Marion Poschmann - Die Sonnenposition

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«Die Sonne bröckelt.«
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im» Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht — funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

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Und wenn ich mich unbedingt durchsetzen müsse: dann doch wenigstens eine Stelle in der Nähe, nicht im Osten.

Unsere Großeltern, die aus dem Osten stammten, waren im Räderwerk des Krieges zermahlen worden. Isidor Janich, mein Großvater, war von Beruf Hilfslehrer in der Volksschule. Er wohnte nicht wie der Hauptlehrer im Schulhaus, sondern betrieb am Rande der Ansiedlung noch eine kleine Landwirtschaft. Er hielt eine Kuh, besaß einen Acker, auch eine Wiese, auf der sein Sohn Johannes die Gänse hütete. Sidonia, Isidors Tochter, hielt sich vom Bäuerlichen, so sie konnte, fern. Sie neigte, hieß es, der höheren Bildung zu.

Isidor betreute zu dieser Zeit nicht nur seine Schule, sondern unterrichtete im täglichen Wechsel auch im Nachbarort, wo längst kein Lehrer mehr war. Vielleicht wollte er die Schüler nicht im Stich lassen. Vielleicht konnte er es auch einfach nicht glauben. Er bereitete sich zu spät auf die Flucht vor. Soldaten erschlugen Isidor Janich im eigenen Haus. Seine Frau Katharina und Tochter Sidonia nahmen sie mit. Johannes überließ man sich selbst. Er zerrte eine Decke unter die Küchenbank und verbrachte dort die Nacht, das Gesicht zur Unterseite der Sitzfläche gerichtet. Katharina wurde am nächsten Tag im Graben aufgefunden. Sidonia ließ man am Leben.

Die Kinder begruben ihre Eltern, so gut sie es konnten, im Garten. Sie zogen ins Schulgebäude, hausten mit den anderen Überlebenden aus der Nachbarschaft im Klassenzimmer. Nach zwei Wochen kehrten sie in ihr Elternhaus zurück. Die Gänse waren in ihrem Schuppen verbrannt, die Kuh verschleppt. Zwei alte Frauen hatten sich in das Haus geflüchtet und im Kartoffelkeller verbarrikadiert. Mit diesen beiden Frauen lebten sie über ein Jahr. Sidonia las nichts mehr, sie pflückte Huflattich und Sauerampfer, kochte Brennesseln. Johannes ging betteln. Schließlich wurden die Geschwister ausgewiesen, zu Verwandten ins zerbombte Köln geschickt.

Theorie der Zeit

Was vergeht? Die Zeit? Wer vergeht? Die Zeit existiert nicht. Wir stellen sie her, indem wir versuchen, uns zu erinnern. Indem wir einen Duft aufnehmen, einen Klang, eine vage Empfindung, und daraus eine Vergangenheit konstruieren, die stattgefunden haben könnte, stattgefunden hat, und jetzt nur mehr eine Atmosphäre ist, die uns durchdringt.

Wir leben in der Illusion von Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Zwar haben wir Anhaltspunkte, daß es sich anders verhält, daß die Planeten um die Sonne kreisen, aber im Alltag bleiben wir dabei: Es wird Tag, wir erwachen, die Sonne geht auf.

Nun kreist die Sonne auf ihrer scheinbaren Bahn und bestimmt uns die Stunden. Wir beobachten ihre großen Bögen, Ornamentik des Raums, die den Nebel vertreibt.

Von nun an gilt: Nichts wiederholt sich. Der lineare, der zielfixierte, nicht umkehrbare Zynismus der Zeit macht Dinge mit uns, die wir nicht wollten. Zeugt Vorher und Nachher. Schickt uns das Licht längst erloschener Sterne. Richtet die Sehnsucht auf die Zukunft aus. Es heißt, die Zeit heilt alle Wunden, aber das Gegenteil ist der Fall.

Wir erfinden die Zeit, und dann läßt sie uns sterben.

Argumente der gräflichen Schlafgemächer: Insgesamt hat sich der Raum seit der sogenannten Wende wieder ausgedehnt. Die Grenzen, auch die psychischen, öffnen sich, der Zeit, auch der seelischen, wird eine größere Tiefe zugestanden, die Erinnerung tritt nicht mehr auf der Stelle. Man darf von einem Traum in den anderen gleiten, Erinnerung und Erfindung ohne schlechtes Gewissen vermischen; das Gegenwärtige nimmt zu, die Leere nimmt ab.

Unbegründete und auch scheinbar begründete Ängste werden durch das Freundliche, Helle, Nette der Inneneinrichtung, also durch lichte Möblierung und pastellene Raumgestaltung, kompensiert, beschwichtigt oder im Keim erstickt. Wir sind noch nicht soweit.

