»Es ist so gut wie sicher, dass sie die Sternjäger erledigt haben. Ich möchte…«
»Wir möchten alle gern, aber wir haben mehr Verstand. Komm weiter!«
»Wenn sie uns auf dem Dock erwischen…«
»Umso mehr Grund haben wir, die Überlebenden an Bord zu bekommen und abzulegen. Ich fürchte, du wirst auch hier nicht frei umherschweifen können, Kleine.«
»Schätze, ich komme auch ohne das aus«, brummte Hilfy. Sie gingen weiter zwischen den Verladebrücken einher und vorbei an untätigen Schiffsbesatzungen bis zum Liegeplatz Zweiundfünfzig, wo sich ein Übermaß an Passanten versammelt hatte, eine dunkle Menge Mahendo‘sat mit glatten Petzen, hochgewachsene Körper, die es schwierig machten, jetzt irgend etwas zu erkennen. Medizinisches Personal befand sich darunter, ebenso Stationsbeamte, die man an ihren auffälligen Kragen und Kilts erkennen konnte.
Und Hani, ganz eindeutig. Als sie sich mit den Ellbogen durch die Menge schob, erspähte Pyanfar bronzene Mähnen und glitzernde Edelsteine an einem Hani-Ohr, und sie hielt mit Haral und Hilfy hinter sich auf diese Gruppe zu.
»Höchste Zeit, dass du dich blicken lässt«, sagte Dur Tahar bei ihrer Ankunft.
»Kümmer dich um deinen eigenen Kram!« sagte Pyanfar. »Meine Nichte hier ist eine Faha.«
Dur Tahar ließ den Blick kurz und ohne Kommentar in diese Richtung gehen. »Die Hasatso ist jeden Moment fällig«, sagte sie.
»Ein paar Kif versammeln sich unten auf dem Dock. Ich würde darauf achtgeben, wenn ich du wäre.«
»Dein Problem.«
»Nur eine Warnung.«
»Wenn du etwas anfängst, Chanur, dann warte nicht auf unsere Hilfe.«
»Verdammt, du ermutigst mich wirklich nicht, höflich zu sein.«
»Ich brauche deine Höflichkeit nicht.«
»Eine gegenseitige Gefährdung, Tahar.«
»Was, du bittest um Gefallen?«
Die Krallen zuckten. »Um deinen Verstand, verflixt!«
»Ich werde darüber nachdenken.«
Die Hasatso legte an; Verschlüsse und Greifer krachten.
Gerüste glitten herauf, und Mannschaften öffneten eine nach der anderen die Stationsluken für das Schiff, stellten Kabelverbindungen her und begannen mit dem Ausfahren des Rampengangs zur Schiffsschleuse. Für die Zuschauerreihen war das alles ein qualvoll langsamer Vorgang, und nur die Mahendo‘sat ergriffen die Gelegenheit zum Schwatzen.
Und endlich kündigte ein fernes Wimmern und dumpfes Pochen das Öffnen der Luke des Frachters an, der erste Vorgang in der ganzen Prozedur. Die Station erwiderte die Maßnahme, und die Mahe-Besatzung begleitete vier Hani aus dem Schiff heraus; erschöpfte Hani, eine mit bandagiertem und an die Brust gebundenem Arm. Alle machten sie den Eindruck, als ob es eine große Leistung wäre, überhaupt noch zu gehen.
Unvermeidlicherweise marschierten die Mahendo‘sat-Beamten herbei. Mahe- und Hani- Papiere wurden unterzeichnet; und Pyanfar packte Hilfy an der Schulter und arbeitete sich mit ihr nach vorn. Hilfy machte die letzten Schritte allein und umarmte die Entkommenen, eine von den Faha nacheinander müde erwiderte Geste.
»Mein Kapitän«, sagte Hilfy dann, »meine Tante Pyanfar Chanur. Meine Mannschaftsgefährtin Haral Araun par Chanur.
Es gab Umarmungen die Reihe entlang. »Unser Schiff steht euch offen«, sagte Pyanfar dem Ersten Offizier, deren abgezehrtes Gesicht und benommene Augen sie aufnahmen und im Moment anscheinend zuviel aufzunehmen hatten, wo die Mahe medizinische Hilfe anboten und die Station sofortige Aussagen wünschte. Pyanfar überließ die Faha für den Moment Hilfy und den Tahar, die herbeigekommen waren und ihr Beileid bekundeten, und schüttelte nacheinander der Mannschaft des Mahe-Rettungsschiffes die Hände, darunter auch deren offenkundigen Kapitän, ein großer ungeschlachter Bursche, der so zerquetscht und verwirrt aussah wie die Faha und der wahrscheinlich gerade über seine verlorene Fracht und den Zorn der betroffenen Firmen nachdachte und darüber, was all diese Dankbarkeit ihm denn einbringen würde, sobald das lobende Rufen erstarb und die Rechnungen eintrafen.
