Erwin Ringel - Die österreichische Seele

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Aktueller denn je: Erwin Ringels „Österreichische Seele" ist ein Klassiker der Sachbuchliteratur. Der Begriff „die österreichische Seele" hat in den allgemeinen Sprachschatz Eingang gefunden. Die Neuauflage dieses wichtigen Buches soll auch einer neuen Generation von Lesern die Gelegenheit geben, in den Genuss dieser wunderbar scharfsinnigen, präzisen, schonungslosen und doch liebevollen Analyse der österreichischen Befindlichkeit zu kommen.

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So wird die Kindheit, von der Turrini gesagt hat, dass sie ein schreckliches Reich sei, hier zur Geburtsstunde der Neurose; zur Liebe, mit der sich das kleine Lebewesen in den Schutz des großen zu bewegen versucht, gesellt sich der Hass, die Einheit des Gefühlslebens ist zerstört, ein Riss geht mitten durch die Person, das gleichzeitige Bestehen von Ja und Nein, das wir Ambivalenz nennen und als erstes schreckliches Symptom der Krankheit Neurose bezeichnen müssen.

Nun höre ich schon den Einwand, der immer laut wird, wenn ich versuche, die Wahrheit zu sagen: Der Ringel übertreibt wieder maßlos. Sicher, es wachsen hier auch gesunde Kinder heran, es wäre ja entsetzlich, wenn es das gar nicht mehr gäbe! Aber die Mehrzahl wird in der Lebensentfaltung und -gestaltung behindert, ja oft zerstört, es resultieren gequälte, gedemütigte, gebrochene Menschen, deren Lebensfreude erlischt. Und wenn Sie’s nicht glauben, so will ich es Ihnen an einem Punkt beweisen: Der Österreicher ist durch nichts so leicht zu fangen, als wenn man ihm sagt: „Du bist ein ungerecht Behandelter, ein Getretener und Unterdrückter, ich aber werde kommen und dich aus dieser Not und aus diesem Elend befreien!“ Da fühlen sich alle mit einem Male angesprochen, weil sie dieses Gefühl seit der Kindheit – bewusst oder unbewusst – mit sich schleppen. Mit dieser „Masche“ hat es schon der Hitler geschafft, der kleine, unbekannte Gefreite, von allen verkannt und verstoßen, das ideale Identifikationsobjekt für den gedemütigten und sich getreten fühlenden Österreicher; so war er imstande, wie der Rattenfänger von Hameln, die Leute hinter sich zu versammeln. So war es aber auch mit Karl Schranz: Wir haben ja mit diesem Schimatador noch einmal eine Massenhysterie erlebt – wieder am Heldenplatz. Um sie auszulösen, genügte die Annahme, dass ihm mit dem Ausschluss von den Olympischen Spielen in Japan ein schweres Unrecht geschehen sei. Die Menge rottete sich zusammen, aus vernünftigen Menschen formte sich eine Masse, die blindlings den Gesetzen der Irrationalität erlag. Man weigerte sich Mautners Senf zu kaufen, weil dieser mit dem Präsidenten des Olympischen Komitees sympathisierte, verfolgte und verprügelte Andersdenkende. Von der aus dem Boden gestampften Schallplatte „Vom Bodensee bis Wien stehen wir alle im Geist auf den Schiern“ (von mir deswegen als neues „Horst-Wessel-Lied“ bezeichnet), einem lächerlichen Machwerk, wurden in einer Woche weit mehr als 50.000 (!) Exemplare verkauft. Ich werde im Verlaufe meiner Ausführungen noch weitere Beweise für meine Feststellungen erbringen, ich befürchte alles in allem, dass die Dinge vielfach noch schlimmer liegen, als selbst ich sie sehe.

