Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe

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Das Buch der Unruhe: краткое содержание, описание и аннотация

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Ich empfing die Ankündigung des Morgens, das wenige kalte Licht, das ein verschwommenes Weißblau dem sich enthüllenden Horizont mitteilt, wie einen dankbaren Kuß der Dinge. Denn dieses Licht, dieser wirkliche Tag befreite mich, befreite mich, ich weiß nicht wovon, reichte meinem noch unbekannten Alter den Arm, streichelte meine trügerische Kindheit, schützte die erbettelte Ruhe meiner überströmenden Sensibilität.

Ach, was ist das für ein Morgen, der mich für die Dummheit des Lebens weckt und für seine große Zärtlichkeit! Fast muß ich weinen, wenn ich vor mir, unter mir die alte enge Straße heller werden sehe, wenn die Jalousien des Lebensmittelgeschäfts an der Ecke ihr schmutziges Braun im Licht enthüllen, das sich langsam verströmt. Mein Herz ist erleichtert wie bei einem wirklichen Märchen und wird sich seiner wieder sicher, spürt nicht mehr sich selbst.

Welch ein Morgen, welch ein Kummer! Und welche Schatten ziehen sich zurück? Welche Geheimnisse haben sich preisgegeben? Nichts: nur das Geräusch der ersten Elektrischen, wie ein Streichholz, das die Dunkelheit der Seele erhellt und die lauten Schritte meines ersten Passanten: Die konkrete Wirklichkeit, die mir freundlich zu verstehen gibt, daß ich nicht sein soll, wie ich bin.

99

12 . 6 . 1930

Es gibt Zeiten, in denen uns alles ermüdet, selbst das, was uns für gewöhnlich erholsam erscheint. Dinge, die uns ermüden, da sie ermüdend sind; erholsame Dinge, da allein der Gedanke an sie uns ermüdet. Es gibt eine seelische Niedergeschlagenheit, die weitergehender ist als alle Angst und aller Schmerz; ich glaube, sie ist nur denen bekannt, die Angst und Schmerz meiden und sich selbst gegenüber so diplomatisch sind, ihrem eigenen Überdruß aus dem Weg zu gehen. Da sie auf diese Weise zu gegen die Welt gepanzerten Wesen werden, verwundert es nicht, daß sie in Momenten der Bewußtwerdung plötzlich die ganze Last ihres Panzers wahrnehmen und das Leben als eine umgekehrte Angst, als einen nicht erlittenen Schmerz.

Ich befinde mich an einem solchen Punkt, und wenn ich diese Zeilen hier schreibe, dann, um mich wenigstens zu versichern, daß ich lebe. Den ganzen Tag, bis jetzt, habe ich wie im Schlaf gearbeitet, wie im Traum habe ich gerechnet und entlang meiner Benommenheit geschrieben. Den ganzen Tag habe ich das Leben als Last empfunden, auf meinen Augen, an meinen Schläfen – Schlaf in den Augen, Druck von innen, hinter den Schläfen, und das Bewußtsein von alledem im Magen, Ekel und Niedergeschlagenheit.

Das Leben erscheint mir als ein metaphysischer Irrtum der Materie, ein Versehen der Untätigkeit. Ich sehe mir nicht einmal den Tag an, um herauszufinden, ob er mich in irgendeiner Weise von mir ablenken könnte und ob, was ich hier jetzt beschreibe, die leere Tasse meiner Abneigung gegen mich mit Worten zudecken könnte. Ich sehe mir nicht einmal den Tag an, sitze gebeugt da und weiß nicht, ob das Sonne oder Nicht-Sonne ist, draußen auf der subjektiv betrachteten, traurigen Straße, der verlassenen Straße, auf der das Geräusch der Leute vorübergeht. Ich weiß nichts, und meine Brust schmerzt mich. Ich habe aufgehört zu arbeiten, möchte still verharren. Ich betrachte das schmutzigweiße Löschpapier, das, an den Ecken befestigt, das ehrwürdige Alter des schrägen Schreibpults bedeckt. Ich studiere die Kritzeleien, die Konzentration und Zerstreutheit auf ihm hinterlassen haben. Mehrfach meine Unterschrift, spiegelverkehrt oder auf dem Kopf stehend. Einige Zahlen hier und dort. Ein paar nichtssagende Zeichnungen aus der Feder meiner Unaufmerksamkeit. Ich betrachte dies alles so aufmerksam wie ein Hinterwäldler, der noch nie ein Löschpapier gesehen hat, mein Gehirn arbeitet träge hinter den für das Sehvermögen zuständigen Zentren.