»Sind Sie der Kapitän, Mahe?« fragte Pyanfar.
Ein bejahendes Nicken.
»Ich bin Pyanfar Chanur; Chanur hat ihretwegen einen Bericht auf Kirdu eingereicht; die Chanur-Gesellschaft wird Ihnen auf Anuurn Hani-Status verleihen. Kommen Sie dorthin, ja? Fliegen Sie Anuurn an. Keine Steuern.«
Dunkle Mahe-Augen hellten sich etwas auf. »Gut«, sagte er. »Gut.« Und er drückte ihr beide Hände mit zermalmendem Griff, drehte sich um und schnatterte seinen Leuten etwas vor — wahrscheinlich war er einer jener Mahe, die kaum das Pidgin verstanden und dessen halber Wortschatz gut möglicherweise schon war. Er schien den anderen das Angebot zu erklären.
Grinsen breitete sich aus, und Pyanfar entrann der Zermalmung und kehrte zu Hilfy und den anderen zurück, legte den Arm um Hilfy und bugsierte die ganze Hani-Gruppe durch das Gedränge der großen Mahendo‘sat-Körper. Die Tahar bildeten mit den Chanur einen Keil, und sie brachen ins Freie durch.
»Hier entlang!« sagte Pyanfar, und der Erste Offizier Hilan Faha nahm den anderen Ellbogen ihrer verletzten Gefährtin und versicherte sich der beiden anderen. Sie entkamen den Beamten, die hinter ihnen herriefen und dabei etwas von Formularen andeuteten — Chanur, Faha und Tahar in einer Gruppe das Dock hinauf zum emporgekrümmten Horizont, wo die Stolz und die Mondaufgang angedockt lagen.
»Wie weit noch?« fragte der Faha-Offizier mit zitternder Stimme.
»Schon ziemlich nah«, beruhigte Hilfy sie. »Lass dir Zeit!« Der Weg zurück wirkte weit länger, und ihr Marsch ging durch das von den Faha bestimmte Tempo langsamer vonstatten. Forschend betrachtete Pyanfar die dunklen Stellen entlang ihres Weges, und sie war nicht die einzige, die beobachtete, das wusste sie genau. An den Kif-Schiffen mussten sie vorbei, und dort standen die Kif, mittlerweile zehn… riefen mit höhnischem Knacken ihre Beleidigungen und die Einladung, zu ihnen an Bord zu kommen und mitzufahren. »Wir bringen euch zu eurem Hafen«, heulten sie. »Wir werden dafür sorgen, dass ihr euren Lohn erhaltet, Hani-Diebe!«
Ein wilder Blick trat in Hilan Fahas Augen. Sie blieb abrupt stehen und starrte sie an.
»Nein«, sagte Pyanfar sofort. »Wir sind mit Duldung der Station hier. Dies ist nicht unser Territorium — nicht auf den Docks.«
Die Kif heulten und zirpten ihre Beleidigungen. Aber die Faha gingen weiter, und während die Kif-Stimmen in der Ferne verklangen, kamen sie an den Stsho vorbei, die mit großen bleichen Augen starrten, dann an einer beruhigend großen Zahl von Mahendo‘sat-Schiffen vorbei aufwärts, inmitten völliger Stille von Dockmannschaften und Passanten, die sie mit respektvoller Sympathie betrachteten.
»Es ist nicht mehr weit«, sagte Pyanfar.
Die Faha hatten nicht mehr den Atem, um noch zu antworten, gingen einfach neben ihnen her, bis sie endlich, endlich den Liegeplatz der Stolz erreichten. »Faha«, sagte daraufhin Dur Tahar, »die Mondaufgang ist nicht beschädigt, wie es bei der Stolz der Fall ist. Wir bieten euch eine Passage an, die zugesichertermaßen direkter ist und schneller nach Hause führt.«
»Wir nehmen an«, sagte Hilan Faha zu Pyanfars Bestürzung.
»Kusine«, sagte Hilfy mit sorgfältig modulierter Stimme, »Kusine, die Stolz wird ziemlich schnell ablegen, und wir benötigen die Hilfe. Wir brauchen euch, Kusinen. Vielleicht findet ihr euch in die Gesellschaft ein.«
»Tamun hat alles durchgemacht, was sie überhaupt verkraften kann«, sagte Hilan Faha und legte ihrer verletzten Kameradin beschützend die Hand auf die Schulter. Sie blickte zu den Tahar. »Wir kommen an Bord, mit eurer Erlaubnis.
Читать дальше