Marion Poschmann - Die Sonnenposition

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«Die Sonne bröckelt.«
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im» Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht — funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

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Am Bahnhofsvorplatz hatte man provisorische Toilettenanlagen errichtet und schon dort eine erste Desinfektion vorgenommen. Die Neuankömmlinge erhielten ein Stück Brot vom Roten Kreuz, das sie sofort aßen. Dann bewegte sich die Menschenmenge den Berg hinauf zu den Unterkünften: großzügige und solide Nebengebäude des Schlosses, vor denen es einstmals gepflegte Rasenflächen gegeben haben mußte, Rasenflächen, die jetzt von den durchreisenden Massen so zertrampelt waren, daß kein Halm mehr wuchs. Nur juniheller Staub, der sich auf die Schuhe legte, sofern man noch Schuhe besaß.

Die Geschwister wurden in eine düstere Halle im Erdgeschoß geführt. Obwohl es Sommer war, herrschte in dieser Halle eine höhlenhafte Kälte. Sie wurden aufgefordert, ihre Kleider abzulegen, sich splitternackt auf ein Brett zu stellen. Jemand sprühte ihre Haare mit einer weißlichen Flüssigkeit ein, hieß sie so lange stehenzubleiben, bis die Masse eingetrocknet war. Sie standen barfuß auf dem Brett, krümmten die Zehen. Dunkel atmende Statuen, die nicht wagten, sich zu rühren. Magere Kinder mit vorstehendem Brustkorb, die zitternd mit den Wänden verschmolzen. Vorpubertäre Kinder mit schneeweißem Haar.

Dann führte man sie in die Waschräume, ließ sie sich waschen. Auf dem Umsiedlerpaß wurde der Name Janich, Johannes eingetragen und auf der Gesundheitsbescheinigung die erste Entlausung vermerkt. Er wurde gegen Typhus und Paratyphus geimpft. Er bekam eine Essenskarte für die 27. Kalenderwoche, in der schon zweimal Essen durchgestrichen war, weil man am Tag seiner Ankunft den Dienstag schrieb, und er bekam einen Schlafplatz. Damit begann die zweiwöchige Quarantäne.

Er stand unter freiem Himmel in der Schlange an der Essensausgabe, eine Frau überstempelte auf seiner Essenskarte das maschinengetippte Wort Essen , sie machte es mit violetter Stempelfarbe unkenntlich. Eine andere füllte ihm mit triefender Kelle einen Napf voll Haferschleim. Er nahm den Suppennapf entgegen und balancierte ihn zu den Tischen. Er blickte in die trübe Flüssigkeit, Spreu vor verhangenem Himmel, er blickte noch einmal hinein, eine Suppe, in der die Sonne schwamm. Wieder und wieder holte er Suppe, wäßrig und mehlig, wie vorverdaut. Mal trieben Spelzen in ihr, mal schwarzes Geäst aus dem Park, meist aber, wie ein blendendes Spiegelei, das Zentralgestirn.

Sidonia war in der Lagerküche beschäftigt, sie half beim Kartoffelschälen. Hier und da gelang es ihr, heimlich ein paar Kartoffeln, ein zusätzliches Stück Brot für ihren Bruder abzuzweigen. Aber dem Bruder ging es nicht gut, er aß nichts mehr.

Johannes erkrankte schwer. Er hatte sich eine Lungenentzündung zugezogen und kam ins Lazarett. Er wurde isoliert; seine Schwester durfte nicht mehr zu ihm. Sein Zustand verschlechterte sich. Er delirierte.

Sein wiederkehrender Alptraum, in welchem er auf Strümpfen einen düsteren Keller durchquert: Der Boden ist naß, voller Schmutz und Pfützen, und seine Strümpfe saugen das Wasser auf und werden dunkler, in den Füßen zieht die Kälte hoch, die aus den zerbrochenen Fliesen steigt, und ihm kommt es vor, als vermische sich sein Körper auf diese Weise mit der heruntergekommenen Materie, er wird Wasser, er wird Fliese, er wird Schutt.

Einflüsse des Schlosses: Im Wachzustand war die Ausstrahlung dieses Ortes noch stärker zu spüren. Die Etappen der Geschichte stiegen aus dem Gemäuer, drangen in ihn ein. Er war empfindlich geworden. Strahlen tasteten ihn ab, griffen ihn an, ihre Berührung schmerzte.

Man hatte ihn von seinem Strohsack im Gemeinschaftsschlafsaal geholt und in ein Gitterbett gelegt. Wenn er wach war, fuhren seine Hände unruhig herum, pflückte er Flusen von seiner Wolldecke ab. Am späten Vormittag erreichte die Sonne sein Bett und zerschnitt die Wolldecke in einen hellen und einen dunkleren Teil. Er fürchtete, daß auch er durchgeschnitten würde, daß er sich wie ein Regenwurm verdoppeln müßte.

