Marion Poschmann - Die Sonnenposition

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«Die Sonne bröckelt.«
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im» Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht — funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

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21 Weiße Maulbeeren

Es waren lose hingeworfene Wiesen, an denen sich keine Erinnerung festmachen ließ. Es war ein leerer Marktplatz, kaum Menschen, kaum Fahrzeuge, es war die Maßlosigkeit eines verwachsenen Grundstücks, das überall hätte sein können und unser Gefühl von Heimatlosigkeit verstärkte. Es war ein Sehnsuchtsort, ein Ort, der von vornherein unerreichbar blieb.

Die Peinlichkeiten der Reise nach Polen begannen bereits vor der Abfahrt. Wir saßen schon im Bus, Mila am Fenster, neben ihr Tante Sidonia, ich auf dem Platz auf der anderen Seite des Gangs. Unser sperriges Bündel ragte über mir aus dem Gepäcknetz. In diesem Bündel aus einem alten geblümten Vorhang hatte Tante Sidonia notdürftig das Kreuz verstaut, das sie am Ziel unserer Reise im Garten fremder Leute aufzustellen gedachte. Ich zog die Arme an mich und drückte die Knie zusammen, um meinen Sitznachbarn, einen zarten älteren Herrn mit wuchtigem Schnurrbart, nicht einzuengen.

Der Reiseleiter trat ans Mikrofon, durch den Bus schepperten Begrüßungsworte, dann forderte er uns auf, unsere Pässe hervorzuholen, die er einsammeln und an der Grenze gebündelt vorlegen wollte. Tante Sidonia kramte stumm in ihrer Tasche. Mila schlug vor, Sidonias Koffer zu öffnen, der sich zuunterst im Gepäckraum befand, weil wir, beflissen, überpünktlich, bei den ersten gewesen waren, die sich eingefunden hatten. Tante Sidonia schüttelte den Kopf und suchte sinnlos weiter. Sie zog den abgegriffenen Brustbeutel unter ihrer Bluse hervor, den niemand hätte zu Gesicht bekommen dürfen, sie betastete verstohlen ihren Bauch unterhalb des Rockbundes, wo sie sich als eiserne Reserve einige Geldscheine in die Wäsche eingenäht hatte, der Paß war nicht da.

Die Reise nach Polen begann damit, daß ich durch das morgendlich gestaute Köln raste. Ich joggte zur Straßenbahn, fuhr drei Stationen zu Tante Sidonias Wohnung, hetzte die Treppen hoch, zog alle Schubladen auf, fand den Paß schließlich auf dem Wohnzimmertisch neben einem Brotkanten, den Tante Sidonia über Nacht mit einem Küchentuch bedeckt hatte. Ich griff den Paß und auch das Brot, zwang mich, wieder sorgfältig abzuschließen, erreichte schweißgebadet den Bus. Die Reisegruppe gab offenbar schon seit geraumer Zeit ihrem Unmut Ausdruck, worauf warten wir eigentlich, da kommt er ja endlich, der Fette ist zu spät, viel zu spät, rücksichtslos, wir sind auch alle früh aufgestanden, aber er sieht ja schon aus wie eine Extrawurst. Tante Sidonia saß mit versteinerter Miene am Fenster, ihr Kinn zitterte, meine Schwester hielt ihre Hand.

Unser Vater hatte sich geweigert, an dieser Reise teilzunehmen. Es hat uns ein für allemal gereicht, sagte er kategorisch, niemals wieder wollen wir dorthin, und mit diesem Wir verwirrte er uns, denn wie selbstverständlich bezog er Tante Sidonia in seine Aussagen mit ein, obgleich es diese gewesen war, die den Wunsch zu der Reise geäußert hatte. Und da sie auf diesem Wunsch beharrte, blieb es an Mila und mir hängen, sie zu begleiten.

Unsere Tante hatte die Reise von langer Hand vorbereitet. Sie hatte mit den Reisebussen der vergangenen Jahre Kundschafter vorausgesandt, die Kontakte knüpften und im Ort die alte Frau Clara auffanden, die nach dem Krieg dortgeblieben war und übersetzen konnte. Unsere Tante hatte mit Hilfe von Claras Sprachkenntnissen Briefe gewechselt, sie hatte regelmäßig Pakete mit Hilfsgütern in jenes Haus geschickt, das ehemals ihres gewesen war. Sie schickte nie Geld, sie schickte stets Sachwerte. Einmal hatte man von ihr sogar eine Waschmaschine erbeten und postwendend erhalten. Geld konnten fremde Leute zu einfach verpulvern. Bei Gegenständen glaubte sie die Kontrolle darüber zu behalten, daß sie mit dem, was sie sich selbst vom Mund absparte, Nutzen brachte. Den Briefen entnahm sie, daß man ihr dankbar war; daß man sie schätzte und liebte, sie einlud zu kommen.

