EIN GEWISSES RISIKO
Erzählungen und Kurzgeschichten
Dietrich Schönfelder
Inhaltsverzeichnis
Das Horoskop Zu diesen Erzählungen und Kurzgeschichten Der Autor ist pensionierter Mitarbeiter des Deutschen Auswärtigen Dienstes. Zurzeit lebt er auf den Philippinen. Als Maler und Schriftsteller geht er dort seinen ursprünglichen Berufsträumen nach. 36 Jahre seines Berufslebens arbeitete er an deutschen diplomatischen Vertretungen im Ausland, vorwiegend in Asien. Dabei passte er sich den jeweiligen Kulturkreisen an, lernte die jeweilige Lebensweise der Einheimischen kennen und schloss Freundschaften. Dies auch mit den am jeweiligen Ort lebenden Deutschen und Ausländern. Erlebtes und Erzähltes wird in den vorliegenden Geschichten festgehalten. Wobei diese mit eigenen Zusätzen, erdachten Fortsetzungen und Folgerungen angereichert wurden. Eine interessante und lesenswerte Mischung aus Dichtung und Wahrheit.
Die Farben des Herbstes
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In Memoriam EIN GEWISSES RISIKO Erzählungen und Kurzgeschichten Dietrich Schönfelder
Ein gewisses Risiko EIN GEWISSES RISIKO Erzählungen und Kurzgeschichten Dietrich Schönfelder
Helenas Beichte EIN GEWISSES RISIKO Erzählungen und Kurzgeschichten Dietrich Schönfelder
Grabesstille EIN GEWISSES RISIKO Erzählungen und Kurzgeschichten Dietrich Schönfelder
Steppenlied EIN GEWISSES RISIKO Erzählungen und Kurzgeschichten Dietrich Schönfelder
Kapitel 1 EIN GEWISSES RISIKO Erzählungen und Kurzgeschichten Dietrich Schönfelder
Kapitel 2 EIN GEWISSES RISIKO Erzählungen und Kurzgeschichten Dietrich Schönfelder
Kapitel 3 EIN GEWISSES RISIKO Erzählungen und Kurzgeschichten Dietrich Schönfelder
Kapitel 4 EIN GEWISSES RISIKO Erzählungen und Kurzgeschichten Dietrich Schönfelder
Zu diesen Erzählungen und Kurzgeschichten
Der Autor ist pensionierter Mitarbeiter des Deutschen Auswärtigen Dienstes. Zurzeit lebt er auf den Philippinen. Als Maler und Schriftsteller geht er dort seinen ursprünglichen Berufsträumen nach.
36 Jahre seines Berufslebens arbeitete er an deutschen diplomatischen Vertretungen im Ausland, vorwiegend in Asien. Dabei passte er sich den jeweiligen Kulturkreisen an, lernte die jeweilige Lebensweise der Einheimischen kennen und schloss Freundschaften. Dies auch mit den am jeweiligen Ort lebenden Deutschen und Ausländern.
Erlebtes und Erzähltes wird in den vorliegenden Geschichten festgehalten. Wobei diese mit eigenen Zusätzen, erdachten Fortsetzungen und Folgerungen angereichert wurden.
Eine interessante und lesenswerte Mischung aus Dichtung und Wahrheit.
Hermann Jost war so gut gelaunt wie lange nicht mehr. Entspannt saß er auf einem der bequemen, ausholenden grün-weiß gestreiften Sessel des „Café Noir“ und paffte bereits den dritten Zigarillo. Gedankenversunken pustete er den Rauch an die Decke und beobachtete aus den breiten Fensterflächen das bunte, hektische Treiben draußen auf der Mabini-Street.
Angenehme Kühle umgab ihn und er hatte soeben den Entschluss gefasst, diese noch ein Weilchen zu genießen. Es war ein heißer Tag, stickig-schwül dazu, Hermanns schweißgetränktes, weißes Hemd begann erst jetzt zu trocknen. Grund zur Hast gab es zudem nicht. Die heutigen Geschäftstermine lagen bereits hinter ihm.
Übrigens verliefen die Tage hier in Manila ganz ohne Komplikationen. Die Warnungen gut meinender Freunde vor der Abreise, in diesem Land auf böse geschäftliche oder sonstige Rückschläge oder Situationen vorbereitet sein zu müssen, waren für ihn völlig unbegründet. Seine philippinischen Geschäftspartner erwiesen sich als kenntnisreich, professionell und auch als überaus sorgende Gastgeber.
