Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe

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Zufallstagebuch

Alle Tage mißhandelt mich die Materie. Meine Sensibilität ist eine Flamme im Wind.

Ich gehe durch eine Straße und lese in den Gesichtern der Passanten nicht deren wirklichen Ausdruck, sondern den Ausdruck, den sie hätten, wenn sie wüßten, wie mein Leben ist und wer ich bin, und ließen meine Gesten und mein Gesicht meine schüchterne, lächerlich anormale Seele durchscheinen. In Augen, die mich nicht sehen, vermute ich Spötteleien, die ich als selbstverständlich betrachte, Spötteleien, die jener unfeinen Ausnahme gelten, die ich unter handelnden und sich erfreuenden Menschen darstelle; und aus den vorübergehenden Physiognomien scheint mir laut das unterstellte oder hineingedeutete Bewußtsein entgegenzulachen, das ich selbst von meinem unbeholfen gestikulierenden Leben habe. Nach diesen Gedanken versuche ich mir vergeblich einzureden, daß der Spott und die milde Anklage, die ich empfinde, allein von mir ausgehen. Hat sich aber das Bild meiner Lächerlichkeit erst einmal in den anderen verfestigt, kann ich nicht mehr behaupten, nur ich hätte dieses Bild von mir. Mit einem Mal habe ich das Gefühl, in einem Treibhaus aus Spott und Feindseligkeit ins Schwanken zu kommen und zu ersticken. Alle deuten aus der Tiefe ihrer Seele mit dem Finger auf mich. Alle, die an mir vorübergehen, steinigen mich mit heiter verächtlichem Gespött. Ich bewege mich unter feindseligen Gespenstern, erdacht von meiner krankhaften Phantasie und projiziert auf wirkliche Menschen. Alles ohrfeigt und verhöhnt mich. Manchmal, mitten auf der Straße – wo endlich niemand von mir Notiz nimmt –, bleibe ich unvermittelt stehen, zögere, suche nach einer neuen Dimension, einer Tür zum Inneren des Raumes, zu seiner anderen Seite, wo ich meinem Bewußtsein von anderen Menschen sofort entkommen könnte, meiner überobjektivierten Ahnung der Wirklichkeit fremder, lebendiger Seelen.

Sollte meine Gewohnheit, mich in die Seelen anderer hineinzuversetzen, mich dazu bringen, mich so zu sehen, wie andere mich sehen oder sähen, nähmen sie mich denn wahr? Gewiß. Und habe ich erst einmal begriffen, wie sie mir gegenüber empfänden, wenn sie mich kennten, ist es, als empfänden sie dies mir gegenüber wirklich und zeigten es auch in diesem Augenblick. Mit anderen zusammenzuleben ist eine Qual für mich. Und ich trage diese anderen in mir. Selbst fern von ihnen bin ich gezwungen, mit ihnen zusammenzuleben. Selbst allein umzingeln mich Menschenmassen. Und kein Entfliehen, es sei denn die Flucht vor mir selbst.

Ihr hohen Berge in der Dämmerung, ihr fast engen Straßen im Mondlicht, hätte ich doch eure Unbewußtheit […], eure rein stoffliche Geistigkeit ohne Urteilsvermögen, ohne Sensibilität, ohne Platz für Gefühle oder Gedanken oder geistige Unruhe! Ihr Bäume, die ihr nur Bäume seid, mit eurem dem Auge so angenehmen Grün, steht ihr so außerhalb meiner Sorgen und Nöte, seid so tröstlich für meine Ängste, da euch die Augen fehlen, sie zu sehen, und die Seele, die, durch diese Augen sehend, diese Ängste mißverstehen und deshalb verspotten könnte! Ihr Steine im Weg, gefällte Bäume, bloße namenlose Erde des Bodens von überall, mir verschwistert, da euer mangelndes Empfinden für meine Seele zärtlich und erholsam ist … In der Sonne oder unter dem Mond meiner Mutter Erde, so innig meine Mutter, siehst du mich doch weniger kritisch als meine menschliche Mutter, da dir die Seele fehlt, die mich unwillkürlich analysierte, und der schnelle Blick, der Gedanken zu meiner Person verriete, die du dir selbst nie eingestündest. Unermeßlicher Ozean, mein lärmender Kindheitsgefährte, du, der du mich beruhigst und einwiegst, weil deine Stimme nicht menschlich ist und daher nie menschlichen Ohren meine Schwächen und Unzulänglichkeiten zuraunen kann. Weiter Himmel, blauer Himmel, Himmel nahe dem Geheimnis der Engel [?], du betrachtest mich nicht aus trügerisch grünen Augen, um mich zu locken, und [krönst] [79] du dich mit Sternen, dann nicht, um dich über mich zu erheben … Allumfassender Friede der Natur, mütterlich, da sie nichts von mir weiß; ferne Ruhe der Atome und Systeme, so brüderlich in deiner völligen Unkenntnis von mir … Ich möchte zu eurer Weite beten und eurer Stille, als Zeichen meiner Dankbarkeit, daß euer Sein mir erlaubt, ohne Zweifel und Argwohn lieben zu können; ich möchte eurem Nicht-Hören Ohren schenken, damit ihr uns allzeit hört, eurer erhabenen Blindheit Augen, damit ihr uns allzeit seht und wir durch diese imaginären Augen und Ohren Gegenstand eurer Aufmerksamkeit werden und Trost darin finden, von eurem Nichts wahrgenommen zu werden, als sei es ein endgültiger Tod, weit weg, jenseits aller Hoffnung auf ein anderes Leben, jenseits jeden Gottes und anderer möglicher Wesen, wollüstig, nichtig und von der geistigen Farbe aller Materien …

