Originalcopyright © 2020 Südpol-Verlag, Grevenbroich
Autor: Nicolas Gorny
Illustrationen: Benedikt Beck
E-Book Umsetzung: Leon H. Böckmann, Bergheim
ISBN: 978-3-96594-065-9
Alle Rechte vorbehalten.
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WARNHINWEIS
Diese Geschichte kann Spuren von Wachstumssirup enthalten
Inhalt
Seltsame Geräusche
Hausmeister Frankenkiesel
Keine handfesten Beweise
Nachts in der Schule
Das Labor des Grauens
Wachstumssirup
Schüsse in der Nacht
Auge in Auge mit der Bestie
Der Sprung in die Freiheit
Detektivbüro Schlotter und Co
Autor und Illustrator
Seltsame Geräusche
»Das Ding ist der absolute Horror«, sagt Derek Schlotter. Er hält eine leuchtend gelbe Schärpe in den Händen. Darauf steht in fetten Buchstaben PAUSENAUFSICHT.
Es ist Montagmorgen und Derek und sein bester Freund Mesut schieben sich durch das Gedränge auf dem Schulflur.
»Seit wann gibt es denn an der Heiner-Lauterkrach-Schule eine Pausenaufsicht?«, fragt Mesut.
»Seit heute«, brummt Derek. »Hat die Direktorin so entschieden.«
»Und warum hat sie ausgerechnet dich ausgewählt?«
»Keine Ahnung.« Derek zuckt mit den Schultern. »Wahrscheinlich habe ich einen Klassenbucheintrag zu viel und das ist jetzt so eine Art Strafarbeit.«
»Nimm’s nicht zu schwer. Immerhin kannst du eine coole Schärpe tragen«, kichert Mesut.
Derek funkelt seinen Freund finster an. »Sehr witzig.«
Die Schulglocke gongt.
Mesut seufzt. »Mathe fängt an.«
»Geh du schon mal vor. Ich muss noch bis zum zweiten Klingeln warten und kontrollieren, ob auch alle im Unterricht sind«, sagt Derek und legt sich die Schärpe um. »Das ist Teil meines neuen Jobs.«
»Dann bis gleich, Sheriff«, lacht Mesut und folgt seinen Mitschülern ins Klassenzimmer.
Nach und nach leert sich der Schulflur, während Derek einen kleinen Rundgang unternimmt. Vorbei am Medienraum, dem Musiksaal und hinüber zur Aula.
»Alles sauber«, murmelt Derek und kommt sich wie ein Gefängniswärter vor.
Doch gerade als er sich auf den Weg in den Matheunterricht machen will, hört er etwas. Ein seltsames Röcheln von irgendwo.
Derek sieht sich ratlos um.
»Hallo?«, ruft er.
Nichts und niemand zu sehen.
Keine Reaktion.
Dann ertönt das Geräusch wieder.
Derek spitzt die Ohren und sein Blick fällt auf die Treppe, die hinunter in den Schulkeller führt. Das Röcheln kommt von da unten. Eindeutig.
Derek verzieht das Gesicht und schiebt die Augenbrauen zusammen. Soll er einem Lehrer Bescheid geben oder dem seltsamen Geräusch selbst auf den Grund gehen?
Es könnte ja sein, dass jemand unten im Keller liegt und verletzt ist. Dann ist schnelle Hilfe gefragt.
Also entscheidet sich Derek dafür, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Immerhin ist er die neue Pausenaufsicht.
Derek zupft seine Schärpe zurecht und steigt wagemutig die Kellertreppe hinab.
Unten in dem tunnelartigen Schulgewölbe ist es so finster wie in einer Höhle. Doch Derek entdeckt einen fahlen Lichtschein in der Dunkelheit. Ob das Geräusch von dort kommt?
Er folgt dem Lichtschein durch die Kellergänge bis vor eine Tür, die leicht offen steht. Es ist eines der alten Labore, wo die Schüler ganz früher Experimente durchgeführt haben. Aber warum brennt darin Licht?
Derek tritt einen Schritt näher an die Tür heran und lugt durch den Spalt. Im selben Augenblick schiebt sich eine Gestalt ins Licht. Sie hat wirres, strubbeliges Haar und trägt einen weißen Laborkittel.
Mit angehaltenem Atem beobachtet Derek, wie die Gestalt eine dampfende blaue Flüssigkeit aus einem Reagenzglas in einen Trichter gießt, der sich am Ende eines langen Schlauchs befindet. Der Schlauch wiederum führt zu einem großen Tisch, wo er unter einem schmutzigen Laken verschwindet. Unter dem Laken ist etwas Würfelförmiges verborgen. Wahrscheinlich ein Kasten, vermutet Derek.
Jedenfalls gibt dieser Kasten die seltsam röchelnden Laute von sich. Was wohl bedeuten muss, dass jemand oder etwas in dem Kasten eingesperrt ist.
Derek erschauert. »Wuuuuahhh!«, macht er und stolpert einen Schritt zurück.
Verflixt! Derek presst sich schnell die Hand auf den Mund.
Doch zu spät. Die Gestalt im Laborkittel hat ihn gehört. Sie lässt das Reagenzglas sinken und blickt in Richtung Tür. »Ist da jemand?«
Hausmeister Frankenkiesel
Bewegungslos wie eine Statue verharrt Derek vor der Tür zum Labor. Er ist komplett zu Eis erstarrt und kann nicht einmal den kleinen Finger rühren.
»Ist da jemand?«, wiederholt die Gestalt im Laborkittel ihre Frage und macht ein paar Schritte auf die Tür zu.
Jetzt endlich erkennt Derek, um wen es sich bei der Gestalt handelt: Es ist der alte Hausmeister Herr Frankenkiesel. Und der wird sicher eine gute Erklärung für den röchelnden Kasten auf dem Tisch haben.
»Puh!« Derek ist erleichtert. Er fasst sich ein Herz und stößt die Tür auf, sodass der Hausmeister ihn sehen kann.
»Entschuldigung«, beginnt er zögerlich. »Ich wollte Sie nicht stören.«
»Das tust du aber«, erwidert der Hausmeister. Er stapft Derek entgegen und baut sich mit verschränkten Armen vor ihm auf. »Was hast du überhaupt hier im Keller verloren? Schülern ist der Zutritt strengstens untersagt.«
»Ich bin diesem merkwürdigen Geräusch gefolgt, weil ich dachte, jemand braucht vielleicht Hilfe«, erklärt Derek. Er verrenkt den Hals, um an dem Hausmeister vorbei ins Labor zu spähen.
Abermals meldet sich das Röcheln.
»Da ist kein Geräusch!«, blafft der alte Frankenkiesel und drängt Derek unsanft von der Tür weg. Es ist offensichtlich, dass der Hausmeister etwas zu verbergen hat und Derek auf dem schnellsten Wege loswerden will.
Doch so leicht lässt sich Derek nicht abwimmeln. Schließlich ist er nicht nur die neue Pausenaufsicht, sondern auch ein Meisterdetektiv und Experte für schaurige Angelegenheiten. Und unheimliche Geräusche, die aus dem Schulkeller dringen, sind ohne Zweifel schaurig.
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