In den wirklich schlimmen Nächten, wenn man damit rechnen musste, dass ich um mich schlug und ihr dabei wehtun konnte, rollte sie sich auf der Couch neben der Balkontür zusammen.
Sie erzählte nicht viel über ihre Ausflüge nach Padang. Ich hatte eine annähernde Vorstellung davon, was sie dort machte: Kontakte knüpfen zu Zahl- und Frachtmeistern, die Kosten und Bedingungen für einen Transit auskundschaften. Gefährliche Arbeit. Wenn es etwas gab, das mir mehr zu schaffen machte als die Wirkungen der Droge, dann war es das Wissen darum, dass Diane in einer potenziell gewalttätigen asiatischen Halbwelt herumzog, mit nicht mehr Schutz als einer Dose Tränengas und ihrem beträchtlichen Mut.
Aber selbst dieses Risiko war besser, als aufgegriffen zu werden.
Sie — die Agenten der Regierung Chaykin oder ihrer Verbündeten in Jakarta — waren aus einer Reihe von Gründen an uns interessiert. Wegen des Präparats natürlich, aber, wichtiger noch, auch wegen diverser digitaler Kopien der marsianischen Archive, die wir mit uns führten. Und herzlich gern hätten sie uns auch über Jasons letzte Stunden befragt: über den Monolog, den ich mitgehört und aufgezeichnet hatte, über all das, was er mir über das Wesen der Hypothetischen und des Spins erzählt hatte. Wissen, das nur Jason besessen hatte.
Ich schlief und erwachte, und sie war nicht mehr da.
Eine Stunde brachte ich damit zu, die Bewegung der Balkonvorhänge zu beobachten, sah das Sonnenlicht den sichtbaren Fuß des Torbogens emporwandern und träumte dabei von den Seychellen.
Schon mal auf den Seychellen gewesen? Ich auch nicht. Was in meinem Kopf ablief, war ein alter Dokumentarfilm, den ich früher auf PBS gesehen hatte. Die Seychellen sind tropische Inseln, Heimat von Schildkröten und der Coco de Mer und einem Dutzend verschiedener seltener Vogelarten. Geologisch gesehen sind sie das, was von dem Kontinent übrig geblieben ist, der einst Asien und Südamerika miteinander verband, lange vor der Entwicklung des modernen Menschen.
Träume, hatte Diane einmal gesagt, seien wild gewordene Metaphern. Der Grund, warum ich von den Seychellen träumte (ich stellte mir vor, wie sie es mir erklärte), war, dass ich mich versunken fühlte, uralt, ausgestorben.
Wie ein untergegangener Kontinent, überflutet in der Erwartung meiner eigenen Verwandlung.
Ich schlief wieder ein, erwachte, und sie war immer noch nicht da.
Wachte im Dunkeln auf, noch immer allein, und wusste, dass mittlerweile zu viel Zeit vergangen war. Schlechtes Zeichen. Bisher war Diane immer vor Anbruch der Dunkelheit zurückgekehrt.
Ich hatte mich im Schlaf heftig gewälzt. Das Baumwolllaken lag zerknüllt auf der Erde, kaum zu erkennen im von der Gipsdecke reflektierten Licht, das von der Straße hereinfiel. Mir war kalt, aber ich war zu wund, um mich hinunterzubeugen und es wieder aufzuheben.
Der Himmel draußen war außerordentlich klar. Wenn ich die Zähne zusammenbiss und meinen Kopf nach links neigte, konnte ich durch die Balkontür einige helle Sterne sehen. Ich unterhielt mich mit dem Gedanken, dass einige dieser Sterne jünger waren als ich.
Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, wo Diane war und was ihr vielleicht zugestoßen sein mochte.
Und schließlich schlief ich wieder ein. Das Sternenlicht brannte durch meine Augenlider, phosphoreszierende Geister schwebten durch die rötliche Dunkelheit.
Morgens.
Zumindest dachte ich, dass es Morgen sei. Hinter dem Fenster war jetzt Tageslicht. Jemand, wahrscheinlich das Zimmermädchen, klopfte von draußen an die Tür und sagte etwas Gereiztes auf Malayisch. Und ging wieder weg.
Jetzt war ich doch wirklich besorgt, auch wenn die Sorge sich in dieser speziellen Phase der Behandlung als verworrene Übellaunigkeit ausdrückte. Was fiel Diane ein, so unerträglich lange wegzubleiben, und warum war sie nicht hier, um mir die Hand zu halten und die Stirn zu kühlen? Die Vorstellung, dass ihr etwas geschehen sein könnte, war unwillkommen, unbewiesen, wurde vom Gericht gar nicht erst zugelassen.
