„Dein Vater wollte es mit ihm in die Doline bei der Leitnermauer werfen, aber es ist ein schönes, altes Jagdgewehr aus einer Bozner Werkstatt, das wohl recht wertvoll ist. Dieses Prachtstück in das tiefe Loch zu werfen und es für alle Zeiten verschwinden zu lassen, wäre äußerst schade gewesen. Deshalb habe ich es mit ins Tal genommen und am nächsten Tag in unserer Jagdhütte auf der Krauter Alm versteckt.“, antwortete der Johann.
„Die Krauter Alm, von dort schienen ja die Spuren zu kommen, denen wir bis hierhin gefolgt sind.“, meinte der Georg.
Der Johann nickte und murmelte nachdenklich: „Ja, von dort kamen sie.“
„Wer weiß aller, dass die Büchse dort versteckt ist?“, fragte sein künftiger Schwiegersohn.
„Eigentlich nur der Graf und ich. Und jetzt auch du.“, sagte der Johann.
Der Brenner Georg wirkte etwas überrascht und fragte: „Und mein Vater? Weiß er etwa gar nichts davon?“
Da musste der Johann lachen und meinte: „Nein, er wollte es nicht aufheben, weil er Angst hatte, dass es jemand bei uns finden und unangenehme Rückschlüsse ziehen könnte. Ich habe ihn dann beruhigt und gesagt, dass ich es im Waldsee versenkt habe. Du verrätst ihm doch nichts von unserem kleinen Geheimnis, oder? Sonst lässt ihm das keine Ruhe und seine unnötigen Sorgen kommen wieder auf.“
Da musste jetzt auch der Georg lachen und sprach: „Ich werde schweigen wie ein Grab! Ach ja, warum weiß der Graf eigentlich darüber Bescheid?“
„Wie gesagt, das Gewehr dürfte wertvoll sein und der Graf kennt sich mit diesen Dingern sehr gut aus. Ich habe es ihm gezeigt und er hat gemeint, dass er jemanden in Bern kennt, der uns dafür gutes Geld bezahlen wird.“, antwortete der Johann.
Damit wir nicht noch mehr langweilige Dialogszenen haben, fasse ich die weitere Geschichte zusammen. Einverstanden? Perfekt!
Ihr fragt euch jetzt sicherlich, ob sich der alte Schießprügel noch immer in der Jagdhütte auf der Krauter Alm befand.
Tja, das werden wir in Bälde erfahren, da der liebe Johann vorhatte, dort am nächsten Tag nachzusehen.
Unsere zwei Freunde packten dann die beiden kaputten Gamsböcke und folgten den mysteriösen Spuren talwärts. Der Weg war weiterhin kein einfacher, aber wenigstens waren die schauderhaften Schneewechten über ihnen verschwunden. Sie stiegen hurtig ein bezauberndes Kar ab, nur hatten sie für die malerische Umgebung keine Augen, denn die waren stets auf die geheimnisvollen Tritte im Schnee gerichtet. Einige Zeit lang konnten sie sie noch problemlos verfolgen, aber als sie in den Wald kamen und der Schnee dort mit den schwindenden Höhenmetern linear immer weniger wurde, verloren sie die Spuren irgendwann aus den Augen.
Eines schien aber klar zu sein: Der Wildschütz dürfte nach Schöttau, oder zumindest in dessen Richtung gegangen sein.
War der garstige Bursche gar einer ihrer eigenen Leute?
Dieser Gedanke plagte auch den Johann, aber er konnte sich das beim besten Willen nicht vorstellen.
War es denn dann ein Gast? Wollte der Wilderer eine falsche Fährte legen?
Wie bitte? Richtig, die Gamsköpfe tauchten dann in Schöttau auf, von daher ist es nur logisch, dass die Spuren dort hinführten. Aber wenn ich ein paar geheimnisvolle Fragen in den Raum werfe, dann kommt gleich viel mehr Spannung auf. Und wer sagt denn überhaupt, dass der Wilderer direkt mit den Köpfen in unsere Lieblingsstadt gezogen ist? Na eben!
Weil wir gerade bei Spannung und Fragen sind, schauen wir kurz zur Krauter Alm.
Eine uralte Jagdhütte aus dunklem Holz, die aber sehr gut gepflegt wurde und sich in einer wildromantischen Lage am Waldesrand befand. Drinnen war nicht viel los. Ein paar Bilder vom Erzherzog Johann und vom Kaiser Franz Joseph hingen an den Wänden, dazwischen natürlich einige Geweihe. Zwei kleine Betten standen auch noch dort drinnen sowie ein Tisch, ein paar Stühle und ein gut gefüllter Schnapskasten. Die lieben Jäger brauchten schließlich damals schon ihr Zielwasser.
Aber nun zum Wesentlichen: War das Schießeisen also noch in der eben beschrieben Jagdhütte? Was fand der Johann, als er am Tag darauf das geheime Versteck im Boden öffnete?
Nichts, die edle Donnerbüchse war verschwunden. Jetzt wurde ihm auch endgültig klar, dass es einen Zusammenhang zwischen den beiden Wildschützen gab.
Er setzte sich auf die Bank vor der Hütte, trank einen Schnaps, zündete sich eine Zigarette an und dachte nach. Sehr lange dachte er nach, die Zeit und die Gedanken schwammen davon, aber Erklärungen fand er keine.
Woher hatte der neue Wilderer von dem Gewehr gewusst? Welche Rolle spielten der Graf und vor allem der Pfarrer in dieser rätselhaften Geschichte? Warum bekam der Ludwig diesen Zettel an die Türe genagelt? Sollten noch mehr Köpfe und Zettel folgen? Was war bloß die verdammte Verbindung zwischen den beiden Wilderern? War der Neue auf einem Rachefeldzug?
Die Fragen in seinem Kopf wurden immer mehr und die Antworten immer weniger.
Erst nachdem ein paar Stunden vergangen waren und die Sonne eindrucksvoll in einem orangen Schleier hinter den Bergen verschwand, kam ihm eine der wichtigsten Fragen in den Sinn: „Wie kann ich ihn ausfindig machen und ihn stoppen?“
Der Johann war am Dienstag in der Jagdhütte, am Mittwoch passierte nicht viel, am Donnerstag noch weniger und am Freitag war es soweit, der Graf kam zurück.
Allerdings kam er nicht allein, sondern hatte einen ganzen Konvoi von Arbeitern, Baumaterialien und Möbel mit im Gepäck. Offenbar waren seine Geschäfte ein voller Erfolg gewesen und das neue Hotel konnte jetzt endlich fertiggebaut werden.
Der Moosbacher Gustl war vor lauter Freude über den Geldregen komplett aus dem Häuschen und gönnte sich zur Feier des Tages einen seiner besten Weine.
Auch der Ludwig war entzückt und hörte schon die Schöttauer Kassen unaufhaltsam klingeln.
„Jetzt geht es bergauf!“, meinte der feine Herr Graf zum überglücklichen Bürgermeister.
Die gesamte Stadt war hell erfreut über die Rückkehr des Grafens und das viele Geld, das er mitbrachte. Alle waren sie auf den Straßen und jubelten dem Adeligen und den vielen Arbeitern zu.
Das zweite Hotel sollte noch viel größer und luxuriöser als das Erste werden. Drei Bars waren geplant, ein großes Restaurant und einen schönen Wintergarten konnte man sich nun auch noch dazu leisten.
„Wir werden alle reich!“, quietschte der vergnügte Ludwig, als die Arbeiter sofort Hand am Bau anlegten.
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