Wie sie auch Tully dazugenommen hatten.
Götter! In ihrem Nacken kribbelte es.
»Frühstück und Ablösung kommen«, informierte sie Tirun bei ihrer Ankunft.
»Keine Veränderungen«, sagte Tirun. »Alle haben immer noch jeweils denselben Kurs. Von den Kif nichts, keine Regung, kein Wort.«
»Huch.« Pyanfar setzte sich seitlich neben das Pult. »Wohl genauso verwirrt, hoffe ich.«
»Unmöglich, dass sie eine Verbindung zu den Knnn haben?« Tirun starrte sie beunruhigt an.
»Ich bin nicht mehr an der Börse der Vermutungen tätig.« Die Rotte flog weiter. Die Mondaufgang folgte ihrem Kurs aus dem System hinaus mit einer Mahe-Eskorte in großer Entfernung und einem Schwarm verrückter Knnn dahinter.
»Die spinnen«, meinte Tirun.
Pyanfar saß nur da und schaute zu, funkelte den Bildschirm an.
Haral traf mit Hilfy und dem Frühstück ein; die anderen zeigten sich unmittelbar auf ihren Fersen, eine Prozession mit Geran und Chur und Tully, die alle ihr eigenes Tablett trugen.
»Was ist da draußen los?« wollte Haral wissen.
»Die Tahar«, sagte Tirun, »führen jeden geistig zerstreuten Knnn von der Station…«
Das Bild auf dem Schirm hatte sich verändert; die Punkte auf dem Scanner strebten auseinander, wobei die Tahar ihren Kurs fortsetzten und die Knnn…
»Sie bremsen ab«, sagte Hilfy.
»Wunderbar«, murrte Pyanfar, nahm ihren Becher Gfi und nippte daran, sah zu, wie die Abstände größer wurden. Letztendlich der Wendepunkt, vermutete sie; die Knnn entwickelten nun andere Pläne. Tully sagte etwas, eine Flut fremdartigen Geplappers, aber sie hatte das Funkgerät in der Kabine gelassen. Chur stellte ihres auf Sendung.
»Feindliches Schiff«, kam heraus.
»Knnn«, sagte Haral. »Keine Feinde. Neutral. Aber problematisch. Das ist die Mondaufgang. Die Knnn sind ihr gefolgt, haben es aber jetzt aufgegeben.«
»Wieso?«
»Weiß nicht, Tully.«
Die Mondaufgang sprang, verschwand plötzlich vom Scanner der Station — ohne die Knnn.
»Götter!« rief Hilfy aus, als die Knnn eine Biegung flogen. »Knnn-Manöver«, sagte Tirun. »Die Bastarde spielen sich auf. Sie können derart springen, aufdrehen und wenden. Eine Hani würde dadurch getötet. Überhaupt jeder Sauerstoffatmer. Wir könnten sie nie ausmanövrieren. Mögen die Götter verhindern, dass wir je auf einen schießen müssen; die Computersteuerung kann sie nicht treffen; sie ist auf solche halsbrecherischen Manöver nicht programmiert.«
»Sie schießen auch nicht auf uns. Sie sind unbewaffnet.«
»Früher«, sagte Haral, »hat man die Knnn auch nie beim Schießen erwischt. Aber ausgeplünderte Schiffe sind aufgetaucht, noch vor meiner Zeit. Ich habe gehört, sie könnten ein Schiff umschwärmen und es im Sprung woandershin mitreißen; irgendwohin, wo sie es ungestört aufmachen können…
»Zwischen ihnen mitreißen?« Hilfys Gesicht zeigte Unglauben.
»Zwischen ihnen, einem Dutzend, alle synchronisiert. So habe ich es gehört. Hani-Schiffe würden einander dabei in Stücke reißen, aber Knnn können sich derart synchronisieren.«
»Huch«, sagte Pyanfar. Das war altes Kojengarn, wie das über Geisterschiffe, über Fremde außerhalb des Paktes. Sie starrte Tully an und überlegte, verzehrte ihre getrockneten Chips und spülte sie mit Gfi hinab. Im Kom waren die Anweisungen der Station zu hören, die ihre Patrouillenschiffe anwies, den Knnn nicht in die Quere zu kommen. Ein Tc‘a legte los, redete wahrscheinlich mit den Knnn.
Und eine Rufleuchte blinkte auf ihrem Pult; jemand wollte ihnen etwas mitteilen.
