1 ...7 8 9 11 12 13 ...28 Und noch beim Mittagessen drehten sich alle Diskussionen darum, ob man dem anschaulich Dargebotenen Glauben schenken sollte, oder nicht.
Nachdem der UN-Generalsekretär am Kopf der langen Tafel sein Glas zum Toast auf die illustre Gesellschaft erhoben und Shira-Khor und ihren Ministern zugeprostet hatte, erwiderte die larojanische Regierungschefin Shira-Khor bei ihrer höflichen Replik:
„Exzellenzen, meine Damen und Herren, mir war klar, wie steinig und von Unglauben geprägt dieser erste Tag unseres Zusammentreffens werden würde. Ich bin daher sehr dankbar, dass auch die Zweifler unter Ihnen diese Versammlung noch nicht verlassen haben.
Doch ehe Sie nach dem Essen vorläufig wieder in Ihre diplomatischen Vertretungen eilen, will ich Ihnen noch ein weiteres Angebot machen.
Ich biete nämlich allen führenden Regierungen dieser Erde an, dass sie die Überreste der STYXX-Schiffe, die ich gerade wieder abtransportieren lasse, in nächster Zeit untersuchen können. Weisen Sie uns einen Absetzplatz auf Ihren Territorien zu und wir werden Ihren Wissenschaftlern Gelegenheit geben, sich vom Wahrheitsgehalt des heute Gesehenen und Gehörten zu überzeugen.
Ich weise aber vorsorglich darauf hin: Das da draußen sind wirklich nur noch Wracks. Ohne Waffen, Triebwerke und ohne Bordelektronik, denn all das ist zerstört, oder wir haben es wohlweislich bereits entfernt.
Es wird also niemand von Ihnen einen Vorteil davon haben, wenn er bei der wissenschaftlichen Untersuchung als Erster drankommt. Deshalb denke ich, dass unter diesen Bedingungen eine faire Untersuchung der Herkunft und des Alters der Schiffe, als auch der noch an Bord befindlichen Überreste der Insektenbesatzungen möglich sein wird.“
Kapitel 4 UN-Vollversammlung – 2. Tag – 11.12.2015
Am zweiten Tag der UN-Konferenz setzte Erzherzogin Shira-Khor in einer zweiten Rede ihre Ausführungen mit den Argumenten fort, die sie schon bei ihrem Eintreffen auf der Erde im Beisein der in Fürstenfeldbruck versammelten Botschafter dargelegt hatte.
Nicht zuletzt vertrat sie dabei auch vehement ihr allseits schon bekanntes 5-Punkte-Programm. Dabei bot sie erneut ein Grundpaket an wirtschaftlicher und technologischer Hilfe und Zusammenarbeit an.
Hierzu gehörten, neben Unterstützungsleistungen im Bereich der gemeinsamen Sicherheit, der industriellen Modernisierung und Ausbildung, des Ernährungs- und Gesundheitswesens, vor allem das Angebot fairer Wirtschafts- und Handelsbeziehungen selbst für die Staaten, die nicht sofort in eine allzu enge Koalition mit den Larojanern eintreten wollten.
Zugleich sagte sie aber auch sehr deutlich allen internationalen Terroristen, Drogenbaronen sowie gewaltbereiten nationalistischen Diktaturen und religiösen Fanatikern der Erde den Kampf an.
„Wir werden es künftig nicht mehr hinnehmen, dass friedliebende, unschuldige Menschen – gleich welcher Rasse, Nation oder Religion – durch derartige verbrecherische Aktionen zu Schaden kommen, wie wir sie derzeit leider noch immer auf ihrem Planeten registrieren müssen. Und ich denke, dass viele, wenn nicht die allermeisten von Ihnen, dem zustimmen werden.“
Nach einer kurzen Pause, in der zwar erneut einzelne aufgeregte Zwischenrufe, überwiegend hingegen aber beifälliger Applaus zu hören war, setzte die larojanische Regierungschefin ihre Rede fort.
„Ich will Ihnen an dieser Stelle und genau zu diesem letzten Punkt jetzt einen Hintergrundbericht geben, der sich mit dem versuchten Raketenangriff auf mich sowie auf meine und Ihre Diplomaten nach der Landung meines Flaggschiffs THERRA-X auf der Erde vor wenigen Tagen beschäftigt.
Wie ich sehe, fehlen in dieser Versammlung schon die ganze Zeit über die Vertreter genau der beiden Staaten, nämlich Nordkorea und Irak, die hierbei nachweislich eine unrühmliche Rolle gespielt haben.
