Die kürzlich nachgewiesenen Gravitationswellen implizieren, dass der Ursprung dieser Wellen in des Feldes Fähigkeit zum Dehnen und Stauchen liegt, und das wichtigste Detail dabei ist das Markenzeichen schlechthin von Zeit: Gegensätzliche Abläufe können nicht zur selben Zeit am selben Ort geschehen.
Wenn die Nacht über uns ist, kann nicht gleichzeitig der Tag über uns sein. Wenn ein Feld sich ausdehnt, kann es sich nicht gleichzeitig zusammenziehen. Eins nach dem anderen. Die erste Phase des Feldes bremste den Flug des Positrons und beschleunigte den Flug des Elektrons. In der zweiten Phase war es umgekehrt. Und so wurden Positronen und Elektronen auf ihren separaten Wegen abwechselnd und mit umgekehrtem Timing von der Mitte des Feldes beschleunigt und gebremst und konnten dennoch dem Feld nicht entkommen, denn es war ihnen übergeordnet. Das Feld trennte sie und zwang sie zugleich, sich aufeinander zu zu bewegen.
Du hast sie dir sicherlich schon selbst angesehen, die Zeichnungen auf den Muschelschalen. Es lohnt sich, einen genauen Blick zu tun. Im Scharnier der zwei Schalen nehmen alle Ringe oder Schlaufen, die auf den Schalen zu sehen sind, ihren Anfang und finden dort auch ihr Ende, um dann in die nächste Schlaufe überzugehen. Jede nächste Schlaufe ist ein wenig größer und hat einen anderen Neigungswinkel, sodass eine Art Fächer von Schlaufen entsteht. Der Fächer krümmt sich durch Raum und Zeit, und wenn 180 Grad erfüllt sind, trifft der Fächer der einen Schale auf den Fächer der anderen Schale. Zwischen ihnen liegt die Ebene, in der die Planeten unseres Sonnensystems um die Sonne reisen. So jedenfalls könnte es gewesen sein.
In dieser Ebene trafen sich die positiv geladenen Positronen und die negativ geladenen Elektronen. Es war ein Zusammenstoß. Eine Kollision. Aber da im Moment ihrer Begegnung das Positron gerade in seiner gebremsten Phase und das Elektron gerade in seiner beschleunigten Phase war, kam die Bewegung des Positrons komplett zum Erliegen und in einer Masche des Feldes ergriffen/gefangen. Es erhielt des Protons Atomgewicht 1, während des Elektrons Bewegung von seines Bruders gegensätzlicher Ladung nach den Regeln des Coulomb’schen Gesetzes an die Leine gelegt um seinen Bruder (nun Proton) zu kreisen begann. Das war die Geburt des Wasserstoffatoms oder einer Vorstufe davon.
Für eine Weile sah ich Schlaufen wie die Schlaufen auf den Muschelschalen überall. Ich fand sie auf Pfirsichkernen, Ahorn-Samen, Widderhörnern und in der Darstellung des weiblichen Eileiters. Und immer standen solche Spuren im Zusammenhang mit einem schöpferischen Willen. Denn selbst unsere Gedanken – wenn sie denn schöpferisch sind – folgen ähnlichen, sich weitenden Spiralen, bis sie am Ende in einer Ebene zwischen Pro und Kontra die Synthese finden oder sich auflösen. Das Gravitationsfeld der Sonne ist die „Große Mutter“ in unserem Sonnensystem.
Den Winter ’73/’74 verbrachte ich in Berkeley. Ein paar Straßen westlich von Shattuck gab es eine kleine Ein-Mann-Autowerkstatt, die sich ‘The Howling Dog’ nannte. Ein paarmal in der Woche schaute ich bei dem Besitzer vorbei, und falls es genügend Aufträge gab, schraubte ich Auspuffs an, reparierte Bremsen und war besonders versiert im Tune-up der eigenwilligen Zwillingsvergaser der damals schon älteren englischen Automarken. Die Second-Hand-Buchläden in Berkeley und die Bibliothek der Universität hatten es mir angetan. Blackberries hatte mich natürlich begleitet, und da er ein außergewöhnliches Tier war, genoss er unter meinen Bekannten große Privilegien.
Meine Fragen hielten mich über Wasser. Auch meine Seele hatte Fragen, die ich jedoch nicht zu formulieren wusste, und so fuhr ich am Ende des Winters nach Arizona zu den Hopi. Ich wusste von Fritz Langs Enthusiasmus für die Pueblo-Indianer, für ihre Spiritualität, für den Reichtum ihrer Symbole in ihrer Kunst. Aber ich hätte nicht sagen können, was ich eigentlich von ihnen wollte, und als ich ankam, sah ich amerikanisches Leben in seiner ärmsten Version, drehte sofort wieder um und fuhr zurück an die Küste nach Albion.
