Jo Danieli - Willkommen im Exzelsior

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Eine Frau auf der Suche nach einer beruflichen Chance, Gloria, gründet einen Call-Boy-Ring und beglückt damit unzählige Frauen und dienstwillige Männer, bringt aber Moralapostel und Geschäftsneider gegen sich auf, weil das neue Verhalten von Seiten der sexuell befriedigten Frauen sich auf Familienstrukturen, Scheidungsraten, das Gesundheitswesen, die Politik und gar die Religiosität auswirkt. Gloria, mit ihrem Unternehmen im Hotel «Exzelsior», zahlt den ultimativen Preis für ihren Aufstand gegen das männerdominierte Geschäft mit der Prostitution.

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“Aber dann wird man vielleicht ganz anders behandelt.”

“Wie – anders?”

“Vielleicht weniger rücksichtsvoll. Ich weiß auch nicht.” Gloria mustert den blonden Mann, der sich gerade mit einer Bedienung unterhält. “Ja, Unternehmer. Vielleicht etwas wie ... Verpackungsindustrie. Oder Ösen für Arbeitskleidung.”

Suzie kichert, und gluckst, verlegen, als ein Mann ihr zuprostet. Sie schaut eilig weg. “Du meine Güte. Ich bin ja gar nicht Single.”

“Na und? Der ist nicht schlecht, die starken Schenkel gefallen mir, aber soviel Bart ...”

“Ich weiß nicht ... eigentlich ist gar keiner mein Typ ...”

“Aber wie diese Männer dich anglotzen!”

Suzie reißt die Augen auf. “Mich?”

“Na, wen sonst? Mich vielleicht?” Gloria schnaubt, sarkastisch. Suzie legt spontan ihren Arm um Glorias Nacken, zieht ihren Kopf zu sich heran und küsst sie auf den Mund. “Du bist wunderschön.”

Beide kichern, weil die Männer auf den Kuss mit neugierigen Blicken reagieren.

“Wow! Das haben wir ja schon seit der Schulzeit nicht mehr gemacht.” Gloria zwinkert Suzie zu, “Das war sexy.”

“Ja und wie!” Suzie leert ihr Glas und seufzt, etwas betrunken. “Hey, vielleicht sollten wir uns wirklich nach den ...” (zwinkert) “... Professionellen umschauen.”

“Oh, und ich hab’ gedacht Callboys interessieren dich nicht?!”

“Sie sollten mich nicht interessieren. Ich hab’ ja jemanden, mit dem ich ausgehe.”

Gloria bricht in ein Kichern aus. “Mit dem du ausgehst. Wow, das klingt ja nach starker Bindung.”

Suzie zuckt die Schultern. “Ich stehe gar nicht so auf ihn, aber er glaubt, dass wir zusammen sind.”

“Und genau in diesem Moment bin ich sehr, sehr froh, das sich Single bin!” Gloria prostet Suzie zu und leert ihr Glas ebenfalls.

“Aber wo findet man sie, die ...” Suzie zwinkert verschwörerisch, “Liebesdiener?”

Gloria und Suzie sitzen kichernd in einem Internet-Cafe und surfen, auf der Suche nach einem Callboy. Etwas fünfzehn exotisch aussehende Männer diverser Altersgruppen sitzen ebenfalls an Computerschirmen, und manche beobachten Gloria und Suzie.

“Und wieso benutzen wir nicht unsere eigenen ...?” Suzie scrollt durch eine Website mit sexy Männerbildern.

“Naja, ich möchte eher anonym, also ganz anonym recherchieren.” Gloria dreht sich zu Suzie, um den neugierig schauenden Männern den Blick auf ihren Computerbildschirm zu verdecken.

“Hey, schau mal, der hier , Martin , ist online. Skypen wir?” Suzie klickt aufgeregt.

“Aber nur schriftlich. Ich will nicht, dass diese Typen etwas mitbekommen.” Währenddessen sind immer wieder Bemerkungen der anwesenden Männer zu hören.

“Den Ehemännern davongelaufen ...”

“Finden keinen Mann ...”

“ ... geile Weiber ...”

“Ich hab’, was die brauchen ...”

Einer der anwesenden Männer, exotisch attraktiv, mit Sport-Sakko, Habib (34), schlendert an Gloria und Suzie heran und wirft einen Blick auf ihren Bildschirm. Suzie schnaubt, verärgert, “Unverschämtheit!” und winkt Habib, dass er weggehen solle, aber Habib sucht Augenkontakt mit Gloria, die verlegen blinzelt. “Madame?”

Suzie schubst Gloria, “Was soll ich diesem Martin jetzt schreiben?”

“Vielleicht ...” Gloria neigt sich zu Suzie, damit Habib nichts mitbekommen soll, “etwas über den Preis, Konditionen und so?”

“Aber das ist doch total unhöflich! Es geht ja ums Flirten. Später erst ...” Sie fuchtelt aufgeregt. “Da, er hat etwas geschrieben!” Sie schubst Gloria aufregt, aber diese wendet sich Habib zu, der ihr höflich zuwinkt, ihre Aufmerksamkeit verlangend.