Hermann hielt sich bereits den vierten Tag in dieser Metropole auf und plante den Rückflug am Abend des übernächsten Tages. Und entsprechend veranlasste er auch seine Buchung. Das Gefühl der Zufriedenheit des Geschäftsmannes rührte nicht nur von erfolgversprechenden Verhandlungen. Es war sein erster Besuch auf den Philippinen und seiner Hauptstadt, dieser Zwölf-Millionen-Metropole. Denn er fühlte sich auch sonst wohl.
An kleinere, überschaubarere Verhältnisse gewohnt, faszinierte ihn das 24-stündige, von ständiger Unruhe beherrschte Leben auf den Straßen, auch die Grobheit der Teilung zwischen Arm und Reich. Die Freundlichkeit der Bevölkerung, das Schattendasein in der Nacht. Wenn Bars, Casinos und Restaurants noch weit nach Mitternacht von Besuchern zu bersten schienen. Dunkle Geschäfte, er vermutete es, wurden in den Winkeln der Straßen und Häuser geschlossen, darauf abzielende Angebote ihm hinterher gerufen.
„Hey, Joe, want my sister?“, oder Bruder, oder was auch immer. Es war unvorstellbar für Hermann, wenn er dabei an seine mitteldeutsche Kleinstadt dachte.
„Noch einen doppelten Espresso, Sir?“
Eine der jungen, freundlich-lächelnden Angestellten des Cafés stand neben ihm, weckte ihn aus seiner Träumerei. Ein hübsches Mädchen zudem, Cappuccino-braun mit langen, glänzend-schwarzen Haaren. Sie trug einen kurzen, schwarzen Rock, über den eine kleine, modisch gestickte weiße Schürze gebunden war.
Hermann war verwirrt, hatte er doch beim Eintreten, auch des schweißnassen Hemdes wegen, für Schönheiten kein Auge. Nur auf die Kühle konzentrierte er sich. Zu sehr war er mit sich und der vorangegangenen Unbequemlichkeit in der Schwüle des Nachmittags beschäftigt.
„Ja, bitte!“ Es klang fast ein wenig verlegen.
Dabei war Hermann alles andere als schüchtern. Hoch gewachsen, hatte er sich, trotz fortgeschrittenen Alters, im letzten Dezember wurde er 55, eine unübersehbare Jugendlichkeit bewahrt. Der schlanke Körper und die muskulösen Arme ließen vermuten, dass er immer noch sportlich aktiv war. Auch die unvermeidlichen, von der Natur jedoch sorgsam verteilten Falten in seinem jetzt gebräunten Gesicht, machten es dem Betrachter schwer, sein Alter zu bestimmen. Hinzu kam ein gepflegter, voller Haarwuchs, der, schwarz-grau meliert, einen wohlgeformten Kopf bedeckte.
Was seinen Charakter anbelangte, war Hermann ein außergewöhnlich umgänglicher Zeitgenosse. Umsichtig und verantwortungsbewusst führte er sein Leben, vergaß dabei aber nicht, auch die Freuden auszukosten. In Maßen natürlich. Er war ein geduldiger, interessierter Zuhörer und wurde selbst dann nicht barsch oder gar zynisch, wenn sich eine Konversation zur Qual entwickelte.
Aufgebracht, fast ärgerlich wurde er nur, wenn andere seinen Namen nicht vokalgerecht aussprachen „Jooost!“ verbesserte er dann unverzüglich den verdutzten Gesprächspartner, also mit langem, gedehntem „O“. Wer immer, auf der anderen Seite, dieses „O“ zufällig korrekt wider gab, konnte sich eines Vertrauensvorschusses sicher sein.
Hermann war sich seines vorteilhaften Aussehens durchaus bewusst und es erfüllte ihn mit Genugtuung, wenn hier und da ein anerkennender Blick der jungen oder auch älteren Frauen auf ihn gerichtet wurde.
Was ihn in dieser Stadt irritierte, war die Ungezwungenheit, mit der so manche Schönheit den Augenkontakt suchte, dazu einladend lächelte und zu suggerieren schien, man kenne und schätze sich bereits. Es fehlte nur noch das Gespräch. Die Versuchung, sich eines dieser Geschöpfe näher anzusehen, war also groß.
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