»Pah! Kif-Drohungen. Ich hätte dir bessere Nerven zugetraut.«
»Es sind keine leeren Drohungen«, sagte Hilan Faha, die Augen geweitet, die Nasenflügel gebläht und vor Schweiß glitzernd. »Sagt allen Hani — so Akukkakk —, verlasst diese Pyanfar Chanur oder erlebt Verwüstung, selbst die des Anuurn-Raumes!«
»Und wo hast du das alles gehört? Von verstreuten Schiffen und einem Kif, der uns nie erwischt hat — der es auch nicht geschafft hat, euch zu fangen, Hilan Faha; und wenn wir bei Urtur zusammengekommen wären…«
»Nein, nein, du verstehst nicht. Sie haben uns gefangen, Chanur, uns eingeholt und dabei zwei meiner Kusinen getötet. Bei Kita. Und sie haben uns wieder ziehen lassen… aber während des Sprunges ist das Schiff kaputtgegangen. Sie haben uns nur ziehen lassen, um diese Botschaft zu überbringen.«
Die Schmach der Faha war enorm. Schweigen herrschte im Raum und niemand schien zu atmen.
»So«, sagte Pyanfar. »Du glaubst alles, was deine Feinde sagen?«
»Ich sehe das!« sagte Hilan und deutete auf Tully. »Und ganz plötzlich sieht das Spiel viel größer aus als vorher. Ganz plötzlich sehe ich einen Grund dafür, dass die Kif sich sammeln und vielleicht nicht mehr innehalten. Chanurs Ambitionen sind diesmal zu weit gegangen. Worin du auch steckst, ich möchte nicht dabei sein. Meine Schwester und zwei meiner Kusinen leben noch, und wir werden heimkehren. — Kusine…«, sagte sie dann zu Hilfy gewandt, »bei dir…, entschuldige ich mich.«
Hilfy sagte nichts, starrte sie nur mit Schmerz im Blick an. »Hilfy kann mit euch gehen, wenn sie will«, sagte Pyanfar.
»Ich werde es ihr nicht vorwerfen. Es wäre vielleicht sogar klug von ihr… worauf du ja hingewiesen hast.«
»Ich nehme sie gerne mit«, sagte Hilan.
»Ich bleibe auf meinem Schiff«, sagte Hilfy, und Pyanfar verschränkte die Arme über einem Leib, in dem widerstreitende Gefühle wühlten… auch Stolz, das auch.
»So«, sagte sie. »Ich wünsche euch eine sichere Reise. Am besten wäre es ja, wenn wir zusammen flögen, aber ich bin sicher, dass das jetzt nicht mehr die Absicht der Tahar ist.«
»Nein, ist sie auch nicht.« Die Faha blickte zu Boden und dann wieder auf zu Tully, wobei sich ihre Augen verdunkelten. »Wenn du deine Beziehung zu anderen in Betracht gezogen hättest, dann hättest du das nicht gemacht. Diesmal hast du dir zuviel vorgenommen. Und so werden auch andere denken.«
»Was ich mir vorgenommen habe, ist ohne ein ›mit deiner Erlaubnis‹ oder meinem Wissen, dass es überhaupt existierte, an Bord gekommen. Was würdest du mit einem Flüchtling machen, der auf dein Schiff gerannt kommt? Ihn den Kif auf Anforderung aushändigen? Ich verkaufe intelligente Wesen nicht.«
»Aber du machst dir nichts daraus, sie zu verlieren.«
»Mit deiner Kleinmütigkeit«, sagte Hilfy plötzlich, »wirfst du weg, was die Gefallenen getan haben.«
Die Ohren der Faha sanken herab. »Wer bist du, dass du urteilen könntest? Sprich mit mir, wenn du ein paar Jahre weiter bist, Kusine! Dies… « Sie kam Tully gefährlich nahe, und Chur, die auf einem Pult gesessen hatte, rutschte herunter und baute sich in ihrem Weg auf.