Und damit Sie uns die nachfolgenden Informationen auch glauben, werden wir Ihnen alles, was wir als Beweise inzwischen gesammelt haben, nach dieser Sitzung heute Nachmittag zur eigenständigen Überprüfung übergeben.“
Auf ein Nicken von Shira-Khor startete Kendo-Khar in diesem Moment seinen Videofilm der das Abfangen der Mittelstreckenrakete aus der Perspektive der KIMBAL zeigte und dessen zweiter Teil bei der anschließenden Untersuchung von den Labortechnikern der KIMBAL auf der AFB Nellis gedreht worden war.
„Fakt ist, dass diese Rakete eindeutig aus nordkoreanischer Produktion stammt. Hier sehen Sie den geborgenen nuklearen Sprengkopf, den meine Leute auf der KIMBAL zusammen mit amerikanischen Wissenschaftlern auf der Luftwaffenbasis Nellis entschärft haben.
Obwohl die Rakete auf ihrer Außenhülle keine Herkunftskennung trug, besteht – angesichts der darunter verbauten Technik – kein Zweifel darüber, dass diese Mittelstreckenrakete vom Typ BM25 Musudan ihren Ursprung in Nordkorea hat.
Ferner wissen wir anhand der umfassenden Aufklärungsbilder unserer Wachschiffe KHERA und THARO, dass der Flugkörper bei Aleppo in Syrien gestartet wurde.
Der Abschussort liegt, wie Sie auf dieser Karte sehen, genau in dem syrischen Gebiet, das von dieser islamistischen Terrororganisation ‚Flammendes Schwert’ schon vor einiger Zeit als Teil ihres selbst ausgerufenen Kalifats gewaltsam okkupiert wurde.
Deswegen denken wir auch, dass es genau diese Organisation ist, die aller Wahrscheinlichkeit nach, als Hauptakteur hinter dieser ganzen Sache steckt.
Bleibt die Frage, wie die Rakete dorthin gekommen ist. Sie ist zwar im Normalzustand mit ihrer Abschusseinheit auf einem LKW montiert und damit mobil, aber es ist kaum denkbar, dass sie auf einem derartigen Schwertransporter unentdeckt quer durch den Irak bis nach Syrien gefahren wurde.
Wir haben mit unseren speziellen technologischen Mitteln inzwischen den noch auf den Providerservern gespeicherten Mail- und Mobilfunkverkehr in dieser Gegend durchkämmt.
Und unseren Ermittlungen zufolge, können wir inzwischen sicher sagen, dass die Rakete und ihre Trägerfahrzeuge von einem irakischen Hafen aus per Eisenbahntransport zum Abschussort gebracht wurden.
Da der Flugkörper also per Schiff von Nordkorea an die irakische Küste gebracht worden sein musste, war es leicht, den vollständigen Transportweg zu ermitteln.
Wie Sie wissen, verfügt der Irak nur über einen einzigen Tiefwasserhafen in Umm Quasr am Persischen Golf. Und genau an dieser Stelle sind wir bei unserer diesbezüglichen Suche fündig geworden.
Soweit wir das bislang aufklären konnten, ist die Rakete nämlich – exakt eine Woche vor ihrem Start – dort von einem nordkoreanischen Frachter angelandet worden.
Und sie wurde von Personal begleitet, das ebenfalls mit diesem Schiff in Umm Quasr ankam. Wir nehmen an, dass dies die nordkoreanische Abschusscrew war, da wir nicht glauben, dass die Terroristen diesen Angriff ohne kompetente Fremdhilfe hätten durchführen können.“
Als sich das daraufhin einsetzende aufgeregte Gemurmel im Auditorium wieder gelegt hatte, fuhr Shira-Khor fort: „Lassen Sie mich an dieser Stelle eines unmissverständlich klarstellen:
Wir werden die Verantwortlichen für diesen verbrecherischen Überfall mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln jagen und über kurz oder lang auch dingfest machen, um sie anschließend dem Internationalen Strafgerichtshof, zusammen mit allen gesammelten Beweisen zur Aburteilung zu übergeben.
Das haben mein Verteidigungsminister Kendo-Khar und ich schon unmittelbar nach dem Anschlag gesagt und dieses Versprechen wiederhole ich hier und heute gerne noch einmal“, fügte sie dann noch hinzu.
„Meine Damen und Herren, es wird möglicherweise zwar noch etwas dauern, bis wir das gesamte Netzwerk der Täter aufgedeckt haben, aber keiner dieser Terroristen vom Flammenden Schwert wird mit einer solch menschenverachtenden Tat davonkommen.
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