Marion Poschmann - Die Sonnenposition

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«Die Sonne bröckelt.«
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im» Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht — funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

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Schatzkarte des Dorfes: In jeder Himmelsrichtung sind im Moment andere Wolkenformen zu sehen. Die Zimmer vollgestopft mit Porzellanblasen und Terrarienlampen. Korridore ausgelegt mit Fertigfellen, Feldarbeit. An vielen Fenstern ist schwarzrotgold geflaggt. Pelzkappen, Pelzpodeste. In den Gärten künstliche Hügel aus Ziegelschutt und zerbrochenen Untertassen. Weitere Außenanlagen durchsetzt mit unaufgeklärten Zonen, Störfeldern, muffigem Licht aus dem Keller. Vorräume, in denen der Schatten wartet. Schattenvorrat in den Speisekammern. Sammlungen von Tannenspitzen aus aller Herren Länder, Beweise der Reisefreiheit. Jahrmarktsgesichter schweben über Spülschwämmen, im Kleiderschrank lagern Bausätze für Blümchenkittel, Seifenlauge rinnt auf dem Bürgersteig über Löwenzahnglanz.

Über die Treppe zum Kramladen hat jemand Milch gekippt. Die Milch muß gerade erst ausgeschüttet worden sein, sie tropft noch von Stufe zu Stufe. Sauer riechende Milch, in der rötliche Katzenhaare schwimmen. Ich halte mich am rostigen Geländer und balanciere an der Milch vorbei. Im Laden ertönt eine Glocke. Niemand bedient. Im Hinterraum kann ich einen Kühlschrank und eine einzelne Kochplatte erkennen. Nochmals öffne und schließe ich schüchtern die Tür, dann hänge ich mich an die Klinke und bimmele anhaltend.

Nein, sagt man mir barsch, Gummilitze gebe es nicht.

Einkochringe ja, normale Haushaltsgummiringe auch. Warum ich nicht die nähme.

Die Geschichte konzentriert sich wie immer in den Dingen, in den holzhaltigen Einwickelpapieren mit ihren Kartoffeldruckmustern, in der Starkstromleitung, die über Putz auf der Wand liegt, in der ärmellosen Strickjacke, die sich die Verkäuferin unterm Kinn zusammenhält.

Nein, bellt sie, Rübenkraut kenne man hier nicht.

Ich senke ergeben den Kopf, kaufe ein Stück Toilettenseife und ein Glas Apfelmus.

15 Mischwesen

Ohne Aufsehen zu erregen betrete ich am Nachmittag den Geräteschuppen und pflücke von den sechs Hochstämmchen, die hier in ihren Kübeln überwintern, die reifen Pomeranzen ab. Der Hausmeister trägt die Pflanzen im Herbst hier hinein und nennt das Gebäude dann Orangerie; sobald es frostfrei bleibt, kommen die Bäume wieder nach draußen, neben die Stufen der Eingangstreppe. Bei Übernahme des Schlosses hat man sie vorgefunden. Sie sind schon alt und weisen eine gewisse Resistenz gegen jedwedes Übel auf, aber im Winter vegetieren sie vor sich hin. Die Früchte erfüllen dann ihre Zierfunktion nicht, fallen zwischen Harken und Hacken und bleiben liegen. Sie schmecken sauer und bitter, niemand legt Wert auf sie. Ich stecke sie in einen Jutebeutel, auch die, die schon auf dem Boden schrumpeln, nehme ich mit.

Auf dem Weg zu meiner Garage begegne ich Frau Dr. Z. Sie mustert mich, kritisch, wie mir scheint, und ich schlenkere betont unbefangen den prallgefüllten Beutel an meinem Handgelenk. Nicke ihr zu, gehe weiter: mein freier Nachmittag. Frau Dr. Z. nickt ebenfalls, gnädig, wie mir scheint. Wünscht mir einen schönen Abend.

Ich positioniere den Sack auf dem Rücksitz. Dort ruht schon mein Schlafanzug, liegt ordentlich gefaltet, nur das zur Schlaufe geknotete Gummiband lugt hervor.

Auf der Fahrt stelle ich mir vor, wie ich meiner Schwester nicht ohne Grazie den Jutesack überreiche.

Auf der Rückfahrt steht mir noch immer vor Augen, wie der Sack vor der Wohnungstür meiner Schwester auf die Fußmatte plumpst. Ich war mit dem Fahrstuhl in den 10. Stock gefahren, während der Fahrt hatte ich den Sack auf dem Rist meines linken Fußes balanciert, damit er nicht mit dem Boden in Berührung kam, aber auf der Fußmatte, die sozusagen schon zur Familie gehörte, setzte ich ihn ab.

