Seit einigen Jahren ist übrigens auch außerhalb der Läufergemeinde Athletiktraining in aller Munde. Allerdings heißt es hier nicht Athletik , sondern Pilates. Seit Jahrzehnten schon quälen sich Generationen von Läuferinnen und Läufer mehrmals die Woche auf diversen Turnhallenböden und absolvieren dort fleißig eine Übung zur Stärkung der Oberkörpermuskulatur nach der anderen. Das Six-Pack gehört bei leistungsorientierten Läuferinnen und Läufern fast schon zum Standard. Denn für einen effektiven Laufstil ist eine gut ausgebildete Rumpfmuskulatur absolut unerlässlich.
Lange bevor Pilates, Yoga und die unzähligen weiteren Trainingsarten ohne Gewichte und Maschinen den Einzug in die Gesellschaft fanden, hatte die Läufergemeinde diese Übungen bis zum Exzess betrieben.
Obwohl das Athletiktraining schon immer zu einem umfassenden und kompletten Lauftraining dazugehörte, ist es immer noch der unbeliebteste Trainingsinhalt für die meisten Läuferinnen und Läufern. Da hilft es auch nichts, wenn Trainer und so gut wie alle Laufratgeber fast schon dogmatisch auf die Notwendigkeit des Athletiktrainings hinweisen. Vor allem Läufer, die aus der Leichtathletik kommen, wissen um die Wichtigkeit des unliebsamen Muskeltrainings. Doch obwohl der Name der Sportart bereits das Wort Athletik enthält, gehört es für viele dieser Athleten nicht automatisch zum Trainingsalltag dazu.
Doch warum fürchten sich viele Läuferinnen und Läufer vor dem Athletiktraining ? Die Antwort darauf ist ganz einfach: Es macht keinen Spaß! Da quält man sich 20 oder 30 Minuten an Ort und Stelle, die Muskeln brennen, man spürt keinen Fahrtwind und wird auch nicht mit dem typischen Runner’s High belohnt. Kein Wunder also, dass sich viele Laufsportler davor drücken, auch wenn die meisten sehr wohl wissen, dass ihr Körper und ihre Laufleistung davon profitieren würden.
Wenn sich Läufer übers Athletik unterhalten
Laufcoach:„Morgen macht ihr bitte 30 Minuten Athletik .“
Übersetzung:„Morgen stehen 30 Minuten Krafttraining mit dem eigenen Körpergewicht auf dem Programm. Macht bitte verschiedene Übungen zur Stärkung von Bauch, Rücken, Po und Arme. Jede Übung soll 30 – 60 Sekunden dauern, wiederholt jede Übung mindestens zweimal. Zwischen den Übungen könnt ihr 20 – 30 Sekunden Pause machen.“
Wortart |
Verb |
Verwendungszweck |
davor und danach |
Sozialverträglichkeit |
neutral |
Missverständnisse |
manchmal |
Verwendungshäufigkeit |
mindestens einmal die Woche |
Läufertypus |
Tempoliebhaber |
Gesprächspartner |
Mitläufer |
Beliebtheits-Skala |
4 |
Für viele Leistungssportler ist dieser Lexikoneintrag höchstwahrscheinlich überflüssig. Doch für die Nichtsportler unter Ihnen ist er unentbehrlich. Denn sowohl Ein- als auch Auslaufen kann durchaus missverstanden werden.
Bei einem Fußballspiel laufen die Mannschaften zu Beginn eines Spieles auf den Platz ein, gehen oder traben also von der Umkleidekabine auf die Mitte des Fußballplatzes. Aber die Fußballer haben sich bereits einige Minuten vorher eingelaufen . Sie haben sich also warmgelaufen. Einige von Ihnen werden sich nun sicherlich denken, warum sich Läufer für das Lauftraining einlaufen bzw. warmlaufen sollten.
Bei einem normalen Dauerlauf entfällt das explizite Einlaufen meistens. Allerdings wird es nahezu von jedem Läufer bewusst oder unbewusst unberücksichtigt, denn die wenigsten von uns starten gleich mit ihrem geplanten Tempo in den Dauerlauf. Meist beginnt man etwas langsamer und rollt langsam in den Dauerlauf hinein , wird also innerhalb der ersten 10 – 15 Minuten schneller, bis man sein geplantes Tempo erreicht.
