee auf und lächelte mich an. Es war sein spezielles Lächeln, bei dem sich Grübchen um seine Mundwinkel bildeten und das mich jedes Mal zum Lächeln brachte.
„Ich finde es echt blöd, dass du nichts für Weihnachten übrig hast. Ich will das unbedingt ändern! Ich will dir zeigen wie schön Weihnachten sein kann. Was hältst du davon?“
Jannik sah mich entsetzt an und antwortete: „Was ich davon halte willst du wissen? Eigentlich gar nichts! Aber du kannst es gerne mal versuchen. Vielleicht hast du ja Erfolg.“
Ich sprang vom Stuhl auf, rannte auf Jannik zu und sprang ihm in die Arme.
„Wir werden so viel Spaß haben! Ich habe ja jetzt 23 Tage und heute fangen wir gleich damit an“, sagte ich voller Freude, umarmte ihn ein weiteres Mal und ließ ihn nicht mehr los. Ich atmete seinen Duft ein, und gleich schlug mein Herz schneller. Ich musste mich sofort aus der Umarmung lösen. Nicht dass er das noch merkte.
„Habt ihr eigentlich einen Adventskranz?“, fragte ich nach. Ich wusste ja, dass der Rest der Familie auch nicht so von Weihnachten und der Vorweihnachtszeit angetan war.
„Ne, wofür auch?“
„Weil ein Adventskranz einfach zur Vorweihnachtszeit dazu gehört“, erklärte ich leicht entsetzt und fügte hinzu: „Ich trinke jetzt meinen Tee aus, besorge die Sachen für einen Adventskranz und dann basteln wir einen. Nachher zünden wir dann gemeinsam die erste Kerze an. Das wird toll!“ Ich erkannte an Janniks Gesichtsausdruck, dass er eigentlich keine Lust dazu hatte und er es wirklich nur mir zuliebe tat. Das rechnete ich ihm auch wirklich hoch an. Ich trank meinen Tee schnell auf, zog mir meine Sachen über, um draußen nicht zu erfrieren und sprintete los. Ich wollte in unserem Keller nachsehen, ob wir noch etwas an Weihnachtsdekoration übrig hatten, um bei Jannik zuhause zumindest ein wenig Weihnachtsstimmung zu verbreiten. Ich wurde auch fündig, packte alles zusammen was Jannik und ich gebrauchen könnten und war daraufhin auch schon wieder auf dem Weg zu meinem besten Freund. Ich freute mich riesig darauf, noch einen Adventskranz zu basteln und zu gestalten. Ich liebte es sehr, kreativ zu sein.
Mit einer vollen Kiste mit Weihnachtsdekoration stand ich nach ungefähr zwanzig Minuten erneut vor Janniks Haustür und versuchte den Klingelknopf zu betätigen. Es war gar nicht mal so einfach, denn ich wollte die Kiste nicht abstellen. Doch bevor ich nur in die Nähe des Klingelknopfes kam, hatte Jannik die Haustür schon geöffnet und stand grinsend vor mir.
„Na, schaffst du es alleine, oder soll ich dir irgendwie helfen?“
Ich drückte Jannik die Kiste in die Hand, schummelte mich an ihm vorbei und rief, während ich in die Küche ging: „Danke Jannik!“
Er kam nur wenige Sekunden nach mir in die Küche.
„Du bist echt ein Schatz“, zog ich ihn auf und er streckte mir die Zunge heraus.Das war irgendwie normal zwischen uns. Wie beste Freunde sich nun mal ab und zu neckten.
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