Berichtigen Schätzung, krochen die Buchstaben über den Schirm, als Tirun einschaltete. 15 Stunden zusätzliche Reparaturzeit. Bedauern. Entsenden weitere Arbeitskräfte. Zwei Teams. Wiederholen…
»Die Götter mögen uns helfen.« Pyanfar ergriff das Mikro und hieb die Ruftaste für den Stations-Op. »Was soll das jetzt bedeuten? Wieso fünfzehn Stunden? Weitere fünfzehn Stunden?«
Die Station schickte die Beschwerde weiter, von einem zum anderen, bis zum fast unbegreiflichen Mahe-Gleiterwächter. »Alle Gleiter im Einsatz«, lautete die dreimal wiederholte Antwort, jedes Mal lauter, als würde die Lautstärke die Kommunikation fördern.
»Danke«, murrte Pyanfar. »Aus!« Sie fuhr sich mit der Hand durch die Mähne, legte das Mikro weg, wandte sich zu den sie anstarrenden Augen um und schaffte es, eine bessere Miene aufzusetzen.
»Na ja«, sagte Haral mit ruhiger Stimme, »zumindest haben sie es gefunden, bevor sie uns damit losschickten.«
»Ich gehe zur Heckschleuse hinaus«, sagte Geran, »und schaue mir die Sache einmal an.«
»Nein«, sagte Pyanfar. »Ich zweifle nicht daran, dass du einen Schaden findest. Mach eine Fernaufnahme von der Beobachtungskuppel aus. Und, bei den Göttern, wenn es etwas Neues gibt, möchte ich darüber Bescheid wissen.« Sie beruhigte sich einen Moment lang.
»Nein; verflixt, die Mahe wurden uns bei Bußgeldern und Gebühren betrügen, aber wenn ich diese Leiterin richtig einschätze, dann ist sie nicht der Typ. Trotzdem… nimm die Kontrolle vor!«
»Alles klar.« Geran packte ihr Tablett und ging hinaus und den Korridor hinab zum Eingang der Kuppel, eine kalte Reise zum Rahmen des Schiffsrumpfes. Pyanfar dachte daran, selbst zu gehen, verschob das aber, um ihr Frühstück zu beenden, beobachtete dabei die Knnn, die abgebremst hatten und jetzt in einer Position lagen, die sämtlichen Flugschneisen und Regeln vollkommen Hohn sprach. Die Station berichtete von einem einfliegenden Schiff, einem Mahendo’sat-Frachter, der im Zenithbereich ankam — sie hatten ihre eigenen Probleme, ebenso der Mahen-Frachter, der mit einem sicheren Hafen rechnete und statt dessen fand, dass sämtlicher Verkehr zum Erliegen gekommen und Knnn durchgedreht waren.
»Ich gehe auf die Brücke«, sagte sie schließlich. »Lasst es hier unten gut sein und ruht euch aus! Haral, ich übernehme oben und melde mich dann bei dir.«
»Käpt‘n«, hob Haral an zu protestieren, schluckte es aber doch hinunter, da sie ein Gespür für Dinge hatte. »In Ordnung.«
Pyanfar ging hinaus, zog sich die Hose fester zu, die in den letzten Tagen zu weit geworden war, und ging zum Lift. Sollte sie persönlich das Stationsamt aufsuchen und dort alles in Stücke reden? Der Gedanke war verlockend. Im Moment sehnte sie sich nach etwas Zerstörbarem in Reichweite. Das hätte die Lage allerdings wohl nicht gebessert. Fünfzehn Stunden. Das war kaum überraschend; immer und überall im Pakt blieben Reparaturen hinter dem Plan zurück und lagen über der Schätzung. Und dann waren es sechzehn und siebzehn Stunden und noch einmal zwanzig…
Sie nahm den Lift. nach oben, machte es sich in ihrem Sessel auf der Brücke bequem und schickte in rascher Folge Anfragen durch alle geeigneten Kanäle. Defektes Düsenjoch, lautete die Antwort vom Stationsamt, und kurz darauf von Geran: »Habe die Nahaufnahme.Sie hängen überall am Düsenrand, aber viel mehr kann ich nicht sagen.«
Das Bild kam durch und zeigte zwei Gleiter und drei Arbeiter in Raumanzügen, die sich mit Greifern an die betroffene Düse hängten, dort, wo diese in die Strebe überging. Kabel, Düse und Strebe waren mit roten Gefahrleuchten überzogen, um in der Dunkelheit Unfälle zu vermeiden. Es war eine plausible Reparatur — Götter, und keine billige. Der Druck, der die Platten weggerissen hatte, hätte auch die Düse überlasten können — eines jener Systeme, für die es keine Zusatzleitungen gab und durch das ein Drittel der Kraft des Sprungantriebes geleitet wurde.
»Es ist das Joch«, sagte Pyanfar zu Geran, die in der Kuppel wahrscheinlich zitterte, dass ihr die Zähne herausfielen. »Komm wieder ins Schiff! Wir können nichts weiter tun.«
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