Rainer Zak
Sanft bis stürmisch
Mehr erotische Utopien
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Inhaltsverzeichnis
Titel Rainer Zak Sanft bis stürmisch Mehr erotische Utopien Dieses ebook wurde erstellt bei
Edition Paradice, Band 2 Edition Paradice, Band 2 Im Mai 2013 erschien in der edition winterwork der erste Teil der erotischen Erzählungen als Band 1 der Edition Paradice Ein Fest für die Haut -Erotische Utopien- ISBN 978-3-86468-445-6 11,90 €
Frei übersetzt
Abgeschleppt
Die Verschwörung
Mannsbild
In einem Boot
Die richtige Dosis
Umarmung im Kleinen
Die Sprache der Hände
Engste Zusammenarbeit
Aschermittwoch
Werberin frei Haus
Trost mit Folgen
Lampenfieber
Ghana und Kalabrien
Geschenk mit Schleifchen
Querfeldein
Auf gleicher Höhe
Auktion mit Gewinn
Frau an Bord
Ausflug ins Gebirge
Impressum neobooks
Im Mai 2013 erschien in der
edition winterwork
der erste Teil der erotischen Erzählungen
als Band 1 der Edition Paradice
Ein Fest für die Haut
-Erotische Utopien-
ISBN 978-3-86468-445-6
11,90 €
I.
Die Lichter über den Gleisen schaukelten heftig und sandten blinkende Signale in Sonjas Abteil. Schräg voraus tauchte der Vorposten des Bahnhofs Lyon-Perrache aus dem Halbdunkel der Gleisanlagen auf.
Die Hände fest, ja sogar leicht verkrampft um den Griff ihres Koffers, verspürte Sonja das erste weiche Abheben durch die beginnende Bremswirkung. Der Zug erreichte die Halle des Großstadt-Bahnhofs, rollte langsam aus und hielt.
Am späten Nachmittag hatte der Zug bei Genf die französische Grenze überquert und Sonja damit das Land erreicht, in dem ihre Bücher bislang unbekannt waren.
Ausgerechnet in dem Land, das im Deutschland der vorigen Jahrhunderte den romantischen Stempel des ‚Landes der Liebe’ aufgedrückt bekommen hatte.
Für Sonjas erotische Geschichten war Frankreich bisher noch ein weißer Fleck auf der verlegerischen Landkarte.
Gerade in diesem Moment kam ihr zu Bewusstsein, dass sie sich damit auch das erste Mal im Land ihres Vaters aufhielt, den sie nie kennengelernt und der sich nie für sie interessiert hatte. Überflutet von einem flauen Gefühl, versuchte sie die Gedanken an dieses leidige Kapitel ihrer Lebensgeschichte beiseitezuschieben; aber es gelang ihr fast gar nicht.
Denn als sie mit vorsichtigen Schritten den Zug verließ, fiel ihr Blick auf Hinweisschilder und Werbeplakate in Französisch, der Sprache, von der sie sich Zeit ihres Lebens möglichst ferngehalten hatte.
Sie war gekommen, um den Vertrag für die französische Ausgabe ihres ersten Erzählungsbandes auszuhandeln und für die Übertragung ins Französische möglichst den besten aller Sprachkünstler zu finden.
Der Verlag in Lyon hatte ihr einen aufstrebenden Übersetzer empfohlen, dessen Vater Deutscher und dessen Mutter Französin war.
Als Sonja dies kürzlich erfuhr, hatte sie still in sich hinein gelacht: ein Team deutsch-französischer Mischlinge schenkt der Welt ein erotisches Gesamtkunstwerk.
Sie musste jetzt erst mal zur Ruhe kommen. Bei einem Kaffee auf der Bahnhofsterrasse zog sie den Brief des Kandidaten aus der Mappe, um ihn erneut zu lesen.
Alain Taragot lebte in Lyon und sie hatten verabredet, dass er einige Probearbeiten für sie anfertigen sollte; danach würde sie beurteilen, ob er sich für den Auftrag eignete.
II.
Bei der Ankunft in einem Hotel war es zu Sonjas Ritual geworden, das Gepäck hinter der Tür abzustellen, sich auf den Weg zur Dusche zu machen und unterwegs ihre Kleidungsstücke jeweils dort fallenzulassen, wo sie sich gerade befand.
