Thomas Melle - Sickster

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Zwei junge Männer stehen an vorderster Front einer überhitzten Konsum- und Leistungswelt — und halten stand, bis die Beschleunigung ihr Leben erfasst, überwuchert: Der idealistische Magnus Taue schreibt für das Kundenblatt eines Ölkonzerns, fühlt sich als Loser und hasst seine Arbeit mit der Wut eines Schläfers. Thorsten Kühnemund, Manager und Macho, leidet insgeheim am erfolgreichen Hochglanzleben voller Druck und Alphatierneurosen, er betäubt sich mit Alkohol, schnellem Sex und Abstürzen im molochartigen Clubbing der Stadt. Aus Schulzeiten bekannt, freunden die beiden sich zögerlich an. Doch dann brechen die Fassaden ein. Magnus fühlt sich zu Thorstens Freundin Laura hingezogen, und alle drei strudeln ins Haltlose. So beginnt eine Suche nach irgendeiner Wahrheit des Empfindens, Denkens und Tuns — eine Suche im Rausch, Schmerz und Wahn, und in der eigenen Seele …
Einfühlsam und radikal erforscht Thomas Melle ein sich immer schneller um ein leeres Zentrum drehendes Leben — bis an die Grenzen des Ichs und darüber hinaus. «Sickster» ist ein großes diagnostisches Zeitbild — und das Romandebüt eines Autors, dessen Sprache, so Iris Radisch, «bis ins letzte Komma aufgeladen» ist.

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Die Klospülung rauschte. Sie sah durch die Fensterscharte nach draußen, und ihr leerer Blick füllte sich kurz. Das letzte Grau von draußen sickerte herein, zermatscht vom Milchglas, und legte sich als Widerschein auf ihre Hände. Ein dämlicher Silberglanz, dachte Laura, während sie ihre leicht zitternden Finger betrachtete, Scheinheiligkeit, dachte sie, die allein durch die Wunde gebrochen würde. Sie befühlte die Wunde. Die Wunde lag dunkel im Zentrum ihres Handtellers und schien sich gegen das Licht zu immunisieren, indem sie es absorbierte. Oder abstieß? «Der Widerstand der gelben Kristalle», flüsterte Laura und fühlte Genugtuung.

Eigentlich wäre sie längst verheilt. In drei Monaten heilt, unter normalen Umständen, selbst die komplizierteste Wunde, ließe nurmehr eine weißschimmernde Narbe, eine strichförmige Verhärtung zurück, die Schicksals- und Lebenslinie kreuzte. Laura aber hatte das verhindert. Sie wollte keine Narbe. Noch nicht. Drei Tage nach der Verletzung hatte sie die Wunde erstmals aufgerissen, auf einer Party voller dumpf-diffuser Trauer. Seitdem hatte sie jeden zweiten Tag die sich schnell nachbildende Kruste abgekratzt. Den Eiter hatte sie jedes Mal in dasselbe Handtuch geschmiert, sie hatte es bei der Party mitgehen lassen, der Name «Tillmann» war blau in Gelb eingestickt. Auch jetzt hatte sie es dabei. Es war schon ganz verhärtet und steif, das Frottee stand gelb verdreckt ab und schabte hart auf der Haut, wenn man darüberstrich.

Lärm schwappte herein: eine Flut aus Gemurmel, Meinungsfang und Telefonterror. Eine Konkurrentin kam ins Klo, blieb vor dem Spiegel stehen, vielleicht um den Lidstrich nachzuziehen. Die Tür schloss sich wieder und drängte die Stimmen zurück in die Brühe des Meinungsforschungsinstituts. Ohne etwas zu sehen, blickte Laura auf die Milchglasflocken, in denen das matschige Licht klebte. Sie hörte und roch, wie das Mädchen sich mit todsüßem «Opium» einsprühte. Sofort war die Kloluft verpestet. Laura hustete und betätigte nochmals die Klospülung. Dann fuhr sie mit ihrem Fingernagel unter den Wundrand, lockerte die Verbindung von Fleisch und Kruste durch die minimale Hebelwirkung und zog den harten Krustenmantel schließlich mit einem gedankenverlorenen Ruck ab, während die Spülung sich wieder beruhigte. Die Milchglasflocken verschwammen. Lauras Augen brannten, als hätte die Zicke ihr das Ätzparfüm direkt hineingesprüht. Eiter sickerte aus der Wunde, die gelben Kristalle am Wundrand funkelten. Das Mädchen verschwand, Tür auf, Lärm hoch, Tür zu, Lärm runter. Laura drückte das Handtuch auf die Wunde und sagte etwas oder seufzte. Es klang, als hätte sie einen Motorradhelm auf.

Nachdem sie die Wunde versorgt und mit frischem Verband umwickelt hatte, drückte sie wieder auf die Klospülung, verließ die Kabine, mied den direkten Blick in den Spiegel und tauchte zurück in die schwüle, stimmengeschwängerte Suppe. An pickelgedüngten Milchbärten und hochgepushten Milchtitten vorbei, an verklebten Achselhöhlen und nachnässenden Moschusflecken. An ihrem Platz setzte sie wieder das Headset auf, meldete sich anwesend und wartete, bis der Computer ihr einen weiteren unfreundlichen Idioten in den Kopf durchstellte.