Zweite These: Der durch die Neurotisierung entstandene Hass gegen die Eltern darf nicht ausgedrückt werden. Die Kinder sind ja von ihnen abhängig und das Gewissen verbietet andere kindliche Gefühle als Liebe. Die Eltern ihrerseits neurotisieren nicht nur, sondern sie wünschen auch, dass die Kinder mit ihrem Schicksal zufrieden sind, alles akzeptieren und kein Symptom des Protestes zeigen. Da haben wir also eine Fülle von Gründen dafür, warum das Kind lernt, die negativen Erlebnisse und die daraus resultierende Erbitterung ins Unbewusste zu verdrängen. So verlässt sein Nein als devotes Ja den Bereich des Mundes, so wird es ihm unmöglich, die Wahrheit zu sagen, wenn es gelernt hat, mit der Höflichkeit zu überleben (um nochmals Peter Turrini zu zitieren). Alice Miller hat ihren zwei grundlegenden Werken „Die Tragödie des begabten Kindes“ und „Im Anfang war Erziehung“ ein nicht minder bedeutendes drittes unter dem Titel „Du sollst nicht merken“ folgen lassen. Die Parole der Eltern lautet: „Vergiss alles Unangenehme, das dir widerfahren ist, so lange bis du überzeugt bist, eine wunderbare, eine ,märchenhafte‘ (sind Märchen nicht Lügen?) Kindheit gehabt zu haben.“ Mir fällt das Lied aus der „Fledermaus“ ein: „Glücklich ist, wer vergißt, was doch nicht zu ändern ist.“ Man könnte dies als die heimliche Hymne des Österreichers bezeichnen. (Ich darf bei dieser Gelegenheit mein tiefes Bedauern darüber äußern, dass uns die ehrwürdige Haydn-Melodie, die selbst das Jahr 1918 überstanden hat, 1945 „abhanden“ gekommen ist, nur weil sie von Deutschland jahrzehntelang mit einem aggressiven Text missbraucht worden war!) Vergessen, verdrängen bedeutet aber resignieren; nur Bewusstes kann verändert werden, Unbewusstes natürlich nicht. Und so werden durchaus revidierbare Dinge erst durch Verdrängung unveränderbar, wir müssten also singen: „Unglücklich ist, wer vergisst, was dann nicht zu ändern ist!“

Was wir nun in der Kindheit so „gut“ und intensiv gelernt haben, nämlich das Verdrängen, das setzen wir später konsequent fort, so dass man uns geradezu eine „Verdrängungsgesellschaft“ nennen könnte. Bevor ich aber näher darauf eingehe, möchte ich gerade jetzt nochmals darauf hinweisen, dass ich diesen Vortrag keineswegs aus einer anklagenden Position halte, sondern vielmehr aus einer klagenden. Ich versuche ja zu verstehen, wieso es mit den Österreichern „so weit“ gekommen ist, was freilich nicht bedeuten kann, alles zu verzeihen, aber doch von einer pauschalen Verurteilung abhält. Ich brauche nur an mich selber zu denken: Wenn ich in manchen Punkten das Glück hatte, mich nicht so zu entwickeln, wie ich es hier als typisch „österreichisch“ schildere, so verdanke ich das einer einmalig schönen, wunderbaren Kindheit, die in mir noch bis zu dem heutigen Tage nachwirkt; weil ich damals Liebe erfahren durfte, konnte ich dem Prinzip der Liebe treu bleiben, Unmenschlichkeit zurückweisen, Zuwendung ausstrahlen, als was ich meine Existenz bis zum heutigen Tage auffasse. Wer kann garantieren, dass es mit mir unter anderen Umständen nicht auch ganz anders hätte kommen können?

