„Was?“, staunte das Wesen.
„Er scherzt nur“, erklärte Wal-Freya. „Du kennst dich gut aus. Du weißt doch sicher, wo Surtrs Burg liegt und wie sie aussieht.“
„Ja“, antwortete der Gnom zögernd.
„Na siehst du. Du bist alleine und du hast nichts zu Essen. Wir können deine Hilfe brauchen und wir teilen gerne.“
„Hältst du das wirklich für richtig?“, warf Thor ein.
„Du hast nur Sorge um deine Ration“, lachte Juli.
„Es ist gewiss keine schlechte Idee, jemanden bei uns zu haben, der sich auskennt“, lenkte Odin ein.
„Dieser Gnom wird uns nur ein Klotz am Bein sein“, wisperte Thor.
„Ach was, zu einem Holzkopf haben wir dann noch einen aus Stein“, versetzte Odin mit einem Schmunzeln.
„Ich will aber nicht mit euch reisen“, entgegnete das Wesen leichthin.
Thor deutete mit der offenen Hand auf den Lavagnom. „Seht ihr.“
„Du bist doch alleine“, sagte Thea. „Mit Freunden bist du das nicht mehr und wir haben zu Essen.“
Skepsis machte sich im Gesicht des Gnoms breit. „Freunde?“, wiederholte er.
„Ja. Freunde. Ich bin Thea. Das ist Juli, Tom, Odin, Wal-Freya und Thor. Hast du auch einen Namen?“
„Einen Namen?“, staunte er.
„Ja, wie nennt man dich?“, konkretisierte Thea.
„Sklave und unnützes Ding“, erwiderte der Lavagnom grübelnd.
„Na toll“, knurrte Juli.
Das Wesen sah schuldbewusst zu ihr hoch. „Verzeih, wenn ich Falsches gesagt habe.“
„Hast du nicht!“, sagte Odin mit Nachdruck.
„Du wirst nie wieder ein Sklave sein, wenn du uns hilfst. Das werden wir nicht zulassen“, versprach Wal-Freya.
„Ich muss euch nicht dienen?“
„Nein!“, rief Juli.
„Du zeigst uns nur den Weg“, lächelte Wal-Freya.
„Nur Weg zeigen.“ Das Wesen blickte von einem zum anderen. In seinem grauen Gesicht zeichnete sich ein Grübeln ab. „Steinbäume sind langweilig und Essen ist schlecht an diesem Ort. Vielleicht wird es lustig mit euch.“
„Ganz bestimmt. Ich lache jetzt schon“, erwiderte Thor sarkastisch.
Thea begegnete Toms Blick und grinste.
„Wenn wir ihn mitnehmen, sollten wir ihm aber einen Namen geben“, raunte Juli.
Der Lavagnom blickte verdutzt. „Mir?“
Juli nickte entschlossen. „Absolut, denn ich werde dich nicht als unnützes Ding titulieren. Du bist ein Freund und Freunde nennt man nicht so.“
„Freund sein muss schön sein“, sagte der Gnom mit einem Achselzucken.
Tom zwirbelte seine Barthärchen am Kinn. „Wie wäre es mit Rokk?“
„Wie kreativ“, höhnte Juli.
Thea nickte. „Er ist zu niedlich, um ihn so zu nennen.“
„Dann Rokki?“, empfahl Tom.
Thea zog die Augenbrauen zusammen. „Findest du, er sieht aus wie ein Boxer?“
„Wir nennen ihn Minniháttar“, schlug Wal-Freya vor.
„Das ist zauberhaft“, stimmte Juli zu. „Aber viel zu lang für so einen Krümel.“
„Du wieder!“, sagte Thea augenrollend.
Juli verschränkte die Arme. „Was denn? Ist doch wahr!“
„Minor“, schlug Thor vor.
„Wenn er dann noch nach einer Banane schreit, passt es zu Minions“, seufzte Tom.
„Oh man“, stöhnte Juli.
„Was ist mit Smule?“, fragte Thea.
„Smule ist süß“, pflichtete Thor bei.
„Tinnu finde ich aber auch passend“, meinte Tom.
„Der ist super!“ Juli nickte heftig.
„Noch ein Name, der mit „T“ beginnt? Niemals!“, versetzte Wal-Freya.
„Das stört doch nicht“, erwiderte Juli.
„Ach wirklich? Fühlst du dich zwischen Thor, Tom und Thea nicht langsam ausgeschlossen, Juli ?“
Juli lachte. „Stimmt irgendwie. Aber wieso sollte ich mich ausgeschlossen fühlen? In meinem letzten Leben hieß ich Trym.“
Wal-Freya fasste sich seufzend an die Stirn.
Im Gesicht des Lavagnoms bildete sich ein breites Lächeln. „Ihr seid lustig. Smule ist schön.“
Mit zufriedenem Blick fuhr Wal-Freya dem Lavagnom über den Kopf. „Dann bist du jetzt unser kleiner Smule.“
Auf seinen Speer gestützt, richtete sich Odin auf. In einer Mischung aus Belustigung und Zutrauen forderte er den Lavagnom auf: „Nun, Smule, dann zeig uns den richtigen Weg.“
Juli verschluckte sich an ihrem Zwieback. „Wie? Sofort?“, schnappte sie. „Wir haben uns gefühlt vor zehn Minuten hingelegt!“
„Ohne Umwege“, erwiderte Odin verbindlich.
„Das ist ein Scherz!“, versuchte Juli die Endgültigkeit aus Odins Worten zu nehmen, aber als die anderen wortlos ihre Vorräte zusammenpackten, schien sie die Sinnlosigkeit zu erkennen. Murrend schulterte sie ihren Quersack und stieg in den Sattel.
„Du kannst mit mir reiten“, bot Wal-Freya dem Lavagnom an.
Smule musterte Vala und seine Reiterin von oben bis unten, dann schüttelte er den Kopf. „Oh nein, beide sind unheimlich“, antwortete er, winkte ab und lief los.
Thor lachte schallend. Er wischte Wal-Freyas vernichtenden Blick zur Seite und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen. Juli und Tom kämpften sichtbar mit einem Lachanfall und auch Thea versuchte, Smules Äußerung rasch aus ihrem Geist zu jagen, um sich Thors Gelächter nicht anzuschließen. Niemand von ihnen wollte sich den Unwillen der Walküre einfangen. Der Lavagnom verhinderte Schlimmeres, indem er einfach davon stapfte. Nachdem Odin ihm folgte, schlossen sich ihm alle anderen an. Nur Thea wandte sich noch einmal um, als ihre Fylgja ein warnendes Fauchen ausstieß. Die Gebärde des Schutzgeistes jagte Thea einen Schauer über den Rücken. Sie scannte die Umgebung, doch sie konnte nichts entdecken. Als ihr Blick wieder auf die Fylgja traf, blickte diese völlig sorglos. Sie rieb schnurrend ihren Kopf an Djarfur Bein und folgte den anderen. Stirnrunzelnd ließ Thea den Blick ein letztes Mal über den Platz schweifen, dann schloss auch sie sich an.
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