Michael Schwingenschlögl - Schöttau - Ein Heimatdrama

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Wir reisen ins Jahr 1899 und begeben uns in die Steiermark. Irgendwo am Fuße des Dachsteins liegt ein längst vergessenes Tal mit der fiktiven Stadt Schöttau.
Der Johann, der größte und mächtigste Bauer, ist der Herr des Tals. Zusammen mit dem scheinheiligen Pfarrer, dem gierigen Bürgermeister, dem feinen Grafen, dem zwielichtigen Hoteldirektor und ein paar anderen dubiosen Figuren hat sich der Johann in den letzten Jahren eine schöne, heile Welt errichtet. Sie fühlen sich unantastbar, nichts und niemand kann ihnen etwas anhaben.
An einem kalten, grauen Morgen im Frühling verlässt der Johann gerade sein trautes Heim, als das ganze Übel seine Bahnen nimmt.
Der Wilderer ist offenbar zurück, dabei hatte ihn der Johann doch im Dezember erschossen. Merkwürdige Botschaften tauchen auf, manch einer bekommt einen Gamskopf geschenkt und plötzlich gibt es den ersten Toten. Auf einmal wird auch noch ein Zug vor ihrer Haustüre überfallen und ein geheimnis-voller Bayer sowie ein desillusionierter Kommissar tauchen in Schöttau auf. Der feine Herr Graf engagiert einen gruseligen Typen namens Wilfried als Problemlöser und der dauerberauschte Pfarrer holt sich einen brutalen Schläger zu Hilfe. Nun droht die Situation gewaltig zu eskalieren.
Was geht hier nur vor sich? Die Fragen werden mehr, die Antworten weniger und die Stimmung wird dunkler. Die mächtigen, unantastbaren Herren aus Schöttau sitzen alle im selben Karren, doch vor lauter Rausch, Wahn, blindem Stolz und Egoismus merken sie gar nicht, dass sie den Karren mit Pauken und Trompeten gegen die Wand steuern.

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Schöttau Ein Heimatdrama Michael Schwingenschlögl Impressum 2020 Michael - фото 1

Schöttau

Ein Heimatdrama

Michael Schwingenschlögl

Impressum

© 2020 Michael Schwingenschlögl

ISBN Paperback: 978-3-753127-11-8

Vorwort

Interviewer: Sehr geehrter Herr Autor, ich begrüße Sie.

Michael: Ich interviewe mich doch wieder selbst.

I: Fein. Sprechen wir lieber über Ihr mittlerweile zweites Buch. Es ist ein Heimatdrama geworden, das im Jahr 1899 spielt. Bin ich da richtig informiert?

M: Ja, wir reisen dieses Mal ins Jahr 1899 und begeben uns ins steirische Dachsteingebiet. In einem verborgenen Tal liegt die fiktive Stadt Schöttau, wo sich ein dunkles Drama ereignet.

I: Klingt ja schon einmal recht spannend. Erzählen Sie uns doch einmal, wodurch sich dieses Buch von Ihrem ersten unterscheidet. Sie haben mir ja vorhin gesagt, dass Sie sich doch sehr weiterentwickelt haben.

M: Diese Geschichte lebt vor allem von ihrem schwarzen Humor und den Figuren. Bei der Märchenstunde ist ja der Erzähler sehr präsent gewesen und der Humor ist meistens von ihm und seinen Formulierungen ausgegangen. Der Erzähler schaltet sich jetzt nur noch am Anfang ein, ab der Stelle mit dem Zug zieht er sich fast gänzlich zurück. Das ist dann auch jener Punkt, an dem die Geschichte und der Humor immer dunkler werden.

I: Schön. Kann man also sagen, dass der Erzähler und sein Erzählstil dieser Geschichte für Ihre persönliche Entwicklung stehen?

M: Das kann man so sagen, so war es auch geplant. Ich kann vor mir selbst behaupten, dass ich mich gut entwickelt habe und mir der Sprung auf die nächste Ebene gelungen ist.

I: Fantastisch! Wie Sie vorhin schon erwähnt haben, spielt Ihr neues Buch in der Steiermark. Wieso gerade die Steiermark und nicht Tirol oder Salzburg?

M: Ich bin in den letzten Jahren viel in den steirischen Bergen unterwegs gewesen und habe mich in diese herrlichen Landschaften verliebt. Von daher musste ich nicht lange nach einem geeigneten Schauplatz suchen.

I: Sie haben ja schon gesagt, dass diese Geschichte sehr von den Figuren lebt. Gehen Sie doch einmal kurz auf sie und die Geschichte ein, aber verraten Sie bitte nicht zu viel.

M: Der Johann, der Bürgermeister, der Pfarrer, der Moosbacher Gustl und ein paar andere lustige Gestalten haben sich in der Stadt Schöttau eine schöne, heile Welt errichtet, die jedoch langsam zu bröckeln beginnt. Die Geheimnisse werden mehr und je mehr sie versuchen, diese zu lösen, desto unangenehmer wird es für sie. Niemand von ihnen hat eine weiße Weste und obwohl auch jeder von ihnen die Moral und das gute Gewissen beiseiteschiebt, so hat trotzdem jeder eine schrullige Seite, die man einfach gernhat.

I: Ich unterbreche Sie jetzt an dieser Stelle, denn wir wollen uns jetzt alle selbst ein Bild davon machen. Möchten Sie noch etwas sagen?

M: Gute Unterhaltung!

I: Vielen Dank! Wir sehen uns dann nachher noch einmal.