Wie dem auch sei, ich komme zu unserer Vorliebe für die Verdrängung zurück und behaupte, dass wir uns größtenteils nicht kennen, nicht kennen wollen. Nicht zufällig war es ein Österreicher, Ferdinand Raimund, der in seinem „Alpenkönig und Menschenfeind“ formulierte: „Du begehst die größte Sünde, die es gibt: du kennst dich selber nicht!“ – Viele Beispiele ließen sich dafür anführen, keines aber liegt mir so sehr am Herzen wie die Art, mit der wir die Zeit zwischen 1938 und 1945 behandeln. Was haben wir gemacht in diesen sieben Jahren, die heute plötzlich im Geschichtsunterricht gar nicht mehr existieren, weil sie uns peinlich sind? Ja sicher, politisch gesehen, sind wir das erste Opfer Hitlers gewesen, so wie es die Moskauer Deklaration lehrt. Aber wie war es denn menschlich? Haben wir uns da wirklich als Opfer gefühlt? Ich erinnere mich der Stunde, als der damalige Unterrichtsminister und heutige Bundeskanzler Fred Sinowatz bei der Ehrung, die dieser ganz großartigen Dorothea Neff im Akademietheater dafür zuteil wurde, dass sie viele Jahre eine Jüdin in ihrer Wohnung versteckt hatte, folgende Sätze formulierte: „Nachher haben alle gesagt: ,Ich habe ja nichts getan.‘ Und sie wissen gar nicht, welche Selbstanklage in diesem Satz eigentlich enthalten ist! Wir haben nichts getan, wo Menschen verfolgt worden sind, wir haben nicht geholfen, haben weggeschaut, haben es geduldet, sind still geblieben.“ Ich zitiere Friedrich Torberg: „Bruder, hättest manche retten können, und nun sind sie tot, Bruder, ach, du hättest müssen wachen, und du hast geträumt, hättest müssen rasche Schritte machen, und du hast gesäumt.“ – Ja, wir haben vieles nicht getan, was wir hätten tun müssen. Aber es ist damit noch nicht abgetan. Wir haben vieles getan, ganz aktiv getan, was wir niemals hätten tun dürfen. Der Herr Vizekanzler Steger hat vor kurzem gesagt, Mauthausen sei eigentlich gar kein so schlimmes Konzentrationslager gewesen, eine Art österreichische, d. h. bescheidenere Dimension des Unheils, gemessen an Auschwitz. Ich muss leider entgegnen, dass man bei den entscheidenden Männern des nationalsozialistischen Reiches, vom „Führer“ angefangen, bis hin zu Schreckensnamen wie Eichmann, Kaltenbrunner, Seiß-Inquart usw., in einer erschütternden Weise immer wieder auf Österreich stößt. Wir haben uns also keineswegs in einer kleinen Dimension beteiligt, sondern mitunter sogar in einer wesentlich größeren Dimension als die im so genannten „Altreich“. – Das muss endlich einmal ehrlich ausgesprochen werden. Auch damit aber noch nicht genug: Die Österreicher haben vielfach in Hitlers Heer nicht nur gezwungen gedient, sondern mit einer Leidenschaft – und ich zögere gar nicht, das auszusprechen –, mit einer Tapferkeit, die einer besseren Sache würdig gewesen wären. Wir haben damit einen Beitrag dazu geleistet, dass dieses Regime sich über weite Teile Europas ausbreiten, seinen Untergang um Jahre hinausschieben und in all diesen Ländern und in dieser ganzen Zeit ungezählte unschuldige Opfer vernichten konnte! Das war mit unser Werk, daran haben wir außer Zweifel teilgehabt. So weit, so schlecht. Aber wie sehen wir die Sache heute? Viele sagen: Wir sind auf der falschen Seite gestanden; damit ist aber nicht gemeint, dass wir auf der moralisch falschen Seite, sondern auf der Seite gekämpft haben, die den Krieg verloren hat. – Ich erinnere mich an eine Diskussion über Stalingrad im „Club 2“, wo eine Dame gesagt hat: „Ja bei Stalingrad, da habe ich zum ersten Mal begriffen, dass es ein böser Krieg ist.“ Und auf die Frage des Tass-Korrespondenten: „Früher haben Sie das nicht entdeckt?“, antwortete sie: „Nein, damals haben wir ja gewonnen, da hat sich der Krieg in fremdem Land abgespielt, aber jetzt kam er unbarmherzig zu uns, und da hab’ ich auf einmal verstanden, dass das ein schlechter, ein böser Krieg ist.“ Viele Österreicher werfen bis heute Hitler vor allem vor, dass er sich auf längere Sicht nicht als größter Feldherr aller Zeiten erwiesen und den Krieg verloren hat. Ich will gar nicht darüber nachdenken, was die Österreicher heute sagen würden, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte – das wage ich nicht mir auszumalen, ich muss es der Fantasie jedes Einzelnen überlassen.

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