Marion Poschmann - Die Sonnenposition

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«Die Sonne bröckelt.«
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im» Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht — funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

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Sobald das Kreuz installiert war, drängte unsere Tante zum Aufbruch.

Sie bat Clara, uns zur Kirche sowie zur Schule zu führen. An diese Wege konnte sie selbst sich plötzlich nicht mehr erinnern. Clara sprach über ihr Fußleiden, das sie hinderte, Schuhe zu tragen. Sie könne laufen, aber nur in Pantoffeln. Unsere Tante antwortete ihr unkonzentriert. Sie rekapitulierte, wer in den Häusern, an denen wir vorbeikamen, gewohnt hatte, sie teilte uns eine Reihe von Namen mit, die Mila und mir nichts sagten.

Die Schule war kürzlich mit einem postgelben Anstrich versehen worden und besaß keinerlei Charme. Es konnte eine beliebige Schule sein. Ob mein Großvater hier ein- und ausgegangen war, ließ mich erschreckend kalt. Der Anstrich war scheußlich, und ich wußte, daß er auch Tante Sidonia nicht gefiel. Lieber wäre mir gewesen, wir hätten die Schule gar nicht erst aufgesucht.

Da ist doch nichts, sagte meine Schwester am Abend in der Gaststätte, wo wir inmitten der Reisegruppe aufgerollte Pfannkuchen mit Pilzfüllung aßen, da ist doch nichts mehr. Oder dort ist nie etwas gewesen. Man könne genausogut bei uns den Bahndamm betrachten, da fehle nur der Maulbeerbaum, aber ansonsten sehe man doch keinen Unterschied.

Wir hatten uns aus diesen Bildern neu zusammensetzen wollen; mit den Bildern eines alten Hauses, eines Gartens, einer Familienumgebung die Vision einer Zukunft grundlegen, hatten eine Vergangenheit herstellen wollen, die uns dabei hätte helfen können, Ziele zu verfolgen; statt dessen erloschen die Vorstellungen, die wir uns bereits gemacht hatten, sie wurden überdeckt von einer endlos langen Busfahrt, wir fuhren über Landstraßen mit einsamen Tankstellen, Straßen mit Floristenständen am Rand, die aus einem Eimer voll Feld- und Gartenblumen bestanden, wir parkten auf geschotterten Brachflächen, wir sahen Störche, Porzellanköpfe an den Strommasten, Schwalben, aber stets nur durch eine schmierige Scheibe, und wenn wir ausstiegen, verschwanden die Scheiben nicht. Der Himmel blieb bedeckt, die Luft blieb faules Blumenwasser, unser Handeln blieb dem anderen jeweils verdächtig.

Ich stieg aus dem Reisebus und sah ein ganzes Stück vor mir meine Schwester gehen. Meine Schwester ging wie eine große Staubflocke, die sich äußerst gemessen bewegt, damit sie die Fülle nicht verliert, das luftig Aufgebauschte, das mottengrau Elegante.

Sie trödelte vor sich hin, trödelte den holprigen Bürgersteig entlang, aber bevor ich sie eingeholt hatte, zwängte sie sich in ein Gebäude, das etwas zurück lag und mit einem rudimentären Bauzaun gesichert war.

Mila betrat durch ein schlecht vernageltes, bodentiefes Fenster einen ausgeschlachteten Lebensmittelladen. Ich sah sie in den Laden einsteigen, eilte hinter ihr her, aber die Lücke war etwas eng für mich, und so wartete ich vor der Öffnung, stand möglichst unauffällig neben den schiefen Brettern stramm, ohne den Innenraum aus den Augen zu lassen. Der Linoleumbelag, überall aufgerissen, zackte hoch wie eine zerfetzte Wiese. Die Klappe des Kachelofens hing nur noch an einer Angel. Leitungen senkten sich, Stalaktiten, aus dem Deckengebälk. Die komplette Einrichtung war ausgeräumt, aber weit oben an den Wänden klebten noch animierende Bilder von früher, auf Servierplatten fotografierte Vorspeisen, aufgeschnittene Bratenscheiben, eine Backform mit Kuchenzutaten. Ein stilisierter Schneekristall auf eisblauem Grund bildete einen Teller für Tiefkühlgemüse, schön dekorierte Eiersalate ruhten in goldgerandeten Schalen; Serviervorschläge für Waren, die man womöglich nicht immer im Geschäft vorrätig hatte und deren generelles Vorkommen sich so beweisen ließ. Diese Nicht-Reklamen zogen unter der Decke einen Fries, immer wieder unterbrochen von lustigen Figuren, einem Bäcker, einer Köchin, die die Arme in die Seite stemmte. Eiskristalle, auf Plastikfolien gedruckt, vervielfältigten sich zu einem Kachelmuster, einem abwaschbaren Tapetenstück. Mila trat über knirschende Putzbrösel, löste eine solche Frostflocke ab, versenkte sie in ihrer Tasche.

