Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe

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Bisweilen denke ich, wie schön es wäre, könnte ich meine Träume miteinander verbinden und mir auf diese Weise ein immerwährendes Leben erschaffen, ein Leben aus Tagen mit imaginären Tischgenossen und frei erfundenen Menschen, und könnte ich dieses falsche Leben leben, erleiden und genießen. Unglück widerführe mir, und großes Glück bräche über mich herein. Und nichts an mir wäre wirklich. Doch alles hätte seine erhabene Logik; alles gehorchte einem Rhythmus wonnevoller Falschheit, geschähe in einer Stadt, aus meiner Seele erbaut, irgendwo [am] Bahnsteig neben einem stillstehenden Zug, fern in mir, unendlich fern … Und all dies deutlich, unvermeidbar, wie im äußeren Leben, doch von der Ästhetik einer sterbenden Sonne.

115

Unser Leben so gestalten, daß es für andere ein Geheimnis bleibt, daß, wer uns besser kennt, uns nur aus größerer Nähe verkennt als andere. So habe ich mein Leben gestaltet, fast ohne daran zu denken, aber mit einem so kunstvollen Gespür, daß ich selbst mir zu einem alles andere als klar erkennbaren Einzelwesen geworden bin.

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Schreiben heißt vergessen. Die Literatur ist die angenehmste Art, das Leben zu ignorieren. Die Musik wiegt ein, die visuellen Künste beleben, die lebendigen Künste (wie Tanz und Theater) unterhalten. Die Literatur jedoch entfernt sich vom Leben, weil sie das Leben zum Schlaf macht; alle übrigen Künste hingegen bleiben im Leben – die einen, weil sie sich sichtbarer und mithin vitaler Formen bedienen, die anderen, weil sie vom menschlichen Leben leben.

Nicht aber die Literatur. Sie täuscht das Leben vor. Ein Roman ist die Geschichte dessen, was nie war, und ein Drama ein Roman ohne Geschichte. Ein Gedicht ist der Ausdruck von Ideen oder Gefühlen in einer Sprache, die niemand gebraucht, denn niemand spricht in Versen.

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27 . 7 . 1930

Die meisten Leute leiden an dem Unvermögen, zu sagen, was sie sehen und denken. Es heißt, nichts sei schwieriger als eine Spirale mit Worten zu definieren. Dazu, heißt es wiederum, müsse man in der Luft mit der Hand und ohne Literatur eine stetig aufwärts drehende Bewegung beschreiben, durch die sich jene Sprungfedern und manchen Treppen eigene Form dem Auge darstellt. Doch sobald wir uns vergegenwärtigen, daß sagen erneuern heißt, ist es uns ein leichtes, eine Spirale zu definieren: sie ist ein aufsteigender, sich nie schließender Kreis. Ich weiß wohl, die meisten Leute würden eine solche Definition nie wagen, da sie annehmen, definieren hieße sagen, was andere wollen, daß man sagt, und nicht, was man sagen sollte, um zu definieren. Genauer gesagt: Eine Spirale ist ein virtueller Kreis, der sich aufsteigend fortsetzt, ohne je Kreis zu werden. Aber nein, auch diese Definition ist noch immer abstrakt: Ich werde mich des Konkreten bedienen, und alles wird klar sein: Eine Spirale ist eine vertikal um ein Nichts gewundene Schlange, die keine Schlange ist. Alle Literatur ist ein Versuch, das Leben wirklich werden zu lassen. Wie wir alle wissen, auch wenn wir unwissentlich handeln, ist das Leben in seiner unmittelbaren Wirklichkeit absolut unwirklich; Felder, Städte, Ideen sind gänzlich künstliche Dinge, Ausgeburten der komplexen Wahrnehmung unserer selbst. Alle Eindrücke sind unvermittelbar, es sei denn, wir lassen sie Literatur werden. Kinder sind überaus literarische Wesen, denn sie sprechen, wie sie fühlen, und nicht wie fühlen muß, wer wie ein anderer fühlt. Ich hörte einmal ein Kind, das sagen wollte, es sei den Tränen nahe, nicht sagen: »Ich möchte am liebsten weinen«, wie ein Erwachsener, das heißt ein Dummkopf sagen würde, sondern: »Ich möchte am liebsten Tränen.« Und dieser Satz, so literarisch, daß er bei einem berühmten Dichter affektiert wirkte, sofern er zu ihm in der Lage wäre, bezieht sich unmittelbar auf die warme Gegenwart der Tränen, die bitter den Lidern entströmen. »Ich möchte am liebsten Tränen!« Jenes kleine Kind hat seine Spirale bestens definiert!