Mittags sah er zwei Sonnen auf einmal am Himmel stehen und wußte nicht, welche die echte war. Abends verschwanden die Sonnen eine nach der andern im Schacht. Johannes schlief inmitten von Zeitstrahlen, schlief wie Schreber den Strahlenschlaf, die Sonne des Sonnensteins kam von allen Seiten. Tagsüber sah er die Menschen, die ihn versorgten, von einer Strahlenkrone umspielt.

Ein endloser, ein auf einen Punkt zusammengeschnurrter Sommer, der für Johannes darin bestand, durch sein Fenster hinaus auf die Sonne zu starren, die Sonne: ein haariges Spinnentier, das über den Himmel kroch.

Ein heimatloser, ein unheimlicher Sommer, der für Sidonia darin bestand, Kartoffeln zu schälen und aus den Fenstern der Schloßküche hinab auf den Fluß zu blicken, auf die Elbe kurz vor Dresden, die Elbe ein Stück hinter Böhmen, auf den Fluß zu blicken, zuzusehen, wie die Zeit verstrich.

Als die Kinder verlegt wurden, frei von ansteckenden Krankheiten, verpflegt bis einschließlich, dreimal entlaust , war Johannes Janich nicht marschfähig. Sidonia befand sich bereits am Sammelpunkt, die Essenskarten waren durchgehend abgestempelt, die Quarantänebescheinigungen vollständig ausgefüllt. Die andern drängelten, kramten in ihrem dürftigen Gepäck, nur ihr Bruder Johannes fehlte. Ihr wurde klar, daß er verlorengehen würde, wenn sie ihn allein ließ. Sie löste sich aus der Formation, rannte zurück.

Wir wissen, daß Johannes Janich nach einem kurzen Sommer weitertransportiert wurde, noch immer fiebernd, auf einem offenen Lastwagen liegend, wissen, daß Sidonia ihn in letzter Minute von der Krankenstation holte, ihn anzog und mitnahm in die Baracken des nächsten Lagers, wo der restliche Sommer verrann und der Herbst zerrieselte, Name, geboren, bisheriger Wohnort , wo der Herbst zerfiel in Ausweise und Kleiderlisten, 1 Paar Schuhe, 1 Anzug, 1 Paar Handschuhe, 1 Hemd , wo der Herbst verging, bis sie kurz vor Weihnachten das Rheinland erreichten.

Johannes Janich wuchs bei entfernten Verwandten auf, er wurde Berufsschullehrer mit den Fächern Technik und Mathematik, er heiratete Hiltrud Wagner, eine rheinische Frohnatur von praktischer, zupackender Frömmigkeit, die er Trudchen nannte, er baute sich ein Haus im Vorgebirge, legte einen Garten mit Obstbäumen und Gemüsebeeten an, er besuchte jedes Wochenende seine Schwester, die als Haushälterin eines geistlichen Herrn in Köln lebte, er zeugte zwei Kinder, Mila und mich.

Auch der Name meiner Schwester hängt mit dem Sonnenstein zusammen. Schwester Mila, so hieß die Krankenschwester, der unser Vater seine Genesung, also sein Leben verdankt. Sie nahm ihn auf dem Höhepunkt seiner Krankheit in ihre Privatwohnung auf. Zog die Vorhänge zu. Wachte über ihn in den Nächten, in denen er fieberte, wischte ihm den Schweiß ab, flößte ihm Tee ein, machte ihm Wadenwickel. Blieb bei ihm in der entscheidenden Nacht, die er überstehen mußte. Blieb bei ihm, als er mit dem Tod rang, den er in dieser, der schlimmsten Nacht, dank ihrer Hilfe, Pflege und Fürsorge schließlich besiegte. Sie kam aus dem Sudetenland: Mila, die Liebe. Mit dieser Namensgebung setzte sich unser Vater über den katholischen Heiligenkalender hinweg. Sonst hätte meine Schwester, wie ich, einen altmodischeren Namen tragen müssen, Elisabeth, oder Barbara, oder, passend zu Altfried, vielleicht Friederike.

Meiner Schwester ist mit diesem Namen eine geheime Sehnsucht nach Osteuropa in die Wiege gelegt worden, eine Neigung, die ich nicht teile.

Ich kann dem Osten Europas nichts abgewinnen. Aber ich konkurriere mit Mila um den Sonnenstein. Durch ihre Namensbindung ist sie natürlich im Vorteil. Jedoch legt meine gegenwärtige Position als Arzt einer Heilanstalt, und diese ausgerechnet in einem Schloß im Osten, die Vermutung nahe, daß auch ich an Schloß Sonnenstein anknüpfen möchte. Ich schließe daran an, nahtlos an diese Jahre an im Guten wie im Bösen, ich bemühe mich um Heilung, selbstverständlich kommt sie zu spät, Heilung im nachhinein, besser als nichts, aber das Geschehene ist nicht ungeschehen zu machen, ich schließe an Schloß Sonnenstein an und versage, ich kann nichts mehr tun. Ich sitze im Schloß, lade mir Tag um Tag Tatenlosigkeit auf, sitze untätig herum, ich bilde mir ein, ich nehme Schuld auf mich.

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