Marion Poschmann - Die Sonnenposition

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«Die Sonne bröckelt.«
Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im» Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird.
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht — funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

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Ich stellte mich zu ihr, klemmte den Rand meines großkarierten Taschentuchs in den Hosenbund, schnitt ein paar Früchte auf und preßte jedem von uns ein Glas Pomeranzensaft aus.

Ich teilte meiner Schwester mit, daß ich auf sie wütend sei. Ich teilte ihr mit, daß ich mich hintergangen fühlte. Ich erklärte, daß mich ihr Verhalten zu bohrendem Grübeln, absurden Mutmaßungen und grundlosem Schuldgefühl treibe. Ich teilte ihr all dies mit, indem ich das Messer laut aufprallen ließ, indem ich mit unnötig hohem Kraftaufwand preßte, ich steigerte mich in einen gewissen Furor hinein, aber meine Schwester reagierte nicht darauf. Ich stellte ihr mit besonderem Nachdruck ein Glas hin. Die Säure zog mir den Hals zusammen. Mila weigerte sich zu trinken.

Sie hantierte lustlos mit dem Obst, sortierte die Früchte, legte die verschrumpelten zur Seite, baute sie zu Pyramiden auf.

Ich wurde hektisch. Sie machte mich mit ihrer Verbissenheit nervös, ihre Überaktivität sprang auf mich über, beinah hätte ich mich am Messer verletzt. Ich schlenderte mit meinem Glas nach nebenan, unterhielt mich durch die Durchreiche mit ihr.

Ich stellte gewissenhaft Fragen zu A und O, Anfang und Ende, die meine Schwester unbeantwortet ließ. Sie redete vor sich hin, ausweichend, irreführend. Kritisierte, daß er wenig Zeit für sie gehabt hatte. Die Arbeit sei ihm wichtiger gewesen. Arbeit, fand sie, werde vorgeschützt, um Kontakt zu vermeiden.

Die Katze störte. Mir schien, daß ich nur die Hälfte mitbekam, weil mir die Katze in der Durchreiche die Sicht versperrte. Ich griff einen Farbstift vom Tisch, rollte ihn in die Zimmerecke, und die Katze sprang von ihrem Podest und fing ihn ein, legte sich mit ihm auf den Rücken, biß in die Kappe und zerkratzte ihn mit allen vier Pfoten zugleich.

Eifersucht, sagte meine Schwester, Zufälle, sagte sie, planlos, sagte sie, instabil. Er habe niemals von mir gesprochen, behauptete sie, wie er ohnehin nicht geschwätzig gewesen sei; allerdings unberechenbar, so daß sie sich auf eine Verabredung niemals habe verlassen können; allerdings von einer eskalierenden Überempfindlichkeit, so daß er Kontakte mehr und mehr mied; allerdings mit einem Ignoranzpotential begabt, dem sie nichts entgegenzusetzen gewußt habe als eine immer mechanischere Innigkeit.

Dann sah ich durch den Rahmen der Durchreiche zu, wie Mila eine Frucht vielfach anritzte und Kaffeebohnen in die Schnitte steckte, rundherum Kaffeebohnen, dazu eine einzige Gewürznelke. Die Hand mit der Pomeranze senkte sich in ein Einmachglas, Schnaps strömte von oben ein, die Hand indes zog sich zurück, verschloß den Deckel. Die gespickte Kugel drehte sich ehrfurchtgebietend in der Flüssigkeit, führte embryonale Bewegungen aus, bis sie die richtige Position erreicht, die Schwere nach unten gerichtet hatte. Mehrere Monate mußte die Orange so schweben oder schwimmen, mehrere Monate durfte man sie betrachten und verehren, dann konnte man den Likör abseihen und in Flaschen füllen.

Gemeinsames Theoretisieren: Er habe seinem verstorbenen Vater näherkommen wollen; er habe sich von uns, die wir in den Osten gezogen sind, verlassen gefühlt; er habe eine kapitalistische, also unerfüllbare Sehnsucht gepflegt; seine Utopie sei mit der Wende kollabiert; er habe dem Druck nicht mehr standgehalten; er habe das Gefühl gehabt, seine Mutter zu betrügen; seine Begabung am Lauf der Welt scheitern sehen.

An den Wohnzimmerwänden hingen Zeichnungen von Formsteinen aus Beton. Es war derselbe Sichtbeton, der auch draußen den Wohnblock schmückte. Wenn ich zu Mila ging, kam ich auf dem Weg vom Parkplatz an einer freistehenden Wand aus diesen plastisch-dekorativen Struktursteinen vorbei, ein stilisiertes Wellenornament, das, unterschiedlich zusammengesetzt, wirbelnde Räder oder futuristische Wolkenhimmel ergab. Mila hatte sich auf die eine Grundform beschränkt und verschiedene Anordnungen ausprobiert, hatte alle Elemente gleich ausgerichtet, Serien mit der gelegentlichen Abweichung einer halben Drehung konstruiert, auch völlige Willkür walten lassen und wild kombiniert, wenngleich unter Beibehaltung der Lückenlosigkeit.