Luzides Tagebuch

Mein Leben – eine Tragödie, ausgepfiffen von den Göttern und nie über den ersten Akt hinaus gespielt.

Freunde – nicht einen. Nur einige Bekannte, die glauben, sie fänden mich sympathisch, und denen es vielleicht leid täte, wenn ich unter einen Zug käme und es am Tag meiner Beerdigung regnete.

Der natürliche Preis für meine Distanzierung vom Leben war die von mir verschuldetete Unfähigkeit anderer, etwas für mich zu empfinden. Eine Aureole der Kälte, ein Nimbus des Eisigen umgibt mich und stößt andere ab. Noch bin ich außerstande, nicht unter meiner Einsamkeit zu leiden, so schwer ist es, jene geistige Erhabenheit zu erlangen, die der Isolation die Qualität eines angstfreien Rückzugs verleiht.

Brachte man mir Freundschaft entgegen, habe ich ihr stets genausowenig getraut, wie ich der Liebe getraut hätte, hätte man sie mir denn entgegengebracht, was im übrigen gar nicht möglich gewesen wäre. Obgleich ich mir nie etwas vorgemacht habe hinsichtlich derer, die sich meine Freunde nannten, gelang es mir doch immer, von ihnen enttäuscht zu sein – so kompliziert und subtil ist meine mir auferlegte Leidensfähigkeit.

Nie habe ich bezweifelt, daß alle mich verraten; und doch war ich stets erstaunt, wenn dem so geschah. Wenn eintrat, was ich erwartete, kam es stets unerwartet für mich.

Da ich an mir nie Eigenschaften entdeckt habe, die jemanden hätten anziehen können, glaubte ich auch nie, daß sich jemand von mir angezogen fühlen könnte. Diese Meinung von mir selbst wäre töricht und bescheiden, wenn nicht immer wieder etwas geschehen wäre – etwas erwartet Unerwartetes –, das sie mir bestätigt hätte.

Ja, ich kann mir nicht einmal vorstellen, daß man mich aus Mitleid wertschätzt, denn obgleich ich körperlich unbeholfen und unannehmbar bin, bin ich doch organisch nicht derart lädiert, daß ich zwangsläufig fremdes Mitgefühl oder jene Sympathie auslöste, die sich einstellt, ohne daß man sie unbedingt verdient hätte; und für das, was an mir Mitleid verdient, kann es kein Mitleid geben, denn für Geisteskrüppel gibt es kein Mitleid. Und so bin ich in jenes Zentrum der Schwerkraft fremder Verachtung gestürzt, in dem ich bei niemandem Sympathie wecken kann.

Mein Leben war ein einziger Versuch, mit dieser Situation zurechtzukommen, ohne allzusehr unter dem Grausamen und Erniedrigenden, das sie mit sich bringt, zu leiden.

Es bedarf eines gewissen intellektuellen Mutes für einen Mann, unerschrocken zu erkennen, daß er nichts als ein menschliches Wrack ist, eine überlebende Fehlgeburt, ein Irrer, noch nicht irr genug für die Anstalt; und hat er dies erkannt, bedarf es noch größeren geistigen Mutes, sich vollkommen in sein Schicksal zu fügen und, ohne Auflehnung, ohne Resignation, ohne eine Geste oder auch nur die Andeutung einer Geste, den ihm von der Natur auferlegten organischen Fluch hinzunehmen. Darunter nicht leiden wollen ist zuviel wollen, denn ein Unglück klar zu sehen, hinzunehmen und als Glück zu betrachten überforderte jeden Menschen, nimmt man es aber als Unglück hin, ist es unmöglich, nicht darunter zu leiden.

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