Pessoa, Fernando - Das Buch der Unruhe
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Mir kommt der Tod, wenn ich einen Toten sehe, wie eine Abreise vor. Der Leichnam wirkt auf mich wie ein abgelegtes Kleidungsstück. Jemand ist gegangen, ohne das einzige Kleid, das je wirklich sein war, mitnehmen zu müssen.
41
14 . 3 . 1930
Stille geht aus vom Geräusch des Regens und verbreitet sich in einem Crescendo grauer Monotonie in der engen Straße, die ich betrachte. Ich schlafe hellwach am Fenster stehend, an das ich mich, wie an alles, lehne. Ich suche in mir zu erfahren, welche Empfindungen ich habe bei dem zerfaserten Niederrinnen dunkel-lichten Wassers, das sich von den schmutzigen Fassaden und mehr noch von den geöffneten Fenstern abhebt. Doch ich weiß weder, was ich empfinde, noch, was ich empfinden will, ich weiß weder, was ich denke, noch, was ich bin.
Die ganze verspätete Bitterkeit meines Lebens legt in meinen blicklosen Augen das Gewand natürlicher Heiterkeit ab, das sie zu den vielen unerwarteten tagtäglichen Gelegenheiten trägt. Ich stelle fest, daß ich mich, sooft ich auch heiter und zufrieden bin, doch immer traurig fühle. Und was in mir dies feststellt, steht hinter mir, beugt sich gleichsam über mein Am-Fenster-Lehnen und starrt über meine Schultern und gar meinen Kopf hinweg, mit Augen, innerlicher als die meinen, auf den trägen, wellenförmig rinnenden Regen, der die graue ungute Luft ziseliert.
Könnte man doch alle Pflichten stehen- und liegenlassen, auch jene, die nichts von uns fordern, jeden heimischen Herd zurückweisen, auch den, der nicht unser ist, vom Ungenauen und von Spuren leben zwischen großem Wahnsinnspurpur und falschen Spitzenkrausen erträumter Majestäten … Etwas sein, das nicht die Last des äußeren Regens fühlt, nicht das Leid der inneren Leere … Ohne Seele und Gedanken – Empfindung ohne Empfindung – einen Weg beschreiten, der um Berge führt, durch Täler, eingebettet zwischen Steilhängen, fern und schicksalhaft … Sich in gemäldegleichen Landschaften verlieren. Nicht-Sein in Ferne und Farben …
Ein leichter Windhauch, den ich nicht spüre hinter dem Fenster, zerteilt das geradlinige Fallen des Regens in luftige Unebenheiten. Ein Teil des Himmels, den ich nicht sehe, hellt sich auf. Ich bemerke das, weil ich hinter den angeschmutzten Scheiben des gegenüberliegenden Fensters bereits undeutlich den Kalender an der Wand erkenne, den ich bisher nicht erkennen konnte.
Ich vergesse. Ich sehe nicht, denke nicht.
Der Regen hört auf, und von ihm bleibt für einen Augenblick leichter Staub aus winzigen Diamanten, als hätte man in der Höhe aus einem großen bläulichen Tischtuch Krümel geschüttelt. Man spürt, daß ein Teil des Himmels schon blau ist. Durch das gegenüberliegende Fenster ist jetzt deutlich der Kalender zu sehen. Er zeigt ein Frauengesicht, und alles andere ist einfach, weil ich mich daran erinnere, und die Zahnpastamarke ist die bekannteste von allen.
Doch woran dachte ich, bevor ich mich so sehend verlor? Ich weiß es nicht. Wille? Anstrengung? Leben? Das Licht bricht durch und läßt einen fast ganz und gar blauen Himmel ahnen. Doch keine Ruhe – ach, es wird sie nie geben! – auf dem Grund meines Herzens, diesem alten Brunnen am Ende des verkauften Landguts, Erinnerung an die mit Staub verschlossene Kindheit auf dem Dachboden eines fremden Hauses. Keine Ruhe – und ich verspüre, weh mir!, nicht einmal das Verlangen, sie zu finden …
42
Ich begreife mein Verharren in diesem immer gleichen Leben, diesem Staub, diesem Schmutz an der Oberfläche des Nie-Veränderns einzig als ein Fehlen persönlicher Hygiene.
So wie wir unseren Körper waschen, sollten wir auch unser Schicksal waschen, das Leben wechseln wie Wäsche – nicht, um uns am Leben zu erhalten, wie durch Nahrung oder Schlaf, sondern aus jener wertfreien Selbstachtung, die genau wir Hygiene nennen.