Tully verließ seinen Sessel und zog sich soweit um die Biegung des Tisches herum zurück, wie es nur ging. Die Faha zuckte die Achseln, eine unbekümmerte Geste, mit der sie ihre Absicht aufgab. »Ich habe noch etwas zu sagen«, sagte sie, den Blick direkt auf Pyanfar gerichtet. »Ob du nun mit Absicht hierin verwickelt bist oder nicht — es könnte schlicht und einfach das Ende sein. Deine Verbündeten haben dir vielleicht beigestanden, aber es hat sich alles zu sehr verwickelt. Es ist zu riskant geworden. Wie lange ist es her, dass du zu Hause warst?«
»Ein paar Monate.« Pyanfar holte tief Luft und stieß die Hände in den Gürtel… spürte, dass etwas Böses auf sie zu kam; dieses schlechte Gefühl bezüglich eines Hauses auf seinem Höhepunkt, wo jeder Hauch von Veränderung problematisch war. Und auf einmal gefiel ihr der Gesichtsausdruck der Faha nicht mehr, der von Wildheit zu Unbehagen umgeschwenkt war, zu einer aus Anstand resultierenden Scham. »Vielleicht noch länger«, sagte Pyanfar, »wenn man bedenkt, dass ich beim letzten Besuch nicht auf den Planeten hinuntergegangen bin. Was ist los, Faha? Was willst du mir unbedingt erzählen?«
»Einer deiner Söhne… hat Mahn von Khym Mahn übernommen und ist jetzt Nachbar von Chanur. Er hat — Ambitionen. Der alte Mahn ist im Exil und Kohan Chanur bedarf plötzlich aller seiner Verbündeter.« Hilan Faha zuckte die Achseln. Die Ohren hingen herab, und um die Nase herum war sie weiß, sah bereits so aus, als würde sie lieber woanders sein, als einem Chanur-Schiff solche Nachrichten zu überbringen. »Mein Kapitän hätte dich unterstützt; aber wer sind wir jetzt, wo eines unserer Schiffe dahin ist, eines von dreien, die Faha besaß. Und was sollen wir darüber denken, wenn du so etwas anfängst und Chanur doch schon alles hat, mit dem es fertig werden kann? Du hast deine Fracht verloren und dir eine Fehde mit den Kif eingehandelt, die jetzt drohen, in Anuurn-Raum einzudringen, um der Götter willen — wie will Chanur seine anderen Verbündeten halten, wenn das losgeht? Ich habe mein Schiff verloren, meinen Kapitän, einige meiner Kusinen — und ich muss an meine Familie denken. Ich kann mich nicht mit dir einlassen, nicht jetzt. Ich kann Faha nicht an dieser Sache beteiligen und unseren Schiffen eine Fehde mit den Kif eintragen. Du stehst im Begriff, alles zu verlieren. Andere werden zu demselben Schluss kommen, und Chanur wird nicht mehr da sein, wenn du überhaupt noch einmal zurückkommst. Ich kehre heim, Ker Pyanfar, und ich nehme das Tahar-Schiff, weil ich muss, weil ich nicht das, was von uns noch geblieben ist, im Geschick Chanurs verwickelt haben möchte.«
»Du bist jung«, meinte Pyanfar und blickte ihre Nase entlang. »Die Jungen machen sich immer Sorgen. Du hast recht, dein Kapitän hätte mich unterstützt. Sie hätte die Nerven dazu gehabt. Aber geh du deinen Weg, Hilan Faha! Ich werde deine Schulden bezahlen, wie ich es versprochen habe; Chanur wird die Mahe belohnen, die euch herausgeholt haben. Und sobald ich mit diesem Balg Kara fertig bin, werde ich auch in besserer Stimmung sein, so dass ich dies hier vielleicht sogar vergesse. Dann brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen, mir in Zukunft noch einmal zu begegnen — fürchte dich nicht so sehr. Ich werde dich nicht für allzu schlecht erachten… die Jungen wachsen noch. Aber, bei den Göttern, ich werde von dir niemals dieselbe Meinung haben wie von deinem Kapitän. Du bist nicht Lihan, Hilan Faha, und wirst es vielleicht auch niemals sein.«
Die Faha zitterte direkt vor Wut. »So bezahlt zu werden, wie du sie bezahlt hast…«
»Sie würde mich zu einer Mahe-Hölle verfluchen, wenn sie hier wäre, aber sie würde nicht so handeln wie du. Sie würde nicht über einen Freund herfallen. Geh, Hilan Faha, verschwinde von meinem Schiff! Ich wünsche dir eine sichere und schnelle Reise.«
Für einen Moment schien es, als würden der Faha die Hand ausrutschen, aber sie war erschöpft und ohne Hoffnung, und der Mut verließ sie wieder. »Ihr Fluch auf dich!« sagte sie, drehte sich um und schritt hinaus, mit nicht mehr so geraden Schultern und nicht mehr so hoch getragenem Kopf wie bei ihrer Ankunft. Pyanfar runzelte die Stirn und betrachtete Hilfy, die buchstäblich zitterte.
»Kohan hat in seinem Brief nichts von dieser Mahn-Ge schichte erwähnt«, sagte Pyanfar.
»Was weißt du darüber, Nichte?«
»Gar nichts«, sagte Hilfy. »Und ich will es auch nicht glauben. Ich denke, die Faha haben auf Gerüchte gehört.«
»Was wusstest du über den Stand der Dinge, solange du noch zu Hause warst? Wo warst du da mit den Gedanken, außer bei der Stolz? Ist es möglich, dass sich etwas zusammenbraute und du nichts davon gehört hast?«
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