Marion Poschmann - Die Sonnenposition

Здесь есть возможность читать онлайн «Marion Poschmann - Die Sonnenposition» весь текст электронной книги совершенно бесплатно (целиком полную версию без сокращений). В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Год выпуска: 2013, Издательство: Suhrkamp Verlag Gmbh, Жанр: Современная проза, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Die Sonnenposition: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Die Sonnenposition»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

«Die Sonne bröckelt.«
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im» Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht — funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

Die Sonnenposition — читать онлайн бесплатно полную книгу (весь текст) целиком

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Die Sonnenposition», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Auf der Rückfahrt steht der Sack neben mir auf dem Beifahrersitz. Mila wollte ihn nicht.

Meine Schwester hat die Pomeranzen gewaschen, abgetrocknet und mir wieder mitgegeben. Ich schleppe den Sack über den Hof, ich schleiche ins Gartenhaus, schütte die Früchte um die Kübel der Zitrusbäumchen, und als ich die Tür schließe und verschwinde, herrscht Nacht.

III Memoria

16 Gewittertiere

Wo der Blick nicht hindringt, füllt sich das Dunkel mit Vorstellungen. Nachts erinnere ich mich an Anfänge. Die Bilder kommen, sobald es dunkel wird und ich mich anschicke zu schlafen. Es ist wie ein Zwang. Sie bedrängen mich, halten mich wach. Ich erinnere mich an Odilos Zeit mit meiner Schwester, und was mich erstaunt, ist das Gefühl der Evidenz.

Mila und Odilo: Ich sehe sie vor mir, als wäre ich dabeigewesen. Was, frage ich mich nachts in meiner Funktion als Seelenkundler, suche ich damit zu bezwecken? Sind es Maßnahmen, den Zeitverlauf zurückzudrehen, indem ich versuche, meinen Freund heraufzubeschwören, ihn in meine Gegenwart zurückzuholen? Möchte ich eine Verbindung herstellen, eine Verbundenheit bekräftigen, mich an seine Stelle begeben? Ich war nicht dabei, ich kann und darf mich nicht erinnern, aber ich, der ausgeschlossene Dritte, erinnere mich doch. Tertium non datur? Ich erinnere mich an alles ganz genau. Aus Trotz.

Ein neu renovierter Badeort an der deutschen Ostseeküste. Blendende, unter dem frischen Anstrich nahezu unsichtbare Bäderarchitektur. An der Farbwand schnörkelten Balkone, rankten Türmchen. Anfang Juli, Azorenhoch.

Lange windstille Tage. Eine steile Strahlenpyramide stülpte sich über Strandgras und Schenkel, bleichte und rötete, bräunte und schwärzte, brannte sich ein. Einzelne Haufenwolken schickten Schattenfelder nach unten, die sich rasch, wie flüchtende Riesenschafe, über die überbordenden Bäuche bewegten und sekundenweise Kühlung brachten. Die Welt waberte unter der strengen Sonne. Es gab zu viel zu sehen. Man sah es nie ganz. Figuren auf Bauchhöhe durchgeschnitten und, Kopf nach oben, auf die Spiegelfläche gesetzt. Die andere Hälfte, die mit den Beinen, stak dort, wo die Jugend Kopfsprung übte, am Ende der Mole. Sand voller Flitter. Städte hatten einige Viertel verloren, neue bekommen. Ganze Ortschaften waren übertüncht, die Dächer neu eingedeckt. Der ehemalige Grenzstreifen belebte sich, Wildtiere querten ihn, wanderten ihn entlang, grüner Korridor.

Fromme Badende aus Polen schraken vor der ostdeutschen Freikörperkultur zurück. Sie vollführten turnerische Verrenkungen, um beim Umziehen am Strand stets ein Handtuch so in Position zu halten, daß es ihre Blöße bedeckte. Sie vermieden es überhaupt, sich unter freiem Himmel umzuziehen, lieber blieben sie in nasser Badekleidung hinter ihrem Windschutz. Die polnischen Familien schienen zartere, langbeinigere Kinder zu bekommen, die Eltern hingegen nach der ersten oder zweiten Geburt schneller zu verfetten und die Form zu verlieren. In der Pubertät trafen die Extreme aufeinander, die halbwüchsigen, gazellenhaften Mädchen trugen enorme, wie kaum noch zum übrigen Körper gehörige Brüste vor sich her; vielleicht war es besser, daß sie alle bekleidet blieben.

Stammgäste aus dem Osten Deutschlands, die regelmäßig diesen Strand besucht hatten, ärgerten sich über den plötzlichen Andrang von auswärts, darüber, daß es nicht mehr ihr Strand war. Sie ärgerten sich über die ausbrechende Schamhaftigkeit, die das, was bis dahin als natürlich gegolten hatte, in etwas Anrüchiges, ja Obszönes verwandelte. Als alle nackt gewesen waren, hatte es keine Probleme gegeben, aber seit hochgeschlossene Katholiken anzügliche Blicke aus den Augenwinkeln warfen, seitdem sie Grad und Anlaß ihrer Erschütterung regelmäßig überprüften, indem sie empört durch die Lücken im Windschutz spähten, seither fühlte man sich von Voyeuren umgeben und konnte ein leichtes Unwohlsein kaum noch leugnen.

