Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe

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Die Argonauten sagten, Seefahrt muß sein, nicht aber Leben. Wir, Argonauten eines krankhaften Empfindungsvermögens, sollten sagen, Empfinden muß sein, nicht aber Leben.

125

Eure Karavellen, Herr [23] , haben niemals eine Reise unternommen, die in ihrer Bedeutung dem Schiffbruch gleichkommt, den mein Denken mit diesem Buch erlitten hat. Sie umschifften kein Kap, sie sahen kein ferneres Gestade – weder die Kühnheit der Kühnen noch die Vorstellungskraft der Wagemutigen –, das vergleichbar wäre dem Kap, welches ich in meinem Sinnen umschifft, und dem Gestade, an welches ich […] mein Bemühen habe anlaufen lassen.

Kraft Eures Entschlusses, Herr, hat man die wirkliche Welt entdeckt; kraft meines Entschlusses wird man die geistige Welt entdecken.

Eure Argonauten trotzten Ungeheuern und Ängsten. Auch ich mußte auf der Reise meines Denkens Ungeheuern und Ängsten trotzen. Auf dem Weg zum abstrakten Abgrund, auf dem Grund aller Dinge, gilt es Schrecknisse zu durchstehen, unvorstellbar für die Menschen unserer Welt, und Ängste, fremd aller menschlichen Erfahrung; das Kap des gemeinen Meers, das zum Unbestimmten führt, ist menschlicher vielleicht als der abstrakte Weg zum Vakuum der Welt.

Der Heimstatt beraubt, vom Heimweg vertrieben, Witwer für immer der Annehmlichkeit eines immergleichen Lebens, erreichten Eure Sendboten endlich – Ihr wart schon verstorben – das ozeanische Ende der Welt. Sie schauten – stofflich – einen neuen Himmel und eine neue Erde.

Ich, fern der Wege meiner selbst, blind vom Sehen des Lebens, das ich liebe, […], habe endlich auch das leere Ende der Dinge erreicht, das unwägbare Ufer der Grenze aller Wesen, die Pforte ohne Ort zum abstrakten Abgrund der Welt. Ich trat, Herr, durch diese Pforte. Ich irrte, Herr, über dieses Meer. Ich starrte, Herr, in diesen unsichtbaren Abgrund.

Ich widme dieses Werk der höchsten Entdeckung dem Andenken Eures portugiesischen Namens, o Schöpfer der Argonauten.

126

10 . 12 . 1930

Ich kenne lange Phasen des Stillstands. Nicht daß ich, wie so viele, ganze Tage verstreichen ließe, um mit einer Postkarte auf einen eiligen Brief zu antworten. Nicht daß ich, wie kaum einer, das Leichte, mir Nützliche oder das Nützliche, mir Angenehme auf die lange Bank schöbe. Mein mangelndes Einvernehmen mit mir selbst ist subtiler geartet. Ich stehe seelisch still. Wille, Gefühl und Denken setzen aus, und dieses Aussetzen zieht sich über endlose Tage hin; nur das vegetative Leben meiner Seele – Worte, Gesten, Gewohnheiten – bringt mich anderen, und durch sie mir selbst zum Ausdruck.

Während dieser Schattenzeiten bin ich außerstande zu denken, zu fühlen, zu wollen. Ich kann nur Zahlen schreiben oder Striche kritzeln. Ich fühle nichts, und der Tod eines geliebten Menschen wirkt auf mich, als sei er in einer fremden Sprache geschehen. Ich bin hilflos, es ist, als schliefe ich und als seien meine Gesten, meine Worte, mein bewußtes Tun nicht mehr als ein peripheres Atmen, der rhythmische Instinkt irgendeines Organismus.

So vergehen Tage um Tage; und zählte ich sie alle zusammen, wer weiß, wie viele meines Lebens nicht auf die Weise vergangen sind? Bisweilen, wenn ich mich dieser Erstarrung entledige, frage ich mich, ob ich vielleicht nicht weit weniger entblößt dastehe, als ich denke, und ob da nicht noch etwas nicht Greifbares ist, das die ewige Abwesenheit meiner wahren Seele verhüllt, und ich frage mich, ob Denken, Fühlen, Wollen nicht ebenfalls Stillstand bedeuten können angesichts eines weiterreichenden Denkens, eines persönlicheren Fühlens, eines Wollens, verloren im Labyrinth dessen, was ich wirklich bin.

Wie dem auch sei, ich lasse es geschehen. Und dem Gott oder den Göttern, die es geben mag, übergebe ich, was ich bin, so wie das Schicksal es fügt und der Zufall es mit sich bringt, getreu einem vergessenen Versprechen.