Ich empfinde eine innere Müdigkeit, so groß, daß ich ihr kaum Platz bieten kann. Und ich will weder etwas, noch hätte ich gerne etwas, noch ist da etwas, wovor ich fliehen wollte.

100

13 . 6 . 1930

Ich lebe immer in der Gegenwart. Die Zukunft kenne ich nicht. Die Vergangenheit gehört mir nicht mehr. Die eine lastet auf mir wie die Möglichkeit zu allem, die andere wie die Wirklichkeit von nichts. Ich habe weder Hoffnungen noch Sehnsüchte. Da ich weiß, was mein Leben bis heute war – so viele Male und in so vielem das Gegenteil dessen, was ich mir gewünscht hatte –, was kann ich da mutmaßen über mein morgiges Leben? Einzig daß es sein wird, was ich nicht vermute, was ich nicht will und was mir von außen zustößt, bisweilen selbst durch mein eigenes Zutun. Da ist nichts in meiner Vergangenheit, an das ich mich erinnerte und mir vergeblich wünschte, es gäbe dafür eine Wiederholung. Ich war immer nur eine Spur, ein Trugbild meiner selbst. Meine Vergangenheit ist all das, was ich nicht zu sein vermochte. Nicht einmal entschwundene Augenblicke rufen Gefühle der Sehnsucht in mir wach: Gefühle verlangen den Augenblick; ist dieser vorüber, wird eine neue Seite aufgeschlagen, und die Geschichte geht weiter, nicht aber der Text.

Kurzer, dunkler Schatten eines städtischen Baumes, leichtes Wasserplätschern in ein tristes Becken, Grün des getrimmten Rasens, öffentlicher Park bei anbrechender Dämmerung – ihr seid in diesem Augenblick das gesamte Universum für mich, denn ihr nehmt mein bewußtes Wahrnehmen ganz und gar in Besitz. Ich möchte vom Leben nicht mehr als wahrnehmen, wie es sich in diesen unvorhersehbaren Nachmittagen verliert zum Geschrei fremder Kinder, die in Parks wie diesem spielen, eingezäunt von der Melancholie der sie umgebenden Straßen, und jenseits des hohen Geästs der Bäume die Kuppel des alten Himmels, an dem die Sterne wiederaufflammen.

101

Wenn unser Leben ein ewiges Stehen am Fenster wäre und wir so bleiben könnten, wie stehender Rauch, für immer, mit dem immerselben Augenblick der Dämmerung, wie ein Schmerz auf der Linie der Hügel … Wenn wir so bleiben könnten über alle Zeit hinaus! Wenn es möglich wäre diesseits der Unmöglichkeit, ohne zu handeln, ohne daß unsere Lippen sich mit weiteren Worten versündigen!

Sieh nur, wie es allmählich dunkel wird! … Die positive Ruhe von allem erfüllt mich mit Zorn, schmeckt bitter beim Atemholen. Meine Seele schmerzt mich … Langsam steigt ein Rauchfaden auf und verfliegt in der Ferne … Banger Überdruß lenkt meine Gedanken ab von dir …

So überflüssig alles! Wir, die Welt und beider Geheimnis.

102

27 . 6 . 1930

Das Leben ist für uns das, was wir in ihm sehen. Für den Bauern, dem sein Feld alles bedeutet, ist dieses Feld ein Imperium. Für den Cäsar, dem sein Imperium nicht genügt, ist dieses Imperium ein Feld. Der Arme besitzt ein Imperium; der Große besitzt ein Feld. Tatsächlich besitzen wir einzig unsere eigenen Wahrnehmungen; auf sie und nicht auf das, was sie sehen, müssen wir demnach die Wirklichkeit unseres Lebens gründen.

Das sage ich in einer bestimmten Absicht.

Ich habe viel geträumt. Ich bin es müde, geträumt zu haben, doch nicht müde zu träumen. Des Träumens wird niemand müde, denn träumen heißt vergessen, und vergessen bedrückt nicht, es ist ein traumloser Schlaf, in dem wir wach sind. In Träumen habe ich alles erreicht. Ich bin auch aufgewacht, aber was macht das schon aus? Wie viele Cäsaren war ich nicht! Und die Ruhmreichen, welche Kleingeister! Cäsar, durch die Großmut eines Piraten vom Tod errettet, ließ diesen Piraten suchen, gefangennehmen und kreuzigen. Als Napoleon auf St. Helena sein Testament machte, setzte er einem Verbrecher, der versucht hatte, Wellington zu ermorden, ein Legat aus. O Größe, wie gleichst du der Seelengröße meiner schielenden Nachbarin! O große Männer der Köchin einer anderen Welt! Wie viele Cäsaren war ich und träume ich noch immer zu sein!

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