Jo Danieli - Willkommen im Exzelsior

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Eine Frau auf der Suche nach einer beruflichen Chance, Gloria, gründet einen Call-Boy-Ring und beglückt damit unzählige Frauen und dienstwillige Männer, bringt aber Moralapostel und Geschäftsneider gegen sich auf, weil das neue Verhalten von Seiten der sexuell befriedigten Frauen sich auf Familienstrukturen, Scheidungsraten, das Gesundheitswesen, die Politik und gar die Religiosität auswirkt. Gloria, mit ihrem Unternehmen im Hotel «Exzelsior», zahlt den ultimativen Preis für ihren Aufstand gegen das männerdominierte Geschäft mit der Prostitution.

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“Also - ich würde mit einem X-beliebigen ins Bett gehen, einfach nur, um Sex zu haben, damit die brachliegenden Funktionalitäten meines Körpers gewürdigt werden ...” (Knurrt.) “... ehe ich alt, grau und verrunzelt bin.” (Erhebt die Stimme.) “Soll heißen, ich will gebumst werden, damit es mir besser geht, ohne dass ich gleich eine scheinheilige Beziehung mit irgendeinem lauwarmen Typen eingehen muss!”

Bernie nickt, bedächtig. “Oder umgekehrt.” Gloria schaut ihn verwirrt an.

Bernie zuckt die Schultern. ”Eine lauwarme Beziehung mit einem scheinheiligen Typen?”

Gloria schaut ihn misstrauisch an, schüttelt dann unwillig den Kopf und schaut weiter aus dem Fenster.

“Entweder bist du zu dumm oder zu stur ... oder du nimmst das einfach nicht ernst.”

Bernie seufzt, mit leichtem Widerwillen in der Stimme.

“Entschuldige, wenn das nicht zu meinen gedanklichen Prioritäten gehört, mir zu überlegen, wie deine körperlichen Funktionalitäten –“

Gloria klatscht sich selber auf die Oberschenkel, genervt. “Das war nur ein Beispiel! Es geht darum, wie es den Frauen auf der Welt ganz allgemein geht, wenn sie in Nöten sind.”

“Nicht die Nöte, bitte, nicht die Nöte!”

Gloria schaut Bernie herausfordernd an. “Verarschst du mich?”

Bernie legt den Kopf schief und schaut sie treuherzig an. “Natürlich nicht. Wie könnte ich.” (Murrt.) “Aber ungewohnt darf ich es schon finden, oder, in diesen ... Bahnen zu denken?”

“Dann gewöhn’ dich dran - denn mich interessiert das Thema sehr.”

Bernie schaut sie irritiert an. “Wie sehr?”

Gloria wendet sich ihm eifrig zu. “So sehr, dass ich mich frage, ob es nicht vielleicht an der Zeit wäre, die Sache unternehmerisch anzugehen.”

“Deine Sexnot? Wie wär’s mit medizinisch?”

“Nein! Die ... Situation von Frauen, die “Sexnot” haben, wenn du das schon so blöd nennen willst!”

Bernie bläst die Luft hörbar aus. Gloria runzelt die Stirn. “Und überhaupt ... bin ich so abstoßend, dass du dir gar nicht vorstellen kannst, dass ich Sex mit jemandem habe?”

Bernie fuchtelt beschwichtigend. “Aber ... aber absolut nicht!” Er schaut Gloria eifrig an. “Ich meine ... ja! Natürlich bist du eine intelligente, interessante Frau und nicht nur ein Kumpel.”

Gloria brummt bitter ironisch. “Intelligent, das hört man ja gern als Frau. Und “interessant”. Oh, super. Die Roboterfrau ohne Unterleib.”

Bernie nickt bekräftigend; Gloria funkelt böse und neigt sich heftig zu ihm; Er weicht zurück, schüttelt den Kopf. “Aber so hab’ ich das doch nicht gemeint. Und gesagt habe ich es auch anders.”

“Wie wär’s mit “sexy” und “attraktiv”?”

Bernie nickt, eilfertig. “Klar. Bist du doch.”

“Ja. Sicher.” Gloria verschränkt die Arme, funkelt Bernie missmutig an, knurrt, “Frechheit.”

Bernie grinst sie an und wirft ihr einen Kussmund zu. “Nein, wirklich. Du bist hübsch. Das weißt du doch! Aber halt auch –

Gloria schaut ihn aus engen Augen herausfordernd an.

“... meine alte Freundin. Glori. Und irgendwie ...”

Gloria neigt sich zu ihm, schaut ihn gefährlich provokant an, während Bernie vorsichtig leiser wird.

“... androidisch.” (Eilig.) “So wie ... Audrey Hepburn!”

Gloria prustet empört. “Was? Audrey Hepburn war super-sexy!”

Bernie vollzieht eine “warnende” Geste und brummt, “ernsthaft”. “Oh nein! Audrey Hepburn war eine Heilige. Kein sündiges Haar an ihr. Oder Doris Day!”