Albion liegt sechs oder sieben Meilen südlich von Mendocino, keine zwei Meilen nördlich des Navarro River. Das Township besteht aus einem Schulgebäude und ein paar Häusern aus Pionierzeiten. Ein kleiner Fischerhafen unterhalb der Siedlung, hinter einer engen Einfahrt durch das Cliff der Küste, gehört zu Albion, plus ein Tante-Emma-Laden auf der anderen Seite des Albion-Rivers, wo es hinaufgeht zur Albion-Ridge. Die Brücke über der Einfahrt zum Hafen erinnert in ihren oberen Teilen aus Holz an die Brücke aus dem Film „Die Brücke am Kwai“ (mit Alec Guinness).
Nicole bot mir eine kleine Hütte auf ihrem Grundstück auf Middle-Ridge an. Sie hatte mehrere Hütten auf ihrem Grundstück stehen, denn ihr Mann Hal war Psychologe, und sie hatten ein paar Jahre zuvor ein Experiment kommunalen Zusammenlebens ausprobiert. Nun standen die Hütten leer. Meine Hütte war besonders. 20 Meter den Abhang einer tiefen Schlucht hinunter, die mit Redwood im Zweitwuchs bewachsen war, hatte Hal eine große Veranda aus Redwood-Holz bauen lassen, die über den Baumwipfeln thronte und eine wunderbare, wenn auch ein wenig einseitige Aussicht bot – außer Baumkronen war nichts zu sehen. Vom Ende der Schlucht herauf hörte man in der Ferne die Brandung und die Nebelboje vor Albions Hafen. Die Hütte selbst war Hals Werk. Sie war winzig, eher ein Bretterverschlag, und hatte Platz für ein Bett und einen Schreibtisch, und da Hal die Relativitätstheorie für das Gelbe vom Ei menschlicher Horizonte hielt, hatte die Hütte nicht einen einzigen rechten Winkel. Über dem Eingang der Hütte hatte er ein kleines Brett angenagelt, auf das er E=mc² gemalt hatte. Es war ein wunderbarer Ort zum Denken, und einer dieser hier entstandenen Gedanken war, dass alle Atome (mit wahrscheinlich der Ausnahme des Wasserstoffatoms) Systeme sind, die aus zwei Systemen zusammengesetzt sind.
Nun habe ich ja schon erwähnt oder durchblicken lassen, dass der eigentliche Grund, warum ich damals mit meinen inzwischen dreiunddreißig Jahren Schulbücher der Physik und der Chemie wieder hervorkramte, mit den Parallelen zusammenhing, die ich zwischen der Schöpfung/Entwicklung des Lebens und der Schöpfung/Entwicklung der menschlichen Gesellschaft zu entdecken meinte. Und in diesem Sinne sind die Gedanken, die ich hier zur Genese der ersten Atome im Universum hinzufügen möchte, eine Vorbereitung auf die Gedanken über die Genese der menschlichen Gesellschaft und ihrer kleinsten Einheit, die Institution Familie. Mit diesem Ziel im Blick möchte ich dich bitten, mir noch ein weiteres Mal nicht nur in die Welt der Physik zu folgen, sondern mit mir auf Wegen durch die Welt der Physik zu gehen, die nicht gerade herkömmlich sind.
In den Atomen wohnen zwei Systeme. Für die Beschreibung des zweiten Systems muss die andere Muschel als Gleichnis herhalten, ich meine die Art von Muschel, die aus nur einem einzigen Stück besteht und aussieht wie ein in Kalk erstarrter Tornado. Du kennst auch diese zweite Muschelform. Einige sind bauchig und geräumig und wenn man das Ohr an ihre Öffnung legt, hört man in ihr das Rauschen der Brandung der Meere. Andere sind wie Donnerkeile des Zeus oder wie Darts.
Das Wasserstoffatom, über dessen Entstehung ich mir in der vorangegangenen Geschichte Gedanken machte, besitzt (mit der Ausnahme seiner Isotope) kein Neutron, und mein Verdacht ist, dass es (oder seine Vorform) auch kein Magnetfeld besaß, oder jedenfalls schloss die Struktur, die ich oben beschrieb, kein Magnetfeld mit ein. Und da ich nun einmal davon ausgehe, dass das ganze Universum lebt (schließlich wächst es ja auch ständig), will ich sagen, dass das Magnetfeld ungleich des Gravitationsfeldes kein regierendes, sondern ein dienendes Feld ist.
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