Ich räusperte mich, meine Schwester fuhr herum, bleich, und als sie mich sah, verzog sie den Mund.

Wir machen uns hier unmöglich, sagte ich trotzdem, ich sagte es nur vor mich hin, ich murmelte es in mich hinein, und Mila schoß auf ihrem Rückweg Stücke von dem Bodengeröll über die Zackenwiese, sie schoß ohne Spannkraft, doch das Rumpeln und Rutschen übertönte mich.

Ist Labilität eigentlich ein Vorzug? fragte ich mich laut, fragte ich sie, aber Mila kletterte nur stumm auf die Straße zurück.

Am nächsten Tag begleitete ich Tante Sidonia inmitten der anderen Heimwehtouristen auf die Schneekoppe, während meine Schwester auf dem Hotelbalkon saß, der auf den Marktplatz ging, eine polnische Modezeitschrift durchblätterte, sich die Nägel mit polnischem Nagellack bestrich.

Als wir zurückkamen, saß sie immer noch im eisernen Korb des Balkongitters, neben sich ein Glas, das zu einem Drittel mit Kaffeesatz gefüllt war, und sie war dabei, einen Kleiderbügel aus dem Hotelzimmer zu umhäkeln. Die Bügel im Kleiderschrank waren aus Holz, auf einzelnen stand noch der Name einer Schneiderei aus der Vorkriegszeit. Sie häkelte Ringel, sie häkelte eckige Blüten. Draußen stand die Landschaft in ihrer vollen Pracht.

Ich rückte mir einen Stuhl heran, beobachtete, wie der Faden zwischen ihren Fingern weiterlief. Meine Schwester lauschte auf die Satzfetzen vom Nachbarbalkon.

Und nun, sagte sie dann, und während sie mit dem gepolsterten Bügel auf mein Knie klopfte, nahm sie den strengen, leicht mürrischen Ausdruck Tante Sidonias an, und nun, fühlen wir uns zu Hause?

Ich schilderte ihr die Aussicht vom höchsten Punkt des Riesengebirges, ich stellte kämpferisch die These auf, daß sie den Höhepunkt der Reise verpaßt hatte.

Meine Schwester interessierte sich nicht für die Aussicht. Patzig rührte sie ihren Kaffeesatz um.

Meine schreckliche Schwester war schon wieder mit sich beschäftigt. Sie war mit etwas ganz anderem beschäftigt, denke ich jetzt, ich wußte damals nicht, womit.

22 Wasserspeier

Ich bilde mir ein, daß meine Schwester den Eindruck zurückbehielt, etwas versäumt zu haben, und daß sich dieses Gefühl mit der Zeit verstärkte.

Ein Gefühl von verpaßten Anschlüssen, etwas Drückendes, die dumpfe Ahnung, nicht zu genügen, der Drang, etwas erneuern, wiederherstellen, wiederholen zu müssen, nur was? Was trieb meine Schwester um, was hätte sie veranlassen können, noch einmal in diese Gegend zu fahren, diesmal mit ihm?

Duszniki-Zdrój. Es hatte getaut, taute, würde weitertauen. Der ganze Ort lag in Rost und Schwefel. Schnee suppte auf den Wegen, die Eiszapfen an den Dachrinnen tropften, und während vorher der Schnee alles ausgefüllt hatte, breitete sich jetzt eine Leere aus, die man nur als abgewandt bezeichnen konnte, eine Leere, die allem den Rücken kehrte, die keine Erwartungen schürte, eine Leere ohne Versprechen, ohne Potential. Ein kalter Wind blies aus Skandinavien, er erweckte keine Ahnungen, es war ein Wind, der das, was er berührte, abstumpfte.

Sie gingen langsam und angespannt über den aufgeweichten Pfad im Kurpark, den Körper gegen den Wind versteift. Mila hielt den Mantelaufschlag über der Brust zusammen. Sie hatte den Pelzkragen aufgestellt und hob unnatürlich die Füße bei jedem Schritt, als könne sie so ihre Wildlederschuhe vor dem Schmutz schützen. Odilo ging achtlos, fast verächtlich gegen seine Umgebung. Er trug helle, allzu helle Hosen, deren Rückseite bis zu den Kniekehlen von Schlammspritzern gesprenkelt war. Er bemerkte es nicht, auch Mila sah es nicht, sie ging bei ihm eingehakt, in einer erzwungenen Langsamkeit, als wolle sie mit diesem Schlendertempo die Illusion eines Sommertags erzeugen. Über dem Ort hing der Geruch von qualmender Holzkohle und einem Linsengericht, als werde in allen Küchen ausnahmslos dieses eine starkschmeckende Gericht zubereitet. Etwas schlecht Gelüftetes, über das Odilo die Nase rümpfte, zeichnete diesen Ort aus, etwas Feuchtes und Stickiges, obgleich man sich im Freien befand, es war ein Ort, an dem sich die Gerüche über Jahre und Jahrzehnte hielten, an dem die frische Luft seit Jahrhunderten nicht ausgetauscht schien.

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