Bei intensiven bis hochintensiven Belastungen ist es allerdings unabdingbar, dass man sich zunächst einige Minuten einläuft , um das Herzkreislaufsystem und sämtliche andere Körpersysteme auf Betriebstemperatur zu bringen. Manch einer gibt sich mit fünf Minuten zufrieden. Vor allem ältere Athleten hingegen benötigen aber schon einmal 15 – 25 Minuten, um richtig in Schwung zu kommen.
Das Auslaufen findet dann immer nach einer Belastung statt, um den Organismus wieder etwas zur Ruhe kommen zu lassen. Nach einer harten Trainingseinheit joggt man deshalb noch einige Minuten im ganz lockeren Tempo umher. Nach einem normalen Dauerlauf entfällt das Ausfallen bzw. man gestaltet die letzten Minuten eines Dauerlaufs etwas ruhiger.
Ein- und Auslaufen sind also fester Bestandteil eines jeden vernünftigen Trainingsplans. Vor allem das Auslaufen nach einer harten Trainingseinheit macht nicht nur trainingswissenschaftlich Sinn, sondern ist mitunter der schönste Teil des Trainings. Kaum etwas macht mehr Spaß, als sich nach einem gelungenen Training im langsamsten Lauftempo zu unterhalten und über die vergangenen Minuten noch einmal zu fachsimpeln. Die Laune der Läuferinnen und Läufer ist dabei meist auf dem Höhepunkt, denn das Runner’s High macht sich nun bei allen breit.
Wenn sich Läufer übers Ein- und Auslaufen unterhalten
Läufer:„Wollen wir zum Einlaufen gehen?“
Übersetzung:„Wollen wir mit dem Training starten, indem wir uns gemeinsam für einige Minuten warmlaufen?“
Läufer:„Lass uns noch gemeinsam locker drei Rasenrunden auslaufen .“
Übersetzung:„Nachdem wir unser Tempotraining geschafft haben, sollten wir noch drei Runden auf dem Rasenplatz ganz locker traben. Damit beseitigen wir das Laktat und andere durch das schnelle Laufen angefallenen Substanzen. Außerdem können wir uns dabei noch über das Training unterhalten.“
Wortart |
Verb |
Verwendungszweck |
Training |
Sozialverträglichkeit |
normal |
Missverständnisse |
sind vorprogrammiert |
Verwendungshäufigkeit |
so oft wie möglich |
Läufertypus |
tempogeile Spaßläufer, Downhill-Raketen |
Gesprächspartner |
Laufjunkies, Trailläufer |
Beliebtheits-Skala |
10 |
Wenn es keinen Spaß macht, dann ist es kein Ballern . Damit wäre schon die erste Eigenschaft dieses in den vergangenen Jahren immer mehr in Mode kommenden Laufverbs erklärt. Wer keinen Spaß fühlt, trotz der damit verbundenen Anstrengung, hat nicht geballert . Die Anstrengung resultiert dabei aus der Tatsache, dass man richtig schnell läuft. Und zwar so schnell, dass man völlig aus der Puste kommt und dieses Tempo nicht viel länger als einen oder zwei Kilometer halten kann. Dabei gibt es durchaus verschiedene Arten des Ballerns .
Da haben wir zunächst einmal das Ballern am Ende eines Dauerlaufs. Nehmen wir an, Sie sind 12 Kilometer in einem lockeren Tempo gelaufen und haben nur noch einen Kilometer bis zur Ihrer Haustür. Die Beine fühlen sich gut an, Sie sind frohen Mutes und fühlen sich so richtig zufrieden. Jetzt wäre eigentlich der richtige Zeitpunkt, Ihren Körper aus dieser Wohlfühlzone herauszuholen und noch einmal richtig zu fordern. Gesagt, getan. Sie beschleunigen deutlich und erhöhen das Tempo. Diese Tempoforcierung lässt Ihre Atemfrequenz in Sekundenschnelle deutlich ansteigen, der Puls nähert sich gefährlich seinem Maximalwert. Während dieses extrem schnellen Kilometers fühlen Sie sich trotz der immensen Anstrengung noch ganz gut und können Ihren Körper kontrollieren. Trotzdem sehnen Sie das Ende der Belastung herbei. Wenn Sie dann diesen Tempoabschnitt beendet haben, fühlen Sie sich noch besser als zuvor. Sie schweben förmlich auf Wolke sieben und sind im Läuferhimmel angekommen. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, wie schnell Sie auf diesem letzten Abschnitt unterwegs waren. Für jeden von uns führt ein anderes Tempo zu diesem erhabenen Gefühl. Hauptsache, Sie haben sich wirklich richtig angestrengt.
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