Der König war ein kleiner dunkler Mann mit einem scharf geschnittenen, nicht unhübschen Gesicht, aus dem mir jedoch Tücke und Verschlagenheit zu sprechen schienen. Was Rochester betraf, so war er ausgesprochen häßlich. Sein Gesicht war ziemlich flach und von fahlgrauer Farbe; sicher war es nicht dazu angetan, ihm die Gunst einer Lady zu gewinnen. Aber dazu mochte er eine Zunge haben, die selbst einen Engel des Himmels betören würde.
Solche Fähigkeiten zählen bei Frauen, die außer Schönheit auch Verstand haben, weit mehr, und Frauen ohne Verstand sind es gar nicht wert, gewonnen zu werden.
»Nein«, hörte ich den König jetzt sagen. »Sie haben hier nur ganz erlesene Weine, und den hier können Sie ganz beruhigt trinken.«
Aber das jüngere der beiden Mädchen schüttelte den Kopf.
»Geben Sie her«, sagte Charles daraufhin lachend, nahm das Glas, von dem das Mädchen kaum genippt hatte, und kippte es in einem Zug hinunter. »Ich werde Sie schon noch überzeugen, wie hervorragend dieser Wein ist.«
Die Lady, mit der Rochester in leiser Unterhaltung beisammenstand, hatte keine solche Skrupel, sondern trank zwei Gläser so schnell, wie sie ihr nacheinander gereicht wurden, auf einen Zug aus und redete völlig ungeniert, bewunderte den Pavillon, die Fresken, die Wandbehänge und die Möbel; schließlich fragte sie noch, ob manchmal auch der König selber hierherkäme.
Rochester erging sich daraufhin, um sie an der Nase herumzuführen, in mystifizierenden Reden, während ich meine Aufmerksamkeit wieder dem König und der jüngeren Frau zuwandte, die von den beiden zweifellos die begehrenswertere war.
Der König hatte leise auf sie eingesprochen, als sie plötzlich zwei Schritte vor ihm zurückprallte, mit hochrotem Kopf und allen Anzeichen tiefster Empörung.
»Louisa«, erklärte sie laut, »ich fordere deinen Schutz, denn in deiner Obhut wurde ich gelassen. Bringe mich sofort nach Hause, oder ich werde meinem Onkel sagen, daß du sein Vertrauen schändlich verraten hast, indem du mir einredetest, es sei nichts weiter dabei, sich mit diesen Gentlemen zu treffen.«
»Pah, das Kind muß verrückt sein«, sagte Louisa.
»Ja, völlig verrückt«, sagte der König, indem er erneut auf die Jüngere zuging. Diese wandte sich um und floh zur Tür des Pavillons. Ich weiß nicht, was für ein Impuls mich dazu trieb, aber ich verließ sofort das Fenster, rannte von außen her zur Tür des Pavillons und kam dort gerade zurecht, das herausstürzende Mädchen in meinen Armen aufzufangen. Das Licht fiel mir voll ins Gesicht, während ich dem König gegenüberstand.
»Wache!« schrie er. »Wache!«
Louisa heuchelte, in Ohnmacht gefallen zu sein, während sich das jüngere Mädchen verzweifelt an mich klammerte als seinen einzigen Beschützer und ausrief:
»Retten Sie mich! Oh! Retten Sie mich!«
»Die Gartentür ist offengeblieben«, raunte ich ihr zu. »Folgen Sie mir rasch, wir dürfen nicht einen Moment verlieren.« Zusammen flohen wir.
Ich hatte sie gerade durch das kleine Gartentor geschoben und wollte selber hindurchschlüpfen, als ein Schuß von einer der Wachen mich traf; ich wurde zu Boden geschleudert, als hätte die Faust eines Riesen mich niedergeschlagen. Blut rauschte mir vom Herzen in den Kopf; ein, zwei Sekunden lang spürte ich einen brennenden Schmerz, der ganz entsetzlich war. Dann schien mich ein Meer von gelbem Licht zu umfangen.
An mehr erinnere ich mich nicht mehr.
Hinterher fand ich dann heraus, daß dies mein zweiter Tod gewesen war und daß Rochester, der Günstling des Königs, ausdrücklich den Befehl gegeben hatte, mich zu erschießen, statt mich gefangenzunehmen oder gar fliehen zu lassen, denn er fürchtete wohl noch mehr als der Monarch die Enthüllung seiner Laster. Ich glaube nicht, daß Charles, falls er die Befehle gegeben hätte, mich in dieser Art hätte niedermachen lassen, obwohl es schwer vorauszusagen ist, was Könige tun und was nicht, wenn sie ihre Pläne durchkreuzt sehen.
Eine große Hechtart, die in den nördlichen Seen Kanadas, im St. Lorenzstrom und im Ohio vorkommt. Anm. d. Übers.
Wassergeister
Feen
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Ein schottischer Pudding
Kobold
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Geister der Heide
Nordwind