Bei vielen Menschen ist dieser Mangel an Hygiene nicht etwa als bewußt gewollt zu verstehen, sondern vielmehr als ein Achselzucken ihres Intellekts. Und bei vielen ist ein immer gleiches stumpfsinniges Leben nicht auf eine freie Entscheidung zurückzuführen oder auf ein natürliches Sich-Schicken in eine ungewollte Existenz, sondern auf eine getrübte Wahrnehmung ihrer selbst, auf einen ironischen Automatismus ihres Intellekts.
Manchen Schweinen widerstrebt die eigene Schweinerei, dennoch lassen sie nicht ab von ihr, und zwar aus dem gleichen übersteigerten Gefühl heraus, aus dem ein verängstiger Mensch die Gefahr nicht flieht. Wie ich suhlen sich manche Schweine in ihrem Schicksal und lassen, fasziniert vom eigenen Unvermögen, nicht ab von der Banalität ihres Lebens. Sie sind wie Vögel, die allein der Gedanke an die Schlange fesselt, wie Fliegen, die blindlings Baumstämme umkreisen, bis sie in die klebrige Reichweite einer Chamäleonzunge geraten.
So führe ich mein bewußtes Unbewußtes langsam zwischen den Baumstämmen meines gewöhnlichen Lebens spazieren. So führe ich mein Schicksal spazieren, das seinen Lauf nimmt, da ich stehenbleibe; und meine Zeit, die vergeht, da ich stillstehe. Nichts rettet mich vor dieser Monotonie, nichts, bis auf meine kurzen Kommentare zu ihr. Zwischen den Gittern meiner Zelle sind Fenster, das reicht – ich schreibe auf das Glas, auf den Staub des Notwendigen, meinen Namen in Großbuchstaben, unterzeichne so täglich mein Abkommen mit dem Tod.
Mit dem Tod? Nein, nicht einmal mit dem Tod. Wer lebt wie ich, stirbt nicht: er vergeht, verwelkt, vervegetiert. Der Ort, an dem er war, bleibt, ohne daß er dort ist, die Straße, durch die er ging, bleibt, ohne daß man ihn dort sieht, das Haus, in dem er wohnte, ist bewohnt von nicht-ihm. Das ist alles, und wir nennen es nichts; aber nicht einmal diese Tragödie der Verneinung können wir spielen und zugleich mit Beifall bedenken, denn wir wissen nicht einmal mit Gewißheit, ob sie nichts ist, wir, Vegetierende der Wahrheit wie des Lebens, Staub auf Fensterscheiben, innen wie außen, wir, Enkel des Schicksals, Stiefkinder Gottes, der sich vermählte mit der Ewigen Nacht, Witwe des Chaos, dessen wahre Kinder wir sind.
Fortgehen aus der Rua dos Douradores hin zum Unmöglichen … Mich von meinem Schreibpult aufrichten hin zum Unbekannten … Aber zwischen all dies schiebt sich die Vernunft – das Große Buch, welches sagt, daß es uns gegeben hat.
43
23 . 3 . 1930
Die abstrakte Intelligenz macht müde, und diese Müdigkeit ist die schrecklichste von allen. Sie lastet nicht auf uns wie die Müdigkeit des Körpers und beunruhigt nicht wie die durch eine emotionale Erfahrung geweckte Müdigkeit. Es ist eine Last des Bewußtseins von der Welt, ein Nicht-mit-der-Seele-atmen-Können.
Dann zerreißen wie Wolken im Wind alle Vorstellungen, in denen wir das Leben gespürt haben, und aller Ehrgeiz, alle Pläne, in die wir unsere Erwartung an die Zukunft gesetzt haben, verwehen wie Asche und Nebel, Fetzen dessen, was nie war noch je sein könnte. Und mit der Nachhut dieser Niederlage erscheint rein die schwarze, unversöhnliche Einsamkeit des leergefegten, bestirnten Firmaments.
Das Geheimnis des Lebens schmerzt und erschreckt uns auf vielfache Weise. Manchmal überkommt es uns wie ein gestaltloses Gespenst, und die Seele erzittert vor der schlimmsten aller Ängste – vor der ungestalten Inkarnation des Nicht-Seins. Ein andermal steht es hinter uns, sichtbar nur, wenn wir uns nicht nach ihm umsehen, und es ist die Wahrheit, zutiefst entsetzt, daß wir sie nicht erkennen.
Doch der Schrecken, der mich heute vernichtet, ist weniger edel und zehrt mehr an mir. Es ist ein Verlangen, nicht denken zu wollen, ein Wunsch, nie irgend etwas gewesen zu sein, eine bewußte Verzweiflung aller Zellen des Körpers und der Seele. Das unvermittelte Gefühl, eingesperrt zu sein in einer unendlichen Zelle. Wohin die Fluchtgedanken richten, wenn allein die Zelle alles ist?
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