Den ersten Schwall des noch kalten Wassers begleitete sie regelmäßig mit einem erleichternden spitzen Schrei; danach genoss sie die Massage durch das nach und nach sich erwärmende Wasser der Dusche.
Sonja mochte ihren Körper und fühlte sich wohl darin; nie hatte sie die heimliche oder offen eingestandene Abneigung mancher Frauen gegen die scheinbaren äußerlichen Unzulänglichkeiten verstanden.
Im gelben Bademantel des Hotels warf sie sich entspannt auf das Sofa.
Sie richtete sich gerade darauf ein, erst einmal eine halbe Stunde die Beine baumeln zu lassen, als sie ein deutliches Klopfen an der Zimmertür vernahm.
Ein wenig mürrisch wegen der späten Störung öffnete sie die Tür nur einen Spaltbreit.
Sie schaute in ein Gesicht mit lachenden Augen über unrasierten Wangen.
Von glatten Rasuren und schlechter Laune schien der sportlich gekleidete Mann vor ihrer Tür überhaupt nichts zu halten.
„Sonja Vollrath, nicht wahr?“ ließ er in entspanntem Ton fallen und strahlte sie an; Sonja konnte nicht anders als zurückzulächeln.
„Ich bin Alain! Alain Taragot! Ich bin gleich wieder weg! Wollte mich nur davon überzeugen, dass Sie gut angekommen sind.“
Für eine Weile war sich Sonja unschlüssig, was sie von diesem Überfall halten sollte. Dann öffnete sie die Tür mit einem vorsichtigen Lächeln.
„Wenn Sie schon mal da sind... “
Während der wenigen Schritte, die er tat, um ihr Hotelzimmer zu betreten, ruhte sein Blick erst auf ihrem Gesicht, streifte dann den Bademantel und fiel schließlich auf die bunte Spur ihrer verstreuten Kleidungsstücke.
„Ich sehe, Sie komponieren gerade eine neue erotische Geschichte!“ stellte er beiläufig fest und angelte sich ihre zerknautschte Bluse vom Boden.
Sonja konnte keinen Zusammenhang zwischen dem von ihr angerichteten Durcheinander und seiner rätselhaften Hellsichtigkeit herstellen.
„Szene Hotelzimmer!“ deklamierte er und schwenkte die Bluse umher.
„Sie hat ihn sehnsüchtig erwartet. Er stürmt voller Leidenschaft herein. Auf dem Weg ins Bad schält er sie ungeduldig Stück für Stück aus ihren Hüllen. Der zweite Teil der Geschichte handelt davon, was im Bad geschieht.“
Einen Moment der Stille lang schauten sie sich gegenseitig in die Augen, in einem Schwebezustand zwischen Heiterkeit und erotischer Fantasie.
Bei Sonja überwog ganz eindeutig der erotische Impuls, da sich ein Film vor ihrem Auge abspulte, der Alain und sie in den Hauptrollen der Ereignisse im Bad sah.
Bevor diese Sehnsucht nach spontaner Wildheit ganz von ihr Besitz ergriffen hatte, signalisierte sie mit einem hellen Lachen Entspannung.
Alain stimmte ein.
„Und jetzt ruhen sie sich erst mal aus!“ leitete er den Abschied für heute ein.
„Schauen wir morgen nach dem Frühstück weiter? Bis dann, Sonja!“
Als er gegangen war, hangelte sie sich zum Sofa, schlang ihre Arme um ein Kissen und drückte ihr Gesicht hinein.
III.
An diesem Morgen war ihre Selbstsicherheit fast schon wieder vollständig hergestellt, da sie ein wenig Distanz zu Alains intensiver Präsenz am Vorabend aufgebaut hatte. Denn er hatte einen weit stärkeren Eindruck bei ihr hinterlassen, als sie zunächst zugeben wollte.
Er war sanft, aber zeigte in seiner Fantasie, dass er der Sanftheit wohl gern mal eine hitzige Auszeit gönnte, so wie sie selbst es liebte.
Sie kämmte sich im Bad die Haare und rief sich gleich zur Ordnung, als die Erinnerung an die erregenden Bilder vom vorigen Abend wieder Besitz von ihren Gefühlen erlangte. Besonders ein Bild hatte sich fest eingebrannt: sie saß mit gespreizten Beinen auf dem Badewannenrand und er strich mit den flachen Händen über ihre Oberschenkel.
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