Sagen! Sagen können! Durch die geschriebene Stimme und das geistige Bild existieren können! Das macht den Wert des Lebens aus; der Rest sind Männer und Frauen, vermeintliche Lieben und gekünstelte Eitelkeiten, Tücken der Verdauung und des Vergessens, Leute, die zappeln wie Geschmeiß – wenn man einen Stein aufhebt – unter dem großen abstrakten Fels des sinnlos blauen Himmels.

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Ob mich bekümmert, daß niemand liest, was ich schreibe? Ich schreibe, um mich vom Leben abzulenken, und ich veröffentliche, weil dies zur Spielregel gehört. Wenn morgen meine gesamten Aufzeichnungen verlorengingen, würde mich dies schmerzen, doch ich glaube, weniger heftig und wahnsinnig, als man vielleicht annimmt, da in alldem mein ganzes Leben liegt. Es ist nicht anders als mit einer Mutter, die ihr Kind verloren hat: Nach einigen Monaten ist sie wieder da [?] und dieselbe wie zuvor. Die große Erde, die alle Toten aufnimmt, nähme auch – weniger mütterlich – diese beschriebenen Blätter auf. Alles ist ohne Bedeutung, und ich bin sicher, daß so manche, wenn sie das Leben betrachteten, nicht viel Geduld aufbrachten für dieses noch immer wache Kind, sondern sich nach jener Ruhe sehnten, die sich einstellte, sobald das Kind im Bett war.

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Die Hinweise in Amiels Tagebuch [20] auf die von ihm publizierten Bücher haben mich immer unangenehm berührt. Seine ganze Gestalt erfährt dadurch einen Bruch. Wie groß wäre er sonst gewesen!

Das Tagebuch Amiels hat mich immer um meinetwillen geschmerzt.

Als ich an die Stelle kam, an der er sagt, daß Scherer [21] die Frucht des Geistes als »Bewußtsein des Bewußtseins« beschrieben hat, empfand ich das als direkte Anspielung auf meine Seele.

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Auf diese vage, fast unwägbare Schadenfreude, die jedes menschliche Herz angesichts fremden Schmerzes und fremder Bedrängnis ergreift, greife ich beim Ausloten meiner eigenen Schmerzen zurück und treibe sie so weit, daß ich sie, komme ich mir lächerlich oder schäbig vor, so genieße, als handle es sich nicht um mich, sondern um einen anderen. Durch eine merkwürdige, unglaubliche Umwandlung der Gefühle vermag ich diese boshafte, allzu menschliche Freude angesichts fremden Schmerzes und fremder Lächerlichkeit nicht zu empfinden. Angesichts der Erniedrigung anderer verspüre ich keinen Schmerz, sondern ein ästhetisches Unbehagen, eine versteckte Empörung. Und dies nicht, weil ich etwa mitfühlend wäre, sondern weil, wer sich lächerlich macht, sich nicht nur mir gegenüber lächerlich macht, sondern auch gegenüber anderen, und es ärgert mich, wenn jemand für andere lächerlich ist, es schmerzt mich, daß irgendein menschliches Wesen auf Kosten eines anderen lacht, hat es doch kein Recht dazu. Daß die anderen auf meine Kosten lachen, stört mich nicht, denn nach außen hin schützt mich ein nützlicher Panzer der Verachtung.

Gewaltiger als jede Mauer sind die haushohen Gitter, mit denen ich den Garten meines Seins so umgeben habe, daß ich die anderen zwar bestens sehe, sie aber noch besser aussperre und sie für mich immer die anderen bleiben.

Ich war in meinem Leben stets besonders darauf bedacht, jegliches Handeln zu umgehen.

Ich unterwerfe mich weder dem Staat noch dem Menschen; ich leiste passiven Widerstand. Der Staat kann mich nur als Handelnden wollen. Und solange ich nicht handle, kann ich ihm nichts geben. Da man heute keine Todesstrafe mehr verhängt, kann er mir höchstens Unannehmlichkeiten bereiten; sollte dies geschehen, muß ich meinen Geist noch stärker panzern und noch mehr in meinen Träumen leben. Doch bisher ist nichts geschehen. Der Staat hat mich nie belästigt. Ich glaube, das Schicksal hat dafür Sorge tragen können.

121

Wie jeder Mensch von großer geistiger Beweglichkeit empfinde ich eine organische, verhängnisvolle Liebe zur Seßhaftigkeit. Ich verabscheue neue Leben und unbekannte Orte.

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