Reiner Kotulla
Dagebliebene
Impressum
Texte: © Copyright by Reiner Kotulla
Umschlag: © Copyright by Reiner Kotulla
Verlag: Reiner Kotulla, 2019
Martinskirchweg 18
35638 Leun
reiner.kotulla@t-online.de
Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Dagebliebene
Erzählungen zum verdeckten Krieg gegen die DDR
Reiner Kotulla, geboren in Berlin (später DDR), war Betriebsschlosser, Schlosser unter Tage, Bauhilfsarbeiter, Soldat und Lehrer, bis er 2000 mit dem Schreiben begann. „Seine Romane bieten linke Gesellschaftskritik neben Unterhaltung, Fiktion, Spannung, Lokalkolorit und Erotik“, meinte letztens jemand, der seine Überzeugungen teilt.
DieGeschichtserzählungen sind frei erfunden. Alle Figuren in diesen Erzählungen, mit Ausnahme der namentlich angeführten historischen Persönlichkeiten, sind Erfindungen des Erzählers. Keine ist identisch mit einer toten oder lebenden Person. Ihre historische Wahrheit beruht darin, dass sie zur Zeit des Bestehens der beiden deutschen Staaten DDR und BRD und den dort herrschenden Verhältnissen hätten existieren können.
Mein besonderer Dankgilt Brigitte Müller, die mich immer wieder auf Fehler hingewiesen hat.
Inhalt
Vorwort...........................................................................................................7
Prolog...........................................................................................................9
Er hat mich vergewaltigt (1949)...........................................................................................................17
Druschba (1950)...........................................................................................................30
Wir waren dabei (1951)...........................................................................................................43
Buttertransport und Pappmascheehäuser (1953)...........................................................................................................60
Sie trugen funkelnagelneue Bauarbeiteranzüge (1953)...........................................................................................................63
Bei einem Feuergefecht… (1953)...........................................................................................................70
Das Kilo Kupfer kostet heute drei Mark (1954)...........................................................................................................75
Klubhaus oder Nietenhose (1956)..................................................79
Plötzlich war das alte Geld wertlos (1957)...........................................................................................................84
Schade, ich würde sie gerne wiedersehen (1958/1990 )...........................................................................................................93
Die Sache mit Jutta (1958)...........................................................................................................112
Die Rache des Großbauern (1959)...........................................................................................................120
Da fiel der zweite Schuss (1975)...........................................................................................................143
Den Spaziergänger verschweigt er (1979)...........................................................................................................164
Im Westen waren gerade Mäntel mit Bindegürtel modern (1979)...........................................................................................................171
Ich brauche nur ein Passbild (1987)...........................................................................................................174
Den sollte er jetzt verraten? (1987)...........................................................................................................187
Das Haus denen, die es erhalten! (1995)...........................................................................................................197
Sie wissen schon, Filmleute (2010)...........................................................................................................203
Epilog...........................................................................................................210
Die DDR – nur eine Fußnote der Geschichte?...........................................................................................................220
Seit Jahren kann man beobachten, dass in Film-, Bild-, Ton- und Textproduktionen über die Deutsche Demokratische Republik dieser Staat auf Flucht, Stacheldraht und Stasi reduziert wird. Unter dem Vorwand der „Geschichtsaufarbeitung“ wird die DDR systematisch delegitimiert, kriminalisiert und denunziert.
Hinzu kommt der ständige Gebrauch diffamierender Begriffe wie „SED-Diktatur“ und „Unrechtsstaat“.
Über letzteren bemerkte der ehemalige Verfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde 2015: „Die globale Kennzeichnung der DDR als Unrechtsstaat ist nicht nur falsch, sie kränkt auch die Bürger und Bürgerinnen der ehemaligen DDR.“ 1
In vielen Gesprächen mit „geborenen“ DDR-Bürgern habe ich erfahren, dass es in der DDR auch ein Leben neben den oben genannten Faktoren gab.
Dieses Leben zu beschreiben, bleibt Autoren vorbehalten, die vorurteilsfrei das Wirken der „Dagebliebenen“ aufzeichnen.
Meine Geschichtserzählungen sollen der Aufklärung unter der folgenden Fragestellung dienen:
Wer? Warum? Gegen wen?
Der Gang der Geschichte war immer eine Abfolge von Aktion und Reaktion. Und da wir Menschen unser Leben immer unter konkreten Umständen gestalten, und weil die vorgefundenen Umstände nicht Resultat eigenen Handelns sind, sondern Erbe, kann man die Vergangenheit nur in ihrer Entwicklung und im jeweiligen Kontext betrachten.
Die Erzählungen sollen Geschichte anschaulich machen, konkret und verständlich.
Sie arbeiten mit allen epischen Mitteln, auch denen der Perspektive und können damit den Lesern den Stoff besonders nahebringen, indem sie Gefühle wecken, laden sie zur Identifikation ein und stiften Kontakte zwischen Lesern und Akteuren.
Historische Erzählungen erhöhen die Vorstellungskraft und das Interesse an Geschichte. Sie können das vorhandene Geschichtsbild erweitern und festigen.
Sie haben vor allem dort ihre Berechtigung, wo es darauf ankommt, dem Leser Vergangenes, Alltägliches lebendig und gefühlsbetont darzustellen. Sie ermöglichen ihm echte Anteil- und Parteinahme sowie Wertungen und Schlussfolgerungen.
Ich versuche, mit meinen Kurzgeschichten Kräfte zu beschreiben, die von Anbeginn versucht haben, diesem deutschen Staat durch Sabotage, Spionage, Diversion, Abwerbung, Hetze, mediale Manipulation und andere Mittel zu schaden. Sie wollten nicht zulassen, dass sich in der Deutschen Demokratischen Republik eine Gesellschaft entwickelt, die auf Ausbeutung des Menschen durch den Menschen verzichtete. Die getreu der Prämisse, von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen, handelte.
Zum Verständnis der jeweiligen historischen Situation wird jeder Kurzgeschichte ein Text „Zur Sache“ nachgestellt.
Diese Vorgehensweise folgt dem Forschungsansatz „vom Einzelnen zum Allgemeinen“. Indem subjektive Erlebnisse in einen historischen Kontext (Text „Zur Sache“) gestellt werden, wird vermieden, dass sie als Einzelerscheinungen abgetan werden können, die keinen Bezug zur allgemeingesellschaftlichen Realität haben.
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