Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe

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Ich lebe von Eindrücken, die nicht die meinen sind, ich bin ein Verschwender des Verzichts, ein Anderer in der Art, wie ich ich bin.

94

18 . 5 . 1930

Leben heißt ein Anderer sein. Nicht einmal Fühlen ist möglich, wenn man heute fühlt, wie man gestern gefühlt hat: Heute dasselbe fühlen wie gestern heißt nicht fühlen – heißt sich heute an das erinnern, was man gestern gefühlt hat, heißt heute der lebendige Leichnam dessen sein, was gestern gelebt und verlorenging.

Alles auf der Tafel von einem Tag zum anderen auslöschen, neu sein mit jedem anbrechenden Morgen, in einem ständigen Wiederaufleben unserer emotionalen Jungfräulichkeit, das, allein das lohnt die Mühe, zu sein oder zu haben, um zu sein oder zu haben, was wir auf unvollkommene Weise sind.

Dieser anbrechende Morgen ist der erste der Welt. Nie fiel dieses ins warme Weiß verblassende Rosa so zum Westen hin auf das Antlitz der Häuser, deren Fenster wie unzählige Augen die mit dem aufgehenden Licht entstehende Stille betrachten. Nie gab es diese Stunde, nie dieses Licht, noch dieses mein Sein. Was morgen sein wird, wird anders sein, und was ich sehen werde, werden Augen sehen, erfüllt von einem neuen Blick.

Hohe Hügel der Stadt! Große Baukunst, steile Hänge, die sie festhalten und noch größer machen, bunte Zusammenballung stufenförmig ansteigender Gebäude, die das Licht aus Schatten und Bränden webt – ihr seid heute, ihr seid ich, weil ich euch sehe, ihr seid morgen, was [ich sein werde?], und ich liebe euch, an der Reling stehend, als kreuzten einander zwei Schiffe und hinterließen eine ungekannte Sehnsucht.

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18 . 5 . 1930

Ich habe ungekannte Stunden verbracht, eine Abfolge loser Augenblicke, während meines nächtlichen Spaziergangs am einsamen Meer. Alle Gedanken, die Menschen je leben ließen, alle Emotionen, die Menschen je aufhörten zu leben, gingen mir bei meiner Meditation am Meer wie ein dunkles Resümee der Geschichte durch den Sinn.

Ich durchlebte in mir, mit mir das Streben aller Epochen, und die Unruhe aller Zeiten begleitete mich entlang des Meeres, das ich hörte. Was Menschen wollten und nicht taten, was sie zerstörten, indem sie es taten, was ihre Seelen waren und was keiner je sagte – all dies erfüllte die fühlende Seele, mit der ich nachts am Meer entlangging. Was Liebende an Geliebten befremdete, was die Frau ihrem Ehemann stets verheimlichte, wie die Mutter sich das Kind vorstellte, das sie nie hatte, was sich nur in einem Lächeln äußerte oder bei einer Gelegenheit, zu einer anderen Zeit oder in einem fehlenden Gefühl – all das begleitete mich auf meinem Spaziergang am Meer und kehrte zurück mit mir, und die Wellen brandeten jene große Begleitmusik, die mich alles schlafend erleben ließ.

Wir sind, wer wir nicht sind, und das Leben ist kurz und trist. Das Geräusch der nächtlichen Wellen ist ein Geräusch der Nacht; wie viele haben es in ihrer eigenen Seele wahrgenommen, wie eine sich beständig im Dunkel mit dem dumpfen Geräusch hohlen Schaums zerschlagende Hoffnung! Wie viele Tränen haben all jene geweint, die etwas erreichten, wie viele Tränen haben all jene verloren, die etwas vollbrachten! Und all dies vertrauten mir während meines Spaziergangs am Meer Nacht und Abgrund als Geheimnis an. Wie viele sind wir! Und wie viele täuschen sich selbst! Welche Meere hallen in uns wider in der Nacht unseres Seins an den Stränden, als die wir uns empfinden, überschwemmt von der Emotion! Was man verlor und was man hätte wollen sollen, was man irrtümlich erfüllte und erreichte, was wir liebten und verloren und, als wir es verloren hatten, liebten, weil wir es verloren hatten, und erkannten, daß wir es nie geliebt hatten; was wir glaubten zu denken, als wir fühlten; alle Erinnerungen, die wir für Emotionen hielten; und das Meer, das lärmend und frisch aus der großen Tiefe der Nacht heranrollt und fein ausläuft auf dem Strand während meines nächtlichen Spaziergangs am Meer …

Wer weiß wenigstens, was er denkt oder was er wünscht? Wer weiß, was er für sich selbst bedeutet? Wie vieles suggeriert uns die Musik, und es ist uns recht, daß es nicht sein kann! Wie vieles ruft uns die Nacht in Erinnerung, und wir weinen, und doch ist es nie gewesen! Wie eine sich aus diesem weiten, horizontalen Frieden erhebende Stimme rollt eine Welle heran, bricht krachend, beruhigt sich, und ihr Geifer versickert zischend auf dem unsichtbaren Strand.

