»Weiß nicht, hab so was noch nie in meinem Leben zu Gesicht bekommen«, sagte Kelly Tracy.
»Blatt, nimm den Ball und schmeiß ihn zurück!«, brüllte Underskinker.
»Was? Dieses Ding da?«, brüllte Brian zurück. Dann wandte er sich an uns und zuckte mit den Achseln. »Er sagt, es ist ein Ball.«
»Er sollte es wissen, schließlich ist er der Trainer«, er widerte Milton Falbo.
»Er möchte, dass du ihn den Jungs dort drüben zu rückgibst«, meinte Pete Pyrek.
»Muss wohl ihrer sein«, sagte Brian. Er nahm den Ball, stieg aus dem Becken und ging zur anderen Seite hinü ber.
»Hat den irgendwer verloren?«, fragte er die Jungs von St. Biddulph.
»Mach schon, Blatt, zurück ins Wasser!«, grölte Un derskinker. Er sah aus, als würde er Brian am liebsten eine reinhauen.
»Oh, okay«, erwiderte Brian. Er ließ sich auf der Seite von St. Biddulph ins Wasser platschen.
»Nich das Wasser!«, tobte Underskinker. »Das Wasser dort drüben! Das is euer Wasser!«
»Sieht aber genauso aus wie hier, Trainer«, meinte Brian. Aber er stieg aus dem Becken und auf unserer Seite wieder herein.
Der Ball kam zurück und klatschte genau neben Mil ton Falbo aufs Wasser.
»He, das ist ein gefährliches Spiel!«, sagte der.
»Ja, das hätte ihn umbringen können«, brüllte Kelly Tracy.
»Ich schau, dass ich von hier wegkomme«, sagte Pete Pyrek. Er tauchte und kam auf der Seite von St. Bid dulph wieder hoch. »Kann ich bei euch mitspielen?«, fragte er.
»Pyrek, k o m m sofort in dieses Wasser zurück. Das dort is euer Wasser!«, schrie Underskinker.
»Aber sie schmeißen Dinge nach uns, Trainer«, erwi derte Kelly Tracy.
»Bitte, lasst mich in eurer Mannschaft sein«, sagte Pete Pyrek. »Seht mal, ich hab auch eine Mütze.« U n d er dreh te seine Badekappe mit der weißen Seite nach außen.
»He, schaut mal! Meine ist innen auch weiß«, meinte Brian Blatt.
»Meine ebenfalls«, sagte Milton Falbo.
»Und meine«, ergänzte Kelly Tracy.
»Mensch — meine auch!«, rief Louis Lapierre.
Jason Barzini sagte nichts. Er drehte bloß seine Kappe um. Dann tauchten sie, auf ein Zeichen von Brian hin, alle unter und schwammen zu den Jungs von St. Bid dulph hinüber.
Die Schiedsrichter pfiffen und das Spiel wurde abge brochen. Die Schiedsrichter und Trainer steckten die Köpfe zusammen. Sie wussten, dass sie etwas unterneh men mussten - aber was? Sie unterhielten sich flüsternd, aber ich hörte, wie Underskinker immer wieder »auf kein Fall«, »Penalty« und »persönliches Foul« sagte. Und natürlich »Flaschen«.
Nach ein paar Minuten verhängten die Schiedsrichter schließlich persönliche Fouls über alle Pfähler außer mir.
Die restliche Mannschaft stieg aus dem Wasser und steu erte auf die Reservebank zu, wo die Jenti saßen.
»He, entschuldigt mal, aber jetzt sind wir mit Sitzen dran«, sagte Brian Blatt zu Justin.
»Ja, Ersatzspieler ins Wasser«, meinte Pete Pyrek.
Die ganze Reservebank außer Justin sah Gregor an.
Der saß da und blickte starr geradeaus. Pyrek und Blatt brüllten weiter: »Ersatzspieler ins Wasser, Ersatzspieler ins Wasser«, bis Gregor sich schließlich zu Ilie umdrehte und sagte: »Hast du irgendwas gehört?«
»Aber ja«, meinte Ilie. »Ich glaube, es sind zwei Wie senlerchen. Der Frühling steht vor der Tür.«
»Wiesenlerchen«, sagte Gregor und schloss die Augen.
»Hübscher kleiner Laut«, fügte er dann lächelnd hinzu.
Alle Jenti außer Justin schlossen die Augen und lächel ten mit ihm. Justin sah bloß nach wie vor das Schwimm becken und mich an.
Es waren lange fünfunddreißig Sekunden. Die Heili gen schlugen den Ball untereinander ein paarmal hin und her und schossen ihn dann über meinen Kopf. Ich warf ihn zurück. Sie warfen ihn auf die andere Seite und ich schwamm hin, um ihn zu kriegen. Und warf ihn hinü ber. Und wieder kam er zu mir zurück. Und wieder schoss ich ihn hinüber. Und so ging es weiter und ich wurde immer wütender und verlegener, während die fünfunddreißig Sekunden vorbeigingen.