Statt dessen ist jeder Winkel im Schloß ausgemalt, mit düsteren Bildern verhängt, mit majestätischen Tapeten zugekleistert. Überall Götter und Putten, überall Schwere und Stuck. Nur hier und da, wo der Putz fehlt, sind Teile der Geschichte herausgebrochen, ist die Erinnerung verwischt vor Wut.

Nebel im Schloß. Die Küche füllt sich schon morgens mit Schwaden. Das Deckengemälde, das eine rosige Wolkenschicht darstellt, schwebt über dem Dampf und ist angegriffen von ständiger Feuchtigkeit. Dicke Engelchen blicken durch Schleier herab, darunter erwärmt sich der Konvektomat, in den die Küchenhilfen Bleche mit tiefgefrorenen Kroketten und tiefgefrorenem Cordon bleu schieben, darunter schneiden sie Gemüse und verrücken die Töpfe, darunter das Wischen und Spülen, das Hantieren der Putzfrauen mit den Schrubbern, ihre gebeugten Rücken, ihre unentwegten Reinigungsversuche gegen den nie sich vermindernden Dunst.

Argumente der Korridore: Ich träume, daß ich mit dem Patientenfernseher vor der Brust durch die Gänge laufe. Aus apotropäischen Gründen habe ich mir das Gerät vor die Brust geschnürt, mit dem Bildschirm nach außen. Wir sind hier im Grunde mit Dämonenabwehr befaßt.

Argumente des Kellers: Die neuen Bundesländer bringen ein zusätzliches Unbewußtes in das kollektive Unbewußte ein, mit dem niemand gerechnet hat und das niemand zu handhaben versteht.

Der betonierte Innenhof, unter dem noch das alte Kopfsteinpflaster liegt: Noch vor wenigen Monaten ging gelegentlich eine Erschütterung durch die verwitterten Statuen, die von den Detonationen auf dem Truppenübungsplatz stammte. Jetzt passiert nichts mehr, es ist die Stille nach dem Schuß. In der Mark Brandenburg findet die 50. Bombenentschärfung nach der Wende statt.

Ich drehe weißbekittelt meine Runde. Die Last der Historie drückt auf die Räume. Im Raum reagiert man mit Schlaf; einem Schlaf, der übergeht in den hundertjährigen Schlaf der Mauern, der verwachsenen Hecken, der Eiben im Park.

Et ipsi tamquam lapides vivi , und auch ihr, als die lebendigen Steine, superaedificamini domus spiritalis , bauet euch zum geistlichen Hause, offerre spiritales hostias , zu opfern geistliche Opfer, acceptabiles Deo , die Gott angenehm sind.

Die Schlafenden. Im Lazarett. Der schlafende Graf in seinem Rahmen. In den Schlafkammern das schlafende Getreide. Ruhendes Laborgerät. Eine Röhrenlampe bescheint gestreifte Liegen mit leicht erhöhtem Kopfteil. Die schlafenden Patienten: ihre Finger in die Bettdecke gekrallt, ans Kissen geklammert, Finger, die im Schlaf an die eigene Wange greifen wie an eine Brust, Finger, in denen nachts die Effekte der Tage nachzucken, einer Gegenwart, dürftig zusammengemischt aus Überraschung und Überdruß.

Deponentes igitur omnem malitiam et omnem dolum , so leget nun ab alle Bosheit und allen Betrug, et simulationes , und Heuchelei, et invidias , Neid, und alles Afterreden, et omnes detractiones.

Die Schlafenden. Ihre Erschöpfung, die als warme Luft hinauf ins Weltall steigt. Die Schlafenden. Ihre ängstliche, bittstellerische, zusammengezurrte Körperhaltung, ihre Dauerbetäubung, ihr Tiefseegefühl.

Die Schlafenden: sind nicht schuldfähig, wie die Kinder.

Und immer noch geschieht es mir, daß ich in meinem alten Kinderzimmer aufwache, daß unten meine Eltern am Frühstückstisch sitzen, nichts sich verändert hat.

Quasi modo geniti infantes, halleluja , wie die gerade geborenen Kinder, rationabile, sine dolo lac concupiscite , seid begierig nach der Milch der Vernunft und der Lauterkeit, Halleluja, und erinnert euch an die neue Geburt, die wir durch Wasser und Geist erfahren, durch den ewigen Wellenschlag der Wahrheit, durch die frei wehende, brausende, dahinstürmende Güte, die sprühende Gischt des Schönen.

20 Sonnenstein

Beim Sonnenstein handelt es sich um einen Kalkspat mit der besonderen Eigenschaft der Doppelbrechung, die es den Wikingern ermöglichte, auch bei bedecktem Himmel nach dem Sonnenstand zu navigieren. Der Sonnenstein hat nahezu rechteckige Form, er ist klar wie Bergkristall, in seinem Prisma bricht sich das Licht in zwei Bahnen. Wird der Stein so gedreht, daß die beiden Bahnen in ihrer Helligkeit übereinstimmen, zeigt er in Richtung der hinter Wolken verborgenen Sonne.

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