Liebe Frau Justyna,

wir kommen am Donnerstag, 4. August mit dem Kreuz. Wir möchten es im Garten aufstellen, dort, wo sich das Grab befindet. Es wäre gut, wenn Ihr Mann an diesem Tag zugegen wäre und uns helfen könnte.

Liebe Frau Sidonia,

wir können Ihnen ein schönes Kreuz schmieden lassen, mit Eisenrosen und geschwungenen Blättern. Warum wollen Sie es so weit transportieren. Es ist hier billiger als in Deutschland.

Liebe Frau Justyna,

lassen Sie das bitte mit dem Kreuz. Eisen kommt nicht in Frage. Das rostet doch sofort. Wir benötigen etwas Haltbares, und es soll auch nicht verschnörkelt sein, sondern schlicht, wir brauchen keinen überflüssigen Zierat. Ich habe in Köln ein Kreuz anfertigen lassen, es ist aus Lindenholz. Wir bringen es mit. Wichtig ist, daß es an der richtigen Stelle plaziert werden kann.

Liebe Frau Sidonia,

wo befindet sich die richtige Stelle? Unser Garten ist groß. Der Rasen wächst hoch, alles verwildert. Wir besitzen keine Mähmaschine, wir müssen mit der Sense mähen. Es ist zuviel Arbeit. Aber wenn Sie kommen, bereiten wir die Wiese vor, wenn Sie kommen, wird alles schön sein.

Liebe Frau Justyna,

machen Sie sich bitte keine Umstände. Sie brauchen für uns nichts vorzubereiten. Wir trinken keinen Kaffee (meine Nichte wird davon nervös), wir mögen keinen Kuchen (mein Neffe ist gegen alles allergisch), und wir wollen auch nicht lange bleiben. Es wäre aber angenehm, wenn wir das Haus besichtigen könnten, die Zimmer, den Dachboden, den Anbau und natürlich den Garten.

Das Busunternehmen, das meine Tante gewählt hatte, führte regelmäßig Heimwehreisen nach Schlesien durch. Der Bus steuerte touristisch markante Punkte an, in den größeren Orten wurde übernachtet, und wer wollte, konnte von dort aus sein Heimatdorf, seine Kleinstadt aufsuchen.

Wir machen alles mit, hatte Tante Sidonia verkündet, was Mila mit einem verzerrten Grinsen quittierte, und folgsam machten wir alles mit, wir besichtigten Städte und Naturdenkmäler, trotteten durch Kirchen und Museen, während sich einzelne Mitglieder der Gruppe jeweils absetzten und ihre persönlichen Interessen verfolgten, Unruhe auslösten, Eifersucht. Aber schließlich war die Reihe an uns.

Das private Taxi, das von der Reiseleitung für uns organisiert worden war, hatte uns bis zur Hauptstraße gebracht. Der Fahrer würde uns hier in einigen Stunden auch wieder abholen.

Ich trug das Bündel mit dem Kreuz über der Schulter, außerdem klemmte mir der Karton mit dem Waffeleisen unter dem Arm, das wir in einem kleinen Elektrogeschäft neben unserem Hotel am Marktplatz erworben hatten, weil Justyna sich ein Waffeleisen wünschte. Ich schwitzte stark. Wir gingen sehr langsam, der Weg zog sich hin. Wir folgten im Gänsemarsch der alten Clara, die in Schlappen über den schmalen Bürgersteig schlich. Mila trug in Sidonias Einkaufsbeutel Schokoladentafeln, die während der Fahrt auf dem Sitz in der Sonne gelegen hatten. Sie sind alle angeschmolzen, flüsterte Mila mir zu. Sie hätten sich verformt. Es sei ihr unangenehm, sie zu überreichen, ich möge es tun. Tante Sidonia trug in der Handtasche einen Gummihammer, weil sie sich nicht sicher war, ob Karol, der Mann von Justyna, einen solchen besaß.

Justyna erwartete uns am Zaun. Drei kleine Kinder hingen an ihr und rannten ins Haus, als wir uns näherten. Sie trug eine Schürze über einer Trainingshose, ihr blondes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, sie schob mit dem Fuß zwei triefnasige Kätzchen zur Seite, die auf den warmen Steinen des Gartenwegs spielten. Justyna machte sich, kaum daß wir drinnen Platz genommen hatten, in der Küche zu schaffen, trug Gebäckteller herein, rückte eine Warmhaltekanne zurecht. Tante Sidonia hatte sich nur pro forma hingesetzt, sprang sofort wieder auf und schnüffelte durch das Zimmer. Unser Kachelofen, rief sie enthusiastisch. Unsere Tapete! Nichts hat sich verändert!

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