Meine Schwester bewohnt eine Zweiraumwohnung im Plattenbau. Neuerdings gilt es unter kreativen Personen als schick, sich in einer dieser schmucklosen Normwohnungen der östlichen Stadtteile einzuquartieren und die Schmucklosigkeit als Konzept der eigenen Inneneinrichtung beizubehalten. Mila hatte einigen Aufwand betrieben, um die Wohnung so zu möblieren, wie es von den Architekten gedacht gewesen war, nämlich praktisch, platzsparend und schlicht. Auf dem Trödelmarkt hatte sie leichte Schalensessel und ein stelzbeiniges Sofa aus der volkseigenen Möbelindustrie der DDR erworben, sie besaß keine schweren, bodennahen Schränke, sondern nur Regale und eine fahrbare Kleiderstange, eine schlanke Anrichte auf hohen Füßen, einen grazilen Tisch mit einem höhenverstellbaren Kippstuhl, und das Nonplusultra war ein Bett, das sie morgens an der Wand hochklappte und hinter einer glatten Platte verschwinden ließ, bevor sie mit der U-Bahn in ihr Modeatelier in der Innenstadt fuhr.

Vom Fenster im Treppenhaus hatte man anfangs, als Mila gerade eingezogen war, noch die Leninfigur auf dem Platz sehen können. Mittlerweile war das Denkmal abgerissen. Draußen rauschte der Verkehr. Bürgerliche Dämmerung: Es war noch gerade hell genug zum Zeitunglesen. Ich las die Aufschrift am Fahrstuhl, Tragkraft 600 kg oder 8 Personen, nicht im Brandfall benutzen. Ich las die Aufschrift des Feuerlöschers, nur im Brandfall benutzen. Kofferraumdeckel knallten zu, die Laternen gingen an, ganz unten schob jemand einen übervollen Einkaufswagen vorbei. Auf den Scheiben der Kaufhalle, auf den Reihen der Drahtwagen lag ein warmer Schein. Als er erloschen war, schien mir die Luft vom sternigen Funkeln zerknickter Bierdosen erfüllt. Ich lief darin ein wenig auf und ab, wie man unter dem Rasensprenger oder durch einen Lamettavorhang läuft, voller Erwartung.

Nautische Dämmerung: Man erkennt Sterne bis zur 3. Größenklasse.

Ich schaltete die Treppenhausbeleuchtung ein und sah in der Fensterscheibe nur noch mich.

Ich wandte mir den Rücken zu und schritt den hallenden Treppenflur ab. Dann kam ich mir entgegen, ich war, das sah ich mir an, enttäuscht. Den Mund spitzte ich ein wenig beleidigt, meine Schultern hingen nach vorn, die ewig an mir kritisierte Haltung, die Haltung unverrichteter Dinge, ergebnisloser Bemühungen. Dazu das schlechtsitzende Jackett. Die roten Haare. Die leichenblasse, leicht teigige Haut: Ich gab, das ließ sich nicht schönreden, eine mitleiderregende, zumindest läppische Figur ab, allerdings irritierte der undurchdringliche Gesichtsausdruck, eine gewisse Sturheit im Voranschreiten, eine durch nichts gerechtfertigte Unangefochtenheit. Man konnte mich ohne weiteres für einen der Hausbewohner, man konnte mich ohne weiteres für einen meiner Patienten halten.

Nach dem dritten Klingeln hörte ich durch die papierdünne Tür, wie meine Schwester ein Kleidungsstück vom Bügel zerrte. Ich kannte ihre Gewohnheiten, sie zog sich mehrmals am Tag um, ich konnte mir ausrechnen, daß es nicht mehr lange dauern würde; trotzdem war ich schon leicht ungehalten, als sie mir die Tür öffnete, mir einen Kuß gab, als ich meiner Schwester nicht ohne Grazie den Jutesack überreichte.

Mila entnahm prüfend eine Frucht und legte sie auf der Öffnung ihrer einzigen, schnörkellosen, feingestreiften Blumenvase ab.

Sie trug ein selbstgeschneidertes Reformkleid, eine Mischung aus Kutte und Kittel, sie kultivierte damit ein mir unverständliches, anachronistisches Freiheitsgefühl. Ein Teil des Freiheitsgefühls beruhte darauf, daß sie für diese Bekleidung kein Geld ausgab.

Meine Schwester hatte es sich zur Aufgabe gemacht, alle Kleider aus dem Familienbesitz an sich zu nehmen, die niemand mehr haben wollte. Seit Jahren trug sie die alten Kleider von Tante Sidonia auf. Manches änderte sie sich, wenn es ihr zu formlos erschien. Dort, wo der wogende Busen unserer Tante sack- und beulenartige Oberteile erfordert hatte, nähte sie Biesen ein. Aus einigen Gewändern, die bis übers Knie reichten, schneiderte sie Minikleider, oder sie verlängerte einen Rock mit Volants bis zum Boden. Sie setzte Partien ganz anderer, edlerer Materialien ein, die den in Beige gehaltenen Synthetikstoffen ihre Rentnerhaftigkeit nahmen. Und umgekehrt sorgten, so ihre Theorie, die Tantenkleider für eine Umwertung der Werte und machten pathetische Stoffe überhaupt wieder tragbar; Kleider, die bis dahin aussahen wie Wolldecken oder Tischdecken, nahmen dem Brokat das Fürstliche, dem Samt die Schwere, dem Taft seinen übertriebenen Glanz. In einer Gruppe Gleichaltriger war sie von unauffälliger Auffälligkeit, gekleidet nach der Mode eines verflossenen Jahrhunderts, halb russische Gräfin, halb Trümmerfrau.

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