Dennoch: Die Wasserflasche neben dem Bett war mindestens seit gestern oder noch länger leer, meine Lippen so spröde, dass sie fast aufplatzten, und ich konnte mich nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt zur Toilette gehumpelt war. Wenn ich nicht wollte, dass meine Nieren völlig zusammenklappten, dann musste ich mir Wasser aus dem Bad holen.
Aber es war schon schwer genug, sich auch nur aufzusetzen, ohne loszuschreien. Die simple Aufgabe, die Beine über die Seite der Matratze zu heben, war fast nicht zu bewältigen, es fühlte sich an, als seien meine Knochen und Knorpel durch zerbrochenes Glas und rostige Rasierklingen ersetzt worden.
Und als ich mich abzulenken versuchte, indem ich an etwas anderes dachte — die Seychellen, den Himmel —, wurde selbst dieses bescheidene Schmerzmittel von der Linse des Fiebers verzerrt. Ich stellte mir vor, Jasons Stimme von hinten zu hören, er bat mich, ihm etwas zu holen — einen Lappen, ein Ledertuch, seine Hände seien schmutzig —, und als ich aus dem Bad kam, hatte ich statt eines Glases mit Wasser einen Waschlappen in der Hand und war schon fast wieder im Bett, bevor ich meinen Irrtum bemerkte. Bescheuert. Noch mal von vorn. Diesmal die leere Wasserflasche mitnehmen. Bis zum Rand vollfüllen. Dem Trinkkürbis folgen.
Den Lederlappen hatte ich ihm im Schuppen hinter dem Großen Haus gereicht, wo die Gärtner ihre Geräte aufbewahrten. Jason muss ungefähr zwölf Jahre alt gewesen sein. Im Frühsommer, ein paar Jahre vor dem Spin.
Wasser schlürfen und die Zeit schmecken. Hier kommt die Erinnerung wieder.
Ich war überrascht, als Jason vorschlug, den Rasenmäher des Gärtners zu reparieren. Der Gärtner des Großen Hauses war ein reizbarer Belgier namens De Meyer, der eine Gauloise nach der anderen rauchte und stets missmutig mit den Achseln zuckte, wenn wir ihn ansprachen; er fluchte schon lange über den Mäher, dessen Motor stotterte und alle paar Minuten ausging. Warum diesem Mann einen Gefallen tun? Doch es war die intellektuelle Herausforderung, die Jase faszinierte. Er erzählte mir, er sei bis nach Mitternacht aufgeblieben, um sich im Internet über Benzinmotoren zu informieren. Seine Neugier war geweckt. Er sagte, er wolle sich so ein Ding mal in vivo ansehen. (Dass ich nicht wusste, was »in vivo« bedeutet, machte die Angelegenheit doppelt interessant.) Ich sagte, ich würde mit Freuden behilflich sein.
Tatsächlich tat ich nicht viel mehr als zuzuschauen, während er den Mäher auf einem Dutzend ausgebreiteter Seiten der Washington Post vom Vortag platzierte und mit seiner Untersuchung begann. Das geschah in dem muffigen, aber störungsfreien Geräteschuppen am hinteren Ende des Rasens, wo die Luft nach Öl und Benzin, Düngemittel und Herbiziden stank. Säcke voller Rasensamen und Borkenmulch beulten sich aus den Kiefernholzregalen, dazwischen die spatigen Klingen und die gesplitterten Griffe der Gartengeräte. Es war uns nicht erlaubt, im Schuppen zu spielen, und für gewöhnlich war er verschlossen — Jason hatte sich den Schlüssel von einem Brett hinter der Kellertür geholt.
Draußen war ein heißer Freitagnachmittag, und ich hatte nichts dagegen, mich dort drinnen aufzuhalten und ihm beim Arbeiten zuzusehen; es war sowohl lehrreich als auch auf seltsame Weise beruhigend. Zunächst legte er sich lang auf den Boden, um das Gerät zu inspizieren. Geduldig strich er mit den Fingern über die Motorhaube, machte die Schrauben ausfindig, dann löste er sie und legte sie beiseite, schön geordnet, und das Gehäuse, nachdem er es abgenommen hatte, gleich daneben.
Dann weiter ins Innenleben der Maschine hinein. Irgendwie hatte sich Jason den richtigen Gebrauch von Schraubenzieher und -Schlüssel selbst beigebracht oder wusste intuitiv, wie man es macht. Manchmal ging er vorsichtig testend vor, doch niemals zaghaft. Er arbeitete wie ein Künstler oder Sportler — nuanciert, einsichtig, immer im Bewusstsein der eigenen Grenzen. Gerade hatte er alle Teile, zu denen er Zugang hatte, ausgebaut und sie wie bei einer anatomischen Illustration auf den ölverschmierten Seiten der Post ausgelegt, da ging quietschend die Schuppentür auf. Wir fuhren zusammen.
Читать дальше