Gloria prustet wieder empört. “Das ist doch nicht zu fassen! Alles Vollblutfrauen!”

Bernie schnaubt, entrüstet. “Was? Sex mit Doris Day? Glori, bist du pervers, oder was? Das waren Damen, bei denen man sich einfach nichts ... naja, nichts ... Schmutziges vorstellen kann.”

Gloria braust auf und zeigt auf Bernie: “Aha! Schmutziges?! Sex ist “schmutzig”? Verdammt,” ballt die Fäuste, “warum wirst du nicht gleich katholisch!”

Bernie seufzt und winkt ab. “Ach, halt doch den Schnabel, beste Freundin, du verstehst das sowieso nicht.”

“Ach nein!?!” Gloria gestikuliert gespielt aufbrausend. “Oh - ich hab’ vergessen: Ich bin ja ein “Es”, ein “Wesen ohne Unterleib”. Aber angeblich immerhin,“ fuchtelt sarkastisch bitter, “- intelligent!”

Bernie seufzt erschöpft und wischt sich das Gesicht, murmelnd. “Vollmond, oder was?”

Gloria boxt ihn gegen den Arm. “Frag’ mich gleich, ob ich meine Tage bekomme, dann ... “

Bernie schaut sie fragend an, und Gloria zischt, zwischen Empörung und Amüsement, “hör jetzt auf! Ich hab’ allen Anlass, mich aufzuregen.”

Bernie hebt die Augenbrauen in einer stummen Frage. Gloria fuchtelt wild.

“Kein Wunder sind so viele Frauen unbefriedigt, wenn solche Typen wie du herumrennen, die sich für so schlau halten und dabei Ansichten haben, die zum Himmel stinken!” Sie verschränkt die Arme und schaut zum Himmel. Es ist sonnig, der Himmel ist blau, ein kleines Lüftchen weht.

Bernie fährt eine Weile schweigend weiter; Gloria schaut hin und wieder zu ihm hinüber. Nach einer Weile zwinkert er ihr zu. “Adrenalinspiegel wieder normalisiert?”

Gloria runzelt zornig die Augenbrauen: “Thema immer noch nicht ernst genommen?”

Bernie tätschelt wieder ihr Knie. “Wir sind bald da. Die frische Luft wird dir guttun.”

Gloria brummt missmutig. “Was jetzt, bin ich krank, nur, weil ich die Wahrheit sage?”

“Irgendwie glaube ich, wir sollten das Thema wechseln.”

“Wieso? Ich bin noch nicht fertig.”

“Aber ich, ehrlich gesagt.”

“Sex ist ...” Gloria zählt an den Fingern, “... kreislaufbelebend. Herzstärkend. Depressionsvorbeugend.”

“Sehr romantisch.”

“Das auch.” Gloria hebt belehrend den Zeigefinger. “Momentan reden wir aber nur von Sex. Bumsen.”

Bernie brummt, genervt. “Was für ein blödes Wort.”

“Na, wie nennst du es dann?”

“Momentan nenne ich es “Belästigung”.”

Sie fahren einige Momente schweigend weiter; Glorias Gesichtsausdruck wird immer finsterer. Bernie schaut Gloria von der Seite her an, tätschelt wieder ihr Knie, fragt mitleidig: “So schlimm?”

“Lass mich in Ruhe.”

Bernie und Gloria marschieren eine leicht hügelige Wiese hinan; Gloria köpft unterwegs einige Blumen und Gräser. “... und neben den guten Freunden sollte es Männer geben, die nur für Sex da sind. Wie die Nutten ... die professionellen Liebesdienerinnen für die Männer. Halt für uns Frauen.”

Tief einatmend gestikuliert Bernie zum Himmel. “Herrlich, die frische Luft!” Er schaut interessiert in die Gegend. Gloria ignoriert seine Worte und schaut ihn herausfordernd an. “Warum gibt es sie nicht, ich meine, offiziell?”

Bernie breitet die Arme aus und saugt tief die frische Luft ein. Gloria hängt sich an seinen Arm. “Oh, der Bedarf, der ist vorhanden, das kann ich dir schriftlich geben!”

Bernie deutet in die Gegend. “In welche Richtung willst du?”

Gloria mustert ihn, etwas provokant. “Du bist ja schon lange unbeweibt. Du bist nicht schwul. Also willst du mir erzählen, dass du noch nie bei einer Nutte warst?”

Bernie schaut sie genervt an, merkt aber, dass sie nicht vom Thema ablassen wird, und er verschränkt die Arme, sodass Gloria ihn loslassen muss: “Noch nie. Leidet jetzt deine Statistik?”

“Aber du hast daran gedacht!”

“Möglich.” Bernie runzelt die Stirn und beginnt leicht den Kopf zu schütteln.

“Ha!” Gloria zeigt triumphierend auf ihn. Bernie rollt die Augen und marschiert hastig weiter. Gloria folgt ihm, etwas aufgebracht. “Wieso kannst du über solche Dinge nicht reden?”

“Kann? Ich will nicht. Das ist ja wohl mein Recht.”

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