Als der Penalty vorüber war, gab es wieder einen Pfiff und die Pfähler kamen ins Wasser zurück. Der Ball stieg hoch und kam dann langsam genau auf mich zu. Ich machte eine Faust und schlug ihn über die Linie zurück.
Sofort ging jede einzelne Pfeife los.
»Penalty. Fünfunddreißig Sekunden.«
»Ich? Was hab ich gemacht?«, brüllte ich die Punkt richter an.
»Du hast den Ball geschmettert, Stoker«, sagte Jason Barzini.
»Nun, verflucht noch mal, das hat mir keiner gesagt!«, ging ich in die Luft.
Noch mehr Pfiffe.
»Penalty. Fünfunddreißig Sekunden.«
Brian schüttelte den Kopf. »Gotteslästerung, Mann.
Ich bin schockiert.«
Ich stieg aus dem Wasser und setzte mich neben Justin.
»Spinnen hier eigentlich alle?«, fragte ich ihn.
»Mehr oder weniger, schätze ich«, war seine Antwort.
Inzwischen brüllten alle anderen Pfähler: »Gottesläs terung, Gotteslästerung. Wir wollen niemanden in der Mannschaft haben, der Gott lästert!« Sie spritzten herum und hielten sich die Ohren zu. »Mensch, das hat uns jetzt wirklich verletzt, aber echt!«
Dann musste jemand ein Zeichen gegeben haben, denn auf einmal tauchten alle und kamen auf der Seite von St. Biddulph wieder hoch.
»He, wir möchten noch immer in eurer Mannschaft sein«, sagte Pete Pyrek.
»Ja. Ihr würdet Gott nicht lästern, oder?«, meinte Kelly Tracy.
»Sei nicht blöd, Tracy«, sagte Brian Blatt. »Die Jungs hier gehen auf eine Schule für Heilige.«
»Ach ja, stimmt«, erwiderte Tracy. »Hab's vergessen.«
Sollten die Heiligen dankbar für die neuen Mann schaftsmitglieder gewesen sein, so zeigten sie es jedenfalls nicht. Sie warfen nach wie vor nervöse Blicke zu den Jenti auf ihrer Reservebank hinüber. Die Pfähler um sich herum schienen sie nicht einmal zu bemerken.
Underskinker schlurfte inzwischen am Beckenrand auf und ab und kreischte: »Das is nich das Wasser von euch Flaschen! Das dort drüben is das Wasser von euch Flaschen!«
»Wir mögen dieses Wasser aber nicht«, schrie Louis Lapierre zurück. »Da ist Gotteslästerung drin!«
Dann waren meine siebzig Sekunden vorbei und ich kehrte in die Gotteslästerung - ich meine: ins Wasser -
zurück.
Wieder kam der Ball geradewegs auf mich zu. Ich schlug ihn zurück. Wieder kam er auf demselben Weg zu mir geflogen. Nach ein paar weiteren Ballabgaben von dieser Sorte kapierte ich, was die Typen von St. Biddulph da trieben. Sie warfen mir den Ball zu und versuchten das Ganze wie ein echtes Spiel aussehen zu lassen.
Was die Pfähler angeht, so jubelten sie jedes Mal, wenn der Ball in ihre Richtung flog, hielten sich aber von ihm fern. Die Jungs von St. Biddulph spielten um sie herum, als wären sie überhaupt nicht vorhanden.
Ich wurde inzwischen wirklich vernichtend geschla gen, weil ich zu schwimmen und jedes Mal den Ball zu rückzuschlagen versuchte. Ich war beinahe dankbar, als Jason Barzini plötzlich zum Leben erwachte, den Ball schlug, bevor ihn ein Spieler von St. Biddulph erwi schen konnte, und ihn in das Netz hinter mir hüpfen ließ.
Sofort gingen die Fähnchen in die Höhe und die Schiedsrichter erklärten das Spiel für beendet. Es stand eins zu null für St. Biddulph.
Alle außer mir stiegen aus dem Wasser. Ich schwamm in eine der Ecken des Schwimmbads und hielt mich dort schwer atmend, wütend und verwirrt fest. Was zum Teu fel ... ? Sollten diese sogenannten Erwachsenen nicht da für sorgen, dass die Regeln, die sie aufgestellt hatten, auch beachtet wurden? Sogar ich wusste, dass nicht ein mal die Hälfte des Spiels vorüber war!
Aber jetzt spazierten alle hier herum, machten sich auf den Weg Richtung Dusche. Underskinker und der Trai ner von St. Biddulph schüttelten sich die Hände, und die Punkt- und Schiedsrichter packten ihre Fähnchen und ihr Zeug zusammen, als hätten sie nicht gerade an einem Beschiss teilgenommen.
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