Die Urlauber aus dem Westen zeigten sich verunsichert, wie sie sich zwischen diesen Fronten einzuordnen hatten. Anziehen oder ausziehen? Nahtlose Bräune oder doch eine Kontrollfläche, an der sich vergleichen ließ, wie prächtig die übrige Haut gedunkelt war? Meist fanden sie zu einem Kompromiß, der in diesem Umfeld eine ausreichende Lockerheit demonstrierte und zugleich von den heimischen Gewohnheiten nicht abwich. Sie wechselten die Kleider ohne großes Handtuchtheater, sie ließen für ein paar Sekunden ihren Körper frei, trennten sich von den nassen Badesachen so selbstverständlich wie ein Tier im Fellwechsel, zogen ebenso selbstverständlich etwas Trockenes über. Niemand war genötigt, irritierende Organe zu betrachten. Für den einen Moment konnten andere die Augen niederschlagen, sich abwenden, es war keine Zumutung. Wer aber sehen wollte, was zu sehen war — bitteschön, man hatte nichts zu verbergen, man fühlte sich von fremden Blicken nicht belästigt, es ging schließlich zu schnell vorbei.

Die Touristen am Strand spielten Sex. Schaufelten sich heißen Sand auf die Knie, suchten Bernstein und verloren sich in den Schlieren der golden gestauchten Zeit, hoben kalkige Muschelschalen auf und fuhren mit dem Zeigefinger sacht über die rosigen Innenseiten. Sie sammelten glänzende Steine ein, die nach dem Trocknen sofort stumpf wurden, fahle Erinnerungen an Steine. Sie ließen Wasser durch die Finger gleiten, Tang. Sie saßen, nasse Sande in Händen, am Wellensaum und ließen sich überspülen, wieder und wieder.

Meine Schwester und ihr Liebhaber waren noch nicht im Wasser gewesen. Odilo, zum Kongreß angereist, hatte keine Zeit gefunden, auch keine Lust verspürt, zu schwimmen. Er blieb zugeknöpft, blieb vollständig bekleidet, und er blieb dabei, auch seine neue Beziehung auf hochgeschlossene Weise zu führen, selbst wenn ihn während langweiliger Reden, in flittrigen Sekunden ein gutgelaunter Sportsgeist animieren mochte, sich in seine Badehose zu werfen, weit hinaus zu kraulen, einen athletischen Oberkörper vorzuführen, den man im Alltag nicht zur Kenntnis nahm. Er hätte gar nichts dagegen gehabt, einem griechisch interpretierten Körperkult zu huldigen. Allein: Ihn machten die vielen Leute ungeduldig.

Mila traf am Vormittag aus Berlin ein, ein kurzes Wochenende, vergleichsweise unaufwendig, er war in der Nähe, sie hörte seinen Vortrag, er lud sie ein, über Nacht zu bleiben, damit es sich lohnte für sie, die so gern am Meer war. Sie hatte lange gezögert. Der Vortrag interessierte sie nicht. Das Verhältnis zu Odilo war ungeklärt.

Mila hatte ihm zugehört; sie war nach draußen gegangen, als der nächste Redner das Podium betrat.

Die Schwäne senkten ihre angeschmutzten Hälse in den Teich auf dem Institutsgelände. Sie gründelten, paddelten ziellos, dann wieder putzten sie ihr gleißendes Gefieder, es warf das steile Mittagslicht zurück. Sie fetteten die Federn eine nach der andern ein, trugen einen wachsähnlichen Stoff auf, an dem das Wasser abperlte. Am Hals blieb ein Grauschleier, fehlte die Glätte.

Die Hitze umschloß sie wie ein Gummikleid, hinderte ausgreifende Bewegungen, hielt den Körper in Schach. Zwangsjackenmittag: Mila ging sehr langsam am Institut entlang, am Rand von erhitztem Getreide, mit kleinen, schleppenden Schritten entlang der überhängenden Ähren, Grannen streiften ihre bloßen Unterschenkel, hafteten mit winzigen Widerhaken für eine Sekunde an der Haut. Die in der Sommerhitze heller werdenden Felder. Felder durchsetzt mit Kornblumen, blond und himmelblau. Bleiche Blütenbäder, überbelichtete Tage, die, während sie noch stattfanden, bereits zu Erinnerungen wurden. Als sähen sie miteinander ein altes Album mit den Sommerfrischefotos anderer, längst verblichener Personen an, Menschen in Badekostümen der Jahrhundertwende, Menschen mit langen Gewändern, die sich unter Schirmen aufhielten, Fotos, deren Motiv sich beim Betrachten weiter zu verflüchtigen schien. Sie wußte, daß sie später immer wieder darauf zurückkommen würde, daß sich für sie der Gang der Ereignisse zu einem größeren Teil um diese Tage rankte, ein paar bedeutungsvolle Punkte, und das übrige Leben ein verschlungenes Ornament darum herum. Es lief auf nichts hinaus. Es führte zu nichts. Es fühlte sich nicht einmal besonders gut an. Trotzdem schien sich hier etwas zu zentrieren, schien sie sich einem Zustand anzunähern, der Intensität versprach, eine Intensität, auf die sie lange gewartet hatte, ein Geheimnis, in dem sie sich aufhalten wollte, als käme sie nach einer Zeit des Halbschlafs endlich zu sich.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Die Sonnenposition»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Die Sonnenposition» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Die Sonnenposition»

Обсуждение, отзывы о книге «Die Sonnenposition» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x