Laura war so: Sie hätte gerne andere Freunde gehabt als die, die sie hatte. Sie hätte es sowieso gerne gehabt, wenn die Menschen anders gewesen wären, als wie sie nun einmal waren. Sie hätte gerne Menschen gehabt, die so pervers ausdifferenziert wären, dass man nicht mehr genau wüsste, ob sie gerade jemanden imitierten, zitierten, persiflierten, oder ob sie selbst es wären, die da sprachen. Menschen, die so wären, dass diese Frage gar nicht mehr aufkäme, würden sie den Raum betreten. Die Frage würde einfach sinnlos in ihrer Gegenwart. Diese Menschen könnten sprechen wie gedruckt. Dessen ungeachtet würden sie aber vor allem schweigen , ohne dass es unangenehm auffiele. Sie wären ganz ruhig und bei sich, voller Präsenz, keimlos, höflich, synthetisch. Sie hatte sich schon oft vorgestellt, wie diese Menschen aussehen könnten, wie sie essen würden, wie sprechen, wie küssen. Sie würden in etwa so aussehen wie Marilyn Manson, aber wie der robotrige Manson, der Manson von «Mechanical Animals»: androgyn, android, silberhäutig, feuerbehaart, edle, alienartige Wesen. Reden würden diese Menschen in Haikus. Oder wie Blumfeld, in gebrochenen Versen, von Liebe und Protest. Sie hätten auch die Stimme von Jochen Distelmeyer und würden sogar so schlucken wie er. Die Stimme würde sich aber ändern, wenn sie sängen: Sie würde höher, fraulicher, metallener werden, biestig und knatschig zugleich, es wäre die unglaubliche Stimme, die Brian Molko von Placebo in I know hat. Gehen würden diese Menschen wie David Bowie in Der Mann, der vom Himmel fiel , laufen würden sie nie, dafür rauchen wie Marcello Mastroianni und träumen wie Sylvia Plath oder Lewis Carroll. Und sie könnten ihre Träume veröffentlichen auf riesigen Freilicht-Leinwänden, und sie könnten mit ihnen auf kleinen Chips Tauschhandel betreiben; sie könnten in Träumen kommunizieren. Küssen würden sie wie Ethan Hawke in Reality Bites , und sie hätten Björks Sex without touching , in ihren Träumen, wenn überhaupt. Ihre Haut wäre jene makellos blasse von Julie Delpy in Drei Farben Weiß . Außer Mund, Nase und Augen hätten sie keine Löcher in ihren Körpern, welche sie überdies ablegen könnten, um als Geister frei zu flottieren. Sie wären die multidimensionalen Menschen. Sie würden niemals über Design sprechen. Sie wären Design. Laura war so ungeduldig. Wann kam endlich die Zukunft?

«Ja guten Tag mein Name ist Barbara Rhabarber ich rufe im Auftrag des Deppen-Instituts Strong Opinions an wir führen zurzeit eine repräsentative Meinungsumfrage durch und dazu würde ich auch gerne eine Person aus Ihrem Haushalt befragen allerdings müsste es aus statistischen Gründen die Person sein die zuletzt Geburtstag hatte in Ihrem Haushalt könnte ich diese Person vielleicht ganz kurz sprechen falls sie da ist? Nein dieses Jahr ja nein einfach die Person deren Geburtstag zuletzt gefeiert wurde nein das ist aus statistischen Gründen so ja genau und sie muss über vierzehn Jahre alt sein. Ach Sie wohnen allein ein Einpersonenhaushalt! Na dann sind Sie ja meine Zielperson mein Objekt der Begierde sozu ja ha ha gut könnte ich Ihnen kurz ein paar Fragen nein es dauert nicht lange nein es geht auch wirklich ganz hallo hallo Penner.»

Zu Hause, nach der Vierstundenschicht. Einundzwanzig Uhr sechsundvierzig. Sie wagte, durch den Türspalt, einen Blick auf Thorsten, der es hasste, dass sie diesen Job überhaupt machte; er merkte etwas, ruckte ansatzweise mit dem Kopf, blinzelte kurz durch seine Lider, nahm sie aber letztendlich nicht wahr. Er saß da auf seinem riesigen Schreibtischstuhl; sie sah nur die schwarze Lederfläche des Stuhlrückens und seinen jetzt wieder regungslosen Hinterkopf mit den gestutzten, verleugneten Locken, spiky hochgegelt und von der Arbeit steil bis crazy zerzaust.

Er hatte, seit er wieder hier war, noch keinen einzigen Buchstaben getippt, nicht einen Satz angefangen und wieder gelöscht; das wusste sie. Er saß einfach da und stierte in den Bildschirm und trank seinen Weinbrand vom Kaiser’s, und wenn sie so tat, als würde sie gerade ankommen oder aufwachen, dann lächelte er sie an und fragte, was sie kochen sollten. Sie wollte ihn ansprechen, mit ihm darüber reden, was los war, was er hatte. Schon der Rhetorikkurs in der Eifel, auf den er sich doch gefreut hatte, schien irgendwie schiefgelaufen zu sein. Sie schloss die Augen, wieder, und wieder, und wieder. Sie wurde müde, so müde. Sie schlief kurz ein, im Stehen.

Sie öffnete die Augen. Thorsten war weg. Nein, dort hinten saß er jetzt, in der anderen Ecke des Zimmers, dort saß er vor dem Fernseher und regte sich kein Stück. Sie meinte, seine Zähne knirschen zu hören. Sie ging ins Schlafzimmer und legte sich aufs Bett. Auf dem Weg dorthin fiel ihr Blick aufs Telefon, und sie spürte in sich ein Ziehen.

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