Sie war fasziniert von der Kunst am Bau, speziell von den Wand- und Giebelelementen und den durchbrochenen Verbindungsschürzen. Sie interessierte sich dafür, mit welchen Mitteln ein billiger Baukörper kostengünstig verhüllt worden war.

Auf ihrem Arbeitstisch lagen einige eigene Entwürfe ausgebreitet. Sie zeichnete ihre Modelle in die Länge gezogen, elegant, gotisch. Sie ähnelten ihr in Figur und Habitus und waren in teils strenge, teils mächtig sich aufstauende Kostüme gehüllt. Die humanoiden Gestalten trugen die Köpfe von Blaumeisen, Mardern und Hirschkühen. Seit meine Schwester im Kindergarten unsere Familie mit Tiergesichtern gezeichnet hatte, pflegte sie die Ikonographie der Heraldik, der Evangelistendarstellung (geflügelte Löwen, Stiere und Adler), des Comicstrip. Ich erinnerte mich an eine Serie aus ihrer Studienzeit, auf der ein gutgekleideter Geier mit einer vornehm zurechtgemachten Perserkatze kämpfte. Hier und da schaltete sich ein Braunbär ein, trat ein Wiesel vor. Mehrere Mischwesen hatten zwei Köpfe. Man erkannte einige Kung-Fu-Stellungen, einige herrisch aus den Stoffbahnen vorgereckte Handkanten; die Körper blieben sorgsam von flatternden Falten umhüllt.

Immer traten ihre Modelle animalisch auf, auf Modenschauen ließ sie sie Masken umbinden, was für spektakuläre Effekte sorgte. Sie wollte die Kraft betonen, die ein von ihr kreiertes Kleidungsstück ausstrahlte. Ich persönlich war der Meinung, die Köpfe lenkten vom Kleidungsstück ab. Aber die Öffentlichkeit schien diese Meinung nicht zu teilen, und der Erfolg gab ihr recht.

Jetzt lag eine Reihe von Skizzen vor mir, auf denen ein zunächst nur mit wenigen Strichen angedeutetes Modell einer Anreicherung und Verwandlung unterlag. Es wurde körperlicher, ihm wurde Stoff angetan, weite Ärmel hingen bei dieser Kollektion flügelhaft von den Schultern herab, hierfür würde man viel Material verbrauchen, während die Taille schmal blieb, hoch, breit gegürtet. Lockere Striche überlagerten sich, wurden wolkig und dichter, ließen ein weites Gewand entstehen, aus dem ein Kopf ragte, der immer schwanenhafter wurde, eine zum S gebogene Linie erst, dann ein Singschwan, dann ein Höckerschwan.

Meine Schwester hatte diese Zeichnungen mit Spruchbändern versehen, die den Modellkleidern jeweils ein Motto gaben. Dominium generosa recusat — Die Stolze verweigert sich dem Herrn. Fluctuat nec mergitur — Sie mag schwanken, aber sie geht nicht unter. Cor ad cor loquitur — Das Herz spricht zum Herzen. Omnia vincit Amor — Alles besiegt die Liebe.

Ich hatte immer vermieden, aus solchen Darstellungen meine Schlüsse zu ziehen. Ich hatte immer vermieden, meine Schwester zu analysieren. Jetzt aber sah ich mich praktisch gezwungen, diese Modezeichnungen als Psychotest zu betrachten.

Beim Tierzeichnungstest handelt es sich um ein projektives Verfahren, dessen Ergebnisse in höchstem Maße zweifelhaft sind. Die Zeichnungen sind nicht objektiv, sie sind nicht vergleichbar, und eine Deutung ist nicht zuverlässig. Aber sie besitzen einen tiefenpsychologischen Charme, der allen anderen Testverfahren mangelt, sie regen die Phantasie an, führen zu größerer Einfühlung in den Probanden und, größter Kunstfehler, sie verfestigen vage Vorstellungen zur Realität schwarz auf weiß.

Unser Leben besteht aus Gerüchten, die wir über uns selbst erzählen, aus Andeutungen und Berichten anderer, aus Versuchen, die vielen Möglichkeiten, die wir für uns vorgesehen haben, wenigstens das eine Mal in eine unhintergehbare Handlung zu verwandeln. Wir hören ein ständiges Raunen, ein Einflüstern, das uns trösten möchte, uns Vorgänge vorspiegelt, uns glauben macht, es gäbe die Vergangenheit und die Zukunft, ein unaufhörliches Flüstern, das sagt, wer wir sind.

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