Wie sehr sterbe ich, wenn ich um aller Dinge willen fühle! Wie sehr fühle ich, wenn ich so umhergehe, unkörperlich und menschlich, und mein Herz still ist wie ein Strand, und das gesamte Meer aller Dinge, in dieser Nacht, in der wir leben, laut und spöttisch brandet, ehe es sich beruhigt, auf meinem ewig nächtlichen Spaziergang am Meer!

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Ich sehe geträumte Landschaften so deutlich wie wirkliche. Beschäftige ich mich mit meinen Träumen, beschäftige ich mich mit etwas Wirklichem. Sehe ich das Leben vergehen, so träume ich etwas.

Irgendwer sagte von irgendwem, für ihn seien Traumgestalten so klar umrissen und greifbar wie Gestalten des wirklichen Lebens. Obgleich ich verstehe, daß man mir einen solchen Satz ohne weiteres zuschreiben könnte, trifft er dennoch nicht auf mich zu. Für mich sind Traumgestalten nicht identisch mit Gestalten des wirklichen Lebens. Sie bestehen neben ihnen. Jedes Leben – das der Träume wie das der Welt – besitzt seine eigene Wirklichkeit, ebenso wahr wie die andere und doch anders. Ebenso verhält es sich mit nahen und fernen Dingen. Traumgestalten sind mir näher, aber […]

97

Der wahrhaft Wissende richtet sich innerlich so ein, daß ihm äußere Vorkommnisse nur wenig anhaben können. Dazu muß er sich mit einem Panzer aus Wirklichkeiten umgeben, die ihm näher sind als die eigentlichen Tatsachen und durch den ihn die Tatsachen entsprechend abgewandelt erreichen.

98

Ich bin heute sehr früh aufgewacht, jäh und verwirrt, und erhob mich sofort aus dem Bett, unbegreifliche Abscheu schnürte mir die Kehle zu. Kein Traum hatte sie verursacht; keine Wirklichkeit hätte sie auslösen können. Eine abgrundtiefe absolute Abscheu, die dennoch ihre Ursache hatte. In der dunklen Tiefe meiner Seele trugen unbekannte Kräfte unsichtbar eine Schlacht aus, bei der mein Wesen das Schlachtfeld hergab, der unsichtbare Zusammenprall erschütterte mich bis ins Mark. Ein physischer Ekel vor dem gesamten Leben kam mit meinem Erwachen auf. Ein Entsetzen, leben zu müssen, erhob sich mit mir aus dem Bett. Alles erschien mir hohl, und ich hatte den eisigen Eindruck, daß es für kein Problem auf der Welt eine Lösung gibt.

Ich war zutiefst beunruhigt und zitterte bei der geringsten Geste. Ich fürchtete, den Verstand zu verlieren, aber weniger an den Wahnsinn als an die Situation. Mein Körper war ein stummer Schrei. Mein Herz schlug, als könnte es sprechen.

Mit langen, falschen Schritten, die ich vergeblich anders zu setzen suchte, durchlief ich barfuß die kurze Länge meines Zimmers und die leere Diagonale des Innenzimmers, dessen Tür an der Ecke zum Korridor liegt. Mit fahrigen, ungenauen Bewegungen berührte ich die Bürsten auf der Kommode, stellte einen Stuhl um, und einmal schlug meine schaukelnde Hand gegen den harten Eisenpfosten meines englischen Bettes. Ich zündete mir eine Zigarette an, die ich im Unterbewußtsein rauchte, und erst als ich sah, daß Asche auf meinen Nachttisch gefallen war – wie eigentlich, wenn ich mich gar nicht über ihn gebeugt hatte? –, begriff ich, daß ich besessen war oder dergleichen, dem Sein, wenn auch nicht dem Namen nach, und daß mein Bewußtsein meiner selbst, das ich hätte haben müssen, abgrundtief gestört war.

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