1. Schöttau

Servus! Es freut mich wahnsinnig, euch endlich persönlich begrüßen zu dürfen! Vielen Dank, dass so viele nette Gesichter meiner Einladung gefolgt sind und sich hier und heute eingefunden haben. Der Einfachheit wegen könnt ihr mich gerne Sepp nennen. Ein passender Name, der sich gleich zu Beginn den alpenländischen Klischees bedient. Da setze ich mir doch noch geschwind meinen feschen Steirerhut mit Gamsbart auf. Perfekt!

Falls jemand die hollywoodreifen Teaser auf meinen, von Follower mittlerweile übergehenden, Socialmediakanälen noch nicht gesehen hat, oder nur wegen des versprochenen Freibiers gekommen ist, dem möchte ich nur kurz den Anlass unserer feinen Abendgesellschaft erklären.

Wie bitte?

Ja, ich bin mir sicher, dass die Lieferung mit eurem Freibier in Kürze eintreffen wird.

All jene, die der unendliche Durst nach frischem Hopfenglück bereits in staubige Mumien verwandelt hat, denen kann ich derweil gerne eine kleine Flasche Mineralwasser um 5€ oder eine Bouteille DAC von meinem Haus- und Hof Winzer um 30€ verkaufen.

Sie warten lieber auf das Bier, werter Herr? Auch gut.

Um es nicht unnötigerweise noch weiter in die Länge zu ziehen: Durch einen glücklichen Zufall im Zuge einer eher unglücklicheren Erbschaft, sind mir alte Schriftstücke und Dokumente in meine gepflegten Hände gefallen, die eine höchst brisante und interessante Story erzählen.

Da ich einem netten und äußerst attraktiven Publikum, Gruß geht raus an die blonde Dame im Gucci Kleid in Reihe zwei, liebend gerne solch wunderbare Geschichten präsentiere und es auch schon einige Zeit her ist, dass ich so etwas zum letzten Mal gemacht habe, hat sich mir nun der Anlass geboten, eine kleine Zeitreise mit euch zu unternehmen und die Erlebnisse unserer Vorfahren zu erkunden.

Bevor es gleich losgeht, möchte ich noch eine Sache erwähnen. Wie ihr nun wisst, haben sich all die Geschehnisse, von denen ihr gleich hören werdet, tatsächlich so abgespielt. Böse Zungen mögen vielleicht behaupten, dass es einige geschichtliche und geografische Ungereimtheiten gibt und gar manches aus einer vor Fiktion nur so sprudelnden Quelle entspringt, und damit könnten sie aller Wahrscheinlichkeit recht haben. Aber sei‘s drum, lasst euch nun von mir in ein wunderbares Abenteuer entführen!

Der absolute Knaller ist ja, dass wir für unser heutiges Epos gar nicht weit reisen müssen. Wir bleiben einfach in unserem schönen Österreich!

Um den Einstieg noch bombastischer zu gestalten, wäre jetzt wieder Musik angebracht. „Eine Alpensinfonie“ von Richard Strauss oder die „Sinfonia di caccia“ von Leopold Mozart würden sich da wohl thematisch ganz gut anbieten, aber ich habe nur eine Rammstein CD da, also fällt die musikalische Untermalung auch dieses Mal wieder aus und wir lassen die Instrumente nur in unseren Köpfen erklingen. Einverstanden? Toll!

Zu den imaginären Tönen der Hörner, Violinen und Trompeten begeben wir uns nun auf die Reise in eine atemberaubende Alpenkulisse.

Irgendwo in den steirischen Teilen des Dachsteinlandes muss sich all das zugetragen haben.

Das 19. Jahrhundert wog sich in seinen letzten Tagen. Ach, eine herrliche Zeit!

Österreich hatte noch einen Zugang zum Meer, der gute, alte Gulden war gerade durch Krone und Heller ersetzt worden und wir mussten uns damals noch nicht mit Bundespräsidentenstichwahlwiederholungsverschiebungen, Neuwahlen, besoffenen Urlaubsgeschichten, Sondierungsgesprächen und Übergangsregierungen herumschlagen, denn Kaiser Franz Joseph aus dem Haus Habsburg-Lothringen stand an der Spitze der Macht. Traumhaft, oder?

Nur seine liebe Sissi hatte man kurz vor dem Start unserer Geschichte schon abgemurkst. Tragisch, aber wir haben ja alle die tollen Filme mit der bezaubernden Romy Schneider gesehen und wollen uns jetzt auch nicht mit den damaligen rot-weiß-roten Royals befassen.

Ach ja, ehe ich es vergesse: Die Leute in unserem Heimatdrama sprechen selbstverständlich alle im Dialekt. Ich werde das Gesagte jedoch aus erzählungsökonomischen Gründen in Hochdeutsch wiedergeben. Denkt euch aber bitte den Dialekt immer schön dazu, denn dann erscheinen die Worte und Sätze viel authentischer.

Genug geschwafelt, auf geht’s!

Wir nähern uns einem wildromantischen Tal, das man so heute nicht mehr findet. Bedrohliche Wände und schauderhafte Türme aus bleichen Felsen thronten erhaben und einschüchternd über dem Tal. Zu deren Füßen erstreckten sich uralte Nadelwälder und sanfte Almen, deren leuchtendes Grün man vermutlich vom Mond aus sehen konnte. Garniert wurde das Ganze mit einem Farbfeuerwerk der schönsten Wildblumen.

Noch war aber von dieser eben beschriebenen Sommersymphonie der Flora nicht wirklich etwas zu sehen. Langsam und schwermütig kam das sehnlich erwartete Frühjahr in seine Gänge. Die eisige Kralle des Winters legte ganz behutsam ihre erfrorenen Finger aus diesen pittoresken Gefilden.

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