“Vielen Dank, aber wir ...” Gloria fehlen die Worte, und Habib gestikuliert “Einen Moment” und nähert sich noch weiter. “Ein Drink, die Damen?”

Suzie schaut erbost zu ihm auf und winkt ihm, dass er weggehen solle. “Siehst du nicht, dass wir beschäftigt sind?”

Gloria schubst Suzie, etwas verlegen, “Er fragt ja nur!” Sie lächelt Habib unsicher an, und dieser wiederholt seine Frage mit einer Geste. Suzie zeigt auf den Skype-Text von “Martin”, aber Gloria wirft kaum einen Blick darauf, und Suzie faucht Habib zornig an: “Sie stören!”

Gloria zuckt lächelnd die Schulter und winkt Habib, dass auch sie kein Interesse habe. Er verneigt sich leicht und wendet sich ab, und Gloria betrachtet ihn verstohlen von der Seite und merkt, dass er ein sehr attraktiver Mann ist. Er dreht sich plötzlich zu ihr um: “Ein schönes Lächeln ist eine Zier.”

Suzie schubst Gloria, aufgeregt: “Schau dir das an, das sind ja Preise! Holladiewaldfee! Das ist doch nicht dein Ernst, junger Mann! Der muss ja ... Königinnen bedienen!” Sie tippt eifrig. “Was sagen wir ihm, Gloria? Also, da müsste ich leider passen, sorry. Zu teuer. Bin ja nicht Demi Moore. Und du?” Sie schaut Gloria erwartungsvoll an, doch die ist nicht ganz bei der Sache. Suzie schubst sie wieder: “He, du recherchierst hier ja! Der Typ muss ja einen Schwanz aus Gold haben –“

Gloria zischt, verlegen, dass Suzie ihre Stimme senken solle, denn Habib kommt wieder heran. Suzie schaut ihn stirnrunzelnd an. “Schon einmal etwas von Höflichkeit gehört?” (neigt sich zu ihm) “Sie sind aufdringlich, und uns gefällt das nicht!”

Habib deutet auf den Bildschirm. “Suchen die Damen Gesellschaft?”

Gloria muss kichern, aber Suzie schaut Habib ernsthaft genervt an. “Tschüss, Mustafa! Wir sind unter uns. Girls’ night out, kapito?”

Gloria zuckt entschuldigend die Schultern und schaut Habib verlegen an. “Wir haben ein Projekt.”

“Verstehe ...” Habib wendet sich ab, schaut aber gleich wieder herüber. “Aber Sie wollen eine gute Zeit, nicht?”

Er schaut Gloria schmachtend an, und sie holt überrascht Atem, ringt nach Worten, aber Suzie drängt sich vor sie hin und macht ein wedelnde Geste zu Habib. “Aber nicht mit dir, Aladdin. Also, vertschüss dich jetzt, okay? Yallah, yallah!”

Habib bricht in Gelächter aus. Andere Männer diskutieren bereits über die beiden Frauen. Suzie wendet sich zu Gloria. “War da irgendetwas witzig? Ich glaube, wir müssen gehen. Hier haben wir keine Ruhe mehr.”

“Ach, ignoriere ihn einfach.” Gloria zuckt besänftigend die Schultern und schaut auf den Bildschirm. “Was waren noch die Preise?”

Suzie blinzelt missmutig zu Habib hinüber. “Du bist zu gutmütig mit den Typen. Da musst du schon energischer werden, wenn du so eine Klette loswerden willst.” Sie ruft Habib zu “Weißt du, was tschüss bedeutet?”

Habib geht etwas zur Seite, zündet sich eine Zigarette an und schaut in die Gegend. Gloria klopft auf Suzies Arm. “Was hat dieser Martin gesagt?”

“Zweihundert Euro!” Suzie runzelt mürrisch die Stirn und beobachtet Habib. “Ich glaube, der wird uns nicht so schnell vom Pelz rücken.”

Gloria ignoriert ihre Bemerkung und prustet: “Was? Für uns zwei, die ganze Nacht?”

“Was? Nein! Eine! Maximal vierzig Minuten.”

Gloria lacht laut auf, und Habib kommt wieder heran.

“Ich denk mir, der soll doch froh sein, dass –“ Suzie sieht Habib und giftet ihn an. “Jetzt ist diese Wüstenbeutelratte schon wieder da!” Sie schaut sich um und sieht die neugierigen Gesichter der anderen dunkelhäutigen Männer. “Brr ... verschwinden wir, Süße. Zuviel gärendes Kanaken-Testosteron.”

Habib verneigt sich höflich. “Darf ich die Damen auf einen Drink einladen?”

Gloria schaut Suzie fragend an, aber diese schüttelt empört den Kopf und zischt ihr zu. “Bist du verrückt? Doch nicht mit so einem!”

“Er riecht gut!”

Suzie rollt die Augen und drängt Gloria zum Aufstehen, wendet sich Habib zu. “Nix da! Wir gehen! Und tschüss, ...” (murmelt) “du Moschusochse!”

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