127

Ich entrüste mich nicht, denn Entrüstung ist für die Starken; ich resigniere nicht, denn Resignation ist für die Edlen; ich schweige nicht, denn Schweigen ist für die Großen. Und ich bin weder stark noch edel noch groß. Ich leide und ich träume. Ich klage, weil ich schwach bin. Und da ich Künstler bin, freue ich mich daran, meine Klagen klingen zu lassen und meine Träume so zu träumen, daß sie schön sind und meiner Vorstellung am ehesten entsprechen.

Ich bedaure nur, daß ich kein Kind bin, dann könnte ich an meine Träume glauben, und daß ich kein Narr bin, dann könnte ich mir jeden von der Seele halten, der mich bedrängt, […]

Traum war für mich immer Wirklichkeit, zu intensiv gelebt, und somit jener Dorn an der falschen Rose meines erträumten Lebens, der mir selbst die Freude am Traum vergällt, da ich Fehler an ihm finde.

Selbst mit bunt bemalten Fenstern läßt sich das laute Leben draußen, das fremde, nicht vor meinem Blick verbergen.

Glücklich die Macher pessimistischer Systeme! Sie können sich nicht nur auf Vollbrachtes berufen, sondern auch des Dargelegten erfreuen und sich in den Weltschmerz einbeziehen.

Ich klage nicht über die Welt. Ich protestiere nicht im Namen des Universums. Ich bin kein Pessimist. Ich leide und ich klage, weiß allerdings nicht, ob leiden die Regel noch ob leiden menschlich ist. Aber was kümmert’s mich?

Ich leide, ob verdientermaßen, weiß ich nicht. (Ein gejagtes Reh.)

Ich bin kein Pessimist, ich bin traurig.

128

Ich habe es stets abgelehnt, verstanden zu werden. Verstanden werden heißt sich prostituieren. Ich ziehe es vor, als derjenige, der ich nicht bin, ernst genommen und als Mensch mit Anstand und Natürlichkeit verkannt zu werden.

Nichts könnte mich mehr empören, als wenn man mich im Büro befremdlich fände. Ich will mich der Ironie erfreuen, für meine Kollegen nicht befremdlich zu sein. Ich will das Büßergewand; für ihresgleichen gehalten zu werden. Ich will die Kreuzigung, nicht erkannt zu sein. Es gibt Martyrien, die subtiler sind als die von Heiligen und Einsiedlern. Es gibt Qualen des Verstandes wie des Leibes und des Verlangens. Und mit ihnen wie mit allen übrigen Qualen ist ein Gefühl der Wollust verbunden […]

129

Der Dienstmann verschnürte die täglichen Pakete in der dämmrigen Frische des weitläufigen Büros. »Was für ein Donnerschlag«, sagte er zu niemandem und so laut wie »Guten Tag«, dieser grausame Halunke. Mein Herz begann wieder zu schlagen. Die Apokalypse war vorüber. Man atmete auf.

Welche Befreiung – ein grelles Zucken, Stille, ein krachender Knall –, dieser nahe und bereits ferne Donner hatte uns von allem Gewesenen befreit. Gott hatte aufgehört zu sein. Ich spürte mich mit ganzer Lunge atmen. Es war stickig im Büro. Ich bemerkte, daß sich außer dem Dienstmann noch andere hier aufhielten. Alle waren verstummt. Mit einem Mal ein zittriges, mürbes Geräusch: Es war eine der großen, dicken Seiten des Hauptbuchs, Moreira hatte sie unvermittelt umgeblättert, um etwas zu überprüfen.

130

Ich denke oft, wie es mir wohl erginge, wenn ich, vor dem Wind des Schicksals durch die spanische Wand des Reichtums geschützt, nie an der moralischen Hand meines Onkels in ein Lissabonner Büro gekommen und von dort aus nie zu anderen aufgestiegen wäre, den ganzen langen weiten Weg zu dem billigen Gipfel eines guten Hilfsbuchhalters mit einer Arbeit, friedlich wie eine Siesta, und mit einem Gehalt, von dem ich leben kann.

Ich weiß wohl, wäre diese Vergangenheit, die nicht war, gewesen, ich wäre heute zu diesen Seiten nicht imstande, die immerhin etwas sind und daher besser als all die Seiten, von denen ich unter besseren Umständen nur geträumt hätte. Die Banalität ist eine Art Intelligenz und die Wirklichkeit, vor allem wenn sie stumpfsinnig oder bitter ist